Dienstag, 23. Juli 2013

Was Ehe nicht bindet

Chagall - arabische Nächte
Hier schreibt ein Laie (weil unverheiratet).

Das Sakrament der Ehe hat mich immer schon mit besonderer Verwunderung erfüllt. Kein bisschen weniger als der Zölibat hat es mich fasziniert und geschockt. Man muss sich das mal vorstellen: Im grunde versprechen da zwei Menschen nicht nur einander die Treue, sondern sie versprechen auch, dass zwei ihnen völlig unbekannte Menschen einander die Treue halten werden. Denn keiner der beiden, die im Moment der Eheschließung vor dem Altar stehen, weiß, wie er/sie selbst sich und wie sich sein/ihr Gegenüber entwickeln wird. Denn diese Treue muss ja selbst dann noch gelten, wenn sie sich beide in unvorhersehbarer Weise verändern sollten. Unvorstellbar.

Zudem macht es uns die heutige Gesellschaft und Lebenssituation auch nicht eben einfacher. Menschen die heute heiraten, stehen vor sehr viel größeren Herausforderungen, als frühere Generationen. Zum einen natürlich in dem allbekannten Sinne jenes Klageliedes, demzufolge die menschgemachte Umwelt unwahrscheinlich übersexualisiert ist und sowohl Mann als auch Frau ständig mit (v.a. sexuellen) Reizen regelrecht bombardiert werden, die in ihrer Quantität wie in ihrer Qualität für frühere Generationen nicht einmal vorstellbar waren. Gerade Männer, die biologisch bedingt nunmal auf bestimmte (v.a. optische) Reize anspringen, hatten in früheren Zeiten ziemlich milde Bedingungen. Was uns Männern heutzutage an "Objekten des Begehrens" tagtäglich in Bild und Fleisch vor die Augen kommt, wäre für eine mittelalterlichen Mann schlicht eine Überforderung gewesen. Das Positive ist, dass nicht zuletzt dank "Schönheits"chirurgie und Photoshop diese spezifischen Reize inzwischen oft so sehr potenziert werden, dass sie immer häufiger nur noch groteskt und abstoßend wirken, keineswegs mehr erotisch und anziehend.

Neben diesem alten Klagelied, sind die Bedingungen für ehelische Treue aber noch durch eigentlich positive Entwicklungen krass verschärft. Etwas so alltägliches wie die dramatische gestiegene Lebenserwartung darf man hier nicht unterschätzen: War man in früheren Generationen in den meisten Fällen wenn es hochkam 20 Jahre lang verheiratet, weil dann der Tod eines Beteiligten Einzug hielt, lebt man heute nach der Eheschließung oft sehr viel länger. Die Treue muss sich also sehr viel länger "halten"... denn auch nach 30 Jahren können Ehen durchaus noch scheitern.
Außerdem ist heute ein früher durchaus zentraler Aspekt weggefallen, der sehr häufig überhaupt als der Grund für eine Eheschließung galt: der finanzielle und der Sicherheitsaspekt. Diese Abhängigkeit (v.a. der Frau vom Mann) fehlt heute. Das "Zusammenbleiben" muss anders begründet werden.

Eine romantische "Heirat aus Liebe" ist ja bekanntlich nun ein recht modernes Phänomen. Und selbst das wird heute meist falsch verstanden. Man verwechselt Liebe mit Verliebtsein und guckt dann in die Röhre...

to be continued...

3 Kommentare:

  1. Klingt ja fast ein wenig danach, als ob bald das Lob diverser Memoranden und Diözesanversabblungen gesungen werden wird ... Ich bin gespannt ...

    Manch weibliches Aufbrezeln hat aber in der Tat den Vorteil, daß es eher abschreckt - gewiß nicht der wichtigste, aber ein sehr praktischer Grund mehr, zum Beispiel von Bordellbesuchen eher abzusehen ... ;-)

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  2. Ihr Lieben scheint ja tatsächlich von den Verhältnissen in einer christlichen Ehe (die wir führen) mehr als unbeleckt zu sein.
    Das Entscheidende liegt anderswo:
    Dieser Partner, den ich heirate, hat gute Chancen, mir noch in den nächsten 40 oder 50 Jahren auf den Wecker zu gehen, wenn ich nicht beizeiten übe, wie ich sie oder ihn nehme, wie er ist.
    Alles andere ist schmückendes Beiwerk.

    Doch wie ich das übe, liegt am meinem/seinen Verhältnis zu unserem Herrn:
    Hier öffnet sich die Heilige Dreifaltigkeit in Beziehung. Ebenso ist die Ehe für eine dritte Person, das Kind, offen.
    Die Wenigsten wissen, das eine christliche Ehe, redlich gelebt, mehr einem Trainingslager für Sonderkampftruppen als einem beständigen Wolkenkuckucksheim gleicht. Ponyhof ist auf einem anderen Stern. Vergleichbar ist für mich höchstens die Existenz in einem kontemplativen Klausurorden.
    Paulus hilft: "Ertragt einander in Liebe!"

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