Mittwoch, 17. Juli 2013

Gott ist Person

gefärbter Querschnitt einer Schwarzkiefernadel
»Da der Glaube ein Licht ist, lädt er uns ein, in ihn einzudringen, den Horizont, den er erleuchtet, immer mehr zu erforschen, um das, was wir lieben, besser kennen zu lernen. Aus diesem Wunsch geht die christliche Theologie hervor. Es ist also klar, dass Theologie ohne Glauben unmöglich ist und dass sie zur Bewegung des Glaubens selbst gehört, der die Selbstoffenbarung Gottes, die im Geheimnis Christi gipfelte, tiefer zu verstehen sucht. Die erste Konsequenz besteht darin, dass in der Theologie nicht nur die Vernunft bemüht wird, um zu erforschen und zu erkennen wie in den experimentellen Wissenschaften. Gott kann nicht auf einen Gegenstand reduziert werden. Er ist der Handelnde, der sich zu erkennen gibt und sich zeigt in der Beziehung von Person zu Person. Der rechte Glaube richtet die Vernunft daraufhin aus, dass sie sich dem Licht öffnet, das von Gott kommt, damit sie, von der Liebe zur Wahrheit geleitet, Gott in tieferer Weise erkennen kann.« (Lumen Fidei 36)

Der Naturwissenschaftler kommt zu seinen Erkenntnissen, indem er beobachtet, analysiert, zerlegt, auflöst, reduziert.
Weil aber Gott Person ist, können wir ihm nur begegnen, wie wir Personen begegnen, die wir kennenlernen wollen: Wir sind auf das angewiesen, das die Person von sich aus preisgibt und wir dürfen sie nicht zum Objekt von Untersuchungen machen und können ihr nicht gewaltsam ihre Geheimnisse entreißen.

2 Kommentare:

  1. So richtig zufrieden bin ich nicht, wenn Gott als Person bezeichnet wird. Obwohl ich natürlich zustimme, dass er kein Ding, keine unpersönliche Transzendenz ist sondern eben das große DU.

    Ich glaube, mit Person bringe ich immer uns egoistische Menschen in Zusammenhang. Dann scheint mir Person nicht angemessen.
    Aber das ist ja auch eines der Wunder, dass Gott sich dem Menschen zuneigt und eine Beziehung eingehen will. Von Person zu Person.

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    1. Ich versuch das mal halbwegs verständlich runterzubrechen:
      Im Grunde ist der Personenbegriff hier nur analog zu verstehen, keinesfalls im Sinne einer gleichartigkeit mit menschlichen "Personen".

      - Man unterscheidet in der Dogmatik zwischen Wesenheit/Substanz/Natur einerseits und Person/Hypostase andererseits. Gott hat nach diesem Denkmodell ein Wesen, aber drei Personen.
      - Eine Person ist in diesem Sinne dadurch bestimmt, dass sie sowohl Substantialität als auch Inkommunikabilität besitzen.
      - Substantialität meint, dass alle Personen Anteil an der einen Substanz (Natur, Wesen) haben.
      - Inkommunikabilität meint das, was jeder Person für sich zukommt, nämlich ihre Beziehung, ihre Relatioon zu den je anderen Personen: Die Person "Gott Vater" wird konstituiert durch seine Vaterschaft gegenüber dem Sohn ("aus dem Vater gezeugt"), die Person "Gott Sohn" wird konstituiert durch seine Sohnschaft gegenüber dem Vater und "Gott Heiliger Geist" wird konstituiert durch die Hauchung durch Vater und Sohn.

      "Person" bezeichnet also v.a. das In-Beziehung-Stehen der göttlichen Personen. Und man kann sich denken, dass diese Fähigkeit (oder besser: Eigenschaft) des In-Beziehung-Seins sich auch nach "außen" erstreckt, daher können wir Gott "personal" begegnen (und nicht empirisch)!
      Diese Bestimmung entspricht natürlich NICHT dem anthropologischen Personbegriff. Aber ich denke, er ist, so wie er in Lumen Fidei gebraucht wird, dennoch intuitiv einleuchtend.

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