Mittwoch, 28. Mai 2014

Zur Lage in Freiburg

Wie über den katholisch-theologischen Buschfunk in Freiburg zu vernehmen ist, hat das Domkapitel gestern (oder vorgestern?) den Nachfolger von EB Zollitsch gewählt. Das Wahlergebnis wird aber wohl erst am Freitag bekanntgegeben werden, weil sich der dies zu verkündigen habende Apostolische Administrator gegenwärtig noch in Regensburg beim Katholikentag aufhält.

Die Dreierliste kam bekanntlich bereits vor Ostern aus Rom zurück und vermutlich wurde mit der Wahl bewusst gewartet, bis die Diözesanversammlung rum war (s. hier; bislang war noch nicht zu vernehmen, ob der ex-Bischof der "Bitte" der Diözesanversammlung nachgekommen ist, der "Handreichung" mit seiner Unterschrift "mehr [*hust*] Verbindlichkeit" zu geben).

Ich bin optimistisch gestimmt und tippe auf Klaus Krämer, den Präsidenten von missio in Aachen und Nationaldirektor für die Päpstlichen Missionswerke in Deutschland. Es spricht einiges für ihn als "vernünftige" Wahl: Karriere machte er unter Walter Kasper in Rottenburg-Stuttgart, dessen Sekretär er auch war, wurde der jüngste Domkapitular, hat sich aber bald nach dem Einzug von Bischof Fürst anders orientiert und ist sodann nach Aachen gegangen. Man munkelt, sein Ausscheiden aus dem Domkapitel habe mit der Liberalität unter Bischof Fürst zutun.  Krämer hat viele gute Kontakte nach Freiburg, da er hier und in Tübingen studierte und von 1997 bis 2000 auch in Freiburg (über Thomas von Aquin) promoviert hat. Habilitiert wurde er an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Vallendar, wo er auch Dogmatik und Missionswissenschaft doziert. Vor bzw. parallel zu seiner theologischen und priesterlichen Laufbahn hat Krämer übrigens bereits ein Jurastudium abgeschlossen. Er ist ein eher unbekanntes Gesicht, mischt sich nicht in schwelende Debatten ein, kennt aber die, die sich daran beteiligen. Konkret heißt das: Er unterhält freundschaftliche Beziehungen zu Vertretern auf beiden Seiten jenes ideologischen Grabens, der sich während (und wegen?) der Regierung der letzten beiden Erzbischöfe aufgetan hat. Die Diözese ist inzwischen dermaßen zerrissen, dass ein Brückenbauer dringend nötig ist, damit es keinen unheilbaren Bruch gibt. Klaus Krämer ist jung, charismatisch, gut im Organisieren und er kann gut mit Medien umgehen (heute gewiss ein nicht unwichtiges kriterium!). Dem Vernehmen nach, gilt er auch Konservativen als "gut katholisch". 2003 wurde er zum Monsignore ernannt, 2005 Päpstlicher Ehrenprälat. 
Schließlich ist wohl auch wichtig: Krämer kommt "von Außen"! Denn das Ordinariat hier in Freiburg ist innerlich ziemlich verfault und der ganze Laden muss dringend mal ausgemistet werden... siehe die Handreichung des Seelsorgeamtes und die verschiedenen klerikalen Ungehorsamsaufrufe (beides mit Unterstützung aus dem Domkapitel!).

Am Freitag wissen wir's. Spannend!

3 Kommentare:

  1. Hast Du eine Ahnung oder Infos, welche anderen Namen auch im Rennen sind?

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    1. Falsche Zeitform: "...im Rennen waren". Gewählt wurde ja schon.
      Ich weiß nix, ich kann nur begründete Annahmen treffen. ;)

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  2. Tja, so kann man daneben tippen. ;)
    Ich lag mit meinem Optimismus sogar noch daneben... es ist ja noch besser!

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