Montag, 14. Mai 2012

Das dreifache Amt

Disclaimer/Einführung: Vor einer Weile schrieb ich einige katechetisch orientierte Texte für jemanden, der sich auf den Weg machte katholisch zu werden (und es schließlich, auch durch mein geduldiges Zutun, wurde). Ein paar Auszüge möchte ich in unregelmäßigen Abständen und ohne konkrete Reihenfolge (die oft etwa eine Seite umfassenden Abschnitte sind meist in sich geschlossen) hier wiedergeben; hoffentlich zum Nutzen des einen oder anderen. Da die Fragmente in einem größeren Kontext stehen (insgesamt sind es über 200 Seiten Text gewesen) ist für ihr Verständnis mal mehr, mal weniger vorausgesetzt. Für etwaige Väterzitate habe ich meist keine Quelle angegeben, da es keine wissenschaftlichen Texte sein sollten sondern eher die Form freundschaftlicher Briefe hatte.


Alle Christen sind dazu berufen, an dem "dreifachen Amt Christi" teilzuhaben. Dieses dreifache Amt umfasst folgende Dimensionen: prophetisch, priesterlich und königlich.
Was heißt das im Detail?

Prophetisch: Ein Prophet ist, entgegen dem alltäglichen Sprachgebrauch, nicht jemand der ständig "Prophezeihungen" (Zukunftsvisionen, Warnungen etc.) abgiebt, sondern schlicht und ergreifend jemand, der eine göttliche Botschaft verkündet. Die Sendung der Apostel, das Evangelium zu verkünden, ist solch ein prophetisches Amt: "Geht und verkündet: Das Himmelreich ist nahe." (Mt 10,7 u.a.) Im Alten Testament sind Propheten Menschen die auf Gott hinweisen (zuweilen auch mit recht rabiaten Methoden), aber es sind zuweilen auch einfach gottesfürchtig Menschen die von anderen Menschen um Rat, auch schon mal in Alltagsdingen, gefragt werden (in der Funktion ähnlich wie ein indianischer Medizinmann). Jeder Christ hat diesen Auftrag, jeder ist in die Welt gesand das Evangelium zu verkünden und "Licht der Welt" (Mt 5,14) zu sein.

Priesterlich: Ein  Priester  ist zu allererst ein  Diener. Seine Aufgabe ist der Dienst an Gott und am Menschen. Für den "priesterlichen Vollzug" im sakramentalen Sinne heißt das: Der Laie kann zwar keiner Messe vorstehen, aber er vollzieht (feiert) sie dennoch mit (vgl. participatio actuosa). Überhaupt ist Liturgie prinzipiell auch durchaus für Laien ein Betätigungsfeld: man denke etwa an die Stundenliturgie. Weiters kann er zwar keine Absolution  nach einer gehörten Beichte spenden, aber der Auftrag, einander die Sünden zu bekennen (Jak 5,16) und einander zu vergeben (Eph 4,32) gilt allen Christen gleichermaßen, auch wenn keine sakramentale Absolution gespendet werden kann. Thomas von Aquin hat, zwar nicht als vollwertigen Ersatz für die Beichte beim Priester, aber doch als "nützlich", diese so genannte "Laienbeichte" ausdrücklich empfohlen! Die Taufe kann im Notfall auch ein Laie spenden und das Sakrament der Ehe spenden sich sowieso die Brautleute gegenseitig (wohingegen das Sakrament der Weihe völlig außerhalb der Verfügung des Weihekandidaten steht, er kann es ausschließlich empfangen!). Und schließlich können alle Laien Sakramentalien spenden (etwa einen Segen) und sie sind auf alle Fälle angehalten, für einander zu beten (z.B. Mk 5,44; 2Kor 1,11; Eph 6,18 uvm.). Diese priesterlichen Dienste sollte man keinesfalls geringachten!

Königlich: Dies bezeichnet v.a. die höhe Würde des Christen, der von Gott erwählt ist. Es geht dabei um den ewigen Reichtum des himmlischen Jerusalems, das eine königleiche Stadt ist mit Jesus Chistus als dem König der Könige: "Denn [das Lamm, Christus] ist der Herr der Herren und der König der Könige. Bei ihm sind die Berufenen, Auserwählten und Treuen." (Offb 17,14) Entsprechend wird das Himmelreich auch oft mit königleichen Attributen gedeutet: Beispielsweise wird eine "unvergängliche Krone der Herrlichkeit" (1Pet 5,4) verheißen. Und so sind denn auch die christlichen Stände mit besonderer Würde ausgestattet (die Ehe ist Sakrament!) und wir als Christen haben Anteil an der Königsherrschaft Gottes (vgl. Hebr 1,8), wenn seine Kraft durch uns wirkt (vgl. 1Kor 4,19f).

An diesem dreifachen Amt Christi haben alle Christen je nach ihrem Vermögen und dem ihnen geschenkten Charisma Anteil. Der Unterschied zwischen Laie und Weiheamt (Klerus) ist kein Qualitativer: ein Kleriker ist nicht "heiliger" als ein Laie, er ist nicht näher bei Gott, er ist kein besserer Christ und ganz sicher auch nicht "mehr erlöst" oder "mehr wert" vor Gott. Der Unterschied liegt in der Berufung, d.h. der  Aufgabe  innerhalb des einen Leibes und dem dafür von Gott unverdient geschenkten ontologischen Differenz: Der geweihte Priester wird zum "Kanal", durch den Gott seine Gnade gießt.

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