Die Presse |
Ich kenne das Problem. Ich kenne es spätestens, seit ich katholisch geworden bin. Seit ich Einblicke in die Kirche, ihren Glauben, ihre Strukturen etc. habe, bemerke ich ständig die Fehler und Unstimmigkeiten in der medialen Berichterstattung über sie.
Recht perplex war ich, als ich feststellte, dass sogar kircheneigene Medien kircheninterne Angelegenheiten zuweilen entstellt darstellen.
Seit ich mal vor ein paar Jahren an einer öffentlichen Podiumsdiskussion teilnahm und anschließend in der Zeitung mit einer Aussage zitiert wurde, die dem was ich (unkompliziert) gesagt hatte diametral entgegen stand, überlege ich mir, ob das wohl ein Ausrutscher war oder eher die Regel... Ich weiß es nicht.
Es gibt freilich Unterschiede. Man merkt sehr deutlich die ideologische Ausrichtung eines Blattes oder die persönlichen Preferenzen eines Redakteurs am Grad der Verzerrung. Besteht Wohlwollen, fragt man lieber nochmal nach, ob dies oder jenes so stimmt. Ist die Einstellung neutral, nimmt man schonmal Ungenauigkeiten und Fehler in Kauf (Redaktionsschluss und so). Wenn Abneigung herrscht ist es kompliziert: Es kann durchaus sein, dass ein Reporter ohne eigene Schuld etwas tatsächlich ganz anders versteht und dann entsprechend falsch wiedergiebt, selbst wenn dadurch ein Widerspruch zum Kontext entsteht; schließlich gibt es noch die absichtliche Verfälschung oder das pure Erfinden von "Fakten"... der letzte Abrgund.
Alles schon erlebt.
Was mich aber v.a. unruhig macht: Mir fallen die vielen vielen Ungenauigkeiten und Fehler v.a. dann so krass auf, wenn das Gebiet betroffen ist, in dem ich mich nunmal sehr gut auskenne: Katholizismus. Liegt die schiere Masse an Fehlern nun einfach daran, dass der Katholizismus einfach ein Nischenthema ist, mit dem sich kaum jemand auskennt?
Oder ist vielleicht der Katholizismus gar nicht so etwas Besonderes, findet diese schlechte Berichterstattung vielleicht auch in anderen Bereichen statt? Nun, dagegen kann man einwenden, dass jene "anderen Bereiche" ja ihre eigenen Medien (etwa Zeitungen) haben. Die hat der Katholiozismus zwar auch, aber, wir wissen ja, dass man die große Mehrheit davon direkt in die Tonne kloppen kann.
Hinzu kommt noch die offene Feindschaft, die vielerorts der Kirche entgegen gebracht wird... Dem Handwerk oder dem Universitätswesen begegnen wohl eher selten ideologisch motivierte Hasstieraden...
Fehler: Nagut, nicht jeder kann Theologe sein.
Feindschaft: Das gehört zum Proprium des Christseins!
»Glückselig die um Gerechtigkeit willen Verfolgten, denn ihrer ist das Reich der Himmel.Freut euch und jubelt, denn euer Lohn ist groß in den Himmeln; denn ebenso haben sie die Propheten verfolgt, die vor euch waren.« (Mt 5,10-12)
Wir haben jeden Tag Zugang zu so vielen Informationen, wie der durchschnittliche Mensch vor hundert Jahren in seinem ganzen Leben nie zu Gesicht bekam. Zugleich sind wir einsamer und isolierter als je zuvor.
Ich habe es aufgegeben, mir über alles eine Meinung zu bilden. Man wirft mir darum zuweilen Ignoranz vor, worauf meine Erwiderung in etwa lautet, dass Ignoranz vom lateinischen ignorantia kommt, was Unwissen/Nichtwissen bedeutet... und genau das ist in unterschiedlichem Maße notwendig bei allem der Fall, was ich nicht selbst erlebt habe. Ich versuche zwar die Zusammenhänge zu verstehen, soweit sie sich nachvollziehen lassen, aber ich diskutiere nicht über Dinge, von denen ich im Letzten eh keine Ahnung habe. Ich habe mir die katholische Moral zu Eigen gemacht, die m.E. jeder anderen weit überlegen ist (siehe dazu hier), und ich wende sie nach Möglichkeit auf alles an was mir im Alltag oder eben auch medial begegnet... aber ich unterlasse es, mir Meinungen zurechtzulegen, für deren Validität mir jede Substanz an Einsicht fehlt. Und ich zerbreche mir auch nicht den Kopf über derartiges... ich habe genug eigene sorgen.
Den Medien vertrauen? Nur solange ich mir bewusst bin, dass darin nur die Perspektive irgendeines Autors zu finden ist und niemals etwas Vollständiges oder auch nur Adäquates... niemals "die Wirklichkeit". Das ist auch etwas, was man im Rahmen eines naturwissenschaftlichen Studiums lernt: Nichtmal die Wissensschaft kommt über das agierende Individuum hinaus... Verschiedene Forscher können manchmal* ein und das selbe Ergebnis eines Experimentes völlig unterschiedlich deuten... [Übrigens ist die Berichterstattung über wissenschaftliche Themen in den Mainstream-Medien in der Regel auch katastrophal schlecht, manchmal, etwa wenn es um "Gentechnik" oder andere Reizthemen geht, auch feindselig, aber das nur am Rande.] Wieso erwartet irgendwer von einer Medienberichterstattung etwas anderes? Tragikomisch wird es dann, wenn in der Medienlandschaft jeder von jedem abschreibt - dann verharrt das ganze System bei einer einzigen Perspektive/Interpretation...
Mit Nicolás Gómez Dávila gesprochen:
* Für die lieben Kreationisten da draußen sei dieses "manchmal" extra betont: Es gibt nämlich auch durchaus Bereiche die sehr eindeutige Ergebnisse liefern, zumal es in der Naturwissenschaft ja Gott sei Dank immer so ist, dass nie ein Ergebnis für sich alleine stehen kann; immer muss es durch andere Ergebnisse und andere, unabhängige Beweislinien bestätigt werden, ehe es glaubwürdig sein kann.
Den Medien vertrauen? Nur solange ich mir bewusst bin, dass darin nur die Perspektive irgendeines Autors zu finden ist und niemals etwas Vollständiges oder auch nur Adäquates... niemals "die Wirklichkeit". Das ist auch etwas, was man im Rahmen eines naturwissenschaftlichen Studiums lernt: Nichtmal die Wissensschaft kommt über das agierende Individuum hinaus... Verschiedene Forscher können manchmal* ein und das selbe Ergebnis eines Experimentes völlig unterschiedlich deuten... [Übrigens ist die Berichterstattung über wissenschaftliche Themen in den Mainstream-Medien in der Regel auch katastrophal schlecht, manchmal, etwa wenn es um "Gentechnik" oder andere Reizthemen geht, auch feindselig, aber das nur am Rande.] Wieso erwartet irgendwer von einer Medienberichterstattung etwas anderes? Tragikomisch wird es dann, wenn in der Medienlandschaft jeder von jedem abschreibt - dann verharrt das ganze System bei einer einzigen Perspektive/Interpretation...
Mit Nicolás Gómez Dávila gesprochen:
»Die heutigen Kommunikationsmittel erlauben es dem modernen Staatsbürger, sich über alles zu informieren, ohne irgendetwas zu verstehen.«
* Für die lieben Kreationisten da draußen sei dieses "manchmal" extra betont: Es gibt nämlich auch durchaus Bereiche die sehr eindeutige Ergebnisse liefern, zumal es in der Naturwissenschaft ja Gott sei Dank immer so ist, dass nie ein Ergebnis für sich alleine stehen kann; immer muss es durch andere Ergebnisse und andere, unabhängige Beweislinien bestätigt werden, ehe es glaubwürdig sein kann.
Kennen Sie auch diesen Ausspruch von Davila: "Da die Menschen nicht taten, was die Kirche lehrte, lehrt die Kirche nun, was die Menschen tun."
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