Dienstag, 14. Januar 2020

Dem synodalen Weg etwas sagen

Auf der Homepage des synodales Weges gibt es noch bis zum 23. Januar die Möglichkeit, eigene Gedanken zu den vier Foren einzuschicken. Auf der entsprechenden Seite heißt es, diese "Antworten werden von einem qualifizierten Team gelesen und ausgewertet und fließen in die Beratung der Synodalversammlung und der Foren ein." (HIER).
Ich habe mir mal die Mühe gemacht und spontane Antworten auf die gestellten Fragen versucht. Da die jeweiligen Antwort auf 1500 Zeichen begrenzt sind, können die Antworten nicht erschöpfend sein... es sind nur einige Punkte die mir in dem Moment wichtig schienen. Zum Punkt "Sonstiges" habe ich nichts geschrieben.


Forum 1: Macht und Gewaltenteilung in der Kirche – Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag

Frage 1: Welche konkreten Erfahrungen von Macht und Ohnmacht haben Sie in der Kirche gemacht und was muss Ihrer Meinung nach in der Kirche verändert werden, damit der Umgang mit Macht besser kontrolliert und Machtmissbrauch verhindert werden kann?
Ändern muss sich der Bezugsrahmen: Es ist nicht unsere Kirche, sondern die Kirche Christi. Jesus Christus, sein Ruf zur Umkehr, seine Botschaft der Rettung sind der Maßstab, nicht wir Menschen und unsere Bedürfnisse und Befindlichkeiten. Mir scheint, die kirchlichen Verantwortungsträger heischen nach Macht und Einfluss unter dem Euphemismus „(gesellschaftliche) Relevanz“. Gerne lässt man dafür das Anstößige der Botschaft Christi fallen. Man sucht die Anerkennung der Öffentlichkeit und fürchtet ihre Ablehnung. Besonders in bischöflichen Behörden ist man nach meiner Erfahrung eifrig darum bemüht, eine ideologische und sogar spirituelle Monokultur herzustellen: Abweichende Meinungen – etwa solche, die sich mehr an der kirchlichen Tradition als an den neuesten kurzlebigen soziologischen Erkenntnissen orientieren – werden systematisch unterbunden. Die Grundposition ist eine große Skepsis wenn nicht sogar sprungbereite Aggression gegen alles Altehrwürdige, das dann auch mit aller Macht unterbunden wird. Das Gleiche habe ich auch schon bei kirchlichen Gesprächsprozessen u. dgl., in Gremien und Versammlungen erlebt. Diese Monokulturbestrebungen machen auch vor der eigene Glaubenspraxis nicht Halt: Ich habe selbst die Erfahrung gemacht, dass man als Angestellter bei einem Bistum entlassen werden kann mit der Begründung, dass die eigene Frömmigkeitspraxis im Rahmen der Liturgie für einen kirchlichen Mitarbeiter nicht angemessen sei. Ein Machtmissbrauch gegen eine legitime Frömmigkeit.
Frage 2: Wie können mehr Menschen aktiv an den Aufgaben und Entscheidungen in der Kirche beteiligt werden?
Aktivität und Mitbestimmung brauchen in weltlichen Kontexten immer eine intellektuelle Grundlage: ein Verständnis dessen, worum es geht. Andernfalls sind die Menschen nur Stimmvieh etwaiger Wortführer. In kirchlichen Belangen braucht es notwendigerweise auch eine geistliche Grundlage. Notwendige Voraussetzung wäre m.E. die Mündigkeit im Glauben, d.h. in der Liebe zu Jesus Christus und seiner Kirche. Wer kein Jünger Christi ist, der kann nicht über Wohl und Wehe der Jünger Christi sinnvoll denken, geschweige denn Entscheidungen fällen. Wenn ich nicht weiß, was das Evangelium beinhaltet, was der Auftrag der Kirche ist („Geht in alle Welt, macht alle Menschen zu meinen Jüngern“) und wenn ich diesen Auftrag v.a. nicht selbst auch konsequent lebe, kann ich schon rein logisch nichts dazu beitragen, wie dieser Auftrag besser erfüllt werden kann. Erfahrungsgemäß sind die meisten Getauften keine mündigen Jünger Christi, nicht einmal die pastoralen Mitarbeiter. Die allermeisten von ihnen sind, wenn man sie fragt, in keiner Weise auskunftsfähig über ihren Glauben. Diese Erfahrung mache ich und machen meine Kollegen Tag für Tag im überpfarreilichen Dienst: Es fehlt weitestgehend an intellektuellen und an spirituellen Grundlagen. Über Strukturen können sie reden, nicht aber über ihren Glauben. Wenn diese Voraussetzung gelebter Jüngerschaft erfüllt ist, steht nichts im Wege, diese Menschen aktiv „Kirche“ mitgestalten zu lassen in dem Vertrauen, dass sie aus dem Evangelium heraus handeln.
Frage 3: Wie können wir im Sinne von Papst Franziskus als Kirche in Deutschland überzeugender eine dienende Kirche sein?
Der erste und oberste Dienst, den Jesus Christus den Menschen erwiesen hat, ist die Erlösung. Ziel der Menschwerdung ist es nicht gewesen, Kranke zu heilen oder Bedürftigen nahe zu sein. Sein karitatives Handeln war v.a. Zeichen und Hinweis auf das, wozu er eigentlich ins Fleisch gekommen war: Ziel der Menschwerdung war die Erlösung der sündigen Menschen um sie zum ewigen Heil bei Gott zu führen. Dies geschieht freilich nicht ohne ihr Zutun, daher der Ruf zur Umkehr. Die Identität des Jüngers Christi ist seine Verbundenheit mit Gott: Im Gebet, in der Feier der Eucharistie (Gebot des Herrn: „Tut dies zu meinem Gedächtnis“!), in der Liebe zu den Menschen um seinetwillen. Die Reihenfolge ist nicht Unerheblich: Liebe Gott und liebe den Nächsten. Wenn die Liebe zu Gott und die lebendige Beziehung zu ihm nicht Voraussetzung ist, dann unterscheidet sich der Dienst nicht von dem anderer (säkularer) Dienstleister. Was keiner sonst tun kann, was das Alleinstellungsmerkmal der Kirche ist, ist die Verkündigung der rettenden Botschaft Jesu – die sich in konkreten Zeichen der Liebe schon auf Erden andeutet. Karitatives Wirken ist Ausfluss der Liebe zu Gott. Die Kirche kann nur insofern dienende Kirche für die Menschen sein, indem sie den wichtigsten Dienst, den Gott selbst in seinem Sohn vollbracht hat, gemäß ihrem Auftrag weiterhin tut: Indem sie die Erlösung verkündet, zur Umkehr ruft, tauft und lehrt (Mt 28,19-20). Das ist der erste Dienst der Kirche aus dem alles andere ausströmt.

Forum 2: Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft

Frage 1: Welche Erfahrungen haben Sie diesbezüglich gemacht, welche Erkenntnisse oder Überzeugungen persönlich gewonnen?
1) Dass die kirchliche Lehre über die menschliche Sexualität authentischer Ausdruck des christlichen Menschenbildes im Kontext seiner Geschichte von Sünde und Erlösung ist. 2) Dass die allermeisten Katholiken nicht wissen, was das christliche Menschenbild und was die kirchliche Sexualmoral eigentlich beinhalten. Etwas karikierend (aber nicht viel!): Die meisten Katholiken glauben, die Lehre der Kirche ließe sich zusammenfassen mit „Du sollst keine Kondome benutzen“. (In der Realität ist dieser Punkt eher eine Fußnote in den Nachbemerkungen.) Meine Erfahrung ist, dass die katholische Sexualmoral nicht akzeptiert wird, weil sie in den allermeisten Fällen schlicht NICHT BEKANNT ist. Ein Grund mag sein, dass sie seit Jahrzehnten hierzulande nicht verkündet wurde... Die Umfrage, die 2014 im Vorfeld der Familiensynode gemacht wurde, bestätigt übrigens diesen Befund! Es gibt nach meiner eigenen Erfahrung (bin erst als Erwachsener getauft worden, kenne also sowohl die Außen- wie die Innenperspektive) keinen nennenswerten Unterschied im Wissen um die kirchliche Lehre, ob jemand der Kirche angehört oder nicht, in ihr pastoral tätig ist oder nicht. Ich kannte früher auch nur die Klischees und Vorurteile die jeder hat. Als ich mich damit näher befasste und auskunftsfreudigen und (und das ist leider überaus selten!) auskunftsfähige Katholiken begegnete, änderte sich das. Heute lebe ich mit meiner Frau ganz danach und wir sind überglücklich darüber, auch wenn es nicht immer leicht ist.
Frage 2: Wie kann die Kirche Ihrer Meinung nach das Evangelium von der Liebe Gottes in unserer Zeit überzeugender verkünden?
Indem sie für die Wahrheit und Schönheit ihrer befreienden und erfüllenden, aber nicht immer einfachen und bequemen Botschaft eintritt. Gemeint ist die Botschaft, für die die Schar der Heiligen eingetreten ist, vom heiligen Apostel Paulus bis zum heiligen Papst Johannes Paul II. Wenn diese Botschaft aber schon innerhalb der Kirche 1. nicht bekannt (s.o.) und 2. in Konsequenz daraus auf der Basis von Unwissenheit und Klischees abgelehnt wird, ist das für niemanden attraktiv oder glaubwürdig. Was ist überzeugender für Suchende, die, vom Zeitgeist umgeben, über das, was gesellschaftlich gerade als angemessen gilt, hinausblicken wollen: Wenn die Kirche eine bleibende Botschaft verkündet, die heute wie zu biblischer Zeit bei den meisten Menschen Anstoß erregt und die aber trotzdem nachweislich über die Jahrhunderte hinweg unzählige Männer und Frauen zum für die Welt oft anstößigen Wirken angetrieben hat? Oder wenn sie eine Botschaft verkündet, deren Konsequenzen faktisch eine Bestätigung des aktuellen Zeitgeschmacks bedeuten? „Lebenswirklichkeiten“ zu bestätigen und wertzuschätzen, dafür braucht es die Kirche nicht, dafür braucht es Jesus nicht, das tut die „Welt“ schon ganz allein. Jesus schätzt nicht wert, er ruft zur Umkehr! Glaubt denn irgendwer ernsthaft, dass wir gegenwärtig in einer Gesellschaft leben, die so heil(igmäßig) ist, dass sich der Wille Gottes in der „Lebenswirklichkeit“ der Menschen kundtut? Übrigens: Auch in Sodom und Gomorrha gab es eine Lebenswirklichkeit...
Frage 3: Was ist Ihnen wichtig in der Sexuallehre der Kirche und was müsste dringend verändert werden
Was wichtig ist: - Dass sie den Menschen als Sünder und Erlösten voll ernst nimmt. Es ist eine ungemein befreiende und beglückende Botschaft. Sie ist oft nicht einfach in die Tat umzusetzen, sei es wegen innerer Neigungen, sei es durch äußeren Druck (durch Medien, aber auch durch Katholiken, die das lächerlich machen!). Hier gilt: Nichts von Wert kommt einfach so zustande, es muss errungen werden. - Als Vater möchte ich, dass zukünftige Partner mit meinen Kindern (gerade in Sachen Liebe und Sexualität) so achtsam und wertschätzend, so geduldig und respektvoll umgehen, wie dies nur irgendwie möglich ist. Wenn ich das aber für meine Kinder möchte, dann möchte ich dies auch für meine Frau und für mich selbst. - Keuschheit: Die allermeisten Katholiken wissen nicht, was das ist, setzen es vllt. mit Verklemmtheit gleich. Aber der Begriff drückt genau jene Achtsamkeit, jenen Respekt aus. Die kirchliche Sexuallehre bietet eine so schöne und heil(ig)ende Vision von Liebe, die die Würde der Person und den einzigartigen Wert der Körperlichkeit in unübertrefflicher Weise respektiert, bewusst macht und erblühen lässt. - Natürliche Empfängnisregelung: Beide müssen mitmachen, Bescheid wissen, Aufmerksam sein für Körper und Gemüt. Das hat zur Folge, dass die Partner sich viel besser kennenlernen. Der Mann gewinnt ein Feingefühl (und dadurch wieder: Respekt und Achtsamkeit) für die Frau. Es verbindet beide viel inniger. Was sich ändern muss: - Diese großartige Lehre muss verkündet werden (s.o.)!

Forum 3: Priesterliche Existenz heute

Frage 1: Was zeichnet Ihrer Auffassung nach einen authentischen Priester heute aus, welche Eigenschaften und Fähigkeiten sollte er besitzen?
Er sollte ein überzeugter und überzeugender Verkündiger der frohen Botschaft sein, der sich nicht scheut, seinen Auftrag auszuführen: Die Messe feiern, die Sakramente spenden, belehren und ermahnen (vgl. Kol 3,16) – auch hinsichtlich der kirchlichen Sexalmoral (s.o.) –, zur Umkehr rufen, den Menschen in ihren geistlichen Nöten beistehen. Ein echter Vater für seine Gemeinde (nicht ein Großvater, der den Enkeln sanft lächelnd alles durchgehen lässt!), der sich seiner Verantwortung vor Gott bewusst ist (dem er einst Rechenschaft schuldet): barmherzig, nicht nachlässig. Im Gottesdienst soll er die authentische Liturgie der Kirche feiern, nicht die Gläubigen seinen Launen und tollen Ideen ausliefern. Seine Predigten und Fürbitten sollen nicht als Nachweis dienen, dass er am Vortag die Tagesschau gesehen hat, sondern sie sollen das Wort Gottes und die Liturgie der Kirche erschließen und den Gläubigen die Möglichkeit geben, darin Antworten, Halt, Ansporn, Gnade, Hoffnung, Wahrheit und Freiheit zu finden. Er soll in seinem Tun und Reden durchaus auch anecken und Anstoß erregen, denn Jesus hat die Kirche zur Verkündigung seines am Kreuz gewirkten ewigen Heiles eingesetzt, nicht als Kommentatorin des Zeitgeschehens. Er sollte kein Funktionär sein. Und auch wenn er kein begeisternder Redner oder Charismatiker ist, soll er doch zu allererst ein Betender sein. Dadurch soll er ein Vorbild im geistlichen Leben sein und Stellvertreter im Gebet für alle, die dies nicht können.
Frage 2: Wie kann ein authentischer Priester mitten in der Welt von heute in der Nachfolge Jesu leben, welche Lebensform halten Sie für den Priester heute für angemessen?
Da der Priester Kraft seiner sakramentalen Weihe zu allererst mit Dingen betraut ist, die das Irdische übersteigen, ist ihm eine Lebensweise angemessen, die dies unterstreicht und ermöglicht. Ganz praktisch: Eltern wissen, wie schwer es ist, im Alltag überhaupt noch zum Beten zu kommen. Wer ehrlich nachdenkt bemerkt zudem, wie eingeschränkt seine Wahrnehmung der Nöte und Sorgen der Menschen ist und wie wenig Kapazitäten er hat, sich mit diesen zu befassen, wenn er v.a. damit zu tun hat, die Nöte und Sorgen in seiner eigenen Familie zu bewältigen (vgl. 1Kor 7,32-33). Da ist es von großem Nutzen, wenn es da jemanden gibt, der als Seelsorger viele Schicksale überblickt und der zugleich mit seiner Lebensform immer wieder auf die Vorläufigkeit des Irdischen und auf die Kontingenz der allermeisten Sorgen des Lebens hinweist, in kurz: auf das ewige Heil und die Erfüllung aller Sehnsucht bei Gott. Wenn er kein Gremienjogger ist, hat er auch zu jeder Tages- und Nachtzeit Zeit für die konkrete Not: Während der Familienvater für „die Seinen“ arbeitet und diese für ihn ganz klar die Priorität genießen müssen, sind für den Priester alle ihm anvertrauten Gläubigen „die Seinen“, um die er sich kümmert, die er geistlich nährt. Zeugnis: Der zölibatär lebende Priester zeigt, dass es die Ganzhingabe, den größten Verzicht und die Aufopferung des Lebens für die Sache Gottes gibt – also gibt es Gott, und sein Heil ist es Wert, alles dafür zu geben. Die Lebensform Jesu ist für den Priester Vorbild.
Frage 3: Was müssen wir in der Kirche tun oder verändern, damit es mehr Berufungen gibt und der Dienst des Priesters attraktiver für junge Menschen wird?
Es braucht v.a. eine angemessene Verkündigung über das, was das Priestersein bedeutet (s.o.). Es braucht aber auch eine angemessene Verkündigung darüber, was der Zölibat ist. Er darf z.B. nicht nur mit der Negativfolie betrachtet werden, sondern muss, schöpfend aus der reichen aszetischen Tradition der Kirche, als Geschenk und als Schatz wahrgenommen und vermittelt werden. Den Zölibat als „Verzicht auf Sex“ zu beschreiben ist genauso unsinnig, wie die Beschreibung ehelicher Treue als „Verzicht auf Sex mit anderen Frauen“. Solch angemessene Verkündigung gilt allen Gläubigen: Wie bei der Sexuallehre der Kirche, so sind auch Sinn und Inhalt des Zölibats den meisten Gläubigen schlicht nicht bekannt. Wenn aber die Gläubigen ihn mangels Wissens nicht verstehen, können sie ihn auch nicht respektieren. Die meisten, die den Zölibat ablehnen, wissen nicht, was er bedeutet und wo er herkommt. Der Zölibat ist biblisch (Lebensform Jesu; s. Paulus). Der Ehelosigkeitszölibat (nur Weihe unverheirateter Männer) mag erst im Mittelalter universell verbindlich geworden sein, der Enthaltsamkeitszölibat (verheiratete Kleriker, die aber ab der Weihe enthaltsam leben mussten) war von Anfang an in der Kirche die Norm (s. Stefan Heid). Problematisch ist nicht der Zölibat, sondern die Einsamkeit (übrigens: auch Verheiratete können an Einsamkeit leiden!). Priester-WGs, häufige Einladungen in unsere Häuser und Familien und die väterliche Sorge des Bischofs für seine Priester müssen (wieder) belebt werden.

Forum 4: Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche

Frage 1: Wie sehen Sie die Rolle der Frau in der Kirche?
Die Rolle der Frau in der Kirche ist die selbe Rolle, die jedem Getauften und Gefirmten in der Kirche zukommt Kraft seiner Anteilhabe an der königlichen, prophetischen und priesterlichen Würde Jesu Christi. Von ihm kommt diese Würde – und zwar in dem Maße, wie wir an ihm Anteil haben. Mit dieser Würde geht jedoch auch ein gewisser Anspruch einher. - König: Als Miterben des Königs der Könige, der Herr ist über die ganze Schöpfung, sind wir frei vom Reich der Sünde und sollen, biblisch gesprochen, mit Jesus in Ewigkeit herrschen. - Prophet: Christen sollen verkünden. Aber nicht sich selbst, ihre Ideen, Wünsche und Meinungen, sondern den Willen Gottes und die Botschaft Christi von Umkehr und Erlösung – ob gelegen oder ungelegen. - Priester: Priestertum ist nie für einen selbst, sondern immer für andere und zum Lobe Gottes. Die Priesterliche Würde jedes Christen drückt sich ganz konkret aus im Hintreten vor Gott in Reue und Demut, im Gebet für die anderen, im Segnen der anderen, im Opfer für und mit den anderen – besonders in der Feier der Eucharistie –, im Zeugnis für die göttliche Wahrheit, in Taten der Liebe die zeichenhaft die Liebe Gottes widerspiegeln, und – hinsichtlich der Eltern – in der Erziehung der Kinder zu christlichem Leben und Gebet, wobei hier erfahrungsgemäß der Mutter die wesentlichere Rolle zukommt. Wie der Prophet auch, ist der priesterliche Mensch der Gebundene, Abhängige, Empfangende und zum weitergeben Verpflichtete – er ist Diener Gottes und der Menschen.
Frage 2: Was müsste sich ändern, damit mehr Frauen Leitungspositionen in der Kirche übernehmen (können)?
Genau genommen können sie das bereits (sofern nicht bestimmte Ämter an den Empfang des Weihesakraments gebunden sind). Es fehlt zum einen am Willen bei den Verantwortlichen, aber wohl auch bei den Frauen: Bekanntlich gibt es nicht nur in der Kirche verhältnismäßig wenige Frauen in Leitungspositionen, sondern auch in der restlichen Gesellschaft – dies scheint also kein spezifisch kirchliches Phänomen zu sein. Nach der beständigen Lehre der Kirche entspricht es dem Willen des Stifters aller Sakramente, dass Frauen das Sakrament der Weihe nicht empfangen können. Das kann man bedauern, aber ebenfalls nach der beständigen Lehre der Kirche hat sie nicht die Vollmacht, dies zu ändern. Es ist gut, dass wir nicht mehr in einer feudalen Gesellschaft leben, dass es heute keine kirchenrechtlichen Laien als Fürstbischöfe mehr gibt und auch keine Fürsten und Fürstinnen, die als Äbte und Abtissinen große Machtfülle besitzen. Es ist daher sinnvoll, dass die Macht (und damit die letzte Verantwortung) in der Kirche mit der Weihe verbunden ist. „Die Kirche bindet die Übertragung von Vollmacht und besonderer Verantwortung an Kriterien, auch an eine längere Ausbildung und Prüfung der charakterlichen und religiösen Voraussetzungen eines Kandidaten, um Risiken zu minimieren. Und im Ritus der Weihe kommt das Vertrauen in das Gebet der Gläubigen zum Ausdruck, dass der Heilige Geist nicht untätig bleiben wird.“ (M. Schlosser) Wo dies möglich ist, sollten Frauen auf jeden Fall besser aufgestellt sein!
Frage 3: Wie müsste das Miteinander von Frauen und Männern in der Kirche gestaltet sein, damit wir in unserer Zeit glaubwürdig das Evangelium verkünden können?
Nach Paulus sind wir als Getaufte für einander in gewisser Weise nicht mehr Jude und Heide, nicht mehr Mann und Frau: Wir sind Jünger Christi. Die Bedingungen für eine glaubwürdige Verkündigung sind zu allen Zeiten, an allen Orten und unter allen Umständen stets die gleichen: Eine immer wieder neu aus den Sakramenten (besonders der Buße und der Eucharistie) und dem Gebet genährte und vertiefte Liebe zu Jesus Christus und seiner Kirche, das mutige Eintreten für die zu allen Zeiten anstößige Wahrheit des Evangeliums (gelegen/ungelegen), die Bezeugung der Liebe Gottes vor den Menschen und für die Menschen in Wort und Tat. Hinsichtlich des Miteinanders der Geschlechter bedarf es einer neuen Bewusstwerdung der natürlichen – geschaffenen! – Unterschiedlichkeit derselben (mal mehr, mal weniger ausgeprägt) und eine Wertschätzung dieser Unterschiedlichkeit, die in ihrer Komplementarität die Vielfalt und Schönheit der Schöpfung und die Fülle der göttlichen Liebe zeichenhaft darstellt. Glaubwürdig sind wir dann, wenn wir in gesundem Stolz unverkürzt weitergeben und bezeugen, was wir durch Gottes Offenbarung in Schrift und Tradition an Gnade und Würde, an Auftrag und Anspruch empfangen haben. Unglaubwürdig sind wir, wenn wir dieses Empfangene nach unseren Wünschen abschwächen, es nach unseren Bedürfnissen ummodeln, nach unserem Geschmack verdrehen, in unserem notwendig begrenzten Horizont öffentlich zur Disposition stellen oder aus falscher Rücksichtnahme Teile davon verschweigen.

1 Kommentar:

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