Dienstag, 5. Juni 2012

Aufbruch 2012!

liebliches Freiburg...
Ich habe den "Freiburger Ungehorsamsaufruf" bereits kurz erwähnt, möchte ihn aber mal Punkt für Punkt durchgehen.
Der Hintergrund ist wohl der, dass die Strippenzieher im freiburger Klerus, die dafür sorgten, dass viele von diesem (darunter auch der damalige Dekan und Dompfarrer Claudius Stoffel!) letztes Jahr das Memorandum unterzeichnet haben, beschlossen haben, einzelne Themen des Memorandums weiter auszuwalzen und diesmal einzeln zur Abstimmung zu stellen. Der Idee kann ich eine gewisse Plausibilität nicht absprechen, war doch das Memorandum ein selbst für viele "Progressive" fragwürdiges Potpourri. 
Das Ganze ist aber letztlich, auch wenn sie das Wort vermeiden, das gleiche Spiel, wie jenes der Pfarrerinitiative in Österreich: Offener Ungehorsam (u.a.).

Nun denn:

»Mit dem Thema „Wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­dene“ grei­fen wir aus den The­men des Memo­ran­dums der Theo­lo­gen ein beson­ders bren­nen­des Anlie­gen her­aus, das kei­nen Auf­schub mehr duldet.«
Wieso duldet es keinen Aufschub mehr? Was ist heute anders als vor 40 Jahren? Jesu Gebot hat sich nicht verändert. Und was die Sakramente angeht: Die Ehe ist nach wie vor unauflöslich und die Eucharistie und die Beichte sind immernoch die Eucharistie und die Beichte.
Ich schätze es drängt jetzt desshalb so, weil es zumeist noch die selben Leute sind, die diese Forderungen stellen, und weil sie Angst vor der biologischen Konsequenz haben...

»Wir ver­bin­den uns dabei mit Initia­ti­ven, die z. T. schon seit Jahr­zehn­ten die­ses Thema als ein für die Pas­to­ral drän­gen­des Pro­blem benen­nen, wie z.B.:
  • Die Würz­bur­ger Syn­ode 1975
  • Die Bischöfe der Ober­rhei­ni­schen Kir­chen­pro­vinz 1993
  • Die KFD nach dem Papst­be­such in Deutsch­land 2011
  • Ebenso das Buch von Eber­hard Scho­cken­hoff: Chan­cen  zur Ver­söh­nung? Die Kir­che und die wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen, Frei­burg 2011
In all die­sen Doku­men­ten und Ver­öf­fent­li­chun­gen sind viel­fäl­tige Gründe benannt, wes­halb man Men­schen, die nach ihrer Schei­dung eine neue Bin­dung ein­ge­hen, eine große Wert­schät­zung ihrer neu ein­ge­gan­ge­nen Bin­dung und Treue  ent­ge­gen­brin­gen muß und sie nicht vom Emp­fang der Sakra­mente aus­schlie­ßen darf
Die Synode war also eine "Initiative"? Und das Buch von Herrn Prof. Schockenhoff auch? Wie ist hier "Initiative" Definiert, und warum sollten die Synode und die Oberrheinischen Bischöfe über die Charakteristika und die Zulassungsbedingungen für die schon erwähnten Sakramente zu entscheiden haben? Und welche "Autorität" sollen die KFD und "irgendein Buch irgendeines Theologen" in dieser Frage haben? [Ich schätze die Arbeit von Prof. Schockenhoff sehr, aber in den letzten Jahren ist er zunehmend... hmm... "verbittert" geworden... erinnert ein wenig an H. Küng, nur mit mehr Niveau (noch?).]

Es werden doch ständig Leute vom Empfang irgendwelcher Sakramenten ausgeschlossen: Gesunde von der Krankensalbung, Babys von Firmung und Eucharistie, Priester von der Ehe, Verheiratete von einer weiteren Ehe... ooops, das Letzte hätte ich wohl nicht erwähnen sollen... hmm...

»Wir brin­gen mit unse­rer Unter­schrift zum Aus­druck, dass wir uns in unse­rem pas­to­ra­len Han­deln gegen­über wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen von der Barm­her­zig­keit lei­ten las­sen (salus ani­ma­rum suprema lex). Uns ist bewusst, dass wir damit oft gegen der­zeit gel­tende kir­chen­recht­li­che Vor­schrif­ten der römisch-katholischen Kir­che handeln.«
 = Ungehorsam.
Jesus war Barmherzig um die Umkehr zu ermöglichen... Wenn aber Umkehr nichtmal in Erwägung gezogen wird, weil die Sünde nicht als solche erkannt oder auch nur benannt wird, fehlt offenbar etwas (vgl. Mt 3,10...).
Jesus sagt zur Sünderin "Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!" Wird aber die Sünde nicht mehr als solche erkannt, kann genau genommen auch keine Vergebung geschehen und jenes "pastorale Handeln" ist auch keine Barmherzigkeit mehr, sondern wohl näher verwandt mit Gleichgültigkeit gegenüber der Sünde.
Achja: Inwiefern ist es Barmherzig, den Leuten, die alles tun um ihre (per definitionem unauflösliche!) Ehe zu erhalten, zu sagen "es ist egal"?

»Wir tra­gen damit aber der Gewis­sens­ent­schei­dung der betrof­fe­nen Men­schen und ihrer sich dar­aus ent­wi­ckeln­den Lebens­si­tua­tio­nen Rechnung.«
 Achja... das liebe Gewissen... Seit wann ist es die Aufgabe der Kirche, sich den "Gewissensentscheidungen" der Menschen anzupassen? Ist es nicht vielmehr das Gewissen, das vom Wort Gottes (Schrift und Tradition) und dem Lehramt der Kirche geformt und  gebildet werden muss?
"Das Gewissen kann in Unkenntnis bleiben oder falsch urteilen. Solche
Unkenntnis und Fehlurteile sind nicht immer frei von Schuld." (KKK 1801)
"Das Gewissen muß geformt und das sittliche Urteil erhellt werden. [...] Für uns Menschen, die schlechten Einflüssen unterworfen und stets versucht sind, dem eigenen Urteil den Vorzug zu geben und die Lehren der kirchlichen Autorität zurückzuweisen, ist die Gewissenserziehung unerläßlich." (KKK 1783)
Soviel dazu.
»In unse­ren Gemein­den gehen wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­dene mit unse­rem Ein­ver­ständ­nis zur Kom­mu­nion und emp­fan­gen das Buß­sa­kra­ment und die Kran­ken­sal­bung. Sie sind tätig als Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter im PGR, in der Kate­chese und in ande­ren Diensten.«
Na wenigstens haben die die Sakramente nicht in einem Satz mit den ehrenamtlichen Tätigkeiten erwähnt, sonst könnte noch jemand auf die Idee kommen, das wäre gleichrangig.
Das ist natürlich eine wohl durchdachte Formulierung, weil so eben genau der Eindruck entsteht, "wiederverheiratete Geschiedene" würden aus sämtlichen Bereichen pfarreilichen Lebens (etwa ehrenamtlichen Tätigkeiten) ausgeaschlossen und nur die unterzeichneten "Helden" würden sich dieser massiven Ausgrenzung entgegen stellen. Natürlich stimmt das nicht.

»Bis­her leben wir die­sen Spa­gat in der Hoff­nung, dass es bald zu einer Ent­schei­dung kommt, die die­sen Men­schen offi­zi­ell  und ohne Dis­kri­mi­nie­rung einen evangeliums­gemäßen Platz in unse­rer Kir­che gibt.«
Die Entscheidung ist bereits Gefallen, diese Menschen haben ihren Platz in der Kirche!
Der Empfang eines Sakraments ist an Voraussetzungen geknüpft. Ein Ausschluss von einem Sakrament ist keine Diskriminierung, sondern ergibt sich aus einem Fehlen  dieser Voraussetzungen. Wo ist hier der Skandal?
Evangeliumsgemäß: "Wer seine Frau aus der Ehe entlässt und eine andere heiratet, begeht ihr gegenüber Ehebruch. Auch eine Frau begeht Ehebruch, wenn sie ihren Mann aus der Ehe entlässt und einen anderen heiratet." (Mk 10,11f)

»Wir hal­ten eine Neu­re­ge­lung um der Men­schen und unse­rer Kir­che wil­len für drin­gend not­wen­dig  und wol­len die­sen Spa­gat nicht län­ger auf­recht erhal­ten und durchtragen.
Pries­ter und Dia­kone der Erz­diö­zese Freiburg«
Neuregelung... Ein Euphamismus für "schafft die Unauflöslichkeit der Ehe ab"... na wenn das SOOO einfach wäre, hätten wir diese Neuregelung vor 460 Jahren gebraucht... dann hätten wir uns das anglikanische Schisma erspart...


Was mich v.a. ankotzt, ist die himmelschreiende Unehrlichkeit dieser Seelsorger... sie lassen ihre Schäfchen im Unklaren oder belügen sie über die wahre Natur und den wahren Wert sowohl des Ehesakraments wie jener Sakramente, die sie offenbar vorraussetzungslos jedem spenden der danach fragt... von der Natur und dem Wert der Kirche ganz zu schweigen.
Und ich bin wütend, weil unser Erzrobbi nichts dagegen unternehmen wird. Er wird es als einen "konstruktiven Beitrag zum Dialogprozess" würdigen... vllt. auch, was ich aber bezweifle, als "wenig konstruktiv" bewerten... das weiß man leider nie so recht, weil seine Exzellenz sich leider als ungemein Anschmiegsam gegenüber jedweder Politik erweisen hat.


PS. Die Worte "Gott" und "Jesus" tauchen im Text nicht auf.

1 Kommentar:

Ich freue mich über Meinungen, (sinnvolles) Feedback und Hinweise aller Art. Fragen sind auch immer willkommen, eine Garantie ihrer Beantwortung kann ich freilich nicht geben. Nonsens (z.B. Verschwörungstheorien, atheistisches Geblubber und Esoterik) wird gelöscht. Trolle finden hier keine Nahrung.