»Die Zeitgenossen haben es schwer mit dem Gesetz. [...] Bis tief in die Kirche, unter Theologen ist es Mode geworden, aus dem Gesetz von vornherein einen Popanz zu machen: als repressiv, despotisch, ein Insult gegen die Mündigkeit des reifen Christen, ein Angriff gegen seine "Freiheitsräume". Gesetz, jüdisches Einsprengsel wider das Evangelium, ist mit sprungbereitem Argwohn zu betrachten, mit wirklich "protestantischer", keineswegs "evangelischer" Angst und Überheblichkeit gegen die "Gesetzlichkeit". [...] Hier dürfen wir ruhig etwas von den Juden lernen, vor deren Frömmigkeit im Alten Testament wie auch heute wir doch so viele verbale Verbeugungen machen: Ihre Liebe zum Gesetz als dem Ausdruck des Willens Gottes, ihre Dankbarkeit für das Gesetz als Weisung, Weg, Stab, Licht, Speise -- wie die Psalmen, besonders der 118., es doch unaufhörlich besingen. Können wir uns überhaupt ein "Fest der Thora-Freude"*, der Freude über das göttliche Geschenk der Weisung, vorstellen?«
* Gemeint ist Simchat Thora, Die Freude über die Thora. Ein Tag der mit viel Freude und Tanz begangen wird. Man feiert das Ende des Jahreszyklus in dem die Thora gelesen wird, nur um gleich wieder von Vorn beginnen zu können (Ende und Anfang werden also an einem Tag gelesen), denn ihre Weisheit ist unendlich.
Man nimmt an diesem Tag alle Thorarollen aus dem Schrein und in den Arm und trägt sie hüpfend, tanzend und singend durch die Synagoge. Ist einer der Träger erschöpft, kommt der nächste dran, schnappt sich die Rolle und zieht weiter tanzend durch die Synagoge. In den großen jüdischen Zentren tanzt und singt man auch um die Synagoge herum und durch die Straßen (quasi ein jüdisches Fronleichnam). Und für die Kinder gibt es kleine Plüsch-Thorarollen.
Wie haben wir es nur geschafft, die Gebote Gottes, einschließlich das Ehegebot Jesu, so zu verabscheuen?
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