Dienstag, 9. Juli 2013

"Papst Franziskus schafft Zölibat ab!"

So oder so ähnlich könnte in den nächsten Tagen die Schlagzeile lauten, sobald ein kreativer Zeitungs- oder Kirchenmensch mitkriegt, dass Papst Franziskus Ende letzter Woche so einiges Wichtiges zu Seminaristen und Novizen gesagt hat. Da fiel doch tatsächlich bei der Frage danach, woher das Unglücklichsein bei Priestern und Ordensleuten kommt, die Folgende Aussage: "Es ist ein Problem des Zölibats." Die deutschen Verbandkatholiken jauchzen und Prof. Schockenhoff klopft sich auf die Schulter.
Klar hat der Papst das nicht so stehenlassen, sondern noch weiter erklärt. Und klar wird er nicht den Zölibat abschaffen. Eher das Gegenteil wird passieren. Aber wen kümmern schon solche Details, wenn man eine Schlagzeile landen kann... dann darf der Vatikan wieder ein Dementi raushauen in dem empfohlen wird, die Rede des Papstes auch wirklich mal anzuhören, und schon kann man weiter fabulieren, der Reformpapst werde im Vatikan gefangen gehalten.

Hier die ganze Stelle, um die es ging. Wie ich finde, sehr treffend und sehr wertvoll! (eigene Übersetzung)
»Wo ist das Zentrum dieses Fehlens von Freude? Es ist ein Problem des Zölibats. Ich erklär' euch das: Ihr Seminaristen und Ordensfrauen weiht eure Liebe Jesus, eine große Liebe. Das Herz für Jesus. Und das bringt uns dazu, das Gelübde der Keuschheit oder des Zölibats abzulegen. Aber das Gelübde der Keuschheit oder des Zölibats hört nicht auf im Moment des Gelübdes, sondern es geht weiter... einen Weg des Reifens hin zur pastoralen Vaterschaft und zur pastoralen Mutterschaft. Wenn aber ein Priester nicht ein Vater seiner Gemeinde ist, und eine Schwester nicht die Mutter der Menschen ist, mit denen sie arbeitet, dann werden sie traurig. Das ist das Problem. Deswegen sage ich euch: Die wirkliche Wurzel der Traurigkeit im pastoralen Leben liegt in diesem Mangel an geistlicher Vaterschaft und Mutterschaft die davon kommt, wenn man seine geistliche Berufung schlecht lebt, die eigentlich zur Fruchtbarkeit gebracht werden soll. Wir dürfen uns nicht einen Priester oder eine Schwetser denken die nicht fruchtbar ist: Das ist nicht katholisch! Das ist nicht katholisch! Das ist die Schönheit unsere Berufung: die Freude, die Freude.«

Die ganze Rede kann hier (ab Minute 85) gehört und gesehen werden. Es lohnt sich auch für nicht zum geweihten Leben berufene! *schwelg*

4 Kommentare:

  1. Ich habe die Rede noch nicht angehört.
    Ich teile deine Befürchtungen bzgl der nächsten Schlagzeilen...

    Und ich finde die Worte von Papst Franziskus in meinem Alltag wieder: Wer in meiner Gemeinde ist bereit unseren Pfarrer, die Vikare und unsere liebe Einsiedlerschwester als Vater und Mutter zu betrachten? Kann man vermutlich an zwei Händen abzählen. Besonders in der Generation meiner Mutter, zu meinem Erstaunen (um die 70 Jahre), überwiegt die Einstellung 'Was will der Heini mir eigentlich weismachen?'. Und das ist wirklich traurig. Es ist traurig, dass so schnell schlechte Motive unterstellt werden (sich wichtig machen, Geld für den Kirchenschatz scheffeln, Machtgier). Und als Totschlagargument: Ich lass mir doch von einem, der noch nicht mal Frau, Kinder hat und nicht arbeiten muss (!) erzählen wie ich leben soll.

    Wenn ich an all das Gerede über den schlimmen neuen Pfarrer bei uns denke...

    Niemand glaubt an die Freude, die in der Hingabe liegt.

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    1. --- was komisch ist, denn eigentlich sollten das die Eheleute nicht minder tun (das mit der Hingabe).

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  2. http://diepresse.com/home/panorama/religion/1432823/PapstVertraute_Franziskus-moechte-Zoelibat-abschaffen

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