Samstag, 22. Februar 2020

Petrus der Versager

Petrus ist ein armer Kerl. Immer bekommt er was auf den Deckel, immer macht er was falsch. Bei keinem anderen Menschen im Neuen Testament wird sein Scheitern, sein Unglaube, sein Irrtum, so oft und so penibel geschildert.

»Und er sprach: Komm her! Und Petrus stieg aus dem Boot und ging auf dem Wasser und kam auf Jesus zu. Als er aber den starken Wind sah, erschrak er und begann zu sinken und schrie: Herr, rette mich! Jesus aber streckte sogleich die Hand aus und ergriff ihn und sprach zu ihm: Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?« (Mt 14,29-31)
 
»Und Petrus antwortete und sprach zu Jesus: Rabbi, hier ist für uns gut sein; wir wollen drei Hütten bauen, dir eine, Mose eine und Elia eine. Er wusste aber nicht, was er redete; denn sie waren verstört.« (Mk 9,5-6) 

»Von da an begann Jesus, seinen Jüngern zu erklären: Er müsse nach Jerusalem gehen und von den Ältesten und Hohepriestern und Schriftgelehrten vieles erleiden, getötet und am dritten Tag auferweckt werden. Da nahm ihn Petrus beiseite und begann, ihn zurechtzuweisen, und sagte: Das soll Gott verhüten, Herr! Das darf nicht mit dir geschehen! Jesus aber wandte sich um und sagte zu Petrus: Tritt hinter mich, du Satan! Ein Ärgernis bist du mir, denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen.« (Mt 16,21-23)

»Petrus aber saß draußen im Hof. [...] Er leugnete aber vor ihnen allen und sprach: Ich weiß nicht, was du sagst.[...]  Und er leugnete abermals und schwor dazu: Ich kenne den Menschen nicht. [...] Da fing er an, sich zu verfluchen und zu schwören: Ich kenne den Menschen nicht. Und alsbald krähte der Hahn. Da dachte Petrus an das Wort, das Jesus gesagt hatte: Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und er ging hinaus und weinte bitterlich.« (Mt 26,69-75) 

»Als aber Kephas nach Antiochia kam, widerstand ich ihm ins Angesicht, denn er hatte sich ins Unrecht gesetzt. Denn bevor einige von Jakobus kamen, aß er mit den Heiden; als sie aber kamen, zog er sich zurück und sonderte sich ab, weil er die aus der Beschneidung fürchtete. Und mit ihm heuchelten auch die andern Juden, sodass selbst Barnabas verführt wurde, mit ihnen zu heucheln.« (Gal 2,11-13)
 

Petrus ist vermutlich der fehlbarste Mensch im Neuen Testament. Und trotzdem ist er der "Erste" unter den Jüngern, der für die anderen spricht, trotzdem baut der Herr auf ihn Seine Kirche, trotzdem übergibt er ihm die Schlüssel zum Himmelreich, trotzdem befiehlt er ihm vor allen anderen, seine Schafe zu weiden. Ein fehlbarer (theologisch wenig versierter, rhetorisch ungeschickter und nicht gerade feinfühliger) Papst ist also nichts Ungewöhnliches... es müsste eigentlich der Normalfall sein, nur waren wir im 20. und beginnenden 21. Jahrhundert mit einer außerordentlichen Fülle an wundervollen Päpsten gesegnet. 

Das Fest der Kathedra Petri kann vielleicht helfen, von der Person des jeweils auf diesem Stuhl Platz Nehmenden etwas Abstand zu gewinnen. Auch JPII und BXVI waren nicht über jeden Fehler und jede Nachlässigkeit erhaben.

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