Alipius sagt sehr richtig: "Es ist der Kindesmißbrauch, der am Pranger stehen sollte."
Der schon anno dazumal beklagte "Missbrauch mit dem Missbrauch" geschieht weiterhin. Die "dunkle Seite des Zölibats" ist in dieser Hinsicht identisch mit der dunklen Seite des Menschseins... aber mit dem "Vorteil", dass Zölibatäre erwiesenermaßen seltener übergriffig werden als Verheiratete... insofern würde ich meine Kinder lieber einem Priester anvertrauen als einem verheirateten Lehrer.
Worin ich Matthias Drobinski zustimme, ist die Gefahr des Männerbündischen und der Abschottung. Damit sind nicht die abendlichen Männerkreise (mit oder ohne Poker, mit oder ohne ein Gläschen Wein) gemeint, wie man sie (von außen) kennt. Dass sich die Zölibatären in einer Weise zusammentun, wie es Eltern auch tun, ist richtig und wichtig. Aber es ist ja kein Geheimnis, dass man mit klerikalen Freunden immer sehr viel mehr erreicht und bewegen kann, als ohne... Schon als Seminarist hat man z.B. einen ganz anderen Zugang zum Ordinariat als der normale Theologiestudent. Das potenziert sich dann nach der Weihe.
Ich weiß nicht, wie sehr man den deutschen Bischöfe hier Vorhaltungen machen muss... der Aktionismus und das übereifrige "mea maxima culpa", das den Eindruck der Exklusivschuld nicht eben verminderte, mögen falsch gewesen sein, aber man muss auch den gesellschaftlichen (v.a. medialen) Druck beachten... Nicht jeder hat den Mut, sich die (nötige!) Zeit zum Überlegen zu nehmen, wie es gottlob der Vatikan meistens tut (und wofür es dann reichlich Haue von den Medien gibt).
Neben der Sucht nach einem einem Schuldigen sieht jedes Zögern nunmal wie Vertuschung aus (oder Zeitschinderei zur Aktenvernichtung...).
Ich weiß keine Lösung für das Dilemma... die Fahrlässigkeit der Bischöfe muss kritisiert werden, mit der sie zwar nach außen gut dastehen, womit sie aber innerlich Vertrauen eingebüßt haben. Jetzt da sie den Schwanz eingezogen haben ist auch der äußere Schein zerbröckelt und man steht am Ende mit nichts da... Vertrauensverlust nach Innen und nach Außen. Wohin soll das führen? Eine neue Studie in Auftrag geben? Das ganze nochmal durchkauen? Der mediale Effekt ist jedenfalls verpufft und hat sich ins Gegenteil verkehrt. Ist ein andauerndes Schlagen an die Brust wirklich die Lösung?
Die Konzentration auf die Kirche verhindert einen wirkliche Auseinandersetzung mit dem Thema... also alles weiter wie bisher: Die Kirche zittert und zeigt Reue und der Rest der Gesellschaft weiß ganz genau, was das eigentliche Problem in der Welt von heute ist: der Zölibat. (Und von angeblichen Kirchenvolksvertretern und sogar Bischöfen bekommen sie spätestens seit 2010 die Bestätigung dafür.)
Ich für meinen Teil bete weiter fleißig für gute Priester... etwas, das heute ja aus der Mode gekommen ist... stattdessen beklagt man nur ihr Fehlen und wundert sich.
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