Sonntag, 12. Februar 2012

Der Sämann

Seit langem mal wieder sonntags in der "außerordentlichen" Messe.
Der "Sämann" (Lk 8,4ff) war dran.

Faszinierend finde ich hierbei immer den "Hauptdarsteller" des Gleichnisses; besonders, dass der griechische Text eigentlich nicht von einem Sämann spricht, sondern nur von einem Säenden. Also nicht von jemandem, der seiner Arbeit nachgeht, sondern von "irgendwem". Mich wundert es: Immerzu wird wie selbstverständlich der Säende mit Jesus identifiziert...


Aber gerade der griechische Text zeigt doch etwas anderes: Jesus tritt durch diese Formulierung des "Säenden" demütig in den Hintergrund. Hier wird nicht mit der Keule oder dem Zaunpfahl Christus als derjenige identifiziert, der sät; auch in der anschließenden Erklärung des Gleichnisses spielt die Person des Säenden keine Rolle. Christus bleibt freilich der "erster Verkünder" (vgl. Lk 2,10), das Wort Gottes selbst. Aber Er wird auffallenderweise im Evangelium gar nicht mit dem Sämann identifiziert, auch nicht in Jesu eigener Erklärung des Gleichnisses.

Wir sind es. Jeder von uns ist ein Säender des Wortes Gottes. Und auch jeder von uns hat das Wort zwar durch die Kirche, aber letztlich doch von einem Menschen empfangen... jemand hat es auch in mir gesät. Aus irgendeinem Grund habe ich, seit ich katholisch bin, dieses Gleichnis immer so verstanden.
Es ist für einen Säenden, ich habe das selbst auch ein paar Mal getan, immer nicht so einfach, wenn er nicht alles aufgehen sieht... Manchmal geht sogar nur wenig von dem, was man ausgestreut hat, auf. Das ist ein Schmerz, den wir alle kennen: Wenn unser Zeugnis und unsere Verkündigung keine Frucht bringen.

Zwei Anmerkungen auf einer Meta-Ebene:
1) Geduld! Bis etwas wächst, dauert es manchmal länger, als man denkt... und gerade wenn man die Hoffnung aufgibt, kommt manchmal doch noch ein Spross.
2) Manchmal ist der gute Boden nicht der, den wir als Ziel unseres Säens vor Augen haben und es landet doch ein Samen darin... manchmal wächst dann etwas... abseits, versteckt, oder einfach von uns ignoriert, ohne, dass wir es merken.

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