Dienstag, 31. Juli 2012

Freiburger Personalie

Seit gestern ist es offiziell: der Freiburger Weihbischof Dr. Paul Wehrle  (72) hat seinen Rücktritt eingereicht, wohl aus gesundheitlichen Gründen, wie es heißt. Ich habe ihn geschätzt, durchaus auch als Prediger.

Das ist insofern bedenkenswert, weil sein Nachfolger sicherlich auch ein Anwärter auf die Nachfolge von EB Zollitsch sein wird, der nächstes Jahr seinen 75. hat... man darf gespannt sein.

Menschlicher Jesus

»Der Menschensohn wird seine Engel aussenden, und sie werden aus seinem Reich alle zusammenholen, die andere verführt und Gottes Gesetz übertreten haben, und werden sie in den Ofen werfen, in dem das Feuer brennt. Dort werden sie heulen und mit den Zähnen knirschen.« (Mt 14,41f)

Das heutige Evangelium muss einige schon jetzt ziemlich zum Zähneknirschen reizen... Das Lied von der Verharmlosung Jesu und seiner Botschaft, des so genannte "Kuscheljesus" ist allbekannt. Was mich schon vor meiner Bekehrung am meisten angeödet hat war die schiere Unmenschlichkeit, mit der Jesus zuweilen gezeichnet wurde... das war einfach nicht glaubhaft! Erst recht nicht, wenn man diesen Kuscheljesus mal mit demjenigen vergleicht, von dem die Evangelien erzählen.
In meiner Ferienlektüre begegnete mir eine sehr schöne Passage zur Vielgestaltigkeit Jesu... das zeigt sehr schön, dass er wirklich Mensch war. Der Kuscheljesus ist nicht menschlich, er ist tatsächlich bloß ein Kuscheltier.

»Die Evangelisten zeichnen Christus zutiefst menschlich. In Seinen Augen sahen sie Tränen, sie sahen, wie Er trauert, sich wundert, sich freut, Kinder herzt, sich an Blumen ergötzt. Seine Rede atmet Nachsicht gegenüber den Schwächen der Menschen, doch in Seinen Forderungen gab Er niemals nach. Er kann mit zärtlicher Güte reden, kann streng sein und sogar heftig. Mitunter blitzt in Seinen Worten bitterer Spott auf ("Ihr blinden Führer, die ihr die Mücken aussiebt, das Kamel aber verschluckt!"). Gewöhnlich sanftmütig und geduldig, ist Jesus schonungslos gegenüber Heuchlern; Er vertreibt Händler aus dem Tempel, brandmarkt Herodes Antipas und Pharisäer, doch zuweilen erfasst Ihn heiliger Zorn. Dennoch ist Er innerlich nicht zerrissen. Jesus bleibt immer Er Selbst. Von einigen tragischen Momenten abgesehen, verlässt Ihn die Klarheit des Geistes nicht. Mitten im Leben stehend, befindet Er sich zugleich in einer anderen Welt, in Einigkeit mit dem Vater. Nahestehende sahen in Ihm einen Menschen, Der nur eines wünscht -- "den Willen Dessen zu tun, Der mich gesandt hat."« (Alexander Men, Der Menschensohn, 77f)

Manchmal

»Und darum scheint es uns auch immer, als ob über Pflanzen und Tiere eine eigentümliche Melancholie gebreitet sei: sie alle sind schön, sie alle sind Sinnbilder irgendeines tiefen Schöpfungsgedankens, aber sie wissen es nicht, und darum sind sie traurig.«


(Egon Friedell, den ich persönlich für den letzten Universalgelehrten halte... und er hat Humor!)

Montag, 30. Juli 2012

Papstpetition?

Heute bekam ich per facebook die Einladung eine Petition zu unterzeichnen deren Überschrift lautet: "To the Holy Father, Pope Benedict XVI: Petition to Celebrate a Public Mass According with the 1962 Missal."

Ich werde diese Petition nicht unterschreiben, da ich es bedenklich finde, eine hl. Messe derart zu verzwecken (das tut man schon viel zu oft, siehe Katholikentag, und es ist eine Schande). Außerdem ist mir nicht ganz klar, was passiert, wenn die 500 (!?) Unterschriften beisammen sind... Braucht es nur ein paar Leute die eine Petition unterschreiben, damit der Papst etwas tut oder lässt? Was soll das?
Alles in Allem halte ich unseren Heiligen Vater für fähig und weise genug, selbst zu entscheiden, ob und wann er die altehrwürdige Liturgie öffentlich feiert.

Sonntag, 29. Juli 2012

Realität

Ein Gedicht von einem "Wir sind Kirche"-Menschen sei hier wiedergegeben. Die nennen es "Satire". Weil der Grad an Wirklichkeitsverlust und der schäumende Jähzorn mich derart anwidern und einfach wirklich sprachlos lassen, kann ich es nicht kommentieren. 
Das ist die Realität von Menschen, die sich katholisch schimpfen! Arme Menschen...

Fünfmal täglich: Auch das Unkraut wachsen lassen! Auch das Unkraut wachsen lassen! Auch das Unkraut wachsen lassen! Auch das Unkraut wachsen lassen!


Der Papst mit Eifer reformiert,
da, wo es niemand int´ressiert.
Gläubige werden irritiert,
wenn "Unwürdige" ( ? ) aussortiert.
Bei Jesus ist das nie passiert.
Doch jetzt wird stramm fundiert marschiert.

Des Papstes Katechese
"pro multis" heißt "für viele",
ist - schlicht und einfach - "Käse",
führt nicht zum Glaubensziele.

Papst "Bene" scheint nicht ganz gescheit,
kapiert nichts von Barmherzigkeit,
die allen gilt, und das weltweit.
Jesus sagt´ dies´ voll Deutlichkeit.
Der Papst jedoch bringt neuen Streit.
Sein Brief ist voll Verschrobenheit
und geistlicher Engstirnigkeit.
Die Kirche wird damit entzweit.
"Bene", dank´ ab! ´s wär´ höchste Zeit.

Samstag, 28. Juli 2012

Freitag, 27. Juli 2012

Heiliges

In Zeiten, in denen möchtegern (BDKJ-) Verantwortliche den knienden Kommunionempfang als Erniedrigung vor dem Kommunionspender missverstehen und Liturgie generell als Betätigungsfeld für kreative Köpfe wahrgenommen wird, wundert man sich manchmal...
Einst gab es einen theologischen (heute könnte man hinzufügen: und pastoralen) Grundsatz, der schon den Rang einer Binsenweisheit und eines geflügelten Wortes hatte...

Sancta sancte esse tractanda

Das Heilige ist heilig zu behandeln.

Der bonner Dogmatiker Karl-Heinz Menke hat ein sehr schönes Buch geschrieben, in dem er "Wesen und Wunde des Katholizismus" behandelt, und zwar: seine "Sakramentalität" (das Buch trägt genau das als Titel und ist dieses Jahr bei Pustet erschienen). Einiges was er dort schreibt ließe sich problemlos auf den Begriff des Heiligen übertragen. Die Katholische Kirche "besitzt" und bewahrt das Heilige, hier und jetzt. Wir haben Gott in unserer Mitte. Wann haben wir vergessen, was dem Heiligen gebührt und was nicht? Gerne wird hierbei abfällig über den überwundenen (?) jüdischen Tempelkult geredet... aber wer denkt schon daran, dass es Gott war, der diesen angeordnet hat?

Vieles was in der Religion Israels von zentraler Bedeutung war, sehe ich im Katholizismus (im Unterschied zum Protestantismus) bewahrt... vor allem ist dies die reale (und vielfältige) Gegenwart Gottes in der Welt, die sogar noch Tempel und Bundeslade übertrifft! 
Aber oftmals wird das bestritten und verworfen... Kann es sein, dass diese Flucht vor dem Heiligen und Sakramentalen schlicht und ergreifend eine um sich greifende gnostische Gesinnung ist? (Zur Erinnerung: die christlichen Gnostiker waren die, die einen alttestamentlichen "Demiurgen" annahmen, als Gegensatz zum neutestamentlichen Christus, und die darum auch das jüdische Erbe verwarfen.)

Nur so ein Gedanke...

Donnerstag, 26. Juli 2012

Bischöfinneninneninnen

Lieber MC, du würdigst die Dame mit dem Schreckensnamen viel zu sehr!

Natürlich weiß die Frau, dass die Sache definitiv entschieden ist. Und natürlich weiß sie, dass der Zölibat eine qualitativ völlig andere Frage ist. Es gibt keine Argumente für Häresie, also muss sie ihr Publikum (das sie stets reichlich findet) belügen. Das ist doch immer so.
Und natürlich ist sie völlig größenwahnsinnig, weil sie sich und ihre Bagage als von Gott gesandt hinstellt und den dummen Papst dann folgerichtig als Gotteslästerer titulieren muss. (Nachzulesen sind diese ganzen Exkremente hier.)

Vermutlich glaubst sie das alles wirklich und ist ganz einfach nur eine bemitleidenswerte Seele die alles das was sie selbst manifestiert auf andere projiziert um es so hassen zu können. Auch diese Häresie hat sich längst überlebt und wird die unausweichliche biologische Lösung finden, da bin ich ganz zuversichtlich!

Theorie und Vergangenheit


Kreidefelsen auf Rügen
Wenn ich in dieser kleinen Serie zum Sinn und zur Methode der Wissenschaft am Beispiel der Evolutionstheorie von "Wissenschaft" (engl. science) rede, meine ich Naturwissenschaft. Diese ist per definitionem naturalistisch, d.h. sie ist beschränkt auf die direkt oder indirekt empirisch erfassbare Wirklichkeit die wir gewöhnlich mit "Natur" umschreiben. Alles was ich als "Fakt(en)" bezeichne sind dem entsprechend empirische solche. Ebenfalls Teil der Definition ist der methodische Agnostizismus dieses Wissenschaftstreibens. Dazu beim nächsten Mal mehr.
Jetzt will ich aber mal konkreter in die Materie gehen und ganz praktische Sachen behandeln.
 
Mit dem eben Beschriebenen erscheint ein Problem am Horizont, das auch der Nestor der modernen Wissenschaftstheorie, Karl Popper, anfangs an der Evolutionstheorie bemängelte: Ein guter Teil der Aussagen dieser Theorie bezieht sich auf die Vergangenheit: Alles Leben ist verwandt. D.h. es besteht eine Beziehung der Abstammung von gemeinsamen Vorfahren zwischen (heute) verschiedenen Spezies. (Auch das wird noch behandelt werden.)
Bei näherer Betrachtung ist dies jedoch kein Problem, und auch Karl Popper hat das später in seinem Schaffen erkannt: So wie wir ein Verbrechen im Nachhinein rekonstruieren können, so können wir auch in einem größerem Maßstab vergangene Ereignisse rekonstruieren. Natürlich geht es dabei nicht um Details (Individuen und deren Tagewerk), sondern um ganze Tierstämme oder einzelene Spezies und deren Umwelt. Wir können also durchaus etwas über Dinge erfahren, die weit in der Vergangenheit liegen.

Als Beispiel sei dafür die grundlegende Frage nach dem Alter unseres Planeten herangezogen. Das ist ein sehr wichtige Frage, da sie ein entscheidender Auslöser für die Entdeckung der Evolution im 19. Jahrhundert war. (Ich rede hier bewusst von einer Entdeckung, denn nichts anderes war es: Die Entdeckung eines essentiellen Naturprozesses der bis dato nicht bekannt war.)
Wie alt ist unser Planet? Es gibt auch heute noch Menschen die, gestützt auf die Bibel, das Alter der Erde mit 6000 bis 10000 Jahren angeben. Solche Vorstellungen sind unhaltbar. Leider ist es schwierig, Leute davon zu überzeugen, da wir schwerlich eine zurückliegende Zeitspanne "vorführen" können. Was wir aber machen können, ist dies: Wir können Vorgänge und die Resultate von Vorgängen sehen, die länger als diese Zeit gedauert haben müssen. (Es versteht sich von selbst, dass ich hier nur vereinfachte Ausführungen machen kann, wers genauer wissen will: Bildung ist heute für jeden verfügbar.)
Ein paar Beispiele (es gäbe noch so viel mehr...):

  • Jedes Kind weiß es: ein Baumring entspricht einem Jahr Wachstum, das Muster wird dabei vom Wechsel der Jahreszeiten hervorgerufen. Zählt man die Ringe von großen Bäumen, stellt man fest, dass einige davon über tausend Jahre alt sind. Der älteste anhand seiner Jahrringe datierte gefällte Baum (1964 gefällt) besaß 4950 Jahrringe (als in Ägypten die Cheops-Pyramide gebaut wurde, war dieser Baum bereits mehrere Jahrhunderte alt!). Durch Aneinanderreihung verschiedener Proben (etwa auch aus archäologischen Funden), lassen sich Abfolgen erstellen die noch viel weiter in die Vergangenheit zurückreichen. Eine solche Aneinanderreihung ist sehr gut und fehlerfrei möglich, da die Bäume je nach klimatischen Bedingungen in den einzelnen Jahren unterschiedlich wachsen, was in einem unverwechselbaren Muster resultiert (vgl. Fingerabdrücke). Die Eigenheiten der Jahrringe sind sogar so charakteristisch, dass mit dieser Methode auch Fachwerkhäuser und historische Musikinstrumente datiert werden. Wissenschaftler haben verschiedene Jahrringtabellen aufgestellt um einen möglichst weit zurückreichenden „Kalender“ zu erhalten (man sprich hier von Dendrochronologie). Am weitesten zurück reicht der Hohenheimer Jahrringkalender mit derzeit lückenlos abgedeckten 14.600 Jahren. Folglich muss die Erde also mindestens so alt sein wie das Holz das hier verwendet wurde.
  • Eine andere Möglichkeit in die Vergangenheit zu schauen, sind Eisbohrkerne. Dazu werden aus Gletschern mithilfe von Hohlbohrern Eiskerne herausgeholt. Das Eis zeigt, ähnlich wie Baumringe, die Jahre in Form von Schichten an und konserviert zudem die atmosphärischen Bedingungen zu den jeweiligen Zeiten (es sind quasi Wetteraufzeichnungen). Am weitesten zurück kam man bisher mit dem EPICA: 740.000 Jahre (Quelle). 
  • Eine weitere Methode, die ebenfalls klimatische Bedingungen aufzeichnet, sind Korallen. Wie bei Bäumen, variiert deren Wachstum im Laufe eines Jahres und lässt so eine Jahr-für-Jahr Rekonstruktion anhand von bestehenden und fossilen Korallen zu. Auch mittels Warven (periodisch abgelagerte Sedimente in Seen) und Speläotheme (z.B. Tropfsteine, Sinter) lassen sich Aussagen über die Vergangenheit machen.
  • Schließlich (um auf der Erde zu bleiben; Astronomen  und Kosmologen haben noch ganz andere und tollere Datierungsmethoden!): Verschiedene radiometrische Datierungsmethoden erlauben allerlei Altersbestimmungen. Verschiedene Datierungsmethoden existieren für je andere Zeitskalen und Materialien. So kann z.B. das Alter von Wasser aus den letzten Jahrzehnten präzise über einen bestimmten Chlorgehalt bestimmt werden, organische Materialien bis zu einigen zehntausend Jahren über die C14 Methode und Gesteine anhand einer Vielzahl unabhängiger Methoden bis zu einigen Jahrmilliarden.
    Radiometrische Datierungen funktionieren vom Prinzip her denkbar einfach. Nehmen wir als Beispiel die Kalium-Argon Methode. Wie Kalium zerfällt wissen wir: Etwa 11% zerfallen zu Argon, der Rest zu Calcium. Die Halbwertszeit von Kalium beträgt 1,3 Milliarden Jahre und ist somit auch auf die ältesten Gesteine auf der Erde anwendbar. In flüssigem Magma kann das beim Zerfall entstehende Argon problemlos entweichen. Wenn die Lava abkühlt und aushärtet, kann das Argon nicht mehr entweichen, die „atomare Uhr“ ist jetzt auf Null gestellt. Das Alter dieses Gesteins seit seiner Aushärtung (Magma bzw. Lava [da besteht ein Unterschied] ist flüssiges Gestein), lässt sich jetzt anhand des Verhältnisses von Kalium und Argon ermitteln.
    Die Ergebnisse solcher Messungen müssen dann noch mit anderen Methoden verifiziert werden. Was kein Problem ist, denn es gibt zahlreiche radiometrische Datierungsmethoden. Unter diesen: Uran-Blei-, Thorium-Blei-, Rubidium-Strontium-, Argon-Argon-, Samarium-Neodymium-, Lutetium-Hafnium-Methode  und weitere.
    Das älteste Gestein das wir bisher datiert haben, lässt auf ein Alter der Erde von etwa 4,6 Milliarden Jahre schließen.
  • Das Alter der Erde lässt sich auch indirekt ganz gut Einschätzen: Man sehe sich z.B. Kreidefelsen an: Was da so weiß ist, die Kreide, das ist kein Sand. Das sind die winzig kleinen (maximal 0,01 mm messenden) übrig gebliebenen Kalkschalen (Coccolithen genannt) ebenfalls winzig kleiner (einzelliger!) Algen die hier in der Kreidezeit (daher der Name) im Meer lebten (ca. 140 bis 70 Millionen Jahre v.u.Z.). Wenn die Algen sterben, sinkt dieses winzige Kalkplättchen auf den Grund des Meeres. Um nun eine so beeindruckende Schichtdicke zu erreichen wie wir sie heute sehen (bis zu 110 Meter allein über der Wasseroberfläche!), müssen an diesem Ort über Millionen Jahre hinweg diese Algen gelebt haben und gestorben sein; eine andere Erklärung, wie dort eine solche Anhäufung dieser Coccolithen entstehen konnte, gibt es nicht (eine viel kürzere Zeitspanne anzunehmen ist ökologischer und mathematischer Unsinn). Die Erde muss also deutlich älter sein als 6000 oder 10000 Jahre.

Wieso erzähl ich das alles?
Die Geschichte der modernen Evolutionstheorie fängt eigentlich damit an, dass man im 19. Jahrhundert feststellte, dass tieferliegende Erdschichten Spuren von Ereignissen (etwa Katastrophen) aufwiesen, von denen man noch nie gehört hatte und die offenbar sehr weit zurück liegen müssen (sonst wären sie nicht unter so vielen Erdschichte begraben).
Man bemerkte auch, dass diese alten (weil unten liegenden) Schichten nur wenige Fossilien enthielten die zudem von recht einfachen und zuweilen ziemlich skurril anmutenden Lebewesen stammen mussten. Jedoch fiel auf, dass deren Komplexität und Vielfalt zunahm, je weiter an der Oberfläche die Ablagerungen waren. Man erkannte, dass sich die Fossilien in direkt aufeinander folgenden Schichten in ihrer Komplexität und Vielfalt nicht sehr stark unterschieden, aber über viele Schichten hinweg große Veränderungen offenkundig wurden. Diese Abfolge ließ vermuten, dass es im Laufe der Zeit eine graduelle Entwicklung gegeben haben muss, von wenigen einfachen Lebewesen, zu einer wachsenden Vielfalt an komplexeren Formen. Es gab also auf alle Fälle einmal eine Unmenge von Lebewesen (Spezies), die es heute nicht mehr gibt.
Heute wissen wir, dass mindestens 99% aller Spezies, die jemals auf diesem Planeten lebten, heute ausgestorben sind (und von neuen Spezies ersetzt wurden). Diese schiere Menge an verschiedensten Lebewesen, von denen niemand je etwas gehört oder gesehen hat (außer in Form von Fossilien) und die zudem in einer vernünftigen, fortlaufenden Reihe der Veränderungen gefunden wurden und werden, ist gänzlich unvereinbar mit der Idee, die Erde sei sehr jung und das Leben sei unveränderlich. Es passt aber wunderbar zu der Erkenntnis, dass die Erde sehr alt ist und sich das Leben auf ihr ständig verändert hat. Wie genau das vonstatten gegangen ist und noch immer geht, ist ein anderes Thema.
Dazu das nächste Mal mehr.

Als man dann mit radiometrischen Datierungen der Gesteine begann, verglich man die Ergebnisse der Radiometrie mit der Reihenfolge in der die Fossilien gefunden worden waren. Es stellte sich heraus, dass, alle drei Beweislinien (stark vereinfacht: Tiefe der Erdschichten, Zunahme der Komplexität bzw. die morphologischen Veränderungen der gefundenen Lebewesen, radiometrisch bestimmtes Alter) die selbe Reihenfolge ergaben: am ältesten waren die primitivsten Fossilien ganz unten datiert worden usw.

To be continued...

Mittwoch, 25. Juli 2012

Wertvolle sakrale Grenzen

Kathedrale von Salamanca
Grenzen sind wichtig. Aber Grenzen kennt man heute immer weniger. Alles muss immer und überall verfügbar sein, alles will besichtigt, befühlt und begangen werden - ohne Bedingungen.

In seinem überaus amüsanten und lehrreichen Buch "Manieren", schildert Asfa-Wossen Asserate u.a. auch das Benehmen im Hinblick auf die Religion. Da heißt es (S. 114):
»Anständig bekleidet sein soll, wer eine Kirche betritt. Was anständig ist, unterliegt dem Zeitgeschmack; vielerorts ist man sich wenigstens noch darüber einig, daß Badekleidung jedenfalls nichts in der Kirche zu suchen hat. Die Kirchen sollten ermutigt werden, in dieser Hinsicht fest zu bleiben und den kurzen Hosen auch weiterhin den Eintritt zu verwehren, durchaus in ihrem eigenen Interesse: Für viele ist heute ein solches Hindernis die erste Begegnung mit dem Heiligen und damit ein unschätzbares Bildungserlebnis, das gerade dem aufgeklärten Proletariat nicht vorenthalten werden sollte. Es unterliegt doch keinem Zweifel, daß die staunenden Urlauber aus Manchester oder Zwickau, denen in einer andalusischen Kirche das Eislutschen verboten wird, mehr über die betreffende Kirche erfahren haben, als ihnen der beredteste Fremdenführer hätte mitteilen können.«

Und in einem nach wie vor überaus lesenswerten Artikel bei der FAZ (von 2010) mit dem Titel "Im Land der Mutlosen", über den Zustand der Kirche in Deutschland, lesen wir (neben vielem anderen Interessanten) eine Episode aus dem Leben eines mutigen Priesters:
»In Bad Ems hat er zwei Muslimen und einem Protestanten die Kommunion verweigert, die aus Spaß vor den Altar getreten waren. „Priester sind keine Maschinen, wir haben ein Gefühl für so etwas. Meine Ausbildung hat neun Jahre gedauert - ich spüre, ob einer katholisch ist.“ Ein Jahr nach dem Vorfall sind die beiden Männer und die Frau wieder bei Andrew Ngah vorstellig geworden - um sich von ihm taufen zu lassen.«


Die Grenzen des Heiligen sind wichtig. Es gibt einen Unterschied zwischen Innen und Außen. Die Bilderstürmer , die in den letzten Jahrzehnten den Unterschied aufheben wollten - bis hin zu Kirchen, die bewusst Industriehallen nachempfunden wurden, oder Straßenlaternen die bis vor den Altar gehen -, diese Bilderstürmer irren, und zwar ganz gewaltig! Wenn sich die Kirche, besonders in ihrer Liturgie und den liturgischen Räumen, nicht spürbar vom grauen und oberflächluchen Alltag unterscheidet, dann geht sie im Wust des Alltäglichen unzweifelhaft unter, sie kann der Kakophonie des Konsums nichts entgegen stellen.
Was völlig offen ist und der Erkenntnis und dem Zugriff keinen Widerstand leistet, erregt auch keine Faszination... das weiß jeder, der schonmal verliebt war. Alles Wertvolle will ent-deckt werden, es deckt sich nicht selber ab, entblößt sich und lässt dann alles auf sich kommen!

Darum: Weist die Leute zurecht, erklärt ihnen, wie man sich in einer Kirche verhält!


Nachtrag: Es ist ein verbreitetes Missverständnis, Ökumene bräuchte solch eine Offenheit und Grenzenlosigkeit. Das ist aber im Kern ein Entleerung der eigenen Identität. Es geht bei diesen Grenzen auch um Identität, um das Erkennen und Bewahren des Eigenen. Attaraktiv ist, was in sich gefestigt, was ein Profil hat, was auch ein Geheimnis birgt.

Los Wochos: Ferienlektüre

Pulchra ut Luna hat Los Wochos ausgerufen (für die Spielregeln, siehe dort): "Ferien"lektüre (*hust* wohl eher VorlesungsfreieZeit-Lektüre).


Bei mir wird der Sommer recht Jesus-lastig (katholischer Content ist garantiert):

Karl-Heinz Menke, Jesus ist Gott der Sohn, Regensburg 2011.
Alexander Men, Der Menschensohn, Freiburg 2006.
Anselm von Canterbury, Cur deus homo (lat.-dt.), Darmstadt 1956.
Jerome K. Jerome, Three Men in a Boat, London 1994.

Dienstag, 24. Juli 2012

Schweigen wider die Falschheit

Kreuzabnahme, Stauffenberger Altar (15. Jhd.)

»Unser Heiland und Herr Jesus Christus "schwieg", als man falsches Zeugnis wider ihn ablegte, und "antwortete nichts", als man ihn anklagte. Denn er war überzeugt, dass sein ganzes Leben und die unter den Juden vollbrachten Taten gewaltiger für ihn sprächen als eine Rede, die das falsche Zeugnis widerlegt hätte, und als Worte der Verteidigung gegen die Anklagen. [...] Jesus wird nun immer von falschem Zeugnis bedroht und jederzeit angeklagt, solange die Bosheit unter den Menschen herrscht. Er selbst schweigt diesen Anschuldigungen gegenüber auch jetzt und redet zu seiner Verteidigung kein Wort. Es spricht aber für ihn der Wandel seiner wahren Jünger und redet laut für ihn und ist kräftiger als jedes falsche Zeugnis und widerlegt und vernichtet die falschen Zeugnisse und Anklagen.«
(Origenes, Contra Celsum, Präfatio 1-2)

... mitten im fruchtbaren Land

»Führe mit deinem Stab dein Volk auf die Weide, die Schafe, die dein Erbbesitz sind, die einsam lagern in einer Wildnis mitten im fruchtbaren Land. Sie sollen wieder im Baschan und in Gilead weiden wie in den Tagen der Vorzeit.« (Micha 7,14)


So heißt es heute in der Lesung. Weil unser Pfarrer das in seiner Predigt tangiert hat, will ich das etwas auswalzen. Ich bin kein Altphilologe und stütze mich dabei auf Wörterbuch und Interlinearübersetzung, konstruktive Kritik ist also willkommen. 

Merkwürdigerweise wird dieser Vers (v.a. der erste Satz) fast immer so und damit falsch übersetzt. Soweit es sich für mich erschließt, steht im hebräischen Text aber nichts von "Einsamkeit".
Das Hebräische בָדָ֔ד (badad) heißt einfach nur "für sich" oder "selbst". Es geht eher um eine, salopp gesagt, "Selbstgenügsamkeit" oder ein Für-sich-sein; es geht ganz sicher nicht um Einsamkeit! (Die Schlachter 2000 Übersetzung macht daraus immerhin "abgesondert", was aber auch nicht viel positiver klingt.)
Es steht auch nicht im Original, dass die Herde auf die Weide geführt werden soll, sondern die Herde soll geweidet werden oder auf der Weide geführt werden. Schließlich: Warum man ya'ar mit "Wildnis" übersetzt hat (was auch wieder so einen negativen, bedrohlichen Klang hat), statt mit "Wald" (was in der biblischen Sprache Abundanz ausdrückt), ist mir schleierhaft... ich finde so eine Übersetzung sonst nirgends.

Sinnerhaltend übersetzt würde der Satz wohl eher heißen:
»Weide mit deinem Stab dein Volk, die Schafe, die dein Erbbesitz sind, die für sich lagern im Wald [mitten im fruchtbaren Land]...«

Das ergibt schon ein ganz anderes Bild! Und jetzt versteht man auch, warum da vom fruchtbaren Land die Rede ist: Das Ganze ist nämlich eine durchweg positive Vision des Propheten. Er konstatiert nicht erst einen Missstand (was "Einsamkeit in der Wildnis" impliziert) und die Notwendigkeit eines zukünftigen "auf die Weide geführt werdens", sondern er beschreibt einem glücklichen Zustand: Die Herde ist in dieser Vision bereits auf der Weide! Das "Leben im fruchtbaren Land" (in der EU als Hendiadyoin) ist in der biblischen Sprache ein Leben bei und mit Gott; mit Einsamkeit hat das nichts zu tun.


Nachtrag: Joseph Franz Allioli (der mit der "Allioli-Bibel") übersetzt es auch recht schön (allerdings aus der Vulgata): "Weide dein Volk mit deinem Stabe, die Herde, dein Erbe, die besonders Wohnenden, im Walde mitten auf dem Carmel; laß sie weiden auf Basan und Galaad wie in den alten Tagen.« (Biblia Sacra, 1894)

Zwergenaufstand

OH!

MEIN!

GOTT!

»Andreas ist der Weinstock für uns Reben, ohne ihn dürren wir aus.« 
"Klerikalismus", anyone?
So ein Reflex ist eigentlich charakteristisch für Sekten: Ohne den Sektenführer geht die Sekte meistens ein...

Montag, 23. Juli 2012

Kyrie eleison

Nur so'n Gedanke: Was mich immer schon gejuckt hat ist die Tatsache, dass im deutschen Sprachraum das Kyrie meistens verstümmelt wird auf je zwei Anrufungen, wenn es doch im "Original" ganz klar 3x3 ist.

Sehr schade ist es auch, wenn in den zuweilen äußerst kreativen "Begleitworten" die trinitarische Dimension dieser Anrufung eingedampft wird auf zwei (meistens) oder gar nur eine göttliche Person (manchmal). Dass wirklich alle drei angesprochen werden, erlebe ich so gut wie nie! Liegt das an mir? (Natürlich wird sowas von modernen Kreationen, wie etwa GL 485, 495 oder 506 nur unterstützt.)
Und das hat Folgen: Mir sind schon Leute begegnet (Theologiestudenten!) die behaupteten, wir würden erst den Vater, dann den Sohn und dann wieder den Vater anrufen oder gar immer nur den Sohn. Mir ist schon klar, dass letzteres die ursprüngliche Bedeutung war (vgl. Joh 20,28), zumal der Ruf ursprünglich Teil einer Fürbittlitanei war und dann immer nur "Kyrie eleison" hieß (ähnlich wie es ursprünglich beim Agnus dei immer nur "... miserere nobis" lautete), aber da sich dieser Ruf nunmal vor über 1000 Jahren verselbstständigt und damit einhergehend eine trinitarische Bedeutung angenommen hat, wäre es sinnfrei das wieder zu ändern oder auch nur zu unterschlagen, denn seine Eigenständigkeit hat die Akklamation nach wie vor. 
Und die Zahl 9 ist übrigens auch nicht zufällig, man denke an die neun Chöre der Engel...

Man sollte diesen Schatz direkt vor unseren Augen wieder mehr zu schätzen wissen als das, was er ist... es ist ein Bekenntnis zum dreieinigen Gott und Ausdruck des Lobes (Kyrios ist ein Titel!) und der Demut zugleich.


Gott, der Du alles ganz bist - Gott, der du alles zugleich bist - ein einziger Name in dreifachem Klang,
Kyrie eleison!

Ursprung, in dem alles beginnt - Ziel, in das alles mündet - Gegenwart, in der alles zusammenklingt,
Kyrie eleison!

Vater, der Du ganz Vater bist - Quell, der Du mein Urquell bist - Ursache, durch die wir sind,
Kyrie eleison!

Sohn, der Du die Kraft bist, das Wort und die zweite Person,
Christe eleison!

Gottmensch, in dem sich vereint, was da sühnt und was vergibt,
Christe eleison!

Jesus, der Du am Kreuz gestorben bist für das Heil der Menschen,
Christe eleison!

Geist, der Du der unaussprechliche Atem bist zwischen den beiden Personen,
Kyrie eleison!

Geist, der alles versteht und umfängt - Geist, in dem alles verstanden und umfangen wird, Geist, in dem alles sich hingibt,
Kyrie eleison!

Blitzender, der du berührst die Berge - und sie rauchen! Erhabenheit in den Himmeln, die erbeben und dröhnen,
Kyrie eleison!

(Paul Claudel, Die Messe)

Theorie und Gewissheit

Zum Thema Evolution.  (<-- Lektüre empfohlen)


Wissenschaft ist nie "fertig", nie allwissend, nie eine allumfassende Erklärung der Wirklichkeit. Man wird niemals alles über alles oder auch nur alles über irgendetwas wissen.
Wenn etwas noch nicht verstanden oder gewusst wird, ist das kein Armutszeugnis für die Wissenschaft, sondern es ist ihr Existenzgrund: Wissenschaft zielt auf das Erlangen von Wissen, sie lebt davon, mit Dingen konfrontiert zu werden, die noch nicht geklärt und verstanden sind. Wissenschaft ist ein Prozess des Lernens und Erforschens. Wenn wir bereits alles wüssten und verstehen würden und sagen würden „so ist es, basta!“, bräuchten wir keine Wissenschaft mehr; in diesem Moment würde sie aufhören zu existieren.

Es gibt keine Dogmen und keine "(letzte) Wahrheit" in der Wissenschaft, nur unterschiedliche Grade der Gewissheit. [Dass sich manche Wissenschaftler, die Rede ist von Individuen!, dennoch manchmal "dogmatisch" an gewissen Dingen festhalten, ist deren Problem; zu den großen Gestalten in der Wissenschaftsgeschichte werden sie nie zählen.]
Darum verändern sich Theorien auch ständig: sie bleiben nie stehen und unumstößlich. Wissenschaft ist immer „vorläufig“! Alles was die Wissenschaft uns sagen kann ist, was wir gegenwärtig, bis jetzt, und bis hierhin wissen.

Dennoch gibt es so etwas wie „gesichertes Wissen“, dessen Hinterfragung philosophisch interessant sein mag, naturwissenschaftlich aber wenig Sinn ergibt, da wir darauf aufbauen, es schlicht funktioniert und wir konkret damit Arbeiten. Beispiele für solch gesichertes Wissen sind etwa: die Existenz von Viren und Bakterien, die Bewegung der (runden!) Erde um die Sonne, die Aussagekraft von Spektralanalysen, die Existenz von DNS, die Evolution der Lebewesen, das Alter der Erde und des Universums von einigen Milliarden Jahren, die Existenz von Bielefeld [diese Beispiele habe ich mit Bedacht gewählt, da für jedes von diesen es irgendweche Spinner gibt, die diese Aspekte der Wirklichkeit nicht anerkennen], die Existenz subatomarer Teilchen, die Grundprinzipien der Aero- und Aquadynamik, die Existenz von Magnetismus usw. usf.

Aber auch dieses "sichere Wissen" ist nie "fertig", "ewig" oder "absolut" (s.o.), sondern hat ganz einfach nur den höchsten Grad an Gewissheit den man überhaupt nur erreichen kann und unterliegt zugleich dennoch ständig der Erweiterung, Verfeinerung und Vertiefung und zuweilen auch der Korrektur. Ein recht aktuelles Beispiel für so eine Korrektur von "gesichertem Wissen" ist z.B. dies: Bis vor zwei Jahren (oder so) glaubte man, dass nur eukaryotische Zellen (d.h. Zellen mit Zellkern, also z.B. Tiere und Pflanzen) ein Cytoskelett besitzen (Wikipedia hilft) und es war geradezu ein Teil der Definition von procaryotischen Zellen (d.h. Zellen ohne Zellkern: Bakterien und Archaeen), dass diese kein Cytoskelett haben... heute weiß man, dass Procaryoten immerhin über zum Cytoskelett der Eucaryoten homologe (d.h. in ihrer Funktion ähnliche) Strukturen verfügen.

Eine wissenschaftliche Theorie kann nie endgültig positiv bewiesen werden, sie muss aber gleichzeitig empirisch falsifizierbar (widerlegbar) sein; sprich, sie muss Möglichkeiten offerieren, wie es möglich ist, sie zu widerlegen. Das bedeutet, dass eine Theorie solange "wahr" ist, wie ihre Voraussagen zutreffen und wir nichts finden, was ihr Widerspricht. Das Fehlen von positiven Belegen ist nicht gleich eine Widerlegung der Theorie. Eine Widerlegung wäre es, wenn man ein Phänomen fände, welches den Aus- bzw. Voraussagen der Theorie widerspricht, die Theorie also falsifiziert. Auch wenn eine Therie etwas nicht erklären kann, ist das keine Widerlegung der Theorie: Unter der Voraussetzung, dass das bisher unerklärte Phänomen in die Zuständigkeit der in Frage stehenden Theorie fällt, bewährt sich jede(!) Theorie gerade dadurch, dass sie auch zuvor unbekannte Fakten erklärt. Tut sie es nicht, wird sie eben modifiziert, sodass sie die Fakten erklärt. Es sei denn, jemand hat eine ganz neue und viel bessere Idee. So funktioniert Wissenschaft.

Die Theorie der Evolution in ihrer Gegenwärtigen Fassung ist vielfältig falsifizierbar. Aber es wäre z.B. nicht besonders gravierend, wenn wir nur wenige "Übergangsfossilien" für die Evolution der Säugetiere aus den Reptilien finden würden (zumal wir zweifelsfreie genetische Beweise haben). Eine absolute Katastrophe wäre es für unser bisheriges Verständnis der Geschichte des Lebens, wenn wir z.B. ein  600 Millionen Jahre altes Fossil von einem Säugetier finden würden! (Zur Erklärung: vor 600 Millionen Jahren gab es noch kein tierisches Leben an Land, geschweige denn Reptilien oder Säugetiere.)
Das präkambrische Karnickel ist der Alptraum aller Paläontologen! ;)


Das schon bekannte Lied: "Evolution" verhält sich zu "Spezies" wie "(embryonale) Entwicklung" zu "Individuum"; beides sind allem Leben immanente Prinzipien die für unser Verstehen (einer Spezies oder eines Individuums) unerlässlich sind. [Manchmal verwende ich den Begriff "Entwicklung" synonym mit "Evolution", der Kontext sollte für die nötige Klarheit genügen: man kann zwar auch bei Populationen und Spezies' von "Entwicklung" reden (eben synonym zu "Evolution"), aber man kann nicht bei Individuen von Evolution sprechen - Individuen evolvieren nicht!]

Der Grund, warum wir uns mit "Wachstum" viel leichter anfreunden können als mit "Evolution" liegt einzig in der Tatsache begründet, dass Evolution meist nicht zu den Alltagserfahrungen gehört, da sie i.d.R. viel größere Zeiträume benötigt und wir Menschen nicht lang genug leben, als dass es uns auffallen könnte. Die Entwicklung etwa der plazentalen Säugetiere (Katze, Elefant, IchundDu, Wal etc.), ausgehend von ihren Reptilienvorfahren, hat viele Millionen Jahre gedauert (ein paar "Zwischenschritte" dieser Entwicklung können wir heute noch in den Kloakentieren, etwa dem Schnabeltier, oder den Beutelsäugern, z.B. dem Koala, besichtigen)... 
Aber nur weil ein Vorgang lange dauert, heißt das nicht, dass er nicht real ist. Radioaktiver Zerfall dauert zuweilen verdammt lange, die Entstehung von Planeten dauert lange... ja um Himmels Willen: Das Wachstum mancher Bäume dauert viel länger als ein Menschenleben!


To be continued...

Hochmütige Demut

Bei MC gibt es einen sehr lesenswerten Eintrag über die Unterscheidung zwischen Stolz und Hochmut im Bezug auf die Demut.
Ich sags ja schon immer: Christen sollten sich neben der Bibel immer auch mal eines Dudens bedienen, sonst gibt es Probleme.

»Wer stolz sein kann, muss demütig sein. Und zwar sehr demütig. Es ist nicht der Stolz auf die Demut. Sondern es ist der Stolz, der durch die Demut ermöglicht wird, weil sie den Hochmut verhindert. Wer wahrhaft demütig ist, der kann nicht hochmütig sein. Wer aber nicht hochmütig sein kann, der kann positiv stolz sein, weil der Faktor der Sünde, die Stolz zum Hochmut wandelt, ausgeschaltet ist.«

Eine Unterscheidung kommt mir noch zu wenig heraus: Die Frage nach der hochmütigen Demut. Es ist eine Gefahr vor allem für Neubekehrte, wenn die einfallende Demut, das Umgekrempel im Leben, sich klammheimlich in Hochmut verwandelt. Das wird z.B. erkennbar in der veränderten Wahrnehmung des eigenen Lebens vorher und des Lebens der "anderen" die noch zu diesem "Vorher" gehören.


Ich bin kein Altphilologe (Gott bewahre! ;)), aber: Obwohl ich, wie auch der allwissende Duden, zwischen Stolz und Hochmut unterscheiden würde, sei darauf hingewiesen, dass in der lateinischen Tradition "Hochmut" und "Stolz" zumeist mit dem gleichen Wort wiedergegeben werden, nämlich superbia. Das macht die Frage kompliziert, da zwar das Deutsche hier offenbar eine Unterscheidung zulässt, diese in der kirchlichen Tradition aber wohl weniger zum Tragen kam. (Ein ganz anderes Fass wäre die animositas, die sowohl "Stolz" als auch "Mut" und "Tapferkeit" bezeichnen kann.)
Auf der anderen Seite wäre noch das Griechische ὕβρις (hybris) zu erwähnen (etwa in der LXX), das meist mit "Übermut" oder "Überheblichkeit" übersetzt wird, im neutestamentlichen Kontext aber eher im Sinne von "Misshandlung", "Schmach" (lat. contumelia) oder "Schaden" (Apg 27,10) verstanden wird.


Schließlich ist ein Satz aus der Imitatio Christi immer ein guter Rat:
»Iugis pax cum humili, in corde autem superbi zelus et indignatio frequens.« (Beständig Frieden hat der Demütige, aber im Herzen des Hochmütigen herrscht Bedrängnis durch Eifersucht und Zorn. I,7)

Sonntag, 22. Juli 2012

Hirtensorge

 
»Als er ausstieg und die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen; denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben.« (Mk 6,34)


Nicht nur hat Gott Mitleid mit unserem Leid, mit unserer Müdigkeit; er ist nicht einfach nur solidarisch, sondern er tröstet uns auch. Sein Blick ist der des Hirten, der über seine Schafe wacht. Ich habe in meiner Kindheit und auch später selbst lange genug Schafe in unwirtlichem Gelände gehütet um zu wissen, wie wichtig der "Stock und Stab" des Hirten für die Schafe ist: Mit ihm verteidigt der Hirte die Schafe. Zuweilen bekommen auch die Schafe ihn zu spühren, aber nur, damit sie auf den rechten Weg zurückkehren.

Der moralische Anspruch, den die Kirche in Treue zum Herrn an ihre Glieder stellt, ist keine Bedrohung, keine Gängelung. Wer den Hirtenalltag kennt, weiß, dass die Schafe den Hirtenstab zwar schon manchmal unangenehm zu spühren bekommen, er aber ganz gewiss keine Bedrohung der Schafe bedeutet sondern im Gegenteil dem Schutz nach außen und nach innen gilt! Schafe wissen das, sie sind nicht nachtragend, sie unterstellen einem nichts Böses.
Wie sieht es mit uns und unserem Verhältnis zu unseren Hirten (vornehmlich zum Papst und seinem Amt) aus?

Samstag, 21. Juli 2012

"Evolution" und Emotionen


Es kam einiges an Rückmeldungen zu meinem Eintrag bezüglich der logisch sinnfreien Behauptung, Evolution sei "nur eine Theorie" (auch sei auf die Frage nach Evolution an Schulen hingewiesen; es sei schließlich auch auf den tag "evolution" aufmerksam gemacht, der uns hier weiter begleiten wird).
Das Thema ist recht komplex und zugleich sehr grundlegend und hat exemplarischen Charakter für das Verhältnis von Wissenschaft und Glaube. Weshalb ich wohl noch einige weitere Einträge dazu schreiben werde... Fragen sind erwünscht (intelligent, sinnvoll und ernst gemeint sollten sie sein und nicht einfach mit Google und Wikipedia zu beantworten!). Bei konkreten Fragen ("wie hat sich XYZ entwickelt" etc.) bitte ich um Verständnis: nicht ohne Grund gibt es darüber ganze Bibliotheken an Büchern... das ist in etwa so, als würde man fragen "wie ist die Bibel entstanden"... es ist einfach sehr komplex und schwerlich etwas, was man in einem Blogeintrag abhandelt... und wenn, dann nur äußerst fragmentarisch und vereinfach.

Es wird mir in diesem und den folgenden Beiträgen auch nicht darum gehen, "Beweise" für die Evolution vorzulegen, denn das ist insofern eine recht überflüssige Tätigkeit, da es sich hierbei schlicht um ein Faktum handelt; Evolution ist ständig Gegenstand und Voraussetzung einer ganzen Wissenschaft! Man kann es natürlich tun, nichts leichter als das, aber es ist müßig... Oder wie viel Spaß würde es wohl machen, "Beweise" für die Gravitation zusammen zu tragen?
Es wird mir v.a. um ein Verständnis davon gehen, was Evolution ist (und was nicht). Ohne das wäre das Vorbringen auch noch so vieler "Beweise" völlig sinnlos.

Das Problem ist, und damit sind wir beim Thema dieses Eintrags, dass der Begriff(!) "Evolution" politisch, religiös und emotional extrem aufgeladen ist. Dies hat vielfältige Gründe, die sich aber m.E. auf nur einen Satz einkochen lassen: Es  besteht in manchen (religiösen wie atheistischen) Köpfen bis heute der Gedanke, es gäbe einen Widerspruch zwischen den Begriffen "Schöpfung" und "Evolution" bzw. dem, was sie bezeichnen.

Das Empfinden dieser Begrifflichkeiten als widersprüchlich ist im Grunde aber nur ein Hinweis darauf, dass der Betroffene von mindestens einem der Begriffe nicht weiß, was er bezeichnet. Das behaupte ich nicht einfach, das habe zur Genüge erlebt - auf beiden Seiten des Spektrums -, wobei nicht immer das Offensichtliche zutrifft: Es gibt auch Christen die eine völlig verquere Vorstellung von "Schöpfung" haben, und es gibt viele Atheisten die keine Ahnung haben, was "Evolution" eigentlich ist: der wirkliche Graben verläuft zwischen denen mit wissenschaftlicher und/oder religiöser Bildung und denen ohne! Wem eins von beiden fehlt, kann in dieser Frage schwerlich qualifiziert (d.h. über Stammtischniveau) urteilen. [Was bei Fragen der Juristerei oder der Wirtschasft zutrifft, trifft eben erst recht auf die Wissenschaften und auf die Religion zu, und common sense ist nicht immer ein guter Ratgeber!]
Es gibt durch Unbildung und Dummheit hervorgerufene Ideologien und Fundfamentalismen sowohl bei den Wissenschaftlern wie bei den Religiösen... ich kann darüber nur den Kopf schütteln.

Ich hatte bereits erwähnt, dass Evolution ein allen Lebewesen so immanentes Prinzip ist wie es etwa auch das Wachstum ist. Und tatsächlich ist das Verständnis der Evolution (einer bestimmten Spezies und allgemein) für das Verständnis, warum eine Spezies so beschaffen ist, wie sie beschaffen ist in gleicher Weise wichtig, wie für das Verständnis der Beschaffenheit eines Individuums das Verständnis der Entwicklung (dieses Individuums und allgemein). Beides, Entwicklung und Evolution, ist nicht zu trennen. ("Entwicklung" meint: die Entwicklung von der Eizelle bis zum fertigen Organismus. Man beachte die Unterscheidung: "Entwicklung", engl. development; und "Evolution", engl. evolution.) Nicht ohne Grund hat seit 30 Jahren ein Gebiet der Biologie mehr und mehr an Bedeutung gewonnen: die Evolutionäre Entwicklungsbiologie (evolutionary and developmental biology - Evo-Devo). Dazu ein ander Mal mehr.

Zurück zum Thema: Dass der Begriff "Evolution" so derart emotional aufgeladen ist, ist sehr traurig, denn das versperrt den Weg zu wirklichem Verständnis und ist eigentlich völlig überflüssig. Es ist ähnlich wie mit dem Heliozentrismus, der anfangs auch emotionale Reaktionen auslöste (Freuds "Kränkungen" haben durchaus was für sich!), bis man einsah, dass man sich dem vernünftigerweise nicht mehr verschließen kann. (Es gibt übrigens noch heute Menschen, die meinen, das Universum drehe sich um die Erde... es gibt sogar eine "Flat Earth Society" und sie haben sogar eine Homepage!!!).

Die Tatsache der Evolution ist für die Biologie so grundlegend wie die Tatsache von Raum und Zeit für die Physik: Alle Biologie, alles Leben (gr. bios) spielt sich in einem Nexus der ständigen (kleinen und großen, schnellen oder langsamen) Veränderung ab; alles Leben hängt zusammen, ist de facto verwandt! Das ist einfach so, das kann man auch nicht wegwünschen. Unser Verständnis dieser Wirklichkeit mag sich in Zukunft verändern (wohmöglich sogar drastisch, ähnlich wie man bis Einsteins Relativitätstheorie dachte, Raum und Zeit wären absolute Größen), wie es das in der Vergangenheit übrigens auch schon mehrmals getan hat!, aber das ändert nichts an der Wirklichkeit.

Theodosius Dobzhansky († 1975) war einer der ganz Großen. Er gilt als einer der Begründer der synthetischen Theorie der Evolution (was man profan als "die Evolutionstheorie" bezeichnet ist tatsächlich eine Synthese aus Darwins Theorie der Natürlichen Selektion und der Genetik nach Gregor Mendel). Von ihm stammt der uneingeschränkt gültige Satz: 
»Nothing in Biology makes sense, except in the light of Evolution.«
(Nichts in der Biologie ergibt einen Sinn, außer wenn es im Lichte der Evolution betrachtet wird.) Übrigens war Dobzhansky zeitlebens ein tief gläubiger orthodoxer Christ.

Ich möchte alle meine Leser, die diese kleine(?) Serie begleiten möchten, dazu ermutigen, alle emotionale Behaftung (d.h. alle Ideologie!) einmal testweise abzulegen und einfach mal zumindest so zu tun, als sei Evolution einfach nur dies: ein völlig wert- und weltanschaulich neutrales Naturphänomen wie unzählige andere auch. Denn genau das ist sie, versprochen!



To be continued...

Sprache

Alexander Kissler zerlegt das verbandskatholische Beamtendeutsch und stellt ihm die ehrliche und wahre Sprache des Papstes gegenüber. Wunderbar! 


Die Schönheit Mariens

Voll der Gnade
Heute haben wir der "Mutter der schönen Liebe" gedacht. Die Schönheit als wichtiges Thema, sodass wir die Lesung aus dem Hohenlied hatten: "Du bist wunderbar schön, meine Freundin, und kein Makel ist an dir." (Hld 4,7)

Es ist ein wenig wie das Fest der Unbefleckten Empfängnis in klein, heißt es doch in der Bulle zur Verkündigung des Dogmas, Maria sei tota pulchra et perfecta, gänzlich schön und vollkommen (DH 2800), was dann ja auch in der ersten Antiphon vom 8. Dezember nachklingt: "Ganz schön bist du, Jungfrau Maria, vor dem Makel der Urschuld hat Gott dich bewahrt."

Der ganz reale Irrsinn

SINNLOS, seit 2000 Jahren
Magnus Striet (das ist der freibruger Fundfamentaltheologe der im Vorfeld des Papstbesuches die "Freiburg ohne Papst"-Fraktion unterstützt hat; natürlich hat er auch das Memorandum eifrigst unterschrieben) hat Anfang des Jahres (8. Feb.) mal wieder seinen Geltungstrieb ordentlich befriedigt und ein Skandälchen rausgelassen, das alles bisher dagewesene irgendwie zwergenhaft erscheinen lässt.

Davon abgesehen, dass er bei dieser Gelegenheit die Ansicht vertrat, Sündigen könne nur, wer von Gott wisse und darum sei das Sündigen ein "Geschenk Gottes", versteigt er sich doch tatsächlich zu der Aussage, Christus sei nicht für unsere Sünden, sondern für die Schuld Gottes an seiner Schöpfung gestorben.


Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen:
»Gott leistet in der Menschwerdung die Satisfaktion für seine eigene Schöpfungstat, indem er sich als Sohn das zumutet, was er allen Menschen zumutet: Ein Leben, das nicht nur voller Schönheit und Lust sein kann, sondern auch ungeheure Abgründe bereithält. Wenn man so will, sühnt Gott sein riskantes Schöpfungswerk [...].«

Siehe auch in der Einleitung: 
»Auch ich [...] lehne die Kreuzigung ab, lehne jede Gewalt an Menschen ab, und zwar unbedingt. Deshalb kann der grausame Foltertod Jesu in meinen Augen, wenn überhaupt, nur mittelbar einen Sinn haben.«

Nun ist es bemerkenswert, dass ausgerechnet dieser Kerl seit einiger Zeit allerlei Fördermittel zugeschanzt bekommt und immer mehr Bibliotheksraum zu seinem privaten Spielplatz umgestaltet... oder auch nicht: Er regt auf, er macht sich einen Namen, er tritt hervor... oder doch nicht? Ein echter Promi! Was für ein glänzender Ritter des Schwachsinns.


Schockiert war ich, als ich gestern im Gespräch mit zwei Zweitsemestern Folgendes erfahren musste: Als das Gespräch irgendwie auf Herrn Striet kam (den "Prof." lass ich aus Gewohnheit weg) und ich das eben behandelte erwähnte, sagte die beteiligte Dame ganz nüchtern, das sei doch richtig so, das hätten sie auch beim Prostmeier (das ist unser Neutestamentler... "die Aufersehung ist nur metaphorisch zu verstehen" etc.) so gelernt. Daran kam ihr garnichts komisch vor.
Wie in sich schlüssig doch alles ist! Es kommt noch nichtmal mehr komisch vor, weil es inzwischen dem entspricht, was auch an der Schule gelehrt wurde.  Wenn jetzt aber jemand herkommt und was anderes behauptet (in dem Fall war das ich), dann wird das garnicht verstanden, es erscheint zu abwegig: "häää?"
Immer öfter stehe ich im Studium vor dieser Parallelwelt der Schreibtischgeburten (die wohl inzwischen "die Größere" ist) und kann mich nur wundern... Oh, btw.: Das ist die nächste Generation unserer Religionslehrer. Hatte die vorhergehende immerhin noch mit den Widersprüchen zu kämpfen ("Kinderglaube" vs. "Wissenschaft"), ist für diese Generation nun offenbar alles konsistent. Toll!


Der Vortrag von Striet fand an der Katholischen Akademie in Bayern statt, nachzulesen in "zur Debatte" 3/2012, 19-21.

Freitag, 20. Juli 2012

Musikalische Christologie

David im Vespasianpsalter (um 800)
Nachdem ich neulich schon ein bisschen frühchristliche Christologie geteilt habe, hier nun ein Schmankerl, das man als "musikalische Christologie" bezeichnen könnte.

Titus Flavius Klemens, besser bekannt als Klemens von Alexandrien († 215), wendet sich im ersten Teil seiner großen Trilogie (Protreptikos, Paidagogos, Stromateis) gegen die "Sänger" der heidnischen Mythen, die mit ihrer Musik die Menschen verführen zum Götzendienst und zur Unmenschlichkeit.
In unserer lauten Welt, in der wir ständig mit den Fanfaren des Mammons und den Jingles der Werbung beschallt werden, hat das eine ungeahnte Aktualität.

»Nach meiner Ansicht waren [sie] Betrüger, die unter dem Deckmantel der Musik Unheil über das Menschenleben brachten [...].

Aber nicht so ist  m e i n  Sänger; er ist gekommen, um binnen kurzem die bittere Knechtschaft der tyrannischen Dämonen zu zerstören; und indem er uns zu dem sanften und menschenfreundlichen Joche der Frömmigkeit hinführt, ruft er die auf die Erde Geschleuderten zum Himmel zurück.

[...]

Sieh, was das neue Lied vollbrachte: Menschen hat es aus Steinen, Menschen aus Tieren gemacht. Und die sonst wie tot waren und keinen Anteil am wahren Leben hatten, sie wurden wieder lebendig, sobald sie nur Hörer des Gesanges geworden waren.

Dieser gab auch dem All eine harmonische Ordnung und stimmte den Mißklang der Elemente zu geordnetem Wohlklang, damit die ganze Welt ihm zur Harmonie werde; und das Meer ließ er ungefesselt, verbot ihm aber, das Land zu überfluten; und wiederum legte er die Erde, die frei umhertrieb, vor festen Anker und machte sie zur starken Grenze des Meeres; ja auch des Feuers Ungestüm milderte er durch Luft, indem er gleichsam dorische und lydische Melodie vermischte; und die rauhe Kälte der Luft linderte er durch die Beifügung des Feuers, indem er so diese äußersten Töne des Alls harmonisch verband.   

Und dieses reine Lied, die feste Grundlage des Alls und die Harmonie der Welt, die sich von der Mitte bis an die Enden und von den äußersten Grenzen bis in die Mitte erstreckt, hat dieses All harmonisch gemacht, nicht nach Art der Musik des Thrakers, die der des Jubal ähnlich ist, sondern nach dem väterlichen Willen Gottes, den David zu erfüllen bestrebt war.  

Der göttliche Logos aber, der von David stammt und doch vor ihm war, verschmähte Lyra und Harfe, die leblosen Instrumente, erfüllte durch den Heiligen Geist diese Welt und dazu auch die Welt im Kleinen, den Menschen, seine Seele und seinen Leib, mit Harmonie und preist Gott mit diesem vielstimmigen Instrument und singt zu dem Instrument, dem Menschen. „Denn du bist mir Harfe und Flöte und Tempel“, Harfe wegen der Harmonie, Flöte wegen des Geistes, Tempel wegen des Logos, damit die Harmonie die Harfe schlage, der Geist die Flöte blase, der Tempel den Herrn aufnehme. 

Ja, der König David, der Harfenspieler, den wir soeben erwähnten, ermahnte zur Wahrheit, mahnte ab vom Götzendienst und war weit davon entfernt, die Dämonen zu besingen, die er vielmehr durch wahre Musik verscheuchte, wie er auch allein durch seinen Gesang den Saul heilte, als er von jenen besessen war. Zu einem schönen, von Geist erfüllten Instrument hat der Herr den Menschen gemacht nach seinem Bilde; denn auch er selbst ist ein melodisches und heiliges Instrument Gottes voll Harmonie, überweltliche Weisheit, himmlischer Logos.«
(Klemens v. Alexandrien, Protreptikos 1)

Fragen - Antworten


Der Papsttreue Blog stellt Fragen... Ich versuch mal ein paar Antworten auf die Fragen. (Dumme Fragen bekommen entsprechend dumme Antworten.)

Ist die Erde eine Scheibe?
Nein. Und falls doch, dann ruht sie auf dem Rücken von vier Elefanten die wiederum auf einer riesigen Schildkröte stehen... soweit die indische Weisheit.


Wenn jede Bewegung relativ ist, drehen sich dann nicht Sonne und Sterne doch irgendwie um die Erde?
Ja.


Gibt es Leben auf anderen Planeten?
Gut möglich!


Wie entsteht das, was wir Masse nennen?
Es entsteht nicht, es ist da: Materie hat Masse (es gibt Ausnahmen... z.B. Photonen: die haben Massewirkung, aber keine Masse).


Ist die Urknalltheorie richtig – und was war vorher?
Wenn sie richtig ist, ist die Frage nach einem "Vorher" Nonsens.


Nachdem viele Hinweise gegen die Urknalltheorie sprechen: Wie ist die Welt aus wissenschaftlicher Sicht entstanden?
Die Frage enthält einen Widerspruch: Die (Natur)Wissenschaft beschäftigt sich nicht mit der Frage nach der Entstehung der Welt sondern nur mit der Welt, wenn sie bereits entstanden ist. Die Frage nach dem Beginn von Raum und Zeit ist eine Grenzfrage. Mein Fachgebeit ist nicht die Physik, da fragst du lieber Phil.


Welche Bedingungen führten zu Leben auf der Erde?
Viele. Die Präsenz von ausreichend Wasser (was die richtige Distanz von der Sonne voraussetzt, da Eis und Wasserdampf nicht genügen) ist wohl das Grundlegende. Es gibt verschiedene Hypothesen, aber auf der Erde war wohl neben Kohlenstoff und Stickstoff auch die Präsenz von Cyanwasserstoff, Methan und Ammoniak wichtig für die Entstehung der ersten organischen Moleküle (übrigens ist experimentell nachgewiesen, dass solche primitiven organischen Moleküle sich selbstständig, "spontan", aus anorganischen Verbindungen bilden können).


Wie lassen sich die Entwicklungssprünge in der Evolutionstheorie erklären?
Definiere: "Sprung".
Ansonsten: So wie der Rest der Evolution auch.


Wie hat sich das Leben auf der Erde vom Wasser ans Land bewegt – und in die Luft?
War ein komplexer und langwieriger Prozess.
Ich sag nur: Schlammspringer.

Können Pflanzen Schmerz empfinden?
Verletzungen lösen Reaktionen in den Geweben aus, die als Schmerzreize (oder ein pflanzliches Äquivalent dazu) betrachtet werden könnten. Allerdings fehlt ein zentrales Nervensystem, wohin die Reize geleitet werden könnten.

Wie können Tiere intelligente Verhaltensweise lernen?
Definiere: "intelligent".
Manche Tiere sind lernfähiger als die meisten Menschen... :/


Welche Erklärungsmuster gibt es für die Entstehung der Welt, die ohne (einen) Gott auskommen?
Och... viele... Z.B. Mythenbildung (etwa ägyptische Schöpfungsmythen... je nachdem, wie du "Welt", "Entstehung" und "Gott" definierst). Oder nihilistische Muster: die Welt ist nicht entstanden, sie war schon immer da. (Bedenke: Die Frage bezieht sich auf ErklärungsMUSTER, nicht auf Erklärungen.)


Wie alt ist unser Universum, was war vorher, wie alt wird es werden, und was wird nachher sein?
Nach dem gängigen Konsens: 13,75 Milliarden Jahre. 
Die Frage ist aber logischer Unsinn: Eine Eigenschaft des (bzw. unseres) Universums ist, dass es Zeit hat. Die Frage nach dem Vorher und Nachher ist Nonsens. Der mittlere Teil der Frage bringt kein kleineres logisches Problem: Wie alt es wird ist schwer zu sagen, da wir noch nichtmal sicher sind, ob es einen Anfang hat... wenn wir aber nichtmal sicher sein können, wie alt es jetzt ist, woher sollen wir wissen, wie alt es werden wird?


Was ist die dunkle Materie und welche Bedeutung hat sie?
Guckst du hier.


Wohin verschwinden die Socken in der Waschmaschine?
Sie werden vom Sockenmonster gefressen. Aber nur die linken. Wenn eine rechte Socke verschwindet, ist meistens eine Einstein-Rosen-Bücke beteiligt.



Es geht doch nichts über ein wenig Offtopic um das Hirn nach einer mehr oder minder anstrengenden Prüfungszeit zu entspannen...