Samstag, 17. August 2013

Interreligiös: Dialog und Respekt

Das Gegenteil von Respekt
Das Beiboot Petri haut wieder eine Aufregermeldung raus. Dort (klick) ist zu lesen:
»Die Kirche hat offiziell [...] Abschied von der Mission genommen. Jetzt wird nicht mehr das "Gehet hin in alle Völker..." befolgt- es ist durch ein zeitgeistkonformes pluralistisches  "dialogisiert mit allen Völkern und respektiert ihre jeweilig andere Religion" ersetzt worden.
[...] Das Christentum -so hört man nun also aus Rom- ist eine Religion unter vielen, gleichberechtigten und nicht mehr das Evangelium steht im Vordergrund sondern das Wohl der Menschheit durch Dialog«

Bezug genommen wird auf den Besuch von Kardinal Jean-Louis Tauran (dem als Kardinalprotodiakon das diesmalige "Habemus papam" zufiel) bei den Sikh in Birmingham im Juni dieses Jahres (besonders aktuell ist der Aufschrei also nicht, aber auch damals gab es deswegen bereits Scherereien).

Ich finde die Aussage von damasus recht befremdlich, zumal in dem von ihm als Beleg zitierten Text nichts von all dem vorkommt, was er ihm unterstellt. Weder findet sich darin eine Egalisierung oder Desavouirung des katholioschen Glaubens oder Christi Heilswerk, noch eine Absage an Mission, noch wird eine Prioritisierung des sozialen Wohles der Menschheit vor allem anderen (inkl. dem Heil derselben) vorgenommen.

Der Kardinal stellt lediglich fest, dass wir de facto (in Birmingham vermutlich noch mehr als in der durchschnittlichen deutschen Metropole) in einer Gesellschaft leben, in der in unserem direkten Umfeld mehr und mehr Menschen leben, die einer anderen Kultur und einer anderen Religion angehören (hier ist die ganze Ansprache nachzulesen), und dass wir dementsprechend nur durch gegenseitigen Respekt und durch Kommunikation (über)leben können. Abschottung und Bekämpfung führen nur zu dem einen: Krieg.

Kardinal Tauran ist Präsident des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog. Allein diese Tatsache sollte aufhorchen lassen. Weil er dies ist, finde ich es nur mäßig überraschend, ihn von einem Dialog zwischen unterschiedlichen Religionen reden zu hören. Das ist nunmal seine Aufgabe, dafür wird er bezahlt. Und ich habe keinen Grund anzunehmen, dass er diesen Job nicht gut macht.

Die Behauptung, die Kirche habe "offiziell [...] Abschied von der Mission genommen" ist so irre, dass ich gar nicht recht weiß, wo ich anfangen soll... Für alle Fälle sei daher mal kurz auf die sprachliche Ebene der Kritik eingegangen: dialogisieren und respektieren mit/von anderen Religionen.
Respekt ist leteinischen Ursprungs und besteht aus dem Präfix re "zurück" und dem Verb specere "schauen auf", und kam wohl in der Form respicere, was soviel wie "zurücksehen", "überdenken", "berücksichtigen" bedeutet, auf uns. Ein adäquates Synonym in diesem hier gegebenen Kontext wäre das deutsche Wort "Achtung". 
Dialog ist ein Kompositum aus der griechischen Präposition dia (διά) "durch"/"zwischen" und dem Verb legein (λέγειν) "reden" und kam über das Verbum dialegomai (διαλέγομαι) "miteinander reden"/"diskutieren" und das lateinische dialogus schließlich in unseren mitteleuropäischen Sprachgebrauch. Synonym wäre hier nun das deutsche Wort "(Zwie)Gespräch".

Wenn wir also nicht "dialogisieren und respektieren" sollen, was schlägt denn nun damasus als Alternative zu Respekt und Dialog zwischen den Religionen vor? Respektlosigkeit? Verachtung? Schweigen? Ignorieren? Gewaltsam und/oder mittels Propaganda bekämpfen?

Anders gefragt: Wie stellt sich damasus Frieden auf der Welt vor, der ja immer, auch für Christen, durchaus anzustreben ist, weil Krieg bekanntermaßen ein grässliches Monster ist, das Menschen, vor allem die Schwachen und Armen, frisst und verschlingt ohne je satt zu werden? Da die Religion allzuoft und immer schon den Vorwand für Krieg lieferte, ist es da nicht irgendwie sinnig, genau auf dieser ebene Frieden zu suchen? Und wie wäre der wohl zu bewerkstelligen, wenn nicht durch Dialog und Respekt? Ob damasus wohl eine Situation lieber wäre
, wie sie derzeit von einigen Radikalen in Ägypten im wahrsten Sinne "befeuert" wird (s. Bild)? Dort kann man beobachten, was ein Mangel an Respekt anrichten kann!

Habe selten so dummes Geschwätz in der Blogozese gelesen...
Nein, "Rom" hat sich nicht von der Evangelisierung verabschiedet. Es tut nur etwas, was die Islamisten, fundamentalistische Christen und sonstige Spinner nicht tun: Respekt vor den anderen haben, mit ihnen reden und das was es an gemeinsamen Werten gibt zum Wohle der Menschen pflegen und fördern.

Überaus bewegt war ich von der interreligiösen Begegnung, an der Papst Benedikt während seiner Israelreise im Mai 2009 in Galiläa teilnahm. Am Ende dieser Begegnung wurde ein wunderbares Zeichen gesetzt, nämlich ein gemeinsames (gesungenes) Gebet um Frieden: 


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