Montag, 16. Mai 2022

Vom Kreuz geprägt

»Müssen wir nicht vor allen Sachfragen des Weltdienstes, die vielfältig und kompliziert sind, uns selber fragen, ob wir so, als die neuen Menschen, als die mit Christus Gekreuzigten den anderen und der Welt dienen wollen oder nur als Konkurrenten anderer Gruppen und damit unter deren Wertmaßstäben und Erfolgsrechnungen?

Was der Welt zum Heile dient, was die Kirche wahrhaft trägt, ist das Kreuz des Herrn. Und mit Ihm, in Seiner Gnade sind es jene, die als Jünger Christi sich selbst verleugnen und ihr Kreuz tragen. Sie machen keine Schlagzeilen. Sie erscheinen nicht in den Statistiken. Sie polieren ihr Image nicht im Fernsehen. Sie sind nicht bei den Ordinariaten registriert. Vermutlich schreiben sie auch nicht jene Bücher, von denen es dann in den Besprechungen heißt, daß sie mit atemberaubender Kühnheit alles in Frage stellen und in völliges Neuland vorstoßen. Sie sind auch sicher nicht in den Kreisen geachtet, die bissig und stur ihren gewohnten Stil als das Unantastbare und Heilige verteidigen. Aber Gott kennt sie, und sie sind kostbar in Seinen Augen.

Eigentlich müssen wir von Herzen danach verlangen, zu ihnen zu gehören. Und wenn es nicht so ist? Wenn wir unter unserem Wortgepränge verbergen, daß wir das Kreuz nicht lieben, wie es die Heiligen taten? Dann sollten wir wenigstens nicht stolz darauf sein. Nicht so souveräne Verächter der Frömmigkeit früherer Zeiten. Nicht so überheblich sicher, daß wir jetzt erst das wahre Christentum entdeckt haben.

Und wir sollten um die kostbare Gnade beten, daß unser alter Mensch ein wenig mehr sterbe und der neue Fortschritte mache- wenigstens den nächsten Schritt versuche.« (Alfred Bengsch, Kirche ohne Kreuz?, 74-75)

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