Montag, 1. September 2014

Der Geruch der Schafe

Noch immer geistert zuweilen der Gedanke durch die Blogs, die Rede des Papstes Franziskus vom "Geruch der Schafe", den die Hirten annehmen sollen, würde eine Verflachung der Perspektive, eine Einebnung der kirchlichen Hierarchie und eine Betonung des Innerweltlichen meinen (s. etwa hier beim Beiboot Petri).

Seinen Ursprung hat die ganze Aufregung in der Predigt des Papstes in der Chrisammesse 2013. Eigentlich ist das alles Zeitverschwendung, denn bei der Lektüre dieser selben Predigt wird sehr schnell klar, dass der Papst alles andere als eine Einebnung betreibt: Das Thema der Predigt ist die besondere Berufung des Priesters, die gegenwärtigen Gefahren für die priesterliche Identität und seine Aufgabe als Hirte und Mittler (zwischen Gott und Mensch). Der entscheidende Abschnitt liest sich denn auch wiefolgt:
»Wer nicht aus sich herausgeht, wird, statt Mittler zu sein, allmählich ein Zwischenhändler, ein Verwalter. Wir kennen alle den Unterschied: Der Zwischenhändler und der Verwalter „haben bereits ihren Lohn“, und das sie ihre eigene Haut und ihr Herz nicht aufs Spiel setzen, empfangen sie keinen liebevollen Dank, der von Herzen kommt. Genau daher kommt die Unzufriedenheit einiger, die schließlich traurig, traurige Priester, und zu einer Art Antiquitäten- oder Neuheitensammler werden, anstatt Hirten mit dem „Geruch der Schafe“ zu sein – das erbitte ich von euch: Seid Hirten mit dem „Geruch der Schafe“, dass man ihn riecht –, Hirten inmitten ihrer Herde und Menschenfischer. Es ist wahr, dass die so genannte Identitätskrise des Priesters uns alle bedroht und mit einer Kulturkrise einhergeht, doch wenn wir ihre Welle zu durchbrechen verstehen, werden wir im Namen des Herrn in See stechen und die Netze auswerfen können.« (hier nachzulesen)

Worum es dem Papst geht ist also genau das Gegenteil von dem, was ihm vorgeworfen wird... er will den Priester als Hirten und Mittler stärken und rät darum zu mehr Nähe zur Herde. Ich verstehe die ganze Aufregung ehrlich gesagt nicht...
Wer schon einmal mit Schafen und dem Hüten derselben zutun hatte, weiß nur zu gut, was gemeint ist... nach einem Tag mit der Herde hat man i.d.R. deren Geruch durchaus angenommen. Besonders wenn sie ordentlich Wolle tragen, es vielleicht sogar noch feucht ist, und man von Zeit zu Zeit auch mal zupacken muss, geht das mit der Annahme des Geruchs sehr schnell... man gewöhnt sich dran. Aber man sollte darauf achten, welche Klamotten man nimmt, denn der Geruch geht u.U. nie mehr wirklich raus.

Siehe auch hier.

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