»Denn wer
hat, dem wird gegeben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was
er hat.« (Mk 4,25)
In den Ohren des Christen klingt das zunächst komisch... ist nicht Gott der, der sich den Armen zuneigt? Identifiziert sich nicht Jesus sogar mit ihnen? Wie kann er dann soetwas sagen?
In den vorhergehenden Textpassagen (Perikope von heute und gestern), wird in Bildern über alles das gehandelt, was wir von Gott erhalten: Saat und Licht. Bei beiden Bildern geht es aber nicht nur darum, dass wir es erhalten, sondern v.a. darum, dass wir es weitergeben! "Wenn einer Ohren hat zum Hören, so höre er!" Das Licht soll nicht unter den Scheffel und die Saat soll Frucht bringen.
Damit scheint verwandt zu sein, wenn Jesus sagt, "wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen." (Mt 16,25)
Dieser inverse Zusammenhang zwischen Haben und Sein mag dann für das Haben und Nichthaben in der heutigen Perikope bedeuten, dass das Haben soviel bedeutet, wie "geben" und Nichthaben entsprechend das "für sich behalten"... da dieses Behalten, dieses Gewinnen- und Vermehrenwollen letztlich sinnlos ist. Dieses Streben und Sinnen ist Staub und Asche. Der Wirkliche Reichtum liegt im Verschenken. (Weshalb Gott auch so reich ist: er verschnekt sich unablässig.) Es geht nicht darum, möglichst viel zu haben, sondern möglichst viel zu geben! Wie viel oder wenig man auch hat, der Wert dessen, was man hat, liegt im Verschenken, nicht im Horten.
Wer gibt (das Licht auf den Leuchter stellt, bei dem die Saat Frucht trägt), dem wird noch mehr gegeben (was er dann verschenken kann). Wer nicht gibt (das Licht verschließt, bei dem die Saat keine Frucht bringt), dem wird auch noch das wenige genommen.
PS. Immer eine Empfehlung wert ist natürlich das tolle Buch von Erich Fromm, das genauso heißt wie dieses Posting. Für mich war es eine wichtiger Teil meines Weges hin zum Christentum. :)
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