Samstag, 31. August 2013

in nur fünfzig Jahren...


Ich bin mir nicht sicher, was ich von dieser Art Volksnähe halten soll... Immerhin ist er der Papst!

Freitag, 30. August 2013

Seid klug!

Das Gleichnis in der heutigen Lesung, was meist als Gleichnis "von den törichten Jungfrauen" bezichnet wird, wie auch das morgige, von den anvertrauten Talenten, gehört zu den Skandal- sowie zu den Gerichtsgleichnissen.
 Es sind Gerichtsgleichnisse, weil es beide Male darum geht, was der Einzelne beim Gericht zu bieten hat. Es sind Skandalgleichnisse (wie auch das vom "ungerechten" oder vielmehr klugen Verwalter; s. hier), weil das Erzählte für unsere Ohren unerhört klingt und ungerechtes oder gar verbrecherisches Verhalten regelrecht gelobt wird: Einmal kommt der Bräutigam selbst offenbar zu spät und sperrt dann die eine Hälfte der jungen Frauen, die er selbst bestellt hat, sein Ehrengeleit zu bilden, aus, schickt sie mitten in der Nacht weg und behauptet gar, sie nicht einmal zu kennen - ein Flegel (so Klaus Berger). Zum anderen gibt der Herr, der die Talente verteilte, selbst zu, ein Herr zu sein der erntet, wo er nicht gesät hat. Ihm reicht es nicht, dass der Knecht immerhin das Geld aufbewahrt (und nicht etwa verschleudert!) hat; er will Zinsen, er will Wucher - ein vorbildicher Kapitalist.
In beiden Fällen ist die Botschaft erschreckend: Wer wenig am Gericht vorzuweisen hat, sei es zu wenig Öl in der Lampe und darum eine Verzögerung (dass sie zu spät kamen, wird nicht gesagt!), sei es, das Anvertraute "nur" bewahrt und nicht vermehrt zu haben, der wird gnadenlos ausgesperrt und hinausgeworfen. Wer wenig hat, dem wird auch noch dieses Wenige genommen werden.

Wie ist das vereinbar mit dem allgütigen, allgnädigen, bedingungslos verzeihenden, mit dem "lieben" Gott der sich gerade denen zuwendet, die wenig haben, die arm und Sünder sind und fern von Ihm?
Gott will immer mehr. Er fordert viel.
Der barmherzige Gott ist damit nicht aufgehoben, er weiß, von wem er was fordert. Der Herr gibt den Knechten je nach ihren Fähigkeiten und alle Frauen hätten die Gelegenheit gehabt, genug Öl dabei zu haben. Gott ist kein Kapitalist und kein Flegel, aber dennoch ist das Christentum keine Kuschelreligion. Man kann, man darf sich nicht zurücklehnen und genügsam aufs Polstermöbel fläzen. Man darf sich erst recht nicht einreden, "Gott wirds schon verzeihen". Gott findet eben nicht jeden Lebensentwurf gleichermaßen gut, bloß weil der Mensch das so möchte. Für ihn ist nicht jedes Tun (etwa dies, das Guthaben zu vergraben) gleich gut, weil wir glauen, das richtige zu tun. So eine Selbstgerechtigkeit kann ernsthafte Konsequenzen haben.
Damit ist nicht gemeint, dass Ruhe und Erholung ausgeschlossen sind. Im Gleichnis mit den jungen Frauen schlafen alle, auch die klugen. Aber diese Ruhe ist nur dann berechtigt, nur dann "sinnvoll", wenn vorgesorgt wurde. Hätten die törichten Frauen nicht geschlafen, hätten sie die Zeit nutzen können, noch Öl zu besorgen.
Zugleich ist es auch oft nicht einfach zu wissen, was Gott eigentlich will... die Knechte die die Talente erheilten, bekamen keine konkrete Handlungsanweisung. Aber alle drei wussten, wie ihr Herr tickt: "ich wusste, dass du ein strenger Mann bist"! Gott paroli zu bieten, seine Gebote als "ungerecht" oder "zeitbedingt" und darum "überholt" zu betrachten, kann sehr gut dazu führen, am Ende gesagt zu bekommen: "Ich kenne euch nicht"...

Das Christsein ist eine unerhörte Herausforderung.

Donnerstag, 29. August 2013

Jesus über Johannes

»Ja, ich sage euch: Ihr habt sogar mehr gesehen als einen Propheten. Er ist der, von dem es in der Schrift heißt: Ich sende meinen Boten vor dir her; er soll den Weg für dich bahnen. Amen, das sage ich euch: Unter allen Menschen hat es keinen größeren gegeben als Johannes den Täufer; doch der Kleinste im Himmelreich ist größer als er. Seit den Tagen Johannes' des Täufers bis heute wird dem Himmelreich Gewalt angetan; die Gewalttätigen reißen es an sich. Denn bis hin zu Johannes haben alle Propheten und das Gesetz (über diese Dinge) geweissagt. Und wenn ihr es gelten lassen wollt: Ja, er ist Elija, der wiederkommen soll. Wer Ohren hat, der höre! Mit wem soll ich diese Generation vergleichen? Sie gleicht Kindern, die auf dem Marktplatz sitzen und anderen Kindern zurufen: Wir haben für euch auf der Flöte (Hochzeitslieder) gespielt, und ihr habt nicht getanzt; wir haben Klagelieder gesungen und ihr habt euch nicht an die Brust geschlagen. Johannes ist gekommen, er isst nicht und trinkt nicht und sie sagen: Er ist von einem Dämon besessen. Der Menschensohn ist gekommen, er isst und trinkt; darauf sagen sie: Dieser Fresser und Säufer, dieser Freund der Zöllner und Sünder! Und doch hat die Weisheit durch die Taten, die sie bewirkt hat, recht bekommen.«

(Mt 11,9b-19)

Mittwoch, 28. August 2013

Limburger antikirchliches Gezeter

Was da grad in Limburg abgeht ekelt mich an.
Ich habe keine Ahnung, ob Bischof Franz-Peter was falsch gemacht hat oder nicht. Ich weiß nicht, wie berechtigt die Vorwürfe sind. Und es ist mir auch herzlich egal. Auch die mediale Hatz ist mir ziemlich wurst (der Kreuzknape bietet hier einen guten Überblick)... daran soll sich ergötzen wer will, mir ist das zu blöd und zu grell, die Manipulation ist ja nichtmal subtil!

Eines ist mir aber klar zuwider: Was da von manchen Klerikern (klick) gespielt wird ist ein ganz widerlicher Schauprozess, dessen Opfer letztlich die Gemeinschaft der Gläubigen ist. Es ist unerträglich, wenn Priester die Hl. Messe missbrauchen, um gegen den Bischof zu wettern und auch noch Applaus ernten. Ich frage mich, ob bzw. wie dort bei der Feier der Eucharistie noch gebetet werden konnte "In Gemeinschaft mit... unserem Bischof..."?

Im Anschluss an Bruder Paulus Terwitte (hier): Das ganze ist ein Prozess im Konjunktiv. Der Bischof habe dies oder jenes getan, dies oder jenes soll passiert sein. Nichts genaues weiß man nicht, aber das reicht offenbar für manche Priester aus, um den eigenen Bischof im Allerheiligsten zu lünchen. Vom Bruch ihres Versprechens, dass sie bei ihrer Weihe gegeben haben, ganz zu schweigen... aber das ist ja im deutschen Klerus eh inzwischen Salongfähig geworden. Schrecklich!
Ich habe das Gefühl, diese Leute sehen in ihrem Bischof nichts weiter als was sie in einem Oberbürgermeister oder Minister sehen... Wenn die Gerüchte köcheln, ereifert man sich, sie weiter am Köcheln zu halten um selbst Präsenz zu zeigen und, wenn einem der Betroffene besonders ungelegen ist, zu nutzen für eine Kampange. Und die Hl. Messe erscheint gerade gut genug als Forum für Politikerbashing.
Die hier agierenden Priester sollten sich schämen!

SPON zitiert einen Beteiligten: "Loyalität gebührt dem Evangelium und nicht Bischöfen oder sonstigen Amtsträgern." 
Aha. Soso.
"Gehorcht euren Vorstehern und ordnet euch ihnen unter, denn sie wachen über euch und müssen Rechenschaft darüber ablegen" (Hebr 13,17).  
Das Zweite Vatikanische Konzil über "Gehorsam": klick.

Natürlich: Ich nehme hier auf diesem Blog zwar auch zuweilen meinen Bischof aufs Korn, aber 1. bin ich kein Priester, 2. tue ich es als Privatmensch und nehme dafür nicht meinen (nicht existenten) Einfluss zuhilfe, 3. tue ich es nicht in oder vor der Kirche oder gar während einer Hl. Messe, 4. fordere ich nicht die Entfernung des Bischofs (ich warte auf die amtliche bzw. biologische Lösung) und 5. stütze ich mich nicht auf irgendwelche medialen Konjunktive, sondern kritisiere durchaus konkrete Äußerungen, die ich nicht selten aus nächter Nähe mitbekomme (etwa in Hirtenbriefen, an Diözesanversammlungen, Interviews etc.).

So kann man freilich auch eine Diözese zugrunde richten. Ich frage mich bei soetwas immer, welches Kirchenbild wohl dahinter steht... In diesem Fall wendet sich wohl dieses ganze Getue im Kern gegen die hierarchische ("verkommene") Struktur der Kirche (siehe dazu: hier) und damit letztlich gegen die Kirche selbst.
Ist das die Charmeoffensive, die Priesterberufungen wecken soll? "Werde Priester, dann darfst du ungestraft deinen Bischof nieder machen!"?

Dienstag, 27. August 2013

Augustinus an die Ehemänner

»Wenn ihr also, Brüder, den Herrn sagen hört: "Wo ich bin, da wird auch mein Diener sein", dann sollt ihr nicht bloß an gute Bischöfe und Kleriker denken. Auch ihr sollt in eurer Weise Christus dienen durch ein gutes Leben, durch Spendung von Almosen, durch Verkündigung seines Namens und seiner Lehre, wo ihr könnt, damit auch jeder Familienvater auf diesen Namen hin erkenne, daß er seiner Familie väterliche Liebe schulde. Um Christi und des ewigen Lebens willen warne, belehre, ermahne, tadle er all die Seinigen; er erweise Wohlwollen, übe Zucht: so wird er in seinem Hause ein kirchliches und gewissermaßen bischöfliches Amt erfüllen, indem er Christus dient, um ewig bei ihm zu sein. Denn auch jene höchste Dienstleistung des Leidens haben viele aus eurer Zahl vollzogen; viele, die nicht Bischöfe oder Kleriker waren, Jünglinge und Jungfrauen, Alte und Junge, viele Ehemänner und Ehefrauen, viele Hausväter und Hausmütter haben im Dienste Christi sogar ihr Leben im Zeugentode für ihn dahingegeben und von dem sie ehrenden Vater die herrlichsten Kronen empfangen.« 

(Augustinus, Betrachtungen zum Johannesevangelium 51,13)

US Kardinäle kritisieren den Papst?

Ende letzter Woche gab katholisches.info wiedermal einen kleinen Aufreger zum Besten. Dort heißt es (klick):
»aus den USA kommt nun erste direkte und erstaunlich harte Kritik an Papst Franziskus. Ausdruck fand sie in Interviews des Erzbischofs von New York und Vorsitzenden der amerikanischen Bischofskonferenz Timothy Kardinal Dolan und des Erzbischofs von Philadelphia, Charles Chaput. Kardinal Dolan spricht von einem „Mangel an Manager- und Führungsqualität“, Kardinal Chaput von einer gewissen Unzufriedenheit über die Wahl von Kardinal Bergoglio zum Papst in glaubenstreuen Kirchenkreisen.«

Witzig. Was seine Eminenz wirklich gesagt hat (hier nachzulesen):
»We also wanted someone with good managerial skills and leadership skills, and so far that hasn't been as obvious. It's a little bit of a surprise that he hasn't played his hand on that front yet. However, I think that's part of his strategy. He knows that the things we talked about a moment ago are more important because, in many ways, impression is reality. Having created this extraordinarily appealing impression -- which, by the way, is very genuine -- that he's a man of simplicity, holiness and simplicity will make it easier to do other things down the line. I think that was his first goal, and he's done it.
I would expect that after the summer lull, we'll see some more signs of management changes.«

Von der von katholisches.info behaupteten Kritik des New Yorker Kardinals steht da nix...
Zu dem was Eminenz Chaput aus Philadelphia sagte (siehe hier): 
»I would think that by virtue of his office, he'll be required to make decisions that won't be pleasing to everybody. This is already true of the right wing of the church. They generally have not been really happy about his election, from what I've been able to read and to understand. He'll have to care for them, too, so it will be interesting to see how all this works out in the long run.«

Auch das ist keine Kritik am Papst, sondern bloß eine Feststellung (was im Grunde auch bei katholisches.info schon stand... was sie nicht hindert, es als "Kritik am Papst" zu verkaufen). Eine gewisse Ironie ist es, dass gerade katholsiches.info der beste Beweis dafür ist, dass diese Feststellung leider häufig der Realität entspricht. Darüberhinaus beweist dieselbe Seite auch, mit welch haarsträubenden Methoden daran gearbeitet wird, damit genau diese Unzufriedenheit bleibt und gedeiht (z.B. hierhier und hier)!

Die tägliche Hl. Messe... auch ohne Volk!

Vor einigen Tagen erschien ein Schreiben der Kongregation für den Klerus über die tägliche Feier der hl. Messe. Ich hatte das Thema vor eineinhalb Jahren (hier) mal angesprochen. Nun gibt es also auch aus Rom entsprechende Impulse: "Die tägliche Feier der Heiligen Messe auch in Abwesenheit von Gläubigen" (hier zu finden). Es sei im ganzem zitiert, weil es so ein wertvoller Text ist:


Wir wissen sehr wohl, dass es in letzter Zeit immer wieder Priester gibt, die das so genannte „Messe-Fasten“ einhalten, das darin besteht, werktags, ab und zu, manchmal sogar jede Woche, die heilige Messe nicht zu zelebrieren, sie somit auch den Gläubigen vorenthaltend. In manchen Fällen ist der Priester der Ansicht, vor allem wenn er nicht auch direkt mit Seelsorge beauftragt ist, dass das tägliche Feiern der Messe nicht notwendig sei, wenn er sie nicht für eine Gemeinschaft zelebrieren kann. Und dann gibt es auch diejenigen, die der Ansicht sind, dass auch sie, in der Zeit ihrer wohlverdienten Ferien, das Recht haben „nicht zu arbeiten“; deshalb unterbrechen sie das tägliche Zelebrieren der Eucharistie. Was soll man nun davon halten? Fassen wir die Antwort in zwei Punkten zusammen: die Lehren des Magisteriums einerseits und einige theologisch-spirituelle Betrachtungen andererseits.


1. Das Lehramt

Zweifelsohne finden wir in den Lehramts-Dokumenten keine Weisungen hinsichtlich einer zwingenden Pflicht des Priesters, täglich die heilige Messe zu zelebrieren; es ist jedoch ebenso offensichtlich, dass ihm dies nicht nur empfohlen, sondern auch nahegelegt wird. Lassen Sie mich einige Beispiele nennen. Der Kodex des Kanonischen Rechts von 1983 verweist, im Rahmen eines Kanons über die Pflicht der Priester des Strebens nach Heiligkeit, auf Folgendes: «Die Priester sind nachhaltig eingeladen, täglich das eucharistische Opfer darzubringen » (Kan. 276, § 2 n. 2). Auf die tägliche Feier der Eucharistie müssen sie bereits in der Zeit ihrer Ausbildung vorbereitet werden: «Die Feier der Eucharistie hat der Mittelpunkt des ganzen Seminarlebens zu sein, so dass die Alumnen täglich an der Liebe Christi Anteil haben und die geistliche Kraft für ihre apostolische Arbeit und für ihr geistliches Leben vor allem aus dieser reichen Quelle schöpfen.» (Kan. 246 § 1).

Auf diesen letzten Kanon Bezug nehmend, unterstreicht Johannes Paul II. Folgendes: «Es ist daher angemessen, dass die Seminaristen jeden Tag an der Eucharistiefeier teilnehmen, auf dass sie, im weiteren Verlauf des Lebens, die tägliche Feier der Eucharistie als Grundregel ihres Priesterlebens verinnerlichen. Ihre Ausbildung wird sie auch dazu führen, die Feier der Eucharistie als den grundlegendsten Moment ihres Tages zu erachten.» (vgl. Angelus, 01.07.1990, n. 3; kursiv von uns).

Im nachsynodalen Apostolischen Schreiben Sacramentum Caritatis von 2007, hat Benedikt XVI. vor allem daran erinnert, dass «Bischöfe, Priester und Diakone – jeder seinem Grad entsprechend – die Zelebration als ihre Hauptpflicht betrachten müssen.» (Nr. 39). Daraus hat der Heilige Vater die logische Folgerung gezogen:
   
    «Die priesterliche Spiritualität ist von ihrem inneren Wesen her eucharistisch. [...]Den Priestern empfehle ich deshalb „die tägliche Feier der heiligen Messe, auch wenn keine Gläubigen teilnehmen” (Propositio 38 Bischofssynode). Diese Empfehlung steht zunächst in Einklang mit dem objektiv unendlichen Wert jeder Eucharistiefeier und hat überdies seinen Beweggrund in ihrer einzigartigen geistlichen Wirkkraft, denn wenn die heilige Messe mit Aufmerksamkeit und Glauben erlebt wird, ist sie formend im tiefsten Sinn des Wortes, da sie die Gleichgestaltung mit Christus fördert und den Priester in seiner Berufung stärkt.» (Nr. 80)

 Als Nachfolger dieser und weiterer Lehren besagt das Direktorium für Dienst und Leben der Priester, - 2013 von der Kongregation für den Klerus neu herausgegeben - unter Nr. 50, bezüglich der „Mittel für das spirituelle Leben“ der Priester: « Daher ist es für den Priester notwendig, sein Gebetsleben dermaßen zu gestalten, dass es folgendes umfasst: die tägliche Eucharistiefeier mit geeigneter Vorbereitung und anschließender Danksagung».
Diese und weitere Lehren des neueren Magisteriums wurzeln selbstverständlich in den Weisungen des Zweiten Vatikanischen Konzils, das unter Nr.13 des Dekrets Presbyterorum Ordinis  besagt:

«Im Mysterium des eucharistischen Opfers, dessen Darbringung die vornehmliche Aufgabe des Priesters ist, wird beständig das Werk unserer Erlösung vollzogen; darum wird seine tägliche Feier dringend empfohlen; sie ist auch dann, wenn keine Gläubigen dabei sein können, ein Akt Christi und der Kirche».

2. Die wichtigsten Gründe

Allein der Verweis auf diese Weisungen des Lehramtes sollte ausreichen um alle Priester zur täglichen Feier der heiligen Messe zu veranlassen, unabhängig davon ob Gläubige anwesend sind oder nicht. So kurz gefasst wie möglich möchten wir jedoch auch die wichtigsten theologisch-spirituellen Gründe darlegen, die diesbezüglich den Weisungen der Kirche zugrunde liegen. In knappen Verweisen sei Folgendes gesagt.

a) Privilegiertes Instrument zur Heiligkeit des Priesters. Die heilige Messe ist „Quelle und Krönung“ des ganzen priesterlichen Lebens: aus ihr schöpft der Priester die übernatürliche Kraft und nährt den Geist des Glaubens desjenigen, der ihn braucht um sich Christus gleichgestalten zu können und um ihm würdig zu dienen. Wie die Manna, die während der Flucht aus Ägypten jeden Tag gesammelt werden musste, so muss auch der Priester jeden Tag an der Quelle der Gnade trinken, dem Opfer auf dem Golgatha, das sich in jeder heiligen Messe sakramental erneuert. Diese tägliche Feier zu unterlassen - außer im Falle tatsächlicher Unmöglichkeit - bedeutet, sich der wichtigsten Nahrung zu entziehen, die zur eigenen Heiligung und für den apostolischen Dienst in der Kirche erforderlich ist. Es bedeutet auch, das Risiko einer Art spirituellen Pelagianismus zu laufen, der eher auf die Kraft des Menschen setzt als auf die Gnade des Herrn.

b) Wichtigste Pflicht des Priesters, seine Identität kennzeichnend. Es ist ja vor allem die Feier der Eucharistie, die den Priester als solchen kennzeichnet; dies bestätigt sich durch die Tatsache, dass dieser Kirchendienst, dass die Eucharistie als solche, in Christi Handeln während des Letzten Abendmahls gründet. Die heilige Messe zu feiern ist nicht die einzige Aufgabe des Priesters, aber es ist die wichtigste. Daran erinnert ja gerade auch Presbyterorum Ordinis: im Darbringen der Eucharistie „üben die Priester ihre bedeutendste Funktion aus.“ Diese Lehre wird 1992 von Johannes Paul II. in Pastores Dabo Vobis aufgegriffen: «In ihrer Berufung zum Dienst am Heiligen sind die Priester also vor allem Diener beim Messopfer» (Nr. 48).

c) Vollkommenste Handlung pastoraler Liebe. Es gibt keine bedeutenderes Handeln in Nächstenliebe, das der Priester zu Gunsten der Gläubigen ausführen könnte, das größer wäre oder mehr Bedeutung hätte als die heilige Messe. Das Zweite Vatikanische Konzil erinnert mit folgenden Worten daran: «Mit der Eucharistie stehen die übrigen Sakramente im Zusammenhang; auf die Eucharistie sind sie hingeordnet; das gilt auch für die anderen kirchlichen Dienste und für die Apostolatswerke. Die Heiligste Eucharistie enthält ja das Heilsgut der Kirche in seiner ganzen Fülle, Christus selbst, [...]. Darum zeigt sich die Eucharistie als Quelle und Höhepunkt aller Evangelisation» (Presbyterorum Ordinis, Nr. 5).

d) Seelenamt für Verstorbene. Die pastorale Liebe, die im allgemeinen nur die gläubigen viatores zu erreichen vermag, geht in der heiligen Messe über die Grenzen von Zeit und Raum hinaus. In persona Christi zelebrierend, erfüllt der Priester eine Aufgabe, die über die Wirkungsdimension der menschlichen Geste hinausgeht, die ja auf ihre Zeit, ihren Raum und auf die Geschichte ihrer Auswirkung beschränkt ist. Er geht über die Grenzen des menschlich Erreichbaren hinaus. Dies gilt insbesondere für den Wert des Verdienstes Christi, der sich in der heiligen Messe erneut dem Vater hingibt, sich für uns und für Viele opfernd. Zu den „Vielen“ für die sich Christus einmalig auf dem Kreuz geopfert hat und für die er sich auf dem Golgatha der Altäre unserer Kirchen opfert, gehören auch die verstorbenen Gläubigen, die danach streben in die göttliche Ewigkeit einzugehen. Seit jeher betet die Kirche während der Liturgie auch für sie, wie das Erwähnen der Verstorbenen in den eucharistischen Gebeten beweist. «Schon seit frühester Zeit hat die Kirche das Andenken an die Verstorbenen in Ehre gehalten und für sie Fürbitten und insbesondere das eucharistische Opfer dargebracht, damit sie geläutert werden und zur beseligenden Gottesschau gelangen können.» (Katechismus der Katholischen Kirche, n. 1032).
 
Der letzte, zusammenfassende Satz (im italienischen Original, hier) fehlt in der oben verlinkten deutschen Übersetzung, er sei noch nachgereicht:
Welcher Akt der pastoralen Liebe ist daher die tägliche Feier der Heiligen Messe auch in Fällen, in denen die Gläubigen nicht dabei sind!

Montag, 26. August 2013

Der "rechte Zeitgeist"?


»Laut Schneider versucht die evangelische Kirche, sich „auf der Höhe unserer Zeit dem Wirken des Heiligen Geistes zu öffnen, denn er ist der ‚rechte Zeitgeist‘,“ wie es der Theologe Dietrich Bonhoeffer (1906-1945) formuliere« (idea).

Ich muss Herrn Präses Schneider hier mal einen Rüffel geben, für seine ziemlich hinterlistige und überdies recht ungeschickte Verzweckung eines so großes Denkers und eines so großen Christen wie Dietrich Bonhoeffer. Macht sich zwar gut, so einen Namen zu nennen. Aber als Anwalt taugt Bonhoeffer hier nicht. Er welzt sich wohl eher im Grab. 

Zunächstmal stammt das hier von Schneider missbrauchte Motto nicht von Bonhoeffer, sondern es ist das Motto eines theologischen Lehrbuchs, das Bonhoeffers Urgroßvater verfasste (Karl August von Hase: "Kirchengeschichte"; wurde während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts immer wieder neu aufgelegt). Im Original und im Ganzen lautet es: "Alles hat seine Zeit, der Herr der Zeit ist Gott, der Zeiten Wendepunkt Christus. Der rechte Zeitgeist der heilige Geist."
Dieser Spruch kann nun ganz gewiss nicht so gewendet und verdreht werden, wie es Schneider hier tut. Auf der "Höhe unserer Zeit" ist eine Öffnung für den "rechten Zeitgeist" sicherlich löblich, aber jener Zeitgeist, den Bonhoeffer (etwa in einer Predigt über Röm 12,11*) meint, wenn er dieses Motto gebraucht, ist die Zeit, die Stunde "die Gott mit Eurem Volk, mit Euch selbst haben will". Und weiter: "seid Menschen der heiligen Gegenwart, die nie wiederkehrt, wie jener barmherzige Samariter Mensch der Gegenwart war, auf dass ihr Menschen der Ewigkeit werdet." Immer gilt dabei, "daß wir in der Zeit, aus ihrer Vergänglichkeit heraus immer wieder die Augen wenden auf die Zeit die am Ende der Zeit kommt." (Nachzulesen in: Dietrich Bonhoeffer Werke, Band 10, 516f.)

Wovon Bonhoeffer hier spricht ist gerade nicht ein schauen auf den Zeitgeist der Welt, sondern ist der Geist Christi, der, unwandelbar und ewig, uns in dieser Zeit aus dieser Zeit nach Jenseits verweist. Unser Hier und Jetzt ist das Jetzt des Samaritaners, der seine Pflicht vor Gott und den Menschen tut. Dieser Samaritaner war nun aber eines genau nicht: Auf der Höhe seiner Zeit! Denn Feindschaft und Verachtung waren in jener Zeit das typische im Verhältnis zwischen Juden und Samaritanern. Gerade nicht "auf der Höhe unserer Zeit" wirkt der Heilige Geist, sondern gegen diese Höhe, die allzuoft ein tiefer Schlund, ein Abgrund sondergleichen ist. Bonhoeffer wusste das besser als wir alle, die Spätgeborenen.
Wenn Herr Schneider seine "Kirche" dem Wirken des Geistes öffnen will, sollte er sich erstmal fragen, was dieser Geist, was Gott!, will. Der Verweis auf die Zeit "am Ende der Zeit" stößt uns auf den Willen Gottes und also auf die Schöpfungsordnung (an der auch Bonhoeffer nicht rüttelt). Die "Orientierungshilfe" der EKD missachtet genau diese.
Es geht um das Heil der Seelen!

Schämen sie sich Herr Schneider, für so einen Missbrauch theologischer Gedanken höchster Güte!


* Eher nur für die Theologen unter meinen Lesern interessant:  Bonhoeffer übersetzt hier gegen das handelsübliche griechische NT und Luther mit Karl Barth, bei dem der letzte Abschnitt des Verses lautet: "dienet der Zeit". Barth optiert für einen frühen Fehler beim Abschreiben und hat gute Argumente für solch eine Rekonstruktion/Übersetzung, zumal es hier im griechischem Text faktisch an zwei Buchstaben hängt: κύριος und καιρός.
Es geht Bonhoeffer in der Predigt um die Frage, inwiefern sich der Christ der zeitlichen Güter bedienen kann oder soll, um selig zu werden, inwiefern ein Christ "modern" sein kann oder nicht.

Sonntag, 25. August 2013

Keine wirkliche Gemeinschaft


»Auf seinem Weg nach Jerusalem zog er von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf und lehrte. Da fragte ihn einer: Herr, sind es nur wenige, die gerettet werden? Er sagte zu ihnen: Bemüht euch mit allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen; denn viele, sage ich euch, werden versuchen hineinzukommen, aber es wird ihnen nicht gelingen.« (Lk 13,22-24)
Überaus aufschlussreich ist bei dieser Perikope der griechische Text. Was hier mit "bemühen" wiedergegeben ist, hat im Griechischen den Wortstamm agon, was soviel wie Kampf bedeutet, übertragen auch den sportlichen Wettkampf. Hier kommt sofort Paulus in den Sinn: »Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, die Treue gehalten.« (2Tim 4,7)
Es geht nicht nur um ein "Bemühen", sondern regelrecht um einen Kampf. Ein Kampf auch gegen die eigene Bequemlichkeit und eine falsche Sicherheit. Von agon ist auch das griechische agonia abgeleitet, was Angst bedeutet, wir haben es auch im Deutschen: Agonie, was präzise den Todeskampf bezeichnet und uns auf den höchsten und wertvollsten agon verweist: Der Kreuzestod Jesu.

Die Perikope geht weiter:
»Wenn der Herr des Hauses aufsteht und die Tür verschließt, dann steht ihr draußen, klopft an die Tür und ruft: Herr, mach uns auf! Er aber wird euch antworten: Ich weiß nicht, woher ihr seid. Dann werdet ihr sagen: Wir haben doch mit dir gegessen und getrunken und du hast auf unseren Straßen gelehrt. Er aber wird erwidern: Ich sage euch, ich weiß nicht, woher ihr seid. Weg von mir, ihr habt alle Unrecht getan!« (V. 25-27)
An dieser Stelle ist wieder einmal die Einheitsübersetzung mangelhaft, denn wörtlich heißt es: "Wir aßen vor dir und tranken". Es ist also gerade keine Gemeinschaft mit dem Herrn zustande gekommen, sondern das Mahl ist gewissermaßen vor den Augen des Gastgebers geschehen, ohne diesen zu berücksichtigen. Und auf den Straßen hat er gelehrt... was fehlt? Dies: Sie haben sich nicht belehren lassen! Sie haben nur mitbekommen und zugeschaut, wie der Herr auf ihren Straßen lehrte, aber sie haben sich nicht berüren lassen, sie haben nicht reagiert.
Was hier ausgedrückt ist, müssen sich gerade auch Katholiken immer wieder vor Augen führen: Ist die Feier der Eucharistie nurmehr ein Geschehen vor Gott, oder mit Ihm? Lassen wir uns wirklich auf die Gemeinschaft mit Ihm ein, oder befriedigen wir nur unseren eigenen Hunger und Durst, ohne seiner zu gedenken ("tut dies zu meinem Gedächtnis")? Und lassen wir die Lehre, die Schrift!, wirklich an uns heran, oder registrieren wir nurmehr, dass das Evangelium vorgelesen wird?
Hier trifft genau das, was der Papst (hier) mit dem "pelagianischen Entwurf" benennt, also die Idee mancher katholischer Kreise, anhand von Praktiken oder aufgrund der Verwobenheit in einem Konstrukt aus Doktrin und Disziplin das Heil zu erlangen. Aber selbst diejenigen, die sich in Gemeinschaft mit dem Herrn wähnen, weil sie z.B. an einer hl. Messe teilnehmen oder die Bibel lesen, sind darum noch lange nicht in seiner Gemeinschaft. Es hilft nichts, zu essen und zu trinken, zu hören und zu schauen, wenn nicht auch etwas daraus entsteht, etwas gewandelt und verwandelt wird. Und wenn es uns denn in den Himmel verschlägt, werden wir ziemlich überrascht sein, wen wir da so alles antreffen werden... und wen nicht...
»Da werdet ihr heulen und mit den Zähnen knirschen, wenn ihr seht, dass Abraham, Isaak und Jakob und alle Propheten im Reich Gottes sind, ihr selbst aber ausgeschlossen seid. Und man wird von Osten und Westen und von Norden und Süden kommen und im Reich Gottes zu Tisch sitzen. Dann werden manche von den Letzten die Ersten sein und manche von den Ersten die Letzten.« (V. 28-30)


PS. Zur engen Pforte, siehe hier.

Samstag, 24. August 2013

Frage: Würzburger Synode

Ich habe den Eindruck, dass die Würzburger Synode, die immerhin über 1200 Seiten Buch hervorgebracht hat (2012 neu aufgelegt), überhaupt keine Rolle (mehr) spielt und niergends (etwa in kirchlichen Rundschreiben) beachtet wird. Kann es sein, dass man sich im Großen und Ganzen, von einigen Aufbrüchlern mal abgesehen, so sehr für das Gros der Ergebnisse dieses Treffens schämt, dass man es lieber unerwähnt lässt, in der Hoffnung, es zu vergessen?
Ich mein, dass z.B. die Texte über den Religionsunterricht die Grundsteinlegung einer beispiellosen religiösen Un- und Missbildung der deutschen Katholiken bedeutete, ist kaum zu leugnen; dass die Forderung nach der Zulassung der Frau zum Weiheamt dogmaticher wie historischer Nonsens und eine Totgeburt war, müsste inzwischen auch klar sein. Vieles mehr in diesen Dokumenten ist entweder schon längst obsolet oder war von Anfang an trivial oder einfach nur unnütz.
Die Synode war eine Ausgeburt der nachkonziliaren Euphorie und der damals nahezu allgemeinen Trash-Mentalität im Blick auf die Kirche und ihre wahren Schätze (engl. to trash something: etwas wegwerfen, to talk trash: Blödsinn reden).

...
Oder ist es einfach nur die Faulheit, die die Leute davon abhält den Papierberg (mehr Text als alle ökumenischen Konzilien zusammen) nach brauchbaren Satzfetzen zu durchstöbern?
Geht das nur mir so?

Über die Verfassung der Kirche

Auferstehung zum Gericht, untere Zeile oben.
Habe heute meine Wahlbenachrichtigung zur Bundestagswahl bekommen... Aus diesem Anlass: Auf ein Wort bzgl. Demokratie in der Kirche!

Meist führe ich etwaige Pfarrerinitiative, Kirchenvolksbegehren und andere Erscheinungen auf einen Mangel an Bildung zurück. Etwa in dem Sinne, dass die Leute, obzwar sie häufig Theologen sind, oft einfach "nicht wissen", wie es sich verhält, z.B. bei der Frage der sakramentalen Weihe von Frauen. "Es geht nicht." Dieses Faktum gilt es zu wissen.

Ich meine aber inzwischen, dass es nicht so sehr ein Bildungsdefizit ist, das für das ganze Debakel mit diesen Initiativen verantwortlich ist. Zwar "auch", aber nicht ursächlich.

Viel näher am Ursprung scheint mir ein grundsätzliches Unbehagen und eine generelle Ablehnung dessen zu sein, was die Kirche ist und wie sie verfasst ist.
Die Kirche ist eine "ständehierarchisch organisierte Anstalt zum Zwecke der Heilsvermittlung". Das heißt also, dass sie 1. hierarchisch, 2. in Ständen verfasst und 3. ihr ganzer Sinn und Zwek das Heil der Seelen ist.
Diese Verfasstheit, die eine göttliche Stiftung und damit unabänderlich ist, wird von solchen Leuten, die, wie gesagt, oftmals Theologen sind und folglich über diese Tatsachen belehrt wurden, abgelehnt. Folgerichtig wird dann natürlich auch die rechtliche Struktur der Kirche abgelehnt.

Anders als etwa im Recht des Deutschen Staates, fallen im kirchlichen Recht Gleichwürdigkeit und Gleichberechtigung nicht zusammen. Jeder Katholk besitzt die Gleiche Würde vor Gott, aber nicht jeder Katholik hat die gleichen Rechte und Pflichten. Das mag man bedauern, ist aber nicht zu ändern (s. Hierarchie).
Kirchliche Gesetze sind keine "Grundrechte" die jedem Menschen durch seine Geburt zukommen, sondern es sind "Gemeinrechte", die dem Getauften im Hinblick auf die Gemeinschaft zukommen. Während das weltliche Recht den einzelnen Bürger und seine Individualität vor dem Staat schützen soll, indem es Letzteren bindet, soll das kirchliche Recht die Kirche, also die Gemeinschaft der Gläubigen schützen und den Einzelnen auf die Gemeinschaft hin binden. Weltlich besehen ist die Freiheit des Individuums also das oberste Ziel, in der Kirche ist es die Freiheit des Einzelnen auf die Kirche hin, d.h. auf die Verwirklichung seiner Persönlichkeit in, mit und durch die Kirche, nie aber getrennt von ihr ("Ein Leib in Christus"). Ist die weltliche Freiheit des Einzelnen etwas, das individuell gefunden und gestaltet werden muss, so wird die Freiheit des Katholiken objektiv vorgefunden. Hat der Einzelne gegenüber dem Staat, aufgrund seiner Geburt, die ihn zu einem Individuum macht, das Recht, dessen Eingriffe abzuwehren, seine (z.B. sozialen) Leistungen zu beanspuchen und an seiner Willensbildung teilzunehmen, so hat der Katholik seine Rechte und Pflichten aufgrund der Taufe, die ihn zum Glied im organischen Gefüge der Kirche macht, ihn aber nicht als Individuum konstituiert. (Sowohl das Vat II. als auch der CIC kennen den Terminus "Individuum" nicht!)

Die Hierarchische Verfasstheit der Kirche ist unaufgebbar, denn die Suprematie Gottes ist unüberwindbar. Die Kirche lehrt mit der Autorität Christi ("wer euch hört, hört mich") und kann darum nicht "demokratisch" sein. Als der Herr seine große Eucharistierede in Joh 6 schloss, ließt er nicht darüber abstimmen, ob das so O.K. war oder nicht, sondern er ließt die, denen es nicht gefiel, weggehen. Das was ist, nämlich die Wahrheit, ist unabänderlich und muss angenommen oder verworfen werden ("euer Ja sein ein Ja, euer Nein ein Nein"); es steht nicht zur Abstimmung.

Wenn einzelne Priester und Bischöfe die Verfasstheit der Kirche mit Füßen treten und sich in jeder Hinsicht mit allen anderen gleichmachen wollen, ist das nur zutiefst zu bedauern. Sie spielen etwas vor, was es nicht gibt. So wie Mann und Frau naturnotwendig unterschieden sind, so sind es in der göttlichen Verfasstheit der Kirche Kleriker und Laien.


Es ist sehr bedauerlich, dass ausgerechnet Leute, die sehr wohl über die Verfasstheit der Kirche bescheid wissen, die Menschen darüber belügen. Sie gaukeln etwas vor, stellen die Kirche als eine Institution dar, deren Recht und Verfassung so oder so ähnlich funktionieren wie die eines Staates. Dabei ist die Kirche mit jeder weltlichen Instanz unvergleichlich und völlig anders strukturiert - und zwar aufgrund göttlicher Einsetzung! Sie ist mit keinem politischen System vergleichbar sondern etwas ganz und gar Eigenes und Schönes. Man wünscht eine "Freiheit von der Hierarchie", ähnlich der Freiheit von der staatlichen Obrigkeit, und vergisst dabei, dass diese Hierarchie im Dienste der Wahrheit und damit im Dienste des Heils unserer Seelen eingesetzt ist. Der weltlichen "Freiheit vom Staat" entspricht in der Kirche nur die "geistliche Freiheit zur Gemeinschaft"!
Die gottgewollte hierarchische Verfassung der Kirche ist übrigens Glaubenssatz.

Die Rechte der Glieder der Kirche sind keine Freiheitsrechte und können es nie sein, egal wie oft soetwas herumgebrüllt wird. Unsere Rechte sind Gliedschaftsrechte die uns die Freiheit geben, unsere Pflichten gegenüber Gott und der Gemeinschaft der Gläubigen zu erfüllen, sie dienen nicht der uneingeschränkten Selbstverwirklichung.

Es ist ein ebenso radikaler wie verkehrter Individualismus am Werk, bei dem jeder nur das Eigene durchsetzen will... weil zufällig einige manchmal das gleiche Wollen, kommen dann "Initiativen" und "Volksbegehren" (oder Piusbrüder) dabei heraus. Aber eigentlich sind es alles Egomanen, die nur so lange zusammenarbeiten, wie es ihren bloß eigenen Wünschen nützlich ist. Eine solche Haltung hat in der Kirche nichts zu suchen. Die Kirche, der Leib Christi, besteht im Zusammenhalt und in der Unterordnung aller unter den einen Herrn Jesus Christus. In einer guten Kirchenrechtsvorlesung lernt man sehr schnell, dass das Grundwort in der Kirche nicht "Ich" ist, wie etwa im Staat, sondern "Wir". Das mag "totalitär" anmuten, ist es ja auch insofern, weil Gott, auf den hin das alles veranstaltet wird und der es selbst so instituiert hat, "total" ist und wir ihm "total" (gesamt, gänzlich, ganz) angehören sollen.

Es sind die Verdammten, die, jeder für sich, in die Verdammnis gehen. Die "Heiligen" aber, sind diejenigen, die einander beistehen, die sich gegenseitig helfen und sich dabei auch einander unterordnen. Der Weg zum Heil ist ein gemeinschaftlicher Weg, der in die Verdammnis ein monadischer.
Sehr schön ist das im Tympanon des Westportals des Freiburger Münsters bei der Auferstehung der Toten dargstellt: Die Seligen linker Hand helfen einander aus dem Grab und halten sich bei der Hand, während bei den Verdammten zur Rechten jeder für sich ist und als Erstes seine Grabplatte allein wuchten muss...
Die Kirche ist wesentlich communio und wesentlich hierarchisch. Wer das nicht akzeptiert, sollte einsehen, dass er es nicht ändern kann und sich damit anfreunden, oder sich einen anderen "Verein" suchen.

Freitag, 23. August 2013

Unbequem


Wie unbequem ist das denn? Seligpresisungen: O.K. 
Aber kluge und törischte Jungfrauen, anvertraute Talente, Weltgericht??!
Die letzten zwei Verse:

»Darauf wird er ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen dieser Geringsten nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan. Und sie werden weggehen und die ewige Strafe erhalten, die Gerechten aber das ewige Leben.« (Mt 25,45-46)

Ein Dank an den Heiligen Vater, dass er dies unentbehrlich Wichtige immer wieder zur Sprache bringt, was man indessen auch innerkirchlich tunlichts zu umgehen gewohnt ist.

Donnerstag, 22. August 2013

Weltveränderung

Ein eigenartiges Gefühl befällt mich dieser Tage. Es ist erst ein paar Jahre her, da wurde ich in den Schoß der Kirche aufgenommen. Damals war eine Erkenntnis die ich gewann die, dass ich in einem christlichen Kulturkreis lebe. Selbst wenn es vielen nicht mehr bewusst ist, ist man doch ständig von christlichen Symbolen, Bräuchen und Bauten umgeben und man orientiert sich auch im Großen und Ganzen wie selbstverständlich an einer christlichen Moral.

In den paar Jahren nun, seit ich in den Schoß der Kirche aufgenommen wurde, hat sich dieser Eindruck dahingehend gewandelt, dass nun scheinbar immer mehr Menschen, v.a. ideologische Minderheiten, Parteien und sonstige Interessengruppen (etwa in der Wirtschaft) sich der oben beschriebenen Tatsache bewusst geworden sind und nun aktiv und ohne Rücksicht auf Verluste dagegen arbeiten. Sei es die rechtliche Gleichstellung Homosexueller, die den Artikel 6 des Grundgesetzes de facto zerstört, sei es die Idee, in Berlin Kreuzberg religiöse Feste nicht mehr als solche benennen zu dürfen, sei es das exponentielle Wachstum der Gender-Ideologie und ihrer lächerlichen "Errungenschaften", sei es das neurotische Beleidigtsein und Angegriffenfühlen von religiösen Symbolen im öffentlichen Raum, sei es die schon verschiedentlich angestrebte "Säkularisierung" solcher Nebensachen wie Weihnachtsbeleuchtungen in Einkausfstraßen oder die Umbenennung christlicher Festivitäten mit Rücksicht auf den  ungehemmten Konsum. An allen Ecken scheint es einen richtigen Krieg gegen das christliche Erbe zu geben. Eine gewaltsame Entchristlichung.
Klar, dass der Konsumismus schleichend den Theismus ersetzt, ist nicht neu. Aber so aggressiv?

Geht es nur mir so, oder ist die Atmosphäre in den letzten paar Jahren tatsächlich in außerordentlichem Maße angespannter, feindseliger und antichristlicher geworden?

Mittwoch, 21. August 2013

Wider die "Gefühlsreligion"

»Als ganz sicher halte ich fest und bekenne aufrichtig, dass der Glaube nicht ein blindes religiöses Gefühl ist, das aus dem Dunkel des Unterbewusstseins im Drang des Herzens und aus der Neigung des sittlich geformten Willens entspringt, sondern dass er eine wahre Zustimmung des Verstandes zu der von außen durch Hören empfangenen Wahrheit ist, durch die wir auf die Autorität Gottes des Allwahrhaftigen hin für wahr halten, was uns vom persönlichen Gott, unserm Schöpfer und Herrn, gesagt, bezeugt und geoffenbart worden ist.«


(Aus dem Antimodernisteneid des hl. Pius X.)

Sonntag, 18. August 2013

Der Papst erzählt eine Geschichte...

... und damasus legt (hier) jedes Wort auf die Goldwage, in der Hoffnung, Franziskus bei einer Häresie zu ertappen.
Zumindest ist das mein Eindruck des neuerlichen Gewäschs auf "Beiboot Petri" das sich zunehmend zu einem Piratenbötchen umzubauen scheint, das emsig nach Schwachstellen und Angriffspunkten sucht.

Fraziskus erzählt eine nette kleine Parabel, die wohl helfen soll die Rolle Mariens, v.a. die Bedeutung und Wichtigkeit ihrer Fürbitte zu erschließen. Genau gemnommen haben wir nur die, sicherlich nicht wortgetreue, Erzählung einer Zuhörerin, die uns von dieser Geschichte, die der Papst erzählt hat, berichtet (hier ist das Ganze im Kontext). Damasus reißt einen Teil der Geschichte aus dem Zusammenhang, legt jedes einzelne Wort (das, wie erwähnt, eh schonmal kein O-Ton ist) auf die Goldwage, stellt ihm ein ebenfalls aus dem Kontext gerissenes Herrenwort gegenüber und fragt (einen Widerspruch zwischen Franzsikus' Aussagen und denen des Herrn insinuierend) ziemlich von oben herab was denn nun gelten solle.

Wenn du schon auf so einem Trip bist, solltest du auch die in der Geschichte getroffene Aussage, dass es im Himmel "Nacht wird" und "Nachts" die Tore geschlossen werden einschlägigen Belegen wie Offb 21,25 und 22,5 gegenüberstellen.
Häresie, Häresie!
Lieber damasus, das ist doch Blödsinn! Der Papst erzählt doch bloß eine nette kleine Geschichte. Es geht nicht um petrinische Schlüsselgewalt, eine akkurate Beschreibung des Himmels oder irgendwelche Dogmen...

Wirklich, damasus?
Ich lach mich schebbs.

Samstag, 17. August 2013

Interreligiös: Dialog und Respekt

Das Gegenteil von Respekt
Das Beiboot Petri haut wieder eine Aufregermeldung raus. Dort (klick) ist zu lesen:
»Die Kirche hat offiziell [...] Abschied von der Mission genommen. Jetzt wird nicht mehr das "Gehet hin in alle Völker..." befolgt- es ist durch ein zeitgeistkonformes pluralistisches  "dialogisiert mit allen Völkern und respektiert ihre jeweilig andere Religion" ersetzt worden.
[...] Das Christentum -so hört man nun also aus Rom- ist eine Religion unter vielen, gleichberechtigten und nicht mehr das Evangelium steht im Vordergrund sondern das Wohl der Menschheit durch Dialog«

Bezug genommen wird auf den Besuch von Kardinal Jean-Louis Tauran (dem als Kardinalprotodiakon das diesmalige "Habemus papam" zufiel) bei den Sikh in Birmingham im Juni dieses Jahres (besonders aktuell ist der Aufschrei also nicht, aber auch damals gab es deswegen bereits Scherereien).

Ich finde die Aussage von damasus recht befremdlich, zumal in dem von ihm als Beleg zitierten Text nichts von all dem vorkommt, was er ihm unterstellt. Weder findet sich darin eine Egalisierung oder Desavouirung des katholioschen Glaubens oder Christi Heilswerk, noch eine Absage an Mission, noch wird eine Prioritisierung des sozialen Wohles der Menschheit vor allem anderen (inkl. dem Heil derselben) vorgenommen.

Der Kardinal stellt lediglich fest, dass wir de facto (in Birmingham vermutlich noch mehr als in der durchschnittlichen deutschen Metropole) in einer Gesellschaft leben, in der in unserem direkten Umfeld mehr und mehr Menschen leben, die einer anderen Kultur und einer anderen Religion angehören (hier ist die ganze Ansprache nachzulesen), und dass wir dementsprechend nur durch gegenseitigen Respekt und durch Kommunikation (über)leben können. Abschottung und Bekämpfung führen nur zu dem einen: Krieg.

Kardinal Tauran ist Präsident des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog. Allein diese Tatsache sollte aufhorchen lassen. Weil er dies ist, finde ich es nur mäßig überraschend, ihn von einem Dialog zwischen unterschiedlichen Religionen reden zu hören. Das ist nunmal seine Aufgabe, dafür wird er bezahlt. Und ich habe keinen Grund anzunehmen, dass er diesen Job nicht gut macht.

Die Behauptung, die Kirche habe "offiziell [...] Abschied von der Mission genommen" ist so irre, dass ich gar nicht recht weiß, wo ich anfangen soll... Für alle Fälle sei daher mal kurz auf die sprachliche Ebene der Kritik eingegangen: dialogisieren und respektieren mit/von anderen Religionen.
Respekt ist leteinischen Ursprungs und besteht aus dem Präfix re "zurück" und dem Verb specere "schauen auf", und kam wohl in der Form respicere, was soviel wie "zurücksehen", "überdenken", "berücksichtigen" bedeutet, auf uns. Ein adäquates Synonym in diesem hier gegebenen Kontext wäre das deutsche Wort "Achtung". 
Dialog ist ein Kompositum aus der griechischen Präposition dia (διά) "durch"/"zwischen" und dem Verb legein (λέγειν) "reden" und kam über das Verbum dialegomai (διαλέγομαι) "miteinander reden"/"diskutieren" und das lateinische dialogus schließlich in unseren mitteleuropäischen Sprachgebrauch. Synonym wäre hier nun das deutsche Wort "(Zwie)Gespräch".

Wenn wir also nicht "dialogisieren und respektieren" sollen, was schlägt denn nun damasus als Alternative zu Respekt und Dialog zwischen den Religionen vor? Respektlosigkeit? Verachtung? Schweigen? Ignorieren? Gewaltsam und/oder mittels Propaganda bekämpfen?

Anders gefragt: Wie stellt sich damasus Frieden auf der Welt vor, der ja immer, auch für Christen, durchaus anzustreben ist, weil Krieg bekanntermaßen ein grässliches Monster ist, das Menschen, vor allem die Schwachen und Armen, frisst und verschlingt ohne je satt zu werden? Da die Religion allzuoft und immer schon den Vorwand für Krieg lieferte, ist es da nicht irgendwie sinnig, genau auf dieser ebene Frieden zu suchen? Und wie wäre der wohl zu bewerkstelligen, wenn nicht durch Dialog und Respekt? Ob damasus wohl eine Situation lieber wäre
, wie sie derzeit von einigen Radikalen in Ägypten im wahrsten Sinne "befeuert" wird (s. Bild)? Dort kann man beobachten, was ein Mangel an Respekt anrichten kann!

Habe selten so dummes Geschwätz in der Blogozese gelesen...
Nein, "Rom" hat sich nicht von der Evangelisierung verabschiedet. Es tut nur etwas, was die Islamisten, fundamentalistische Christen und sonstige Spinner nicht tun: Respekt vor den anderen haben, mit ihnen reden und das was es an gemeinsamen Werten gibt zum Wohle der Menschen pflegen und fördern.

Überaus bewegt war ich von der interreligiösen Begegnung, an der Papst Benedikt während seiner Israelreise im Mai 2009 in Galiläa teilnahm. Am Ende dieser Begegnung wurde ein wunderbares Zeichen gesetzt, nämlich ein gemeinsames (gesungenes) Gebet um Frieden: 


Montag, 12. August 2013

Diktatur und Angst

Vampyr (1932)
Ein Artikel von Martin Lohmann unter dem Titel "Angst essen Seele auf" im aktuellen Vatican Magazin (noch nicht online verfügbar) hat mich etwas unbefriedigt gelassen. Es geht um die "Diktatur des Relativismus", um die verpatzte Ökumene durch das EKD Papier zur Familie, um Homosexuelle Partnerschaften etc.
Der Autor, den ich sonst sehr schätze, reitet mir viel zu sehr und viel zu oberflächlich auf Begriffen rum und kommt irgendwie nicht recht zur Sache. Raffael Bonelli wird ausgiebig zitiert, ebenso Gabriele Kuby. Es geht um Den Begriff "Diktatur", der habe was mit Angsthaben und Angstmachen zutun, dies wiederum habe was mit Narzissmus zutun und am Ende konstatiert der Autor, dass uns ja die Geschichte lehre, dass Diktaturen nicht lange halten.

Hier wird m.E. schon gleich zu Beginn und dann wiederum am Ende der Begriff "Diktatur" über Gebühr strapaziert, denn die von Joseph Ratzinger und dann Benedikt XVI. so genannte "Diktatur des Relativismus" ist keine Diktatur im politischen Sinn, auch wenn sie sich dort inzwischen breit auswirkt. Nein, diese Diktatur besteht nicht in Parteiprogrammen und Machtapparaten. Sie macht sich derlei Insrtrumente zunutze, das ist wahr. Aber es ist nicht ihre Natur. Diese Diktatur liegt vielmehr in den Köpfen der Menschen und ist somit eine Diktaturform, von der die real existierenden staatlichen Diktaturen immer nur träumen konnten. George Orwell hat uns in 1984 wunderbar illustriert, wie langwierig und schwierig es ist, eine Diktatur wirklich in den Köpfen ankommen zu lassen. Da braucht es langanhaltende Kriege, eine großflächige Umwandlung der Sprache uvm.
Die Diktatur des Relativismus hat ihren Beginn aber nun bereits in den Köpfen und kann sich darum Zeit lassen und ganz behutsam etwa die Sprache ummodeln.

Die Angst, von der Lohmann spricht, ist freilich sehr real. Aber im Unterschied zu den klassischen Diktaturen, die durch eine äußeren Macht Angst erwecken, liegt bei der Diktatur des Relativismus die Angst im je einzelnen Menschen selbst begründet. Erst sekundär wird sie durch "Toleranzforderungen" und die damit einhergehende Intoleranz auch nach außen propagiert. (Noch eine Bemerkung zur Diktatur des Relativismus: hier.)
Der französiche katholische Philosoph Ernest Hello - vor gut 130 Jahren gestorben, hat er in gewisser Weise das gesamte 20. Jahrhundert mit seinen Abgründen fürchterlich präzise vorausgeahnt - umschreibt im grunde das gleiche Phänomen der Angst überaus treffend. Er benutzt die Vokabel "Gewohnheit" und meint damit die allzu bequeme Klammerung des Menschen an sich selbst, die letztlich zum Tod führt. Einige Worte von ihm diesbezüglich gehen mir nicht mehr aus dem Kopf:
»O Menschennatur! Das Gewicht, darunter du zusammenbrichst, ist dein eigenes, und dieses Gewicht, das du nicht zu tragen vermagst, weil du zu schwach bist, du vermagst es anzubeten, weil du blind bist.
O Menschengeschöpft! Die Gewohnheit hat noch größere Macht über dich als die Leidenschaft. Du hängst an ihr, auch wenn sie quälend ist, bloß weil sie deine Gewohnheit ist. Du hängst an all deinem Eigentum, selbst an deinem Unglück, wenn es nur dein Werk ist!
O Menschengeschöpf! Deine Qual wird dir zum Götzen, wenn diese Qual nur von dir selbst stammt.
Sobald der Glanz der ewigen Freude dich überfluten will, jammerst du nach der Trauer der Vergangenheit, bloß weil sie dein war! Wenn der Purpurmantel, die Gabe Gottes, sich dir bietet, streichelst du mit zitternden Händen die zerfetzten Lumpen des alten Leichentuchs.« (aus: Mensch und Mysterium)

Wiederum Ernest Hello hat auch die Attraktivität von dem, was wir "Diktatur des Relativismus" nennen, sehr gut ins Wort gebracht:
»Der Mensch hat Geschmack an dem "Bei-sich-Sein". Jeder für sich, sagt er, jeder bei sich. Nun, das Grab ist ja für jeden Menschen ein Bei-sich-Sein. Er findet Geschmack am Grabe.« (ebd.)

Uns ruft freilich der Herr zu (Mk 4,40): Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben?

Samstag, 10. August 2013

"Papstfan"?

Phil hat mir hier einen lesenswerten Kommentar hinterlassen und das hier in einem Gedankenexperiment noch etwas veranschaulicht. 
Auf ein Wort!

Ich habe mit dem Kommentar von Phil so meine Schwierigkeiten, weil ich mich überhaupt nicht angesprochen fühle.

Ich bin der Meinung, dass es etwas sehr viel "Größeres" gibt, als die Lüftchen einzelner Pontifikate, nach denen mancher sein Fähnchen schwenkt. Wenn ich den Heiligen Vater gegenüber Verschwörungstheoretikern, Stammtischjodlern und dümmliche Besserwissern in Schutz nehme, dann weil ich meiner Kirche treu bin und weil ich weiß, dass Papsttreue nicht die Treue zu einem bestimmten Papst ist, sondern ein Vertraun auf Gott (vgl. hier und hier). 

Man verstehe mich nicht falsch: Mir ist bewusst, dass unterschiedliche Päpste unterschiedliche Typen sein können die unterschiedliche Stile (in jeder Hinsicht) haben, unterschiedliche Schwerpunkte setzen und unterschiedlich auf die Menschen wirken. Aber es ist das eine Papsttum, es ist die eine Kirche!
Ich wende nicht mein Fähnchen nach dem jeweiligen Pontifikat. Solches Gebaren liegt mir nicht. Mein Anliegen ist es stets, einfach katholisch zu sein. Und gerade im "katholischen" gehört auch die Akzeptanz von unwahrscheinlich krass Unterschiedlichem dazu. Und nicht nur die Akzeptanz: Auch die Liebe und die Freude daran.

Ich vertraue Franziskus und nehme ihn genauso in Schutz wie seinen Vorgänger, schlicht und einfach deshalb, weil ich weiß, dass er genauso katholisch ist wie sein Vorgänger! Anders, aber katholisch. Kein Papst darf verabsolutiert werden, das wäre nicht katholisch, das wäre "Anthropolatrie"... Ich nehme es daher ziemlich gelassen, wenn der gegenwärtige Amtsinhaber zuweilen so schrill ander ist als sein Vorgänger... und erfreue mich an dem "Anderen". 

Würde ich Aufgrund dieses "Anderen" sein "Katholischsein" infrage stellen (wie es manche tun), dann würde ich Gott infrage stellen (der sich diesen Papst als solchen erwählt hat). 

PS. Zu dem Strandball auf dem Altar: Da der Ball wohl mit dem WJT-Logo eben diesen WJT quasi als Gebetsanliegen symbolisiert, finde ich das nicht tragisch. Über Geschmack kann man streiten Ich habe auch schonmal einen Gegenstand auf einen Altar gelegt und für das mit dem Gegenstand Verbundene gebetet. So what?
Wenn EB Zollitsch dies getan hätte wäre meine Reaktion jedenfalls nicht anders gewesen.


Nachtrag (23:30): Ich will das was ich meine, mal noch mit einem Beispiel deutlich machen: Gewänder. Ich finde prunkvolle Gewänder toll und habe auch Papst Benedikt in Schutz genommen, wenn es wiedermal hieß, der böse Vatikan sei so reich und anderswo verhungerten die Leute. Nun haben wir einen Papst der es schlichter mag und wiederum verteidige ich ihn, diesmal gegen die Brokatfetischisten, die ihn als Banausen beschimpfen.
Heißt das jetzt, dass ich mein Fähnchen nach dem neuen Wind ausgerichtet hab? Nein! Es heißt ganz einfach nur, dass ich mir im Klaren darüber bin, dass das Katholische Platz für beides hat (et et). Da kann ein Priester in vollem Ornat den könig der Könige repräsentieren (levitiertes Hochamt!)... oder in aller Schlichtheit den armen Jesus in Solidarität mit den Armen.
In der Katholischen Kirche gibt es beides: Den Jesuiten in seinem Barockschloss und den Poverello, der in heiliger Einfalt im Brot bettelt. Gott sei Dank!

Freitag, 9. August 2013

Kreuzeswissenschaft

»Eine Scientia Crucis kann man nur gewinnen, wenn man das Kreuz gründlich zu spühren bekommt. Davon war ich vom ersten Augenblick an überzeugt und habe von Herzen gesagt: Ave Crux, spes unica.«

(Edith Stein in einem Brief an ihre Priorin, während sie die "Kreuzeswissenschaft" schrieb, die sie ausgerechnet am Tag ihrer Deportation abgeschlossen hat.)

welche Geisteshaltung?

Die Warnung von EB Zollitsch vor der AfD mag kirchenrechtlich fragwürdig sein, oder auch nicht. Soll er doch seine Meinung sagen! Sie mag der AfD viele weitere Stimmen bescheren, oder auch nicht. Ich kann die AfD nicht ernst nehmen, und meinen EB in derlei Angelegenheiten spätestens jetzt auch nicht mehr.

Wiedermal besticht für mich besonders all das, was fehlt: Der EB warnt nämlich nicht vor Parteien die sich z.B. Abtreibung, Zersetzung eines jeden Ideals von Ehe und Familie, Beschränkung der Religionsfreiheit und andere durchaus mit dem katholischen Selbstverständnis unvereinbare Dinge aufs Panier geschrieben haben. (Vgl. auch hier das erzbischöfliche Schweigen bzgl. des moralischen Bankrotts bei der EKD.)
Nein: Das Geld ists! Der Euro muss bleiben! Wenns ums Geld geht, dann soll eine Partei an der 5%-Hürde scheitern! Dann muss erzbischöflich "gewarnt" werden!!
Bin ich der Einzige, der das irgendwie komisch findet?

Bei der Festmesse anlässlich seines 75. Geburtstags vorhin im Freiburger Münster waren übrigens u.a. auch die Kardinäle Wölki und Kasper, der apostolische Nuntius Jean-Claude Périsset und Erzbischof Georg Gänswein Konzelebranten. Die Predigt von Kardinal Kasper, die im Wesentlichen eine Laudatio auf das Geburtstagskind war, kam mir etwas wunschträumerisch vor... wenn es nur so wäre!


Nachtrag: Übrigens sitzt das Geld beim EB selbst recht Locker... anlässlich des Geburtstags wurde das Freiburger Konzerthaus gemietet und Frank Elstner als Moderator des dortigenm Festaktes angeheuert. War all das wirklich notwendig?

Donnerstag, 8. August 2013

Gebet zum Vater

»Welchen Gewinn können jene haben, die, ohne der Dreiheit der göttlichen Personen zu gedenken, nie anders Gott verehren denn als 'Gott'? Wäre er so über ihnen ausgerufen worden in der Taufe, so wären sie nicht getauft. Wenn sie ihn darum jetzt nicht anders anrufen, können sie dann wahre Christen werden? Nicht so hält es der vollkommene Anbeter. Nicht daß Gott Gott ist, vergegenwärtigt er sich, sondern, daß er der 'Vater' ist, die heiligste Dreifaltigkeit, der Gott Jesu Christi. Anders ist er der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs. 'Gott Jesu Christi' aber ist seine höchste benennung.«

(Johann Baptist Noulleau, zitiert nach: Henri Bremond "Das wesentliche Gebet")

Ein Wort zu EB Zollitsch

Einfach nicht beachten!

Er wiederholt die selben ollen Kamellen immer und immer wieder (Nabelschau und Wünschträumerei) und phantasiert sich in die päpstlichen Aussagen genau das hinein, was er sich wünscht (und ignoriert den Rest). Eine Widerlegung seiner Interpolationen erübrigt sich. Er macht große Versprechungen und kündigt viel an. Am Ende werden nur Enttäuschungen bleiben.
In einem Jahr ist er weg und kann dann als der Held in die Geschichte eingehen, der dies und jenes - was die Diözesanversammlung (klick) wünscht - ja alles tun und ermöglichen wollte, aber eben leider leider nicht mehr umsetzen konnte.