Samstag, 1. März 2014

Die Diskussion

Beispielsweise auf katholisch.de (hier) wird seit einer guten Woche getitelt "Die Diskussion ist eröffnet". 

Welche?

Es geht nicht um das Ehesakrament:
- nicht um die Frage der Unauflöslichkeit,
- nicht um die Möglichkeit einer "zweiten Ehe",
- nicht um eine neue Bewertung des Ehebruchs.

Es geht nicht um das Sakrament der Eucharistie:

- nicht um ihre heilsgeschichtliche (etwa bundestheologische oder ekklesiologische) Bedeutung,
- nicht um ihre Wirkung der Sündenvergebung.

Es geht auch nicht um die katholische Sexualmoral:
- nicht um eine neue Bewertung außerehelischen Verkehrs,
- nicht um die Bedeutuhng der Sexualität für das Ehesakrament.

Die ganannten Dinge stehen überhaupt nicht zur Disposition. Was so hitzig beim Konsistorium diskutiert wurde und sicherlich die nächsten zwei Jahre auch eine gewisse Rolle spielen wird, ist der pastorale Umgang mit verheirateten Katholiken, die zu Lebzeiten ihres kirchlich angetrauten Partners nach (ziviler) Scheidung in zweiter Zivilehe leben (mit den zuweilen irreversiblen Folgen, etwa die Versorgung der Kinder die aus dieser zweiten Verbindung hervorgegangen sind). Mehr nicht. (Zu Kaspers Vortrag und den medialen Reaktionen darauf, siehe hier.)

Kardinal Kasper stellte das neulich selbst gegenüber kath.net klar (hier):
»Die Frage, welche ich gestellt habe, ist ganz schlicht formuliert allein die: Kann man jemandem, der sein Versagen aufrichtig bereut und das tut, was er in seiner nicht rückgängig zu machenden Situation tun kann, das heißt nach Kräften christlich leben und seine Kinder christlich erziehen - kann man diesem Menschen die Absolution verweigern? Bekennen wir nicht vielmehr im Credo: Ich glaube an die Vergebung der Sünden? Und sind wir nicht alle darauf angewiesen?«
Was davon zu halten ist, ist eine andere Frage. Das ist zunächstmal das, worum es geht.

Aber dies alles ist eigentlich nur ein Randthema! Wir haben eine Krise der Sakramentenkatechese: Den meisten Leuten, die kirchlich heiraten, wird überhaupt nicht klar gemacht, worauf sie sich einlassen. Die meisten sind völlig überrascht, wenn man ihnen sagt, dass sie nicht ein zweites Mal kirchlich heiraten dürfen. Mit den Worten von Papst Franziskus: "Wir sind unterwegs zu einer tieferen Ehepastoral. Mein Vorgänger in Buenos Aires, Kardinal Quarracino, sagte immer: ‚Für mich ist die Hälfte aller Ehen ungültig, weil sie heiraten, ohne zu wissen, dass es für immer ist, weil sie es aus gesellschaftlicher Angepasstheit machen, usw.’." (Quelle)
Zudem kann jeder sehen, dass die Familie stärker denn je von allen Seiten unter heftigem Beschuss steht und gefährtdet ist.
Das Thema "Familie" ist wahrlich dringend einer tiefgreifenden Reflektion bedürftig und einer Stärkung im Geiste Christi. Das ist das eigentliche, das große Thema, um das es gehen muss und (zumindest in Rom) auch gehen wird. 
Es ist beschämend, dass man es hierzulande offenbar vorzieht, gleichermaßen unter "Konservativen" wie unter "Liberalen", Nebelkanonen einzusetzen um das alles ignorieren zu können und so weiterzumachen wie bisher. Stay the course! Nur über jenes eine Thema - oder gar die genannten Dinge die überhaupt nicht zur Disposition stehen - will man reden und heizt energisch die Medien an. Wer immer diese erwähnten Dinge in die Diskussion hereinträgt oder jenes eigentliche Thema ausblendet, der irrt und führt andere in die Irre. Es ist das alte politische Spiel des Stellens von Maximalforderungen... so viel Änderungen fordern, wie es nur irgendwie vor dem Heiserwerden geht, in der Hoffnung, wenigstens irgendwas durchdrücken zu können.

Leider wird in dieser Diskussion auch von "Fachleuten" erstaunlich viel Pseudotheologie betrieben. Auch in Predigten (ich habe das z.B. gestern am eigenen Leib erfahren) wird man davon nicht verschont. Wie so oft, legt man sich gern alles so zurecht, wie man es braucht. Die Bibel, die Väter, Die Konzilien, die Kirchengeschichte, ja sogar die pastorale Wirklichkeit wird immer wieder entstellt, wenn es nur dem eigenen Wunsch dient.

Beispielsweise hat Kardinal Brandmüller bereits darauf hingewiesen (hier), dass es, entgegen manchen populären Thesen (die zwar uralt sind, aber derzeit als "neue Erkenntnisse" vermarktet werden), in der frühen Kirche keine offizielle Praxis der Duldung einer zweiten Eheschließung (nach einer Buße) zu Lebzeiten des ersten Ehepartners gab. Das ist eigentlich schon fast soetwas wie eine Binsenweisheit für jeden, der sich intensiver mit den Kirchenvätern beschäftigt hat: Worum bei den Vätern viel diskutiert wurde, ist die Frage der erneuten Eheschließung nach dem Tod eines Partners, was zwar nur selten als sündhaft betrachtet wurde, aber doch ein, wie die Schwaben sagen, Gschmäckle hatte. Die große Bedeutung die dem Witwenstand (ein eigener Stand in der Kirche!) in der frühen Christenherit zukam, weist hin auf das Ideal, kein zweites Mal zu heiraten. Eine erneute Eheschließung nach einer Scheidung, wird in der alten Kirche, im Osten wie im Westen, unzweideutig als Ehebruch betrachtet und also abgelehnt.
Zu dem, was bisher von Kardinal Kaspers Ausführungen an die Öffentlichkeit diffundiert ist, habe ich mich hier (klick) kritisch geäußert.

Wie zu allen Zeiten in der Kirchengeschichte, wird sich auch hier der theologische Müll nicht behaupten können und alle Dummschwätzer und Häretiker werden letztlich unterliegen. Diskussionen gab es immer schon und sie wurden immer auch unredlich und manipulierend geführt... wir können froh sein, dass die "Fraktionen" heute nicht mehr einander mit dem Schwer auf den Leibe rücken.
Mein Rat an alle, die sich mit der Gelassenheit schwer tun: Nicht auf die Theologen hören und sich nicht von den "Argumenten" und Konstruktionen beunruhigen lassen. Das meiste was da gesagt werden wird ist entweder falsch, dumm, irrelevant, grob unvollständig oder ganz einfach nicht begründbar bzw. mit der Tradition unvereinbar.

Stattdessen: Bibel lesen, den Katechismus und nach Möglichkeit auch die Kirchenväter. Und vor allem: Beten! 
Alles wird gut. :)

1 Kommentar:

  1. Alle Überlegungen setzen an, wenn eine Situation geschaffen wurde, bei der es keinen Schritt vor oder zurück geht:
    z.B. Jemand hat geheiratet, Kinder in die Welt gesetzt und sich dann scheiden lassen. Dann wird erneut geheiratet und aus der Ehe gehen vielleicht nochmals Kinder hervor. — Und dann erst, dann erst scheint den Leuten aufzufallen, daß sie nicht mehr zur Kommunion gehen können. Dann werden Wünsche für Ausnahmen etc. an die Kirche herangetragen.
    Aus der Situation kommen sie mit oder ohne Hilfe nicht mehr raus. Es sind endlos viele Verpflichtungen aus beiden Ehen entstanden, so daß es keine „saubere Lösung“ mehr gibt.
    Nicht erst, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, sondern erst dann, wenn der Brunnen zusätzlich noch zugeschaufelt wurde, fällt „die Sache mit der Kommunion“ auf. — Das ist viel zu spät und ohne Aussicht auf Hilfe (bei allen pastoralen Bemühungen).

    Da läuft doch schon vorher viel schief!

    Ein Priester gab vor kurzem in der guten Predigt (ja sowas gibt es noch) zu bedenken, daß das eigentliche Problem der „Totalausfall von Religionsunterricht und Katechese seit 40 Jahren“ sei. – Wie recht er doch hat!
    Das traut sich aber kaum ein Priester und schon gar kein Bischof oder Kardinal zuzugeben.
    Dann müßten sie nämlich gleichzeitig zugeben, daß sie selbst und persönlich für die Misere verantwortlich sind.
    Dann müßten sie anfangen ihre „pastoralen Konzepte“ in Bezug auf Religionsunterricht, Katechese etc. zu überdenken.
    Dann müßten sie anfangen, in Predigten mal wieder Tachales zu reden und den Glauben zu verkünden.
    Dann müßten sie… etc.

    All das wäre aber möglicherweise sehr unbequem und mit vielen „Anfeindungen“ verbunden. Ja, sie bekämen vielleicht sogar einen bösen Ruf in der Presse. – (Erst gestern wurde nach der Annahme des Rücktrittsgesuchs von Kardinal Meisner dieser im Radio als der „umstrittenste Bischof Deutschlands“ betitelt.)
    Ich rufe den Bischöfen zu: “Seit zufrieden, wenn ihr solche Titel verliehen bekommt. Dann wurdet ihr wahrgenommen. Dann hat man eure Stimme gehört.”

    Ja, es ist sicher vielfach so, daß Menschen eine kirchl. Ehe schließen, ohne zu wissen, was sie eigentlich tun. Dann haben die Menschen später ein Problem, welches durch andere mitverursacht wurde.
    Diese fremde Verantwortung spricht aber nicht frei.

    Wenn mir in der Fahrschule keiner gesagt hat, daß ich auf einem Behindertenparkplatz nicht parken darf, sofern ich keine entsprechende Berechtigung habe und ich es dennoch tue, dann kann ich das „Knöllchen“ auch nicht an meinen Fahrlehrer schicken.

    Der Volksmund kennt dafür das Sprichwort: „Unwissenheit schützt vor Strafe nicht.“

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Ich freue mich über Meinungen, (sinnvolles) Feedback und Hinweise aller Art. Fragen sind auch immer willkommen, eine Garantie ihrer Beantwortung kann ich freilich nicht geben. Nonsens (z.B. Verschwörungstheorien, atheistisches Geblubber und Esoterik) wird gelöscht. Trolle finden hier keine Nahrung.