Mittwoch, 2. Januar 2013

dreistes Bekenntnis

Das ist mein geliebter Sohn
Nur ein paar abendliche Gedanken zur heutigen Lesung.

»Wer ist der Lügner - wenn nicht der, der leugnet, dass Jesus der Christus ist? Das ist der Antichrist: wer den Vater und den Sohn leugnet. Wer leugnet, dass Jesus der Sohn ist, hat auch den Vater nicht; wer bekennt, dass er der Sohn ist, hat auch den Vater.« (1Joh 2,22f)
Was fällt dem ein, die Erkenntnis Gottes, an die Erkenntnis eines jüdischen Zimmermanns, Wanderpredigers und potentiell gestörten Sektierers zu knüpfen?!
Gut, man kann das entschärfen: Wenn der Vater Vater ist in seiner Realation zum Sohn und der Sohn Sohn in seiner Relation zum Vater (J. Ratzinger), dann bedeutet natürlich die Erkenntnis des Sohnes auch die des Vaters und die Ablehnung des Sohnes die Ablehung des Vaters... aber damit ist doch Gott nicht tangiert...
Nicht ganz: Offenbar macht Johannes einen klaren Unterschied zwischen der Leugnung beider Personen und nur einer...

Ich habe kein Problem damit zu sagen, dass auch Juden und Muslime an den selben Gott glauben, an den die Christen glauben... schließlich glauben sie an den einen Gott und der Gott Israels ist unzweifelhaft der Gott Jesu und der Gott der Christen. 
Wie jetzt? redet Johannes nun also nicht über Gott, sondern nur über sein spezifisches Gottesbild?

Es kommt hier etwas ins Spiel, das selbst Theologen nicht gerne hören oder sagen und das im Religionsunterricht das Unsäglichste und Schrecklichste ist, was man überhaupt nur in den Raum stellen kann (schrecklicher als "Abtreibungsreste"): Der Wahrheitsanspruch!

"Wir haben nicht die Wahrheit. Die Wahrheit hat uns." Fabuliert man gern. Eigentlich müsste man das umformulieren: Wir haben die Wahrheit und die Wahrheit hat uns.
Klar ist hier nicht Besitz gemeint, so wie man dies heute gemeinhin versteht (als Verfügungsmasse und Eigentum für das man einklagbare Rechte besitzt). Es ist eher der Besitz des Ackers mit der verborgenen Schatztruhe gemeint, oder der Besitz des Geistes der uns in Taufe und Firmung geschenkt ist. Etwas über das wir nicht frei verfügen können und worauf wir kein Anrecht haben, aber doch etwas, das uns vollumfänglich geschenkt ist und das wir außer durch eigenes Tun nicht mehr verlieren können.
Wenn ich in der Kirche jenen jüdischen Zimmermann als Christus und Sohn Gottes bekenne, mich ganz ihm hingebe und ihn anbete, "habe" ich dann den Vater? Habe ich dann Gott?

Es klingt jedenfalls nicht gerade wie ein Zeichen von Demut, zu behaupten, man "habe" Gott... Aber tut Johannes nicht genau das?
Ich halte es für falsche Demut, die Annahme Christi und Gottes kleinzureden und die Gotteserkenntnis, die uns Christen (in ihren bedingten Maßen, vgl. 1Kor 13,12) geschenkt ist, einer political correctness gemäß zu verschweigen oder zu unterdrücken. Das wäre keine Demut, das wäre Leugnung dessen, was sich in Jesus Christus tatsächlich ereignet hat! Er ist ja gerade die greifbare Offenbarung Gottes, die alles Sonstige über Gott Gedachte der Lüge oder doch zumindest der groben Unvollständigkeit und Verstelltheit überführt. Wenn Jesus der Christus ist und der Mensch ihn bekennt, dann nähert er sich Gott mehr an als irgendwie sonst.
Dass dieses Bekenntnis kein Lippenbekenntnis sein darf sondern sich gerade auch im Handeln bewährt, ist eigentlich eine Binsenweisheit (1Joh 2,3ff). Zu oft gerät aber diese andere Seite der Medaille in Vergessenheit. Auch bei denen, die dagegen kämpfen.

Das mit der Relation von Vater und Sohn ist richtig. Aber es tangiert eben durchaus Gott selbst und nicht bloß das Gottesbild... schlicht und ergreifend darum, weil es stimmt! Weil es Gottes Wesen und Sein zuinnerst betrifft und die Begriffe "Sohn" und "Vater" wahre Beschreibungen einer Wirklichkeit sind.

Auf ein frohes, ehrliches und in jeder Hinsicht folgenreiches Bekenntnis zum Sohn ein AMEN!


PS. Wann wird das Schweigen über den Sohn zur Leugnung?

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