Montag, 19. November 2012

Theophobie und Martyrium

A. Schoemaker - Laurentius
Da ich ohne Fernseher lebe und das nie auch nur einen Moment als Mangel erlebt habe, bekomm ich das nicht so mit, aber das Internet hilft. 
Da gibt es eine Petition gegen eine außerordentlich bekloppte Sendung des ZDF "Götter wie wir", in der zwei als Frauen verkleidete Männer völlig hirntot "Gott" spielen. Mir ist die Petition ähnlich egal wie die Sendung selbst. Ein zehnsekündiges Reinschauen via ZDF-Mediathek bestätigt eigentlich nur das Geahnte: Die Sendung ist genauso bekloppt wie seinerzeit "Popetown" und wird wohl in Kürze ohnehin weider verschwinden (da bin ich Optimist).
In etwa zeitgleich entsorgt ARD schonmal das Christentum in die Riege antiker Göttermythen (kleiner Bericht beim petrinischen Beiboot).

Geistbraus führt rechtzeitig den Begriff Theophobie in unserer ohnehin schon ungemein reiche Sprache ein. Danke dafür. An sich gab es den Begriff auch schon vorher (in der Soziologie ist er meines Wissens bereits im Gebrauch... zumindest habe ich ihn an der Uni schon vernommen... dem Wortteil -phobie kann man eh ALLES voranstellen), aber nie war der Gebrauch so nötig wie jetzt.

Ich sehe dem ganzen Trara dennoch eher gelassen entgegen. Im Grunde kehren wir tatsächlich nur zu einem vorkonstantinischen Status zurück. Das kann aber auch ein Anlass zur Freude sein, denn auch aus der ersten vorkonstantinischen Ära sproß aus dem Blut der Märtyrer etwas Großartiges. Heute mag das Martyrium (zumindest hierzulande... noch) weniger blutig sein, aber das mindert nicht seinen Wert: Wer nur schon dem christlichen Gebot der Nächstenliebe folgt und infolgedessen Nachteile oder Ausnutzung erfährt, unterliegt genauso der "Verfolgung um Christi Willen". Schmähung gereicht uns zur Ehre, Blasphemie denen zum Gericht.

Polykarp berichtet uns etwa um das Jahr 180, wie die Zeugen wieder und wieder das Blutzeugnis ablegten, da sie »nach den Tierhetzen wieder in den Kerker wanderten, Brandmale und Blutbeulen und offene Wunden am ganzen Körper trugen.« Aber, so schreibt er: »wenn jemand aus uns es wagte, sie im Gespräch oder in der Briefanrede "Märtyrer" zu nennen, erfuhr er scharfe Zurechtweisung. Mit Freuden überließen sie die Ehrenbezeichnung "Märtyrer" Christus dem Herrn, der da ist der "wahre und getreue Blutzeuge" (Offb 3,14)«. Es bedarf also einer gewissen Gelassenheit.
Das Martyrium der Christen war damals ein Spektakel für die Massen. Das ist heute nicht anders. Freut euch!

Eigentlich leben wir im Luxus, denn trotz dieser grenzdebilen Inhalte, hat die Kirche nach wie vor einen solchen Wohlstand (in mehrfacher Hinsicht), dass sie dem medial etwas entgegen stellen kann. Weit über das "Wort zum Sonntag" reicht der Einfluss der Kirche, das muss sie nur zu nutzen lernen (siehe hier).

Lange Rede, kurzer Sinn: sub specie aeternitatis ist das alles halb so wild.

PS. Above All
thx Gertie!

Im Anschluss daran...

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