Samstag, 30. Juni 2012

Berufen

Immer wieder - sei es die elendige Zölibatsdiskussion oder die noch elendigere der Frauenordination - immer wieder ist die Rede davon, dass Menschen sich zum Amt "berufen" fühlen und sie darum auf Zulassung drängen. Bis dahin, dass tatsächlich auch das wort "Recht" in den Mund genommen wird: Es sei eine Einschränkung der Menschenrechte, jemanden davon abzuhalten.
Das ist so absurd!
Jede beliebige Firma kann selbst entscheiden, wen sie einstellt und wen nicht; sie kann Kriterien festlegen und auswählen. Aber von der Kirche erwartet man, dass sie jemandem ein Sakrament(!) spendet, nur weil dieser das will?

Dabei ist es so einfach:
»Niemand hat ein Recht darauf, das Sakrament der Weihe zu empfangen. Keiner maßt sich dieses Amt selbst an. Man muß dazu von Gott berufen sein [Vgl. Hebr 5,4.]. Wer Anzeichen wahrzunehmen glaubt, daß Gott ihn zum geweihten Dienst beruft, muß seinen Wunsch demütig der Autorität der Kirche unterbreiten, der die Verantwortung und das Recht zukommt, jemanden zum Empfang der Weihen zuzulassen. Wie jede Gnade kann auch dieses Sakrament nur als ein unverdientes Geschenk empfangen werden.« (KKK 1578)

Es ist ein fatales Missverständnis davon, was eine Berufung ist, wenn man es mit dem eigenen Willen in Beziehung setzt. Sicherlich: Der Wille muss hinzutreten, will man der Berufung treu folgen. Aber der eigene Wunsch hat mit der Berufung zunächstmal nichts zutun. Wer sich berufen fühlt, der muss sich der Kirche, in deren Dienst er treten will, anbieten. Es ist die Kirche, die beruft (aus dem Fundus derer, die sich anbieten). Die Berufung ist nicht ein zwiegespräch mit Gott aus dem sich dann eine Gewissheit oder ein Plan ableitet... zum Dienst in der Kirche wird man nicht "im Privaten" von Gott berufen, sondern vermittelt durch die Kirche.
Traurig macht es mich, wenn es tatsächlich Leute mit so einer Einstellung schaffen, von ihrem Bischof berufen zu werden...


Es gibt eine nette Anekdote, die Henryk Sławinski (Assistenzprofessor an der "Pontifical University of John Paul II" in Krakau) gern erzählt: Ein Junger Mann fühlt sich dazu berufen, in ein Kloster einzutreten. An der Klosterpforte angekommen sieht er dort ein Schild: "Leuten, dann warten." Er leutet und wartet... am nächsten Tag öffnet der Pförtner und fragt, was er denn wolle. "Ins Kloster eintreten", sagt der junge Mann. Darauf kommt der Prior zur Pforte und fragt den jungen Mann, was er denn wolle. "Ins Kloster eintreten, Herr!" Worauf der Prior ihm antwortet: "Komm in einem Jahr wieder." "Ich will aber jetzt ins Kloster eintreten", erwiedert der junge Mann. "Komm in zwei Jahren wieder", entgegnet der Prior. Der Bewerber ging weg, kam nach zwei Jahren wieder und trat ins Kloster ein.

Demut.

1 Kommentar:

  1. "demütig der Autorität der Kirche unterbreiten"

    Da fallen mir spontan zwei Fragen ein:
    1. Wissen die, die das Priesteramt für sich fordern, was Demut ist?
    2. Glauben die, die das Priesteramt für sich fordern, dass die Kirche Autorität hat?

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