Sonntag, 31. August 2014

Unbequeme Wahrheit: Das "Konzil der Medien"

 
»Du hast mich betört, o Herr, und ich ließ mich betören; du hast mich gepackt und überwältigt. Zum Gespött bin ich geworden den ganzen Tag, ein jeder verhöhnt mich. Ja, sooft ich rede, muß ich schreien, «Gewalt und Unterdrückung!» muß ich rufen. Denn das Wort des Herrn bringt mir den ganzen Tag nur Spott und Hohn.
Sagte ich aber: Ich will nicht mehr an ihn denken und nicht mehr in seinem Namen sprechen!, so war es mir, als brenne in meinem Herzen ein Feuer, eingeschlossen in meinem Innern. Ich quälte mich, es auszuhalten, und konnte nicht.«
(Jer 20,7-9]

»Es gab das Konzil der Väter – das wahre Konzil –, aber es gab auch das Konzil der Medien. Es war fast ein Konzil für sich, und die Welt hat das Konzil durch diese, durch die Medien wahrgenommen. Das Konzil, das mit unmittelbarer Wirkung beim Volk angekommen ist, war also das der Medien, nicht das der Väter. Und während das Konzil der Väter sich innerhalb des Glaubens vollzog, ein Konzil des Glaubens war, der den "intellectus" sucht, der versucht, einander zu verstehen und die Zeichen Gottes in jenem Augenblick zu verstehen, der versucht, auf die Herausforderung Gottes in jenem Augenblick zu antworten und im Wort Gottes das Wort für heute und morgen zu finden, während das ganze Konzil sich also, wie gesagt, innerhalb des Glaubens bewegte, als "fides quaerens intellectum", entfaltete sich das Konzil der Journalisten natürlich nicht im Glauben, sondern in den Kategorien der heutigen Medien, also außerhalb des Glaubens, mit einer anderen Hermeneutik.
Es war eine politische Hermeneutik: Für die Medien war das Konzil ein politischer Kampf, ein Machtkampf zwischen verschiedenen Strömungen in der Kirche. Selbstverständlich haben die Medien für jene Seite Partei ergriffen, die ihnen zu ihrer Welt am besten zu passen schien. Es gab jene, die die Dezentralisation der Kirche suchten, die Macht für die Bischöfe und dann – durch das Wort "Volk Gottes" – die Macht des Volkes, der Laien. Es gab diese dreifache Frage: die Macht des Papstes, dann übertragen auf die Macht der Bischöfe und die Macht aller, die Volkssouveränität.
Natürlich war das für sie die Seite, die es gutzuheißen, zu befürworten, zu fördern galt. Und so war es auch für die Liturgie: Man war nicht interessiert an der Liturgie als Glaubensakt, sondern als etwas, wo verständliche Dinge getan werden, ein Handeln der Gemeinschaft, etwas Profanes. Und bekanntlich gab es eine auch geschichtlich begründete Tendenz, zu sagen: Sakralität ist etwas Heidnisches oder gegebenenfalls etwas Alttestamentarisches. Für das Neue gilt nur, daß Christus "außerhalb" gestorben ist: also vor den Toren, in der profanen Welt. Mit der Sakralität muß also Schluß sein, auch der Kult muß profan werden: Der Kult ist kein Kult, sondern ein gemeinschaftlicher Akt, an dem alle zusammen teilnehmen, und so auch Teilnahme als aktives Handeln. Diese Übertragungen, Banalisierungen der Idee des Konzils schlugen sich in der praktischen Anwendung der Liturgiereform heftig nieder; sie waren aus einer Sichtweise des Konzils hervorgegangen, die außerhalb seines Interpretationsschlüssels, des Glaubens, lag. Und so auch in der Frage der Schrift: Die Schrift ist ein historisches Buch, das historisch behandelt werden muß, und nichts anderes, und so weiter.
Wir wissen, daß dieses Konzil der Medien allen zugänglich war. Es war also das vorherrschende, das sich stärker ausgewirkt und viel Unheil, viele Probleme, wirklich viel Elend herbeigeführt hat: geschlossene Seminare, geschlossene Klöster, banalisierte Liturgie… und das wahre Konzil hatte Schwierigkeiten, umgesetzt, verwirklicht zu werden; das virtuelle Konzil war stärker als das wirkliche Konzil. Aber die wirkliche Kraft des Konzils war gegenwärtig und setzt sich allmählich immer mehr durch und wird zur wahren Kraft, die dann auch wahre Reform, wahre Erneuerung der Kirche ist.
Mir scheint, daß wir 50 Jahre nach dem Konzil sehen, wie das virtuelle Konzil zerbricht, sich verliert und das wahre Konzil mit all seiner geistlichen Kraft zum Vorschein kommt. Und unsere Aufgabe ist es, gerade jetzt im Jahr des Glaubens, vom Jahr des Glaubens ausgehend daran zu arbeiten, daß sich das wahre Konzil mit seiner Kraft des Heiligen Geistes verwirklicht und die Kirche wirklich erneuert wird.«
(Papst Benedikt XVI., an den Klerus des Bistums Rom, 05.03.2013)

»Angesichts des Erbarmens Gottes ermahne ich euch, meine Brüder, euch selbst als lebendiges und heiliges Opfer darzubringen, das Gott gefällt; das ist für euch der wahre und angemessene Gottesdienst.
Gleicht euch nicht dieser Welt an, sondern wandelt euch und erneuert euer Denken, damit ihr prüfen und erkennen könnt, was der Wille Gottes ist: was ihm gefällt, was gut und vollkommen ist.«
(Röm 12,1-2)

Samstag, 30. August 2014

Der selige Ildefons Schuster

Abt Ildefons
Alfredo Ildefonso Kardinal Schuster OSB (oder kurz und eingedeutscht: Ildefons Schuster) starb heute vor 60 Jahren, am 30. August 1954 im Alter von 74. Er war seit 1929 Erzbischof von Mailand und zuvor Abt von St. Paul in Rom. Sein Nachfolger in Mailand, Bischof Montini, der spätere Papst Paul VI., leitete für Schuster bereits drei Jahre nach dessen Tod ein Seligsprechungsverfahren ein, das 1996 mit der Seligsprechung durch Johannes Paul II. endete. Sein Gedenktag ist heute, am 30. August, sein Körper ruht im Dom in Mailand in einem gläsernen Schrein unter einem der Seitenaltäre.

Schuster leitete seine Diözese in den schweren Jahren des Weltkrieges mit großer Weisheit, nie seinen "Posten" verlassend, und legte besonderen Wert auf den direkten Kontakt mit den Gläubigen: Er machte so viele Pastoralbesuche, dass man seriös schätzt, er habe während seiner 25-jährigen Amtszeit jede Pfarrei fünf Mal besucht (bei entlegeneren Orten auch per Esel). Er verfasste  unzählige Hirtenschreiben an den Klerus und die Gläubigen seiner Diözese, die sich auch besonders mit der Liturgie befassten. In jeder Hinsicht ein Vorbild für unsere Bischöfe heute! Leider ist Ildefons Schuster heute in Vergessenheit geraten - selbst unter den "Konservativen" kennt man den Namen i.d.R. nicht.

Diese Vergessenheit gilt leider auch für sein literarisches Opus magnum: Das zehn Bände umfassende "Liber Sacramentorum", das "Geschichtliche und liturgische Studien über das römische Meßbuch" enthält (Bd. 10 ist ein nachträglich erschienener Registerband). Das Werk mit seinen gut 2500 Seiten ist in viele Sprachen übersetzt worden und wurde zwischen 1929 und 1932 von Pustet in Regensburg auf Deutsch herausgegeben (auch in einer Ausgabe die alle zehn Bände in vier Büchern versammelt).

Es werden in diesem Werk nicht nur die liturgischen Texte, die Festgeheimnisse und die Gestalten der jeweiligen Heiligen kommentiert und betrachtet (wie das anderswo, etwa von Pius Parsch oder Aemiliana Löhr sehr gut getan wurde), sondern gewissermaßen kulturhistorisch und auch archäologisch das die Liturgie in Rom (und darüber hinaus) betreffende und umgebende Leben erzählt, wie sich etwa ein Fest entwickelt hat, wie es begangen wurde und natürlich wie die Liturgie und ihre Texte zu ihrer (zu Schusters Zeit) gegenwärtigen Gestalt gelangten. Wer z.B. wissen will, wie das Fest Maria Himmelfahrt im 11. Jahrhundert in Rom gefeiert wurde oder warum das in Rom Verehrte "Haupt des Johannes" nicht das Haupt Johannes des Täufers ist, findet in diesem Werk reichlich Material. Dass das Werk sehr auf Rom fokussiert ist liegt in der Natur der Sache.

Der Autor über Ursprung und Ziel seines "Liber Sacramentorum":
»Vorliegendes Buch enthält die Konferenzen, die ich in einem kleinen Kreis von Studenten der päpstlichen Institute Scuola superiore di musica sacra und Instituto Orientale in Rom gehalten habe.
[...]
Das römische Meßbuch ist das erhabenste und bedeutendste Werk der kirchlichen Literatur, der wahrheitsgetreue Spiegel des Lebens der Kirche, das heilige Lied, an dessen Vollendung "Himmel und Erde mitgewirkt haben".
Auf den folgenden Seiten möchte ich kurze geschichtliche und archäologische Erläuterungen zu diesem Buche geben, an den wichtigsten Stellen die kirchliche Lehre darlegen und seine künstlerische und mystische Schönheit vor Augen führen.«

Wie Schuster bemerkt, ist das Werk ein Fragment, das wohl nur gut ein Drittel dessen umfasst, was er eigentlich gerne ausgeführt hätte, wäre er nicht auf den Mailänder Bischofsstuhl berufen worden... er nennt die Blätter "karge Früchte kurzer Stunden" (im italienischen Original noch etwas krasser: taube Frucht von Zeitkrümeln). Aber was für Früchte! 
Etwa 75% des Werkes hangeln sich am liturgischen Kalender entlang, 25% haben eher den Charakter wissenshaftlicher Aufsätze. Das Gesamtwerk ist darum kein im strengen Sinne "wissenschaftliches" Buch, zumal es in den genannten 75% kaum einmal Fußnoten gibt. Aber es bietet nichts desto trotz einen unerschöpflichen Fundus an historischen, liturgischen und geistlichen Inhalten. Vor allem aber spricht aus jeder Seite die große Liebe zur Liturgie, die dieser Selige sein Leben lang hegte und die er gekonnt in seinen Zuhörern und Lesern inspiriert(e).

Beate Ildephonse, ora pro nobis!

Llovera-Verschwörung

Seit vor ein paar Tagen bekannt wurde, dass der bisherige Präfekt der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, Antonio Kardinal Cañizares Llovera, den Vatikan verlässt und den erzbischöflichen Stuhl in Valencia besetzen wird (er ersetzt dort den zugleich nach Madrid berufenen Erzbischof Carlos Osoro Sierra), rumort es auf den Blogs.
Letztlich wird dabei dem Papst unterstellt, er wolle einen unliebsamen "Konservativen" weghaben. So blökt etwa katholisches.info in die Weiten des Netzes (hier) unverhohlen von einer "Absetzung des Präfekten". Der ganze Artikel ist ziemlich ekelhaft.
Hach ist das schön, so eine einfache, klischeehafte, die eigenen Unzufriedenheit bestärkende Antwort zu haben!

Es ist seit mehr als einem Jahr bekannt, dass Kardinal Cañizares Llovera nach Spanien zurückkehren möchte. Diese Tatsache wird nun so umgedeutet, als hätte der Papst ihn bereits kurz nach seiner Wahl absetzen wollen.
Zwar stimmt es, dass zuweilen Leuten ein Wunsch nach Versetzung nahegelegt wird, aber das geschieht in der Regel dann, wenn etwas illegales oder sonstwie problematisches vorgefallen ist; in diesem Fall wäre es aber nur die "liturgische Sensibilität", wie es katholisches.info süffisant nennt, also bloß die Laune des Papstes, die ausschlaggebend ist.
Das ist natürlich furchtbar praktisch für die Verschwörungstheoretiker, aber mir scheint, ihnen ist die Konsequenz ihrer These nicht ganz klar: Wenn das stimmen sollte, dass der Wunsch von Kardinal Cañizares Llovera kein solcher ist, sondern er vom Papst aus einer Laune heraus dazu gezwungen wurde, dann haben wir im Vatikan einen ziemlich verlogenen Haufen vor uns. Dann wäre der Papst seit seiner Wahl ziemlich gezielt auf Menschenjagd gewesen und hätte fast schon augenblicklich Kandidaten für den Rauswurf identifiziert und auch bereits über ihr unabwendliches Schicksal informiert: "Du kannst schonmal deine Koffer packen, jetzt bin ich am Hebel!" (Vgl. hier)

Was bei alledem völlig außer Acht gelassen wird ist, was diese personellen Verschiebungen für Spanien bedeuten. Ist schonmal jemand auf den Gedanken gekommen, dass es der Kirche in Spanien gut tun könnte, so einen fähigen und gütigen Mann an so entscheidender Stelle bei sich zu haben? Die spanische Bischofskonferenz ist nämlich schon seit einer Weile dabei, sich selbst zu erneuern und umzumodeln. Es entgeht den gehässigen Kommentatoren auch die Person des designierten Madrider Erzbischofs Osoro Sierra, der nämlich als "aufgehender Stern" unter den spanischen Bischöfen durchaus "konservativ" gilt, und dessen Berufung nach Madrid dementsprechend von großer Bedeutung ist. Mit Cañizares Llovera in Valencia bekommt die Kirche in Spanien zudem eine wichtige Stütze in der Weltkirche.

Diese Bemühungen, dem Papst eine egozentrische Agenda zu unterstellen der jeder zum Opfer fällt, der ihm nicht in den ihm unterstellten Kram passt, funktioniert natürlich nur mit einer überaus krass selektiven Wahrnehmung. Die einzige wirkliche Information, die aus solchen Beiträgen (etwa dem oben verlinkten auf kathlisches.info) zu entnehmen ist, ist die Geisteshaltung des Autors. Ihn interessiert weder die Kirche in Spanien noch der Mensch Cañizares Llovera (der nun in sein Heimatbistum zurückkehrt), noch der Papst. Ihn interessiert nur sein heiß geliebtes Steckenpferd und die panische Angst, man könnte es ihm wegnehmen oder irgendwie madig machen.
Achja: Es steht dem Papst übrigens frei, die Personalien des Vatikans zu regeln wie es ihm beliebt. Vielleicht sollte man auch einfach mal abwarten, wer Nachfolger von Cañizares Llovera wird.

Was, wenn der Kardinal tatsächlich einfach gern in seinem Heimat zurückkehren und lieber wieder in der Seelsorge tätig sein will? Was, wenn in seiner Person der spanischen Kirche einer ihrer Söhne zurückgegeben und durch ein langes fruchtbares Wirken zum Geschenk wird? Was, wenn der Papst nicht der Buh-Mann ist?

Freitag, 29. August 2014

Vergesst Syrien nicht!

»Almost half of all Syrians have now been forced to abandon their homes and flee for their lives. One in every eight Syrians has fled across the border, fully a million people more than a year ago. A further 6.5 million are displaced within Syria. Over half of those uprooted are children.«
(Der UNHCR heute in einer Pressemitteilung, hier)

Donnerstag, 28. August 2014

Liebe und tu, was du willst!

»Liebe Brüder, wir wollen einander lieben; denn die Liebe ist aus Gott und jeder, der liebt, stammt von Gott und erkennt Gott.« (1Joh 4,7)

Hört, was wir euch einschärfen wollen: dass die Taten der Menschen sich (in ihrem Wert) nur von der Wurzel der Liebe her unterscheiden. Denn gar manche Tat scheint nach außen hin gut und geht doch nicht aus der Wurzel der Liebe hervor. Auch der Dornbusch trägt Blüten; manches aber scheint hart, unfreundlich; aber es geschieht zur Zucht unter dem Gebot der Liebe. Ein für alle Mal schreibt dir darum ein kurzes Gebot vor: Liebe und tu, was du willst! Schweigst du, so schweig aus Liebe; redest du, so rede aus Liebe; rügst du, so rüge aus Liebe; schonst du, so schone aus Liebe: die Wurzel der Liebe sei in deinem Innern! Aus dieser Wurzel kann nur Gutes erblühen.
(Augustinus, Predigten über den 1. Johannesbrief, Tr. 7, 8)

Mittwoch, 20. August 2014

Gebet angesichts der Verfolgung


Allgütiger Gott,
Wir bitten Dich für unsere Brüder und Schwestern,
die wegen ihres Glaubens verfolgt und getötet werden:
Gib ihnen Kraft, damit sie in ihrer Bedrängnis
die Hoffnung nicht verlieren. Öffne Wege, damit sie leben können.

Wir bitten Dich auch für die Verfolger:
Öffne ihr Herz für das Leid, das sie anderen antun,
und für Deine Gnade, die uns Menschen allein bekehren kann.

Wir bitten Dich für alle, die aus religiösen, politischen
oder rassistischen Gründen verfolgt werden:
Sieh auf das Unrecht, das ihnen widerfährt
und schenke ihnen Deine Nähe.

Wir bitten Dich für die Kirche:
Stärke unseren Glauben durch das Zeugnis
unserer bedrängten Brüder und Schwestern.
Mach uns empfindsam für die Not aller Unterdrückten
und entschieden im Einsatz gegen jedes Unrecht.

Wir bitten für alle, die mit dem Opfer ihres Lebens
Zeugnis für Dich abgelegt haben:
Lass sie Deine Herrlichkeit schauen.

Gott unser Vater,
im Gebet tragen wir das Leiden der Verfolgten vor Dich
und die Klage derer, denen die Sprache genommen wurde.
Wir vertrauen auf Dein Erbarmen und breisen Deine Güte
durch Christus unseren Herrn und Gott. Amen.

Freitag, 15. August 2014

in den Himmeln

O welch herrliches Licht strahlst du hernieder,
Kind, dem Königsgeschlecht Davids entsprossen,
Die erhaben du thronst, Jungfrau Maria,
Über Dunkel und Dunst hoch in den Himmeln.


Du hast, Mutter, dem Herrn englischer Heerschar
Mit jungfräulicher Scham, Keusche, die Stätte
Deiner heiligen Brust freundlich bereitet:
Und im Fleische ward Gott, Christus geboren,


Dem Anbetung und Preis bringen die Welten,
Dem die Knie sich hier demütig beugen,
Von dem unser Gebet, hilfst du uns bitten,
Fleht um Schwinden der Nacht, freuden des Lichtes.


Vater strahlenden Lichts, dieses vergönne
Mit dem eigenen Sohn, Heiligem Geiste,
Der im Glanze mit dir lebt in den Himmeln
Und beherrschend erhält alle Welten.


(Der Hymnus "O quam glorifica luce" des Hucbaldus de Sancto Amando - † 930 -,
der als "Erfinder des Mittelalters auf dem Gebiet der Musik" gilt;
Übersetzung von Friedrich Wolters)

Dienstag, 12. August 2014

Der Löwe brüllt

Die Erklärung des Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog über die Verbrechen, die derzeit im Mittleren Osten geschehen.

The whole world has witnessed with incredulity what is now called the "Restoration of the Caliphate," which had been abolished on October 29, 1923 by Kamal Ataturk, founder of modern Turkey.

Opposition to this "restoration" by the majority of religious institutions and Muslim politicians has not prevented the "Islamic State" jihadists from committing and continuing to commit unspeakable criminal acts.

This Pontifical Council, together with all those engaged in interreligious dialogue, followers of all religions, and all men and women of good will, can only unambiguously denounce and condemn these practices which bring shame on humanity:
  • the massacre of people on the sole basis of their religious affiliation; 
  • the despicable practice of beheading, crucifying and hanging bodies in public places; 
  • the choice imposed on Christians and Yezidis between conversion to Islam, payment of a tax (jizya) or forced exile; 
  • the forced expulsion of tens of thousands of people, including children, elderly, pregnant women and the sick; 
  • the abduction of girls and women belonging to the Yezidi and Christian communities as spoils of war (sabaya); 
  • the imposition of the barbaric practice of infibulation; 
  • the destruction of places of worship and Christian and Muslim burial places; 
  • the forced occupation or desecration of churches and monasteries; 
  • the removal of crucifixes and other Christian religious symbols as well as those of other religious communities; 
  • the destruction of a priceless Christian religious and cultural heritage; 
  • indiscriminate violence aimed at terrorizing people to force them to surrender or flee.

No cause, and certainly no religion, can justify such barbarity. This constitutes an extremely serious offense to humanity and to God who is the Creator, as Pope Francis has often reminded us.

We cannot forget, however, that Christians and Muslims have lived together - it is true with ups and downs - over the centuries, building a culture of peaceful coexistence and civilization of which they are proud. Moreover, it is on this basis that, in recent years, dialogue between Christians and Muslims has continued and intensified.

The dramatic plight of Christians, Yezidis and other religious communities and ethnic minorities in Iraq requires a clear and courageous stance on the part of religious leaders, especially Muslims, as well as those engaged in interreligious dialogue and all people of good will. All must be unanimous in condemning unequivocally these crimes and in denouncing the use of religion to justify them.

If not, what credibility will religions, their followers and their leaders have? What credibility can the interreligious dialogue that we have patiently pursued over recent years have?

Religious leaders are also called to exercise their influence with the authorities to end these crimes, to punish those who commit them and to reestablish the rule of law throughout the land, ensuring the return home of those who have been displaced.

While recalling the need for an ethical management of human societies, these same religious leaders must not fail to stress that the support, funding and arming of terrorism is morally reprehensible.

That said, the Pontifical Council for Interreligious Dialogue is grateful to all those who have already raised their voices to denounce terrorism, especially that which uses religion to justify it.

Let us therefore unite our voices with that of Pope Francis: "May the God of peace stir up in each one of us a genuine desire for dialogue and reconciliation. Violence is never defeated by violence. Violence is defeated by peace.”


PS. In den vergangenen Tagen war auf manchen Seiten/Blogs (die v.a. dem "konservativen" Spektrum angehören) von der Unzufriedenheit zu lesen, über die mangelnde Klarheit vatikanischer Äußerungen zu diesen Vorfällen. Mich hat das auch verwundert. Aber während auf manchen dieser Seiten sogleich recht unhaltbare und substanzlose Spekulationen forciert wurden, der Vatikan (oder der Papst selbst) wolle nicht riskieren, den Muslimen auf den Slips zu treten (was den Schluss nahelegen würde, dass das im Vatikan ein Haufen von blinden und tauben Ignoranten ist), hatte ich die Vermutung, dass die eher ad hoc gemachten Äußerungen - etwa der Pressestelle des Vatikans - darum sehr genau erwogen und der Ball scheinbar niedrig gehalten wurde, weil etwas "Größeres" in Vorbereitung ist. Das ist nach meiner Erfahrung die übliche Vorgehensweise des Vatikans (man denke nur an "Mit brennender Sorge"!): Die Kirche überlegt sehr sorgfältig, wie sie sich zum aktuellen Tagesgeschehen äußert - und sie tut gut daran.
Nun, was ich erwartete, ist jetzt geschehen, und an Klarheit ist es nicht zu überbieten. Deo gratias!

Sonntag, 10. August 2014

Was Gebet ist

Prayer the church's banquet, angel's age,
         God's breath in man returning to his birth,
         The soul in paraphrase, heart in pilgrimage,
The Christian plummet sounding heav'n and earth
Engine against th' Almighty, sinner's tow'r,
         Reversed thunder, Christ-side-piercing spear,
         The six-days world transposing in an hour,
A kind of tune, which all things hear and fear;
Softness, and peace, and joy, and love, and bliss,
         Exalted manna, gladness of the best,
         Heaven in ordinary, man well drest,
The milky way, the bird of Paradise,
         Church-bells beyond the stars heard, the soul's blood,
         The land of spices; something understood.


(George Herbert, Prayer)

Freitag, 8. August 2014

Christen bluten

Zurzeit ist es ruhig hier, weil es zwar viel zu schreiben oder zu kommentieren gäbe, ich das aber angesichts der Zustände nicht kann... Wahrscheinlich erleben wir gerade die größte Christenverfolgung der Geschichte (v.a. im Irak, in Afrika und in China) und niemanden, der die Möglichkeiten hat daran etwas zu ändern, scheint es besonders zu interessieren.
Orate, fratres!

»Und ihr werdet gehasst werden von jedermann um meines Namens willen. Wer aber bis an das Ende beharrt, der wird selig werden.« (Mt 10,22)

Sonntag, 3. August 2014

Verfolgung


Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Not oder Verfolgung, Hunger oder Kälte, Gefahr oder Schwert?
Doch all das überwinden wir durch den, der uns geliebt hat.
Denn ich bin gewiß: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Gewalten der Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn. 

(Röm 8,35.37-39)