Vier Dinge, die der EKD am Gesäß vorbeizugehen scheinen.
Aus dem offenen Brief (hier) des emeritierten Landesbischofs Gerhard Müller.
»Biblische Zentralstelle für das EKD-Papier ist der Satz: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei“ (1. Mose 2, 18, was man dem Sinne nach auch bei Aristoteles hätte finden können). Bei der mehrfachen Zitation dieser Worte wird nie die Fortsetzung kundgetan: „ich will ihm eine Gehilfin machen, die um ihn sei“. Das würde homosexuelle Lebensformen mindestens in Frage stellen, wenn nicht gar ausschließen, um deren Durchsetzung und Anerkennung es den Verfassern geht. Es wird vom „Schöpfungsbericht“ geschrieben. Aber es gibt deren zwei. Leider fehlt folgende Aussage des anderen Berichts: „Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, … und schuf sie als Mann und Frau. Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch“ (1. Mose 1, 27f.). Das also ist Familie: Mann, Frau, Kinder.
Manche haben eine Phobie vor dem Begriff Schöpfungsordnung. Sprechen wir also von Theonomie: Gott der Schöpfer hat mit seiner Schöpfung Gesetze verbunden. Dazu gehört das Miteinander von zwei Geschlechtern, denen auch die Fortpflanzung zugesprochen wird. Aber von Theonomie ist in dem Papier nicht die Rede, nicht einmal von den Problemen der Autonomie – ganz so einfach ist die nicht zu verwirklichen, wie in der „Hilfe“ unterstellt wird. „Wie Kirche und Diakonie Familien stark machen können.“ Das wird ausführlich von der Kommission dargestellt. Aber das größte Problem wird übergangen: Wie kann es bei uns geschehen, dass Jahr für Jahr etwa 100.000 Kinder abgetrieben werden? Verboten ist zwar das Töten von Menschen, aber in diesem Fall bleibt es ungestraft. Sind wir da wirklich fein raus oder schreit es nicht vielmehr zum Himmel?
Die Phänomene unserer Zeit zur Norm zu machen, ist nicht neu. Immer haben wir Menschen den Stempel unserer Zeit. Von „Alterskohorten“ wird gesprochen, die unter denselben Voraussetzungen ausgebildet wurden und die davon Zeit ihres Lebens gezeichnet sind. Aber wenn uns gesagt wird, es gebe Ehepaare, die keine Kinder wollten, dann könne man auch Homosexuelle wie Ehepaare behandeln – obwohl diese häufig Kinder in ihre neue Beziehung einbrächten oder durch künstliche Befruchtung welche bekämen, also in dieser Beziehung häufig besser dastehen! –, dann wird eine (nach christlichem Maßstab ‚falsche’) individuelle Entscheidung zum Maßstab, zur Norm gemacht. Mit den Gütern, die Gott uns anvertraut, haben wir anders umzugehen: verantwortlich, in Liebe, Glaube und Hoffnung.
[...] Vielmehr geht es darum, dass wir die Folgen unserer Neunormierung bedenken. Sie liegen auf der Hand: Wir kehren zurück in die hellenistische, vorchristliche Zeit. Auch damals lebten die Menschen vielfältig. Es war die jüdisch-christliche Lehre, die den Hedonismus zurückdrängte, den Wunsch, sich das Leben so angenehm wie möglich zu machen. Wenn die Christen damals sich auf das Leben ihrer Zeit eingestellt hätten, wären sie so wenig aufgefallen wie wir. Sie taten das aber nicht – jedenfalls einige von ihnen. Sie versuchten, anders zu leben und verantwortlich mit den Mitmenschen und Gottes Schöpfung umzugehen. Dadurch fielen sie auf. Etliche ließen ihr Leben für ihren Glauben.«
Und ein sehr schönes Schlusswort:
»Es gäbe die Möglichkeit, mit der Luther-Dekade ernst zu machen. Wir könnten fragen: Was erbrachte die Reformation, was nicht? Dazu wäre es erforderlich, die damals geäußerte Theologie neu zu erarbeiten. Dafür könnten wir bei Luther anfangen: „Wenn unser Herr und Meister Jesus Christus sagt: ‚Tut Buße’, dann will er, dass das ganze Leben seiner Gläubigen auf Erden eine stete Buße sein soll.“ So die erste der 95 Thesen Luthers über den Ablass vom Oktober 1517. Also Umkehr wird von Jesus Christus gefordert, denn nichts anderes ist Buße. Sätze der Reformatoren wie diese sind der Anlass für das Luther-Gedenken 2017 – eigentlich.«
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