»Denn wer
hat, dem wird gegeben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was
er hat.« (Mk 4,25)
In den Ohren des Christen klingt das zunächst komisch... ist nicht Gott der, der sich den Armen zuneigt? Identifiziert sich nicht Jesus sogar mit ihnen? Wie kann er dann soetwas sagen?
In den vorhergehenden Textpassagen (Perikope von heute und gestern), wird in Bildern über alles das gehandelt, was wir von Gott erhalten: Saat und Licht. Bei beiden Bildern geht es aber nicht nur darum, dass wir es erhalten, sondern v.a. darum, dass wir es weitergeben! "Wenn einer Ohren hat zum Hören, so höre er!" Das Licht soll nicht unter den Scheffel und die Saat soll Frucht bringen.
Damit scheint verwandt zu sein, wenn Jesus sagt, "wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen." (Mt 16,25)
Dieser inverse Zusammenhang zwischen Haben und Sein mag dann für das Haben und Nichthaben in der heutigen Perikope bedeuten, dass das Haben soviel bedeutet, wie "geben" und Nichthaben entsprechend das "für sich behalten"... da dieses Behalten, dieses Gewinnen- und Vermehrenwollen letztlich sinnlos ist. Dieses Streben und Sinnen ist Staub und Asche. Der Wirkliche Reichtum liegt im Verschenken. (Weshalb Gott auch so reich ist: er verschnekt sich unablässig.) Es geht nicht darum, möglichst viel zu haben, sondern möglichst viel zu geben! Wie viel oder wenig man auch hat, der Wert dessen, was man hat, liegt im Verschenken, nicht im Horten.
Wer gibt (das Licht auf den Leuchter stellt, bei dem die Saat Frucht trägt), dem wird noch mehr gegeben (was er dann verschenken kann). Wer nicht gibt (das Licht verschließt, bei dem die Saat keine Frucht bringt), dem wird auch noch das wenige genommen.
PS. Immer eine Empfehlung wert ist natürlich das tolle Buch von Erich Fromm, das genauso heißt wie dieses Posting. Für mich war es eine wichtiger Teil meines Weges hin zum Christentum. :)
Donnerstag, 31. Januar 2013
Mittwoch, 30. Januar 2013
Buddy Christ
Vor einiger Zeit, habe ich mich hier schonmal (hier) über die unsägliche Masche echauffiert, Jesus primär als "unseren Bruder" zu betiteln.
Natürlich liegt diesem Getue eine klare Ideologie zugrunde, die im krassen Widerspruch zum Wesen und zur Botschaft Jesu steht ("Mein Vater und euer Vater"). Als hätten wir die gleiche Beziehung zum Vater wie er... und natürlich steckt dahinter auch eine verklausulierte dogmatisierte allversöhnliche, bedingungslose Heilsgewissheit.
Eine besonders prominente Stelle hatte ich damals nicht behandelt, da ich nicht glaubte, dass jemand so doof sein könnte, seine Pseudotheologie daraus zu begründen.
Aus dem gestrigen Evangelium: »Und er blickte auf die Menschen, die im Kreis um ihn herumsaßen, und sagte: Das hier sind meine Mutter und meine Brüder. Wer den Willen Gottes erfüllt, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter.« (Mk 3,34f)
Würde man die Deutung befolgen, derzufolge Jesus also "unser Bruder" ist, wäre es auch völlig legitim, von Jesus als "unserem Sohn" zu sprechen, schließlich nennt er uns auch "meine Mutter"! Na das würde doch mal für echte Erheiterung/Verwirrung im Gottesdienst sorgen: "... Darum bitten wir, durch Christus unseren Bruder und unseren Sohn. Amen!"
Na jedenfalls entblödeten sich am gestrigen Tage einige Theologiestudierende nicht, genau diese Deutung soz. als "Thema der Messe" durchweg (wider die Rubriken) auszuwalzen... in einer Kirche gefüllt mit Theologen, die das in der Mehrheit wohl sogar noch echt toll fanden...
Es ist klar, dass hier das Verhältnis Jesu zu uns ausgedrückt ist, und nicht unser Verhältnis zu Ihm: "Bruder und Schwester und Mutter" sind also die, für die Er Verantwortung trägt, denen Er verbunden ist. Und es ist nunmal nicht anders möglich, als dass das Verhältnis zwischen Jesus (Gott) und Mensch immer asymmetrisch ist, und darum ein wie immer geartetes (metaphorisch umkleidetes) In-Beziehung-Sein von Ihm zu uns niemals einfach umgedreht werden kann. Wie wir zu Ihm stehen, erfahren wir von Ihm selbst... und niergends bezeichnet er sich als unseren Bruder! Basta.
PS. Den "Buddy Christ" aus Dogma wollte ich hier schon immer mal posten. ;)
Natürlich liegt diesem Getue eine klare Ideologie zugrunde, die im krassen Widerspruch zum Wesen und zur Botschaft Jesu steht ("Mein Vater und euer Vater"). Als hätten wir die gleiche Beziehung zum Vater wie er... und natürlich steckt dahinter auch eine verklausulierte dogmatisierte allversöhnliche, bedingungslose Heilsgewissheit.
Eine besonders prominente Stelle hatte ich damals nicht behandelt, da ich nicht glaubte, dass jemand so doof sein könnte, seine Pseudotheologie daraus zu begründen.
Aus dem gestrigen Evangelium: »Und er blickte auf die Menschen, die im Kreis um ihn herumsaßen, und sagte: Das hier sind meine Mutter und meine Brüder. Wer den Willen Gottes erfüllt, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter.« (Mk 3,34f)
Würde man die Deutung befolgen, derzufolge Jesus also "unser Bruder" ist, wäre es auch völlig legitim, von Jesus als "unserem Sohn" zu sprechen, schließlich nennt er uns auch "meine Mutter"! Na das würde doch mal für echte Erheiterung/Verwirrung im Gottesdienst sorgen: "... Darum bitten wir, durch Christus unseren Bruder und unseren Sohn. Amen!"
Na jedenfalls entblödeten sich am gestrigen Tage einige Theologiestudierende nicht, genau diese Deutung soz. als "Thema der Messe" durchweg (wider die Rubriken) auszuwalzen... in einer Kirche gefüllt mit Theologen, die das in der Mehrheit wohl sogar noch echt toll fanden...
Es ist klar, dass hier das Verhältnis Jesu zu uns ausgedrückt ist, und nicht unser Verhältnis zu Ihm: "Bruder und Schwester und Mutter" sind also die, für die Er Verantwortung trägt, denen Er verbunden ist. Und es ist nunmal nicht anders möglich, als dass das Verhältnis zwischen Jesus (Gott) und Mensch immer asymmetrisch ist, und darum ein wie immer geartetes (metaphorisch umkleidetes) In-Beziehung-Sein von Ihm zu uns niemals einfach umgedreht werden kann. Wie wir zu Ihm stehen, erfahren wir von Ihm selbst... und niergends bezeichnet er sich als unseren Bruder! Basta.
PS. Den "Buddy Christ" aus Dogma wollte ich hier schon immer mal posten. ;)
Montag, 28. Januar 2013
Sonntag, 27. Januar 2013
Der wahre Aufbruch
Aus der heutigen Lesung.
Israel kehrt aus dem babylonischen Exil heim. Jerusalem ist wieder gewonnen, der Tempel neu errichtet, die Mauer wird gebaut. Nun endlich kann das Volk wieder das Wort Gottes hören, den Bund mit dem Herrn erneuern. Welche Inbrunst!
Steht nicht auch den Katholiken soetwas gut an? Auch im Hinblick auf das peinliche Ergebnis sinnfreier Studien blickend: Wir müssen das Wort Gottes wieder hören. Wir müssen darüber weinen, dass wir es so sehr missen und verleumdet haben und uns wieder auf den Bund des Herrn mit uns besinnen! Wann habe ich zuletzte beim Vernehmen des Wortes Gottes geweint?
Das ist der Aufbuch den wir brauchen!
Dann, und nur dann, können wir auch weitergehen:
»Vom frühen Morgen bis zum Mittag las Esra auf dem Platz vor dem Wassertor den Männern und Frauen und denen, die es verstehen konnten, das Gesetz vor. Das ganze Volk lauschte auf das Buch des Gesetzes.
Esra öffnete das Buch vor aller Augen, denn er stand höher als das versammelte Volk. Als er das Buch aufschlug, erhoben sich alle.
Dann pries Esra den Herrn, den großen Gott; darauf antworteten alle mit erhobenen Händen: Amen, amen! Sie verneigten sich, warfen sich vor dem Herrn nieder, mit dem Gesicht zur Erde.
Heute ist ein heiliger Tag zu Ehren des Herrn, eures Gottes. Seid nicht traurig und weint nicht! Alle Leute weinten nämlich, als sie die Worte des Gesetzes hörten.« (Neh 8,3.5-6.9b)
Israel kehrt aus dem babylonischen Exil heim. Jerusalem ist wieder gewonnen, der Tempel neu errichtet, die Mauer wird gebaut. Nun endlich kann das Volk wieder das Wort Gottes hören, den Bund mit dem Herrn erneuern. Welche Inbrunst!
Steht nicht auch den Katholiken soetwas gut an? Auch im Hinblick auf das peinliche Ergebnis sinnfreier Studien blickend: Wir müssen das Wort Gottes wieder hören. Wir müssen darüber weinen, dass wir es so sehr missen und verleumdet haben und uns wieder auf den Bund des Herrn mit uns besinnen! Wann habe ich zuletzte beim Vernehmen des Wortes Gottes geweint?
Das ist der Aufbuch den wir brauchen!
Dann, und nur dann, können wir auch weitergehen:
»Nun geht, haltet ein festliches Mahl und trinkt süßen Wein! Schickt auch denen etwas, die selbst nichts haben; denn heute ist ein heiliger Tag zur Ehre des Herrn. Macht euch keine Sorgen; denn die Freude am Herrn ist eure Stärke.« (V. 10)
Samstag, 26. Januar 2013
Ignoranz allüberall
Milieus: Ein Haufen Kartoffeln |
Die meisten Missverständnisse und Verrennungen in beliebigen Dikussionen und (demokratisch veranlagten) Prozessen entstehen durch die Ignoranz einiger oder aller Beteiligten bezüglich der zu verhandelnde Sache. Wenn alle Beteiligten von Ignoranz betroffen sind, spricht man von Stammtisch; wenn es nur einige sind, von Öffentlichkeit.
Ich erlebe das regelmäßig wenn es um naturwissenschaftliche Belange geht... da ist es besonders eklatant, weil die Naturwissenschaft und ihre "Errungenschaften" eigentlich unser ganzes Leben bestimmen, uns ständig umgeben und dienstbar sind... sei es Computertechnologie, relativistische Physik (GPS!), Medizin, Mathematik oder die Gentechnik in unseren Lebensmitteln. Und da fängts schon an: Die allermeisten Menschen hierzulande lehnen "Gentechnik" ab, wissen aber eigentlich nicht einmal, was "Gentechnik" überhaupt ist... und wenn man ihnen erklärt, dass Gentechnologie ein Allgemeinposten ist, der die Analyse und Veränderung von Genen bezeichnet, und dass darunter im Grunde genommen sogar die herkömmliche Züchtung fällt, glotzen sie dich nur an wie ein Igel. Dass die moderne Gentechnologie (also die Arbeit direkt mit der DNA) uns auch medizinisch unendlich wertvolle Dienste leistet, sei nicht unerwähnt.
Übrigens müssten gerade Katholiken diese Ignoranz sehr gut kennen: Sie ist immer dann zu bewundern, wenn Nichtkatholiken ihre großartige Ignoranz im Hinblick auf den Glauben und die Kirche kundtun.
Ich verstehe darum nicht, warum dennoch gerade auch Christen (auch Katholiken) immer wieder in diese Falle tappen und sich Urteile anmaßen, die eigentlich nur am Stammtisch Platz haben... konkret könnte man hier Äußerungen im Bezug auf den Klimawandel anführen, oder (mit Hinweis auf meine kleinen Serie über Evolution und Kreationismus) wenn es um den biologischen Ursprung des Menschen geht.
Ich empfehle Bescheidenheit und Behutsameit beim Beurteilen von allem, was mit "Wissenschaftler haben herausgefunden" o.ä. betitelt ist. Dann erspart man sich auch das Schämen, wenn man z.B. Geld für einen Joghurt ausgibt, der einem Bakterien verabreichen will, die man ohnehin zur Genüge in seinem Magen hat oder schlichtweg nicht braucht... oder man von einem Shampoo eine "Reparatur" von Spliß erwartet... (frag einen beliebigen Chemiker oder Molekularbiologen: es geht nicht!).
Das gleiche Prinzip gilt für andere Wissenschaften freilich auch, etwa die Soziologie. Und hier bin ich auch schon bei der elenden Sinus-Studie dieser Tage... die Methode, wie diese Studie zustande kam ist so haarsträubend und das ganze Machwerk in Bausch und Bogen disqualifizierend, dass es einem graust.
Man darf wohl fragen, welchen Wert ein "Stimmungsbild" hat und welche Berechtigung der Frage "Welche Konsequenzen muss die Kirche aus der Studie ziehen?" (auf katholiosch.de) zukommt, wenn in der Zusammenfassung der Studie etwa zu lesen ist:
»Viele Befragte verstehen sich nicht als gläubig im traditionellen Sinn und suchen auch nicht aktiv nach einer Beziehung zu Gott. [...]
Bei vielen Befragten ist der Glaube individualisiert – und nicht an die katholische Religion und Kirche gebunden. Viele bezeichnen sich zwar als religiös, definieren aber den Inhalt ihres Glaubens ebenso wie ihre Vorstellungen von Gott eher diffus.«
Soll sich die Kirche dem Diktat derer beugen, die eh nichts mit ihr zutun haben (wollen)? Was soll der Quatsch?
Jeder vernünftige Mensch tut gut daran, diese (sicher nicht billige) "Studie" zu ignorieren! Manchmal ist Ignoranz eben auch durchaus etwas Positives...
Schockenhoff und die Ethik
Tag 6: Nidation im Endometrium |
»Im Grenzfall der Vergewaltigung sehe ich aber die Möglichkeit einer berechtigten Ausnahme, weil die Frau eine Art Notwehrrecht hat, die ihr durch Gewalt aufgezwungene Schwangerschaft zu beenden. [...] Die Schuld am Abbruch fällt hier auf den Vergewaltiger zurück, der dann zwei Leben auf seinem Gewissen hat.« (Eberhard Schockenhoff im KNA Interview)
So neu ist das nicht.
Bereits in seiner "Ethik des Lebens" (im Umfang verdoppelte Neuauflage 2009; wie es in den früheren Auflagen war, weiß ich nicht) bezeichnet er das Nichtabtreiben eines Kindes, das durch Vergewaltigung entstanden ist, als supererogatorische Handlungsweise, also eine Handlungsweise, die über das moralisch Gebotene hinausgeht (quasi etwas heroisches). Er schreibt zwar zunächst in "Ethik des Lebens", dass die Schuld an solch einer Abtreibung "[nur] zum größeren Teil" dem Vergewaltiger beigelegt werden müsse, stellt aber sogleich klar, dass die Frau dabei "ohne zurechenbare persönliche Schuld" handle. Überhaupt stellt Schockenhoff erst unmissverständlich klar, dass eine Abtreibung "keinen ethisch vertretbaren Ausweg" darstelle, beginnt dann aber den darauf folgenden Satz mit "Andererseits", was dann zum eben Beschriebenen führt... also doch vertretbar?
Dialektik schön und gut, aber muss es denn auf Kosten Unschuldiger sein?
Der Begriff der Notwehr taucht in seinem Buch noch nicht auf. Er scheint mir übrigens sehr verräterisch, denn im Grunde ist das genau die Sprache, die von der "Mein Bauch gehört mir"-Lobby verwendet wird...: (ungeborene) Kinder sind ein feindlicher Angriff (eine Knechtung), gegen den es sich zu wehren gilt.
Wie kann das Töten eines völlig unschuldigen und ungefährlichen Menschen Notwehr sein? Verwechselt Herr Schockenhoff hier nicht doch das Kind mit dem Vergewaltiger?
Freitag, 25. Januar 2013
Saul, Saul...
»Ich stürzte zu Boden und hörte eine Stimme zu mir sagen: Saul, Saul, warum verfolgst du mich?
Ich antwortete: Wer bist du, Herr? Er sagte zu mir: Ich bin Jesus, der Nazoräer, den du verfolgst.« (Apg 22,7-8)
Kaum eine Figur des Neuen Testaments ist in der heutigen Exegese unbeliebter. Dieser schreckliche Paulus mit seiner Frauen- und Leibfeindlichkeit, seiner doktrinären und arroganten Verschandelung dessen, was Jesus "wirklich" wollte.
Der Lügenhafte, der Machtgierige... Dieser Paulus zwingt natürlich sehr dazu, die Erzählung seiner Bekehrung zu verwerfen. Unhistorisch, aus Kalkül erfunden. Legitimation um jeden Preis!
Soweit die Geisteshaltung, wie man sie in der neutestamentlichen "Wissenschaft" nicht selten antrifft.
Dabei ist der Bericht, den Paulus (bzw. Lukas) uns überliefert bei unvoreingenommener Betrachtung das genaue Gegenteil! Paulus erscheint hier als der Schwache (Blinde!), Irrende. Und Paulus enthält sich völlig jeder Ausmalung oder Beschreibung der Erscheinung: "ein helles Licht" ist alles was er zu schreiben vermag. Hier tritt kein mythischer göttlicher Heroe auf und gebiert auch nicht einen solchen. Hier kommt der Unfassliche und beruft die "Missgeburt" (1Kor 15).
Auch was uns über das Gespräch berichtet wird ist so schlicht und menschlich, wie die ganze Rede Jesu, die uns aus den Evangelien bekannt ist. Eine Erfindung, Stilisierung gar des Paulus, ist nicht erkennbar.
Außerdem bekommt Paulus hier keinen Exklusivvertrag mit Jesus... er empfängt seine Weisung nicht "allein von Gott höchstselbst", er hat kein magisches Rotes Telefon zu Gott. Vielmehr wird er angewiesen, nach Damaskus zu gehen und dort mit der Gemeinde in Kontakt zu kommen... Paulus ist nicht der alleinige Sachwalter Jesu, sondern muss sich in die bestehende Gemeinde der Christen einfügen.
Dieser ganze Bericht ist schwerlich die Legitimation eines Despoten. Dass er schließlich besondere Verantwortung und Sendung bekommt und in charismatischem Überschwang auch Fehltritte passieren, ist Gottes Ratschluss.
Ich antwortete: Wer bist du, Herr? Er sagte zu mir: Ich bin Jesus, der Nazoräer, den du verfolgst.« (Apg 22,7-8)
Kaum eine Figur des Neuen Testaments ist in der heutigen Exegese unbeliebter. Dieser schreckliche Paulus mit seiner Frauen- und Leibfeindlichkeit, seiner doktrinären und arroganten Verschandelung dessen, was Jesus "wirklich" wollte.
Der Lügenhafte, der Machtgierige... Dieser Paulus zwingt natürlich sehr dazu, die Erzählung seiner Bekehrung zu verwerfen. Unhistorisch, aus Kalkül erfunden. Legitimation um jeden Preis!
Soweit die Geisteshaltung, wie man sie in der neutestamentlichen "Wissenschaft" nicht selten antrifft.
Dabei ist der Bericht, den Paulus (bzw. Lukas) uns überliefert bei unvoreingenommener Betrachtung das genaue Gegenteil! Paulus erscheint hier als der Schwache (Blinde!), Irrende. Und Paulus enthält sich völlig jeder Ausmalung oder Beschreibung der Erscheinung: "ein helles Licht" ist alles was er zu schreiben vermag. Hier tritt kein mythischer göttlicher Heroe auf und gebiert auch nicht einen solchen. Hier kommt der Unfassliche und beruft die "Missgeburt" (1Kor 15).
Auch was uns über das Gespräch berichtet wird ist so schlicht und menschlich, wie die ganze Rede Jesu, die uns aus den Evangelien bekannt ist. Eine Erfindung, Stilisierung gar des Paulus, ist nicht erkennbar.
Außerdem bekommt Paulus hier keinen Exklusivvertrag mit Jesus... er empfängt seine Weisung nicht "allein von Gott höchstselbst", er hat kein magisches Rotes Telefon zu Gott. Vielmehr wird er angewiesen, nach Damaskus zu gehen und dort mit der Gemeinde in Kontakt zu kommen... Paulus ist nicht der alleinige Sachwalter Jesu, sondern muss sich in die bestehende Gemeinde der Christen einfügen.
Dieser ganze Bericht ist schwerlich die Legitimation eines Despoten. Dass er schließlich besondere Verantwortung und Sendung bekommt und in charismatischem Überschwang auch Fehltritte passieren, ist Gottes Ratschluss.
Political Correctness
Im schönen Freiburg gibt es gerade ein paar politisch korrekte Absurditäten zu bestaunen. Da ist zum einen die im letzten Jahr gestartete Initiative, einige bedeutende historische Stadtmerkmale umzubenennen, weil sie angeblich so nicht mehr in die Zeit passen. Man könnte es auch weniger blumig ausdrücken, und es als Anlaufholen zur Geschichtsfälschung bezeichnen, wenn die "Grüne Alternative" in Freiburg das Siegesdenkmal (Sieg Deutschlands im Deutsch-Französischen Krieg 1871) entfernen möchte, da dies an Militarismus und Krieg erinnere. Auch an die Umbenennung einiger Straßen ist gedacht - wenn man schon mal dabei ist. Bei einer Bürgerbefragung machte ich vor kurzem den Vorschlag, doch auch den (ökotechnisch weltbekannten und regelmäßig von Investoren aus aller Welt besuchten) Ortsteil Vauban umzubenennen, schließlich war Sébastien de Vauban (gest. 1707) v.a. auch als Festungsbaumeister berühmt. Hoffentlich habe ich da niemanden auf Ideen gebracht...
Ob eine damnatio memoriae des Krieges aber zur Folge hat, dass es keine Kriege mehr geben wird, ist doch zumindest fraglich...
Warum ich das aber hier auf diesem Blog behandle, ist das neueste Kapitel: Die Diskussion um unser schönes Martinstor, das nach über 40 Jahren wieder ein Bildnis des Patrons erhalten soll. Die traditionelle Ikonographie wird nämlich von manchem Zeitgenossen als diskriminierend empfunden.
Nun handelt es sich hier weniger um eine Fälschung der Geschichte, aber doch zumindest um eine Verunklarung von Identität: Das Martinstor heißt so, wegen der nahegelegenen Martinskirche (die älteste Kirche der Stadt), die wiederum den hl. Martin von Tours zum Patron hat. Das anbringen eines "alternativen" Bildes, würde die Identität des Martinstores verschleiern und so auch ein Stück der Identität der Stadt Freiburg. Man will den Legionär Martinus (der sich bekehrte!) nicht mehr als Legionär (zu Pferd), sondern "auf Augenhöhe" mit dem Bettler...
Wenn ich mir das Recht überlege, ist es doch wieder eine Art der Geschichtsfälschung, denn es würde der falsche Eindruck erweckt, es hätte diese Standesunterschiede, die ja tatsächlich in dieser Legende stecken, nie gegeben.
Als Alternative könnte man ja noch die andere Darstellungsweise Martins zu Rate ziehen: Mit Gans statt Bettler... oder ist das zu bayuvarisch?
Anscheinend sind einige Menschen wirklich davon überzeugt, dass sie Missstände wie Frauen- und Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Krieg und menschliches Elend dadurch beheben können, dass sie unsere Sprache (s. Neger in Grimms Märchen) gewaltssam modifizieren, die Geschichte fälschen und Kunst in all ihren Formen zerhackstückeln.
lol
Ob eine damnatio memoriae des Krieges aber zur Folge hat, dass es keine Kriege mehr geben wird, ist doch zumindest fraglich...
Warum ich das aber hier auf diesem Blog behandle, ist das neueste Kapitel: Die Diskussion um unser schönes Martinstor, das nach über 40 Jahren wieder ein Bildnis des Patrons erhalten soll. Die traditionelle Ikonographie wird nämlich von manchem Zeitgenossen als diskriminierend empfunden.
Nun handelt es sich hier weniger um eine Fälschung der Geschichte, aber doch zumindest um eine Verunklarung von Identität: Das Martinstor heißt so, wegen der nahegelegenen Martinskirche (die älteste Kirche der Stadt), die wiederum den hl. Martin von Tours zum Patron hat. Das anbringen eines "alternativen" Bildes, würde die Identität des Martinstores verschleiern und so auch ein Stück der Identität der Stadt Freiburg. Man will den Legionär Martinus (der sich bekehrte!) nicht mehr als Legionär (zu Pferd), sondern "auf Augenhöhe" mit dem Bettler...
Wenn ich mir das Recht überlege, ist es doch wieder eine Art der Geschichtsfälschung, denn es würde der falsche Eindruck erweckt, es hätte diese Standesunterschiede, die ja tatsächlich in dieser Legende stecken, nie gegeben.
Als Alternative könnte man ja noch die andere Darstellungsweise Martins zu Rate ziehen: Mit Gans statt Bettler... oder ist das zu bayuvarisch?
Anscheinend sind einige Menschen wirklich davon überzeugt, dass sie Missstände wie Frauen- und Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Krieg und menschliches Elend dadurch beheben können, dass sie unsere Sprache (s. Neger in Grimms Märchen) gewaltssam modifizieren, die Geschichte fälschen und Kunst in all ihren Formen zerhackstückeln.
lol
Donnerstag, 24. Januar 2013
Nichtssagende Milieus
Steinbruch |
Einerseits werden Dinge geschätzt, andererseits die sie bedingenden Faktoren abgelehnt.
Alles in allem nutzt man also gern religiöse Versatzstücke, romantisch verklärte Institutionsfetzen (kirchliche Trauung) und zwar bewunderte aber nicht verstandene Idole. Ein trauriges Bild, aber nichts Neues.
Warum werden solche Meldungen überhaupt gepusht? Bringen tut das Ergebnis sowieso niemandem etwas, da sich die Milieus in den allermeisten Fällen widersprechen (auch gerne ein Milieu in sich). Außer in einem sind sich scheinbar alle einig: Alles was irgendwie mit Sex zutun hat muss anners werdn!!!!
Die 40 Jahre währende konsequente Abstinenz von soetwas wie Katechese (s. Würzburger Synode) bringt ihre Früchte.
Nachtrag: Oh, toll, katholisch.de dramatisiert es bis zum erbrechen (mit Blitzen!!!): "Die katholische Kirche in Deutschland muss sich ändern. Das sagt kein Bischof, kein Theologe, kein Verbandsvertreter, sondern der einfache Bürger im Land." Igitt, Pfui!!
Montag, 21. Januar 2013
Obama
Die heute gehaltene Antrittsrede des frisch gewählten neuen alten Präsidenten der USA ließ mich mit gemischten Gefühlen zurück.
Es fehlte nicht das übliche amerikanische "we the people"-Tamtam, und gleich mehrere Anklänge an Martin Luther Kings "I have a dream"-Rede von 1963 machten sie durchaus geschmeidig
Ich finde es einerseits sehr gut, dass er, zum ersten Mal seit es Präsidenten auf jenem Kontinent gibt, den globalen Klimawandel beim Namen genannt hat und nun endlich etwas sinnvolles tun will... nachdem die USA seit Jahren mit der größte Verhinderer jeglicher internationaler Aktionen gewesen sind, ist das sehr zu begrüßen. Dass er sich diesen Knalleffekt bis nach der Wahl aufgehoben hat, ist verständlich, steht er doch mit dieser Einsicht in der eigenen Regierung (und im Volk) recht allein da.
Andererseits hat er das Thema Abtreibung keines Iotas gewürdigt und dafür erstaunlich ausführlich die Ehe für Homosexuelle ganz groß auf sein Panier geschrieben. Man darf gespannt sein.
Es fehlte nicht das übliche amerikanische "we the people"-Tamtam, und gleich mehrere Anklänge an Martin Luther Kings "I have a dream"-Rede von 1963 machten sie durchaus geschmeidig
Ich finde es einerseits sehr gut, dass er, zum ersten Mal seit es Präsidenten auf jenem Kontinent gibt, den globalen Klimawandel beim Namen genannt hat und nun endlich etwas sinnvolles tun will... nachdem die USA seit Jahren mit der größte Verhinderer jeglicher internationaler Aktionen gewesen sind, ist das sehr zu begrüßen. Dass er sich diesen Knalleffekt bis nach der Wahl aufgehoben hat, ist verständlich, steht er doch mit dieser Einsicht in der eigenen Regierung (und im Volk) recht allein da.
Andererseits hat er das Thema Abtreibung keines Iotas gewürdigt und dafür erstaunlich ausführlich die Ehe für Homosexuelle ganz groß auf sein Panier geschrieben. Man darf gespannt sein.
Dienstag, 15. Januar 2013
Wohin schaust du?
Mosaik in Sant'Apollinare in Classe, Ravenna (6. Jhd.) |
- Bethlehem
- Golgota
- Ostern
Ihnen entsprechen:
- Kindschaft
- Leid (Aufopferung)
- Freiheit
Montag, 14. Januar 2013
Gegen die Anfechtung des Wesentlichen
Der so genannte Hebräerbrief ist an Christen gerichet, die Anfechtungen ausgesetzt sind. Keine äußeren Anfechtungen, wie sie Paulus reichhaltig beschreibt, ist gemeint, sondern eine viel heimtückischere und unscheinbare: Die innere Anfechtung. Worum es geht ist der Zweifel am Bekenntnis, ist die Ermattung der Wahrheit, das Wanken und Verschwimmen des Kerns der christlichen Botschaft.
Zu diesem Kern des Christlichen führt uns der unbekannte Autor (sicher wissen wir eigentlich nur, dass es nicht Paulus ist) in diesem "ersten theologischen Traktat" in der Geschichte des Christentums (wenn es ein Brief ist, dann nur ein Fragment, denn es fehlen Absender- und Empfgängerangaben sowie Begrüßung und Einleitung; er beginnt in medias res).
Jene Kernwahrheit des Christlichen lautet: Gott ist für uns, für die Vergebung unserer Schuld, gekreuzigt worden. Dieser für einen Judenchristen (Hebräer = Juden!) unwahrscheinlich schwierige Satz, ist nicht nur in der jüdischen Geisteswelt die schlimmste Blasphemie überhaupt, sondern im Grunde ein Widerspruch, und er steht zu den Erwartungen, Wünschen und Gedanken eines Juden im krassesten Gegensatz. So wie wir Christen alttestamentliche Prophezeihungen auf Jesus hin deuten und sie erfüllt sehen, so sah (und sieht) der Jude darin nur einen widerspruch, denn mag zwar der "Knecht Gottes" leiden und sterben, so ist doch eines klar: der Knecht Gottes ist eben genau dies; ganz sicher ist er aber nicht Gott!
Es drängt sich darum für den Judenchristen die Frage auf: Was hab ich davon? Was bringt es mir, wenn, nur mal angenommen, da tatsächlich Gott gekreuzigt wurde? Was ist der Gewinn dessen, was Jesus getan hat, gegenüber dem, was der Gott Isreals tut?
Sehr traurig ist es, wenn man dieser Tage beobachten kann, wie alle paar Monate ein neues Buch erscheint, das ein "Umdenken" fordert, oder - wie das Machwerk des unausstehlichen Hubertus Halbfas von 2011 ungeniert im Untertitel - skandiert "Warum sich das Christentum neu erfinden muss". Dass hier insinuiert wird, das Christentum sei bloß menschliche Erfindung (und könne folglich nach Belieben umgemodelt werden) ist eigentlich durchweg zynisch im Hinblick auf den Buchtitel "Glaubensverlust".
Allen diesen Büchern, die meist von Theologen verfasst sind! (ich erwähnte im Dezember bereits "Abschied vom Opfertod"), ist gemein, dass sie vor allem das sinnvolle Sterben Jesu am Kreuz angreifen. Auch das akademische Klima in Deutschland(!) ist in dieser Hinsicht durchaus bedenklich (ich hatte bereits die kühne These eines gewissen freiburger Fundamentaltheologen erwähnt, wonach Jesus in Wahrheit für die Schuld Gottes an seiner Schöpfung gestorben sei). Es geht also um das, was uns der Hebräerbrief als den Kern des christlichen Glaubens vor Augen stellt.
Da tut es gut, wenn uns die Kirche in den nächsten vier Wochen in der Bahnlesung (unter der Woche) den Hebräerbrief (in Auszügen) vorlegt. Das ist eine gute Gelegenheit, sich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren, damit auch uns der Aufruf gilt: »Lasst uns an dem unwandelbaren Bekenntnis der Hoffnung festhalten, denn er, der die Verheißung gegeben hat, ist treu.« (Heb 10,23)
Der Autor beginnt damit, dass er uns vor Augen stellt, wer oder was Jesus eigentlich ist. Nicht dieser Plüschjesus jener ungezählten Schundbücher, sondern:
Zu diesem Kern des Christlichen führt uns der unbekannte Autor (sicher wissen wir eigentlich nur, dass es nicht Paulus ist) in diesem "ersten theologischen Traktat" in der Geschichte des Christentums (wenn es ein Brief ist, dann nur ein Fragment, denn es fehlen Absender- und Empfgängerangaben sowie Begrüßung und Einleitung; er beginnt in medias res).
Jene Kernwahrheit des Christlichen lautet: Gott ist für uns, für die Vergebung unserer Schuld, gekreuzigt worden. Dieser für einen Judenchristen (Hebräer = Juden!) unwahrscheinlich schwierige Satz, ist nicht nur in der jüdischen Geisteswelt die schlimmste Blasphemie überhaupt, sondern im Grunde ein Widerspruch, und er steht zu den Erwartungen, Wünschen und Gedanken eines Juden im krassesten Gegensatz. So wie wir Christen alttestamentliche Prophezeihungen auf Jesus hin deuten und sie erfüllt sehen, so sah (und sieht) der Jude darin nur einen widerspruch, denn mag zwar der "Knecht Gottes" leiden und sterben, so ist doch eines klar: der Knecht Gottes ist eben genau dies; ganz sicher ist er aber nicht Gott!
Es drängt sich darum für den Judenchristen die Frage auf: Was hab ich davon? Was bringt es mir, wenn, nur mal angenommen, da tatsächlich Gott gekreuzigt wurde? Was ist der Gewinn dessen, was Jesus getan hat, gegenüber dem, was der Gott Isreals tut?
Sehr traurig ist es, wenn man dieser Tage beobachten kann, wie alle paar Monate ein neues Buch erscheint, das ein "Umdenken" fordert, oder - wie das Machwerk des unausstehlichen Hubertus Halbfas von 2011 ungeniert im Untertitel - skandiert "Warum sich das Christentum neu erfinden muss". Dass hier insinuiert wird, das Christentum sei bloß menschliche Erfindung (und könne folglich nach Belieben umgemodelt werden) ist eigentlich durchweg zynisch im Hinblick auf den Buchtitel "Glaubensverlust".
Allen diesen Büchern, die meist von Theologen verfasst sind! (ich erwähnte im Dezember bereits "Abschied vom Opfertod"), ist gemein, dass sie vor allem das sinnvolle Sterben Jesu am Kreuz angreifen. Auch das akademische Klima in Deutschland(!) ist in dieser Hinsicht durchaus bedenklich (ich hatte bereits die kühne These eines gewissen freiburger Fundamentaltheologen erwähnt, wonach Jesus in Wahrheit für die Schuld Gottes an seiner Schöpfung gestorben sei). Es geht also um das, was uns der Hebräerbrief als den Kern des christlichen Glaubens vor Augen stellt.
Da tut es gut, wenn uns die Kirche in den nächsten vier Wochen in der Bahnlesung (unter der Woche) den Hebräerbrief (in Auszügen) vorlegt. Das ist eine gute Gelegenheit, sich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren, damit auch uns der Aufruf gilt: »Lasst uns an dem unwandelbaren Bekenntnis der Hoffnung festhalten, denn er, der die Verheißung gegeben hat, ist treu.« (Heb 10,23)
Der Autor beginnt damit, dass er uns vor Augen stellt, wer oder was Jesus eigentlich ist. Nicht dieser Plüschjesus jener ungezählten Schundbücher, sondern:
»[Der] Sohn, den er zum Erben des Alls eingesetzt und durch den er auch die Welt erschaffen hat; er ist der Abglanz seiner Herrlichkeit und das Abbild seines Wesens; er trägt das All durch sein machtvolles Wort, hat die Reinigung von den Sünden bewirkt und sich dann zur Rechten der Majestät in der Höhe gesetzt; er ist um so viel erhabener geworden als die Engel, wie der Name, den er geerbt hat, ihren Namen überragt.« (Hebr 1,2-4)
Sonntag, 13. Januar 2013
Eine Taufe für Sünder
Giotto - Taufe Jesu |
»Die Täuflinge bekennen im Hinabsteigen in das Wasser ihre Sünde und suchen dieser Last ihrer Schuldverfallenheit ledig zu werden. Was hat Jesus da getan? Lukas, der in seinem ganzen Evangelium ein waches Augenmerk auf das Beten Jesu richtet, ihn immer wieder als den Betenden - im Gespräch mit dem Vater - darstellt, sagt uns, dass Jesus betend die Taufe empfangen habe. Von Kreuz und Auferstehung her wurde der Christenheit klar, was geschehen war: Jesus hatte die Last der Schuld der ganzen Menschheit auf seine Schultern geladen; er trug sie den Jordan hinunter. Er eröffnete sein Wirken damit, dass er an den Platz der Sünder tritt. Er eröffnet es mit der Antizipation des Kreuzes. [...] Die ganze Bedeutung der Taufe Jesu, sein Tragen der "ganzen Gerechtigkeit", wird erst im Kreuze offenbar: Die Taufe ist Todesannahme für die Sünden der Menschheit, und die Taufstimme - "Dies ist mein geliebter Sohn" - ist Vorverweis auf die Auferstehung. So versteht es sich auch, dass in Jesu eigenen Reden das Wort Taufe Bezeichnung für seinen Tod ist.« (Benedikt XVI., Jesus von Nazereth Bd 1)
Mittwoch, 9. Januar 2013
Für die Priester
Jesus Christus, Du bist die Liebe selber. Belebe das Herz Deiner Priester durch Dein Herz! Entzünde ihre Liebe durch die Deine, daß sie ganz von Dir leben, ihr Leib von Deinem reinsten Leib, ihr Denken von Deiner göttlichen Erkenntnis, ihr Herz von Deinem so liebenden und gütigen Herzen! O Jesus, die Welt bedarf so sehr der Liebe. Sie bedarf so sehr des Lichtes. Gib ihr dieses Licht und gib ihr diese Liebe durch Deine Priester! Lebe immer mehr in ihnen! Lebe in Deinem Priestertum! Rede, wirke, denke, liebe in Deinem Priestertum und durch Deine Priester!
(aus: Otto Pies, Im Herrn)
Kausalitäten...
Alipius sagt sehr richtig: "Es ist der Kindesmißbrauch, der am Pranger stehen sollte."
Der schon anno dazumal beklagte "Missbrauch mit dem Missbrauch" geschieht weiterhin. Die "dunkle Seite des Zölibats" ist in dieser Hinsicht identisch mit der dunklen Seite des Menschseins... aber mit dem "Vorteil", dass Zölibatäre erwiesenermaßen seltener übergriffig werden als Verheiratete... insofern würde ich meine Kinder lieber einem Priester anvertrauen als einem verheirateten Lehrer.
Worin ich Matthias Drobinski zustimme, ist die Gefahr des Männerbündischen und der Abschottung. Damit sind nicht die abendlichen Männerkreise (mit oder ohne Poker, mit oder ohne ein Gläschen Wein) gemeint, wie man sie (von außen) kennt. Dass sich die Zölibatären in einer Weise zusammentun, wie es Eltern auch tun, ist richtig und wichtig. Aber es ist ja kein Geheimnis, dass man mit klerikalen Freunden immer sehr viel mehr erreicht und bewegen kann, als ohne... Schon als Seminarist hat man z.B. einen ganz anderen Zugang zum Ordinariat als der normale Theologiestudent. Das potenziert sich dann nach der Weihe.
Ich weiß nicht, wie sehr man den deutschen Bischöfe hier Vorhaltungen machen muss... der Aktionismus und das übereifrige "mea maxima culpa", das den Eindruck der Exklusivschuld nicht eben verminderte, mögen falsch gewesen sein, aber man muss auch den gesellschaftlichen (v.a. medialen) Druck beachten... Nicht jeder hat den Mut, sich die (nötige!) Zeit zum Überlegen zu nehmen, wie es gottlob der Vatikan meistens tut (und wofür es dann reichlich Haue von den Medien gibt).
Neben der Sucht nach einem einem Schuldigen sieht jedes Zögern nunmal wie Vertuschung aus (oder Zeitschinderei zur Aktenvernichtung...).
Ich weiß keine Lösung für das Dilemma... die Fahrlässigkeit der Bischöfe muss kritisiert werden, mit der sie zwar nach außen gut dastehen, womit sie aber innerlich Vertrauen eingebüßt haben. Jetzt da sie den Schwanz eingezogen haben ist auch der äußere Schein zerbröckelt und man steht am Ende mit nichts da... Vertrauensverlust nach Innen und nach Außen. Wohin soll das führen? Eine neue Studie in Auftrag geben? Das ganze nochmal durchkauen? Der mediale Effekt ist jedenfalls verpufft und hat sich ins Gegenteil verkehrt. Ist ein andauerndes Schlagen an die Brust wirklich die Lösung?
Die Konzentration auf die Kirche verhindert einen wirkliche Auseinandersetzung mit dem Thema... also alles weiter wie bisher: Die Kirche zittert und zeigt Reue und der Rest der Gesellschaft weiß ganz genau, was das eigentliche Problem in der Welt von heute ist: der Zölibat. (Und von angeblichen Kirchenvolksvertretern und sogar Bischöfen bekommen sie spätestens seit 2010 die Bestätigung dafür.)
Ich für meinen Teil bete weiter fleißig für gute Priester... etwas, das heute ja aus der Mode gekommen ist... stattdessen beklagt man nur ihr Fehlen und wundert sich.
Der schon anno dazumal beklagte "Missbrauch mit dem Missbrauch" geschieht weiterhin. Die "dunkle Seite des Zölibats" ist in dieser Hinsicht identisch mit der dunklen Seite des Menschseins... aber mit dem "Vorteil", dass Zölibatäre erwiesenermaßen seltener übergriffig werden als Verheiratete... insofern würde ich meine Kinder lieber einem Priester anvertrauen als einem verheirateten Lehrer.
Worin ich Matthias Drobinski zustimme, ist die Gefahr des Männerbündischen und der Abschottung. Damit sind nicht die abendlichen Männerkreise (mit oder ohne Poker, mit oder ohne ein Gläschen Wein) gemeint, wie man sie (von außen) kennt. Dass sich die Zölibatären in einer Weise zusammentun, wie es Eltern auch tun, ist richtig und wichtig. Aber es ist ja kein Geheimnis, dass man mit klerikalen Freunden immer sehr viel mehr erreicht und bewegen kann, als ohne... Schon als Seminarist hat man z.B. einen ganz anderen Zugang zum Ordinariat als der normale Theologiestudent. Das potenziert sich dann nach der Weihe.
Ich weiß nicht, wie sehr man den deutschen Bischöfe hier Vorhaltungen machen muss... der Aktionismus und das übereifrige "mea maxima culpa", das den Eindruck der Exklusivschuld nicht eben verminderte, mögen falsch gewesen sein, aber man muss auch den gesellschaftlichen (v.a. medialen) Druck beachten... Nicht jeder hat den Mut, sich die (nötige!) Zeit zum Überlegen zu nehmen, wie es gottlob der Vatikan meistens tut (und wofür es dann reichlich Haue von den Medien gibt).
Neben der Sucht nach einem einem Schuldigen sieht jedes Zögern nunmal wie Vertuschung aus (oder Zeitschinderei zur Aktenvernichtung...).
Ich weiß keine Lösung für das Dilemma... die Fahrlässigkeit der Bischöfe muss kritisiert werden, mit der sie zwar nach außen gut dastehen, womit sie aber innerlich Vertrauen eingebüßt haben. Jetzt da sie den Schwanz eingezogen haben ist auch der äußere Schein zerbröckelt und man steht am Ende mit nichts da... Vertrauensverlust nach Innen und nach Außen. Wohin soll das führen? Eine neue Studie in Auftrag geben? Das ganze nochmal durchkauen? Der mediale Effekt ist jedenfalls verpufft und hat sich ins Gegenteil verkehrt. Ist ein andauerndes Schlagen an die Brust wirklich die Lösung?
Die Konzentration auf die Kirche verhindert einen wirkliche Auseinandersetzung mit dem Thema... also alles weiter wie bisher: Die Kirche zittert und zeigt Reue und der Rest der Gesellschaft weiß ganz genau, was das eigentliche Problem in der Welt von heute ist: der Zölibat. (Und von angeblichen Kirchenvolksvertretern und sogar Bischöfen bekommen sie spätestens seit 2010 die Bestätigung dafür.)
Ich für meinen Teil bete weiter fleißig für gute Priester... etwas, das heute ja aus der Mode gekommen ist... stattdessen beklagt man nur ihr Fehlen und wundert sich.
Tintenfischökumenik
Präses Schneider tut sich und uns keinen Gefallen, mit dem Nonsens den er schreibt...
Er will eine Kircheneinheit als "sichtbare strukturelle Gestalt" und haut damit Luther ins Gesicht. Er redet von der katholischen Kirche als von einer "Schwesterkirche", was ich, obwohl diese Redeweise von protestantischen Tintenfischökumenikern nicht neu ist, als Beleidigung empfinde, denn was Herr Schneider unter "Kirche" versteht ist unermesslich viel weniger, als das was die katholische Kircher unter "Kirche" versteht. Für Katholiken ist (oder sollte sein) die Kirche eine sakramentale Wirklichkeit (was das ist: Karl-Heinz Menke, Sakramentalität. Wesen und Wunde des Katholizismus). Das ist eine Kategorie, mit der die allermeisten Protestanten Null anfangen können. Und sie wollen es auch nicht!
Relativistisch korrekt redet Herr Schneider auch von der Nichtverabsolutierung der eigenen Gotteserkenntnis (im Sinne eines "wir haben doch alle irgendwie Recht/Unrecht") und mischt sich dreist in die Angelegenheiten der katholischen Kiche ein und fordert implizit die Frauenordination bzw. die Aufhebung des sakramentalen Amtes (s.o.).
Und warum bemüht sich Herr Schneider nicht zur Abwechslung mal um eine "sichtbare strukturelle Gestalt" mit den zahlosen evangelischen Freikirchen (die nicht selten z.B. moralisch besser gestell sind), mit denen sein Verein de facto sehr viel mehr gemeinsam hat, als mit der katholischen Kirche? Wäre das nicht in jeder Hinsicht sinnvoller?
Was soll das alles? Ist das einfach nur Populismus ("Seht, wie mutig ich bin und fordere!") oder ist das Verzweiflung? Lügt er (der Öffentlichkeit was vor), oder weiß er es wirklich nicht besser?
PS. Tintenfischökumenik bezeichnet jene Taktik, die über den gewaltigen Abgrund ungelöster oder schlicht grundsätzlich gegensätzlicher Positionen einen blauen Dunst breitet, sodass er nicht mehr gesehen wird (s. Menke).
Er will eine Kircheneinheit als "sichtbare strukturelle Gestalt" und haut damit Luther ins Gesicht. Er redet von der katholischen Kirche als von einer "Schwesterkirche", was ich, obwohl diese Redeweise von protestantischen Tintenfischökumenikern nicht neu ist, als Beleidigung empfinde, denn was Herr Schneider unter "Kirche" versteht ist unermesslich viel weniger, als das was die katholische Kircher unter "Kirche" versteht. Für Katholiken ist (oder sollte sein) die Kirche eine sakramentale Wirklichkeit (was das ist: Karl-Heinz Menke, Sakramentalität. Wesen und Wunde des Katholizismus). Das ist eine Kategorie, mit der die allermeisten Protestanten Null anfangen können. Und sie wollen es auch nicht!
Relativistisch korrekt redet Herr Schneider auch von der Nichtverabsolutierung der eigenen Gotteserkenntnis (im Sinne eines "wir haben doch alle irgendwie Recht/Unrecht") und mischt sich dreist in die Angelegenheiten der katholischen Kiche ein und fordert implizit die Frauenordination bzw. die Aufhebung des sakramentalen Amtes (s.o.).
Und warum bemüht sich Herr Schneider nicht zur Abwechslung mal um eine "sichtbare strukturelle Gestalt" mit den zahlosen evangelischen Freikirchen (die nicht selten z.B. moralisch besser gestell sind), mit denen sein Verein de facto sehr viel mehr gemeinsam hat, als mit der katholischen Kirche? Wäre das nicht in jeder Hinsicht sinnvoller?
Was soll das alles? Ist das einfach nur Populismus ("Seht, wie mutig ich bin und fordere!") oder ist das Verzweiflung? Lügt er (der Öffentlichkeit was vor), oder weiß er es wirklich nicht besser?
PS. Tintenfischökumenik bezeichnet jene Taktik, die über den gewaltigen Abgrund ungelöster oder schlicht grundsätzlich gegensätzlicher Positionen einen blauen Dunst breitet, sodass er nicht mehr gesehen wird (s. Menke).
Dienstag, 8. Januar 2013
Eigentor: Aufklärung
Nun haben sich die deutschen Bischöfe ein schönes Eigentor geschossen: Das Forschungsprojekt zur Untersuchen sexueller Übergriffe durch Priester und Laien in der Kirche ist gescheitert. (Süddeutsche)
Was von Anfang an kritisiert wurde, hat die Bishöfe zum Umdenken angeregt - zu spät: nun wird der Rückzug als Zensur gedeutet. Und so ganz abwegig scheint die Deutung nicht zu sein (s. Link)...
Die Bischöfe hätten, im Interesse ihrer Herde und zur Vermeidung eines Generalverdachtes, vorher handeln müssen, statt in blindem Aktionismus einfach mal alles und jeden präventiv an den Pranger zu stellen. Haben sie nicht. Die Suppe haben sie sich also selbst eingebrockt. Der Vorwurf steht und wird wohl auch bleiben.
Was von Anfang an kritisiert wurde, hat die Bishöfe zum Umdenken angeregt - zu spät: nun wird der Rückzug als Zensur gedeutet. Und so ganz abwegig scheint die Deutung nicht zu sein (s. Link)...
Die Bischöfe hätten, im Interesse ihrer Herde und zur Vermeidung eines Generalverdachtes, vorher handeln müssen, statt in blindem Aktionismus einfach mal alles und jeden präventiv an den Pranger zu stellen. Haben sie nicht. Die Suppe haben sie sich also selbst eingebrockt. Der Vorwurf steht und wird wohl auch bleiben.
Montag, 7. Januar 2013
Zölibat?
Es sind Zeiten, da es nicht wenige echte Missstände in den Priesterseminaren gibt. Auch und gerade im Hinblick auf den Zölibat. Wem die Strukturen vertraut sind und wer auch nur häufigeren Umgang mit Seminaristen pflegt, weiß, wovon ich rede. Da tut es gut, ein ermunterndes Wort zu vernehmen.
Zur Erinnerung:
PS. Das Bild stammt aus dem "Roman Priests Calender"... die katholische Version eines Pin-Up Kalenders... für nur 10 Euro kann dieser "Römische Kalender" für das Jahr 2013 hier bestellt werden. :P
Zur Erinnerung:
»Nur eine junge, noch unerhört vitale Kirche konnte im 4. Jahrhundert so gegensätzliche Elemente wie das römische Amt und die ägyptische Askese verbinden zur schöpferischen Synthese des katholischen Zölibats. Heute ist diese Kirche alt. Sie ist bedrängt, ja schon beherrscht von Epigonen, die nichts im Sinn haben, als sich selber zu verwirklichen, finanziell und sexuell, und die nichts können als abschaffen. Doch solang es noch so etwas geben wird wie Katholizität, solang wird dieses sein: das römische Amt, und mitten drin, als unverzichtbares Herzstück, das Abenteuer der Wüste: der Zölibat.« (aus: Hans Conrad Zander, Zehn Argumente für den Zölibat)
PS. Das Bild stammt aus dem "Roman Priests Calender"... die katholische Version eines Pin-Up Kalenders... für nur 10 Euro kann dieser "Römische Kalender" für das Jahr 2013 hier bestellt werden. :P
Piusbrüder = Sekte
Der Anführer jener arroganten Schismatiker, Bernard Fellay, hat vor einigen Tagen einen länglichen Talk gegeben und die Ereignisse um die Einigungsbemühungen mit Rom geschildert.
Neben den üblichen (und zum Teil unüblichen, darum aber nicht minder bekloppten) Verschwörungstheorien und seiner Beteuerung, er wisse ja ganz genau was dieser oder jener, v.a. der Papst, "wirklich denkt und will" (und widerspricht sich dabei auch gerne mal selbst), offenbart er dabei etwas anderes durchaus Bedeutendes: nach seiner Auffassung sind die Juden "Feinde der Kirche" (zusammen mit Freimaurern und "Modernisten") und das Zweite Vatikanische Konzil sei "deren Sache" gewesen. No comment.
Beispiel für eine mir "neue" Verschwörungstheorie: Der Grabstein der Mutter von Paul VI. soll freimaurerische Symbole tragen (beim fotografischen "Beweis" ist natürlich der untere Teil des Grabsteins, samt Name der Bestatteten Person, nicht zu sehen)... Schlussfolgerung: Das zweite Vatikanische Konzil war eine Veranstaltung der Freimaurer (und der anderen Kirchenfeinde: Juden).
Es zeigt sich wieder einmal, dass das Bekritteln von "Einzelheiten" nur eine Fassade ist... diese Leute lehnen einfach das ganze Magisterium seit Johannes XXIII. ab.
Er beklekkert sich dann auch, wenn er lang und breit aufzählt, wie doch die überlieferte Messe wieder an Gewicht zulegt, und er wertet das als Erfolg seines Clubs... wie blöd ist das denn? Also ich schätze die überlieferte Messe auch sehr, aber ich weiß auch, dass die meisten Leute die dies mit mir tun, von den Piusbrüdern so gar nichts halten... Weil sie nämlich wissen, dass "Liturgie" nur ein Alibi ist und es, s.o., in Wirklichkeit bei dieser Sekte um etwas ganz anderes geht.
Hier kann man sich das Gesabbel antun.
Es sei auch daran erinnert, wie zersplittert der Haufen inzwischen ist (Abspaltungen, Abspaltungen von den Abspaltungen...).
UPDATE: Der Vatikan hat inzwischen bekräftigt, dass Fellays Äußerungen hirnrissig sind.
Die Pressemeldung der Piussse ist mit ihrem Dementi erwartungsgemäß fadenscheinig: "By referring to the Jews, Bishop Fellay's comment was aimed at the leaders of Jewish organizations, and not the Jewish people, as is being implied by journalists." Ja, ne, is klar: Die "leaders of Jewish organizations" die "for centuries" gegen die Kirche agiert haben?
Neben den üblichen (und zum Teil unüblichen, darum aber nicht minder bekloppten) Verschwörungstheorien und seiner Beteuerung, er wisse ja ganz genau was dieser oder jener, v.a. der Papst, "wirklich denkt und will" (und widerspricht sich dabei auch gerne mal selbst), offenbart er dabei etwas anderes durchaus Bedeutendes: nach seiner Auffassung sind die Juden "Feinde der Kirche" (zusammen mit Freimaurern und "Modernisten") und das Zweite Vatikanische Konzil sei "deren Sache" gewesen. No comment.
Beispiel für eine mir "neue" Verschwörungstheorie: Der Grabstein der Mutter von Paul VI. soll freimaurerische Symbole tragen (beim fotografischen "Beweis" ist natürlich der untere Teil des Grabsteins, samt Name der Bestatteten Person, nicht zu sehen)... Schlussfolgerung: Das zweite Vatikanische Konzil war eine Veranstaltung der Freimaurer (und der anderen Kirchenfeinde: Juden).
Es zeigt sich wieder einmal, dass das Bekritteln von "Einzelheiten" nur eine Fassade ist... diese Leute lehnen einfach das ganze Magisterium seit Johannes XXIII. ab.
Er beklekkert sich dann auch, wenn er lang und breit aufzählt, wie doch die überlieferte Messe wieder an Gewicht zulegt, und er wertet das als Erfolg seines Clubs... wie blöd ist das denn? Also ich schätze die überlieferte Messe auch sehr, aber ich weiß auch, dass die meisten Leute die dies mit mir tun, von den Piusbrüdern so gar nichts halten... Weil sie nämlich wissen, dass "Liturgie" nur ein Alibi ist und es, s.o., in Wirklichkeit bei dieser Sekte um etwas ganz anderes geht.
Hier kann man sich das Gesabbel antun.
Es sei auch daran erinnert, wie zersplittert der Haufen inzwischen ist (Abspaltungen, Abspaltungen von den Abspaltungen...).
UPDATE: Der Vatikan hat inzwischen bekräftigt, dass Fellays Äußerungen hirnrissig sind.
Die Pressemeldung der Piussse ist mit ihrem Dementi erwartungsgemäß fadenscheinig: "By referring to the Jews, Bishop Fellay's comment was aimed at the leaders of Jewish organizations, and not the Jewish people, as is being implied by journalists." Ja, ne, is klar: Die "leaders of Jewish organizations" die "for centuries" gegen die Kirche agiert haben?
Sonntag, 6. Januar 2013
Wach auf!
Kapitell in der Kathedrale von Autun (ca. 1130) |
Das Sterndeuten dieser Pilger ist keine Esoterik. Es ist ein Weg auf Gottes Geheiß, auf Weisung des Engels. Sie folgen eigentlich nicht dem Stern, sondern der Weisung Gottes, die sie auf diesen Stern hin gerichtet hat, der ihnen wiederum, ganz irdisch und zugleich "überirdisch", den Weg zeigt. Wohin?
Einer ist schon wach. Er wird aus dem Dunkel ins Licht geführt. Er erfährt die Berührung des Engels und kann sodann die anderen Mitnehmen, die Kunde vom Licht weitergeben.
Es ist die "Erscheinung" des Herrn. Ein Stern, eine Sonne geht auf in Juda. Christus ist erschienen!
Man kann sagen, dass die ganze Freude der Weihnacht in diesem Fest, einem der ältesten der Kirche, kulminiert. Wir feiern aber nicht einfach die Ankunft einiger Pilger in Bethlehem, sondern wir feiern in vielerlei Hinsicht die Erscheinung des Herrn... vor der ganzen Welt! Hier ist das ganze Leben Jesu mit bedacht. So betete denn die Kirche heute morgen in der Laudes:
»Heute wurde die Kirche dem himmlichen Bräutigam vermählt: Im Jordan wusch Christus sie rein von ihren Sünden. Die Weisen eilen mit Geschenken zur königlichen Hochzeit. Wasser wird in Wein gewandelt und erfreut die Gäste. Halleluja.« (Benedictus-Antiphon)
Taufe. Wunder. Schließlich die Vermählung mit der Kirche. Vollendung.
Wohin die Pilger aus dem Morgenland aufbrechen - wozu sie der Engel gerufen hat - ist nichts weniger als die Herrschaft und das Reich Gottes selbst. Und diese Pilgerschaft feiern wir heute, denn auch wir schlafen, werden geweckt und sehen den Stern der uns geleitet zum ewigen Hochzeitsmahl: Christus.
Samstag, 5. Januar 2013
Bischof Georg
Morgen verliert mein Bistum seinen wohl bekanntesten Diözesanpriester... weil er in Rom zum Bischof geweiht wird!
In seiner freiburger Zeit zelebrierte er regelmäßig an einem Seitenaltar im Münster... immer auf Latein.
Naja... dann ist das Haupt in Zukunft wenigstens nicht mehr so sehr den Elementen ausgesetzt. ;)
Herzlichen Glückwunsch und Gottes Segen für die neue Verantwortung, lieber Georg!
In seiner freiburger Zeit zelebrierte er regelmäßig an einem Seitenaltar im Münster... immer auf Latein.
Naja... dann ist das Haupt in Zukunft wenigstens nicht mehr so sehr den Elementen ausgesetzt. ;)
Herzlichen Glückwunsch und Gottes Segen für die neue Verantwortung, lieber Georg!
Freitag, 4. Januar 2013
Ach Gottchen...
von hier |
»Die Karikatur ist jedenfalls eine Verhöhnung der Heiligen Familie, des Weihnachtsfestes und der Heiligen Drei Könige, die viele Christen schmerzt. Dem Karikaturisten des „Standard“ ist eine Beziehung zwischen einem gläubigen Christen und Gott wahrscheinlich völlig fremd. Er kann die Liebe, die Achtung, die Ehrfurcht vor Gott, der ein personales Gegenüber ist, wohl nicht nachvollziehen.« (Ein "offizieller" Kommentar auf kath.net zur weihnachtlichen Karikatur im "Standard")
Oh maaaan! gehts noch?
Für Außenstehende (aber auch für manche Katholiken) wirkt das wie: Bähähähäää!! Der der eh immer so böse zu mir is hat was gemalt was mir nich gefällt! Bähää! Und er liebt Jesus nich so wie ich ihn lieb hab!! Bähähähäää!!
Und dann auch noch antisemitische und rassistische Intentionen beschwören die "aber sicher nicht so gemeint" sind... "Überdimensionierte Lippen"? Ähm? Hallo? Das Losungswort heißt "Karikatur"!!?
WTF?
Oje...
Also mich kratzt die Karikatur nicht und ich musste darüber schmunzeln. Gold, Weihrauch und Myrrhe locken heute wirklich (leider) niemanden mehr hinterm Ofen vor. ;)
Bitte in Zukunft mehr qualifizierte und erwachsene Kommentatoren auf kath.net, danke!
Donnerstag, 3. Januar 2013
Immerwährendes Gebet: Jesus
Komboskini |
»Die Anrufung des Namens Jesu ist der einfachste Weg des ständigen Betens. Von einem demütig aufmerksamen Herzen oft wiederholt, verliert sich dieses Gebet nicht in „vielen Worten“ (Mt 6,7), sondern bewahrt das Wort und bringt in Ausdauer Frucht. Es ist „allzeit“ möglich, denn zu beten ist nicht eine Beschäftigung neben anderen, sondern die einzigartige Beschäftigung, Gott zu lieben, die in Christus Jesus alles Tun beseelt und verklärt.« (KKK 2668)
Name und Beschneidung
Unter den Festen, die der Liturgiereform zum Opfer fielen, findet sich nicht nur das krass anti-anti-semitische Fest der Beschneidung Jesu (1. Januar) sondern auch das ebenso charakterisierbare Fest des Namens Jesu. Die beiden Feste stehen in einem intimen Zusammenhang, wird Jesus doch gerade bei der Beschneidung der Name gegeben (Lk 2,21). Den Reichtum, den diese Feste in Zeiten der Freundschaft zwischen Christen und Juden bereithalten würden, war man offenbar nicht in der Lage zu sehen.
Von dem Fest (zweiter Klasse) das früher am Sonnag(!) zwischen dem 1. und 6. Januar bzw. am 2. Januar gefeiert wurde (wenn in den genannten Zeitraum kein Sonntag fiel) ist von großer theologischer Bedeutung. Seit 1530 gibt es den Festtag, seit 1721 für die ganze Kirche, aber erst seit 1913 an dem genannten Termin. Möglich, dass hier im Eifer eines falschen Archäologismus dieser "neuzeitliche Seitentrieb des Kalendariums" (A. Stock) abgeschnitten wurde: Im Versuch ad fontes zu gehen, ließ man so manche Schätze links liegen. Heute bleibt also nur ein nicht gebotener Gedenktag, der ohne den Kontext des Festes der Beschneidung zudem stark an Sinn- und Zeichenhaftigkeit eingebüßt hat.
Die Bedeutung des Tages liegt freilich nicht nur in der Besinnung auf die semitischen Wurzeln des Christentums, sondern in dem Namen selbst (jeschua = JHWH rettet/ist Heil). Dieser weist uns weit zurück in die Geschichte Israels, war doch Josua als Nachfolger Moses der Führer des Volkes bei der Landnahme.
In der alten Ordnung wurde die Lesung aus der Apostelgeschichte genommen (Heilung durch den Namen Jesu), heute ist es der Philipperhymnus: »dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind« (Phil 2,10).
Das Fest des heutigen Tages bedeutet so viel mehr: Der Name Jesus steht wie eine Überschrift über dem ganzen Evangelium, denn das etymologisch dazugehörende Verb meint eben erretten, erlösen, befreien. Der Name Jesu und seine Beschneidung weisen uns als eine Einheit gleichermaßen auf Sein heilsames Wirken hin, das nur Er, der Sohn Gottes, vollbringen konnte, und auf Sein wahres Menschsein. Es ist ein umfassendes Bekenntnis zum wahren Jesus, wahrer Gott und wahrer Mensch, an den weder arianische noch nestorianische Konstrukte (u.w.), wie sie heute wieder in Mode kommen, heranreichen. Das gilt es doch zu feiern!
Von dem Fest (zweiter Klasse) das früher am Sonnag(!) zwischen dem 1. und 6. Januar bzw. am 2. Januar gefeiert wurde (wenn in den genannten Zeitraum kein Sonntag fiel) ist von großer theologischer Bedeutung. Seit 1530 gibt es den Festtag, seit 1721 für die ganze Kirche, aber erst seit 1913 an dem genannten Termin. Möglich, dass hier im Eifer eines falschen Archäologismus dieser "neuzeitliche Seitentrieb des Kalendariums" (A. Stock) abgeschnitten wurde: Im Versuch ad fontes zu gehen, ließ man so manche Schätze links liegen. Heute bleibt also nur ein nicht gebotener Gedenktag, der ohne den Kontext des Festes der Beschneidung zudem stark an Sinn- und Zeichenhaftigkeit eingebüßt hat.
Die Bedeutung des Tages liegt freilich nicht nur in der Besinnung auf die semitischen Wurzeln des Christentums, sondern in dem Namen selbst (jeschua = JHWH rettet/ist Heil). Dieser weist uns weit zurück in die Geschichte Israels, war doch Josua als Nachfolger Moses der Führer des Volkes bei der Landnahme.
In der alten Ordnung wurde die Lesung aus der Apostelgeschichte genommen (Heilung durch den Namen Jesu), heute ist es der Philipperhymnus: »dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind« (Phil 2,10).
Das Fest des heutigen Tages bedeutet so viel mehr: Der Name Jesus steht wie eine Überschrift über dem ganzen Evangelium, denn das etymologisch dazugehörende Verb meint eben erretten, erlösen, befreien. Der Name Jesu und seine Beschneidung weisen uns als eine Einheit gleichermaßen auf Sein heilsames Wirken hin, das nur Er, der Sohn Gottes, vollbringen konnte, und auf Sein wahres Menschsein. Es ist ein umfassendes Bekenntnis zum wahren Jesus, wahrer Gott und wahrer Mensch, an den weder arianische noch nestorianische Konstrukte (u.w.), wie sie heute wieder in Mode kommen, heranreichen. Das gilt es doch zu feiern!
»Ein großes und wunderbares Heilszeichen: das Kind wird beschnitten und Jesus genannt. Wozu diese Verbindung? Beschneidung scheint doch eher eine Sache dessen, der zu erlösen ist, als des Erlösers. Dem Erlöser geziemt es, eher zu beschneiden als beschnitten zu werden.
Aber begreife den Mittler zwischen Gott und den Menschen, der schon von Anfang seiner Geburt an das Menschliche mit dem Göttlichen verbindet, das Niedrigste mit dem Höchsten. [...] So erweist auch die Beschneidung die Wahrheit der angenommenen Menschheit, und der Name, der über alle Namen ist, zeigt die Ehre der Majestät an. Beschnitten wird er als wahrer Sohn Abrahams; Jesus wird er genannt als wahrer Sohn Gottes.« (Auszug aus: Bernhard von Clairvaux, In circumcisione Domini Sermo I,2; PL 183,133)
Mittwoch, 2. Januar 2013
dreistes Bekenntnis
Das ist mein geliebter Sohn |
»Wer ist der Lügner - wenn nicht der, der leugnet, dass Jesus der Christus ist? Das ist der Antichrist: wer den Vater und den Sohn leugnet. Wer leugnet, dass Jesus der Sohn ist, hat auch den Vater nicht; wer bekennt, dass er der Sohn ist, hat auch den Vater.« (1Joh 2,22f)
Was fällt dem ein, die Erkenntnis Gottes, an die Erkenntnis eines jüdischen Zimmermanns, Wanderpredigers und potentiell gestörten Sektierers zu knüpfen?!
Gut, man kann das entschärfen: Wenn der Vater Vater ist in seiner Realation zum Sohn und der Sohn Sohn in seiner Relation zum Vater (J. Ratzinger), dann bedeutet natürlich die Erkenntnis des Sohnes auch die des Vaters und die Ablehnung des Sohnes die Ablehung des Vaters... aber damit ist doch Gott nicht tangiert...
Nicht ganz: Offenbar macht Johannes einen klaren Unterschied zwischen der Leugnung beider Personen und nur einer...
Ich habe kein Problem damit zu sagen, dass auch Juden und Muslime an den selben Gott glauben, an den die Christen glauben... schließlich glauben sie an den einen Gott und der Gott Israels ist unzweifelhaft der Gott Jesu und der Gott der Christen.
Wie jetzt? redet Johannes nun also nicht über Gott, sondern nur über sein spezifisches Gottesbild?
Es kommt hier etwas ins Spiel, das selbst Theologen nicht gerne hören oder sagen und das im Religionsunterricht das Unsäglichste und Schrecklichste ist, was man überhaupt nur in den Raum stellen kann (schrecklicher als "Abtreibungsreste"): Der Wahrheitsanspruch!
"Wir haben nicht die Wahrheit. Die Wahrheit hat uns." Fabuliert man gern. Eigentlich müsste man das umformulieren: Wir haben die Wahrheit und die Wahrheit hat uns.
Klar ist hier nicht Besitz gemeint, so wie man dies heute gemeinhin versteht (als Verfügungsmasse und Eigentum für das man einklagbare Rechte besitzt). Es ist eher der Besitz des Ackers mit der verborgenen Schatztruhe gemeint, oder der Besitz des Geistes der uns in Taufe und Firmung geschenkt ist. Etwas über das wir nicht frei verfügen können und worauf wir kein Anrecht haben, aber doch etwas, das uns vollumfänglich geschenkt ist und das wir außer durch eigenes Tun nicht mehr verlieren können.
Wenn ich in der Kirche jenen jüdischen Zimmermann als Christus und Sohn Gottes bekenne, mich ganz ihm hingebe und ihn anbete, "habe" ich dann den Vater? Habe ich dann Gott?
Es klingt jedenfalls nicht gerade wie ein Zeichen von Demut, zu behaupten, man "habe" Gott... Aber tut Johannes nicht genau das?
Ich halte es für falsche Demut, die Annahme Christi und Gottes kleinzureden und die Gotteserkenntnis, die uns Christen (in ihren bedingten Maßen, vgl. 1Kor 13,12) geschenkt ist, einer political correctness gemäß zu verschweigen oder zu unterdrücken. Das wäre keine Demut, das wäre Leugnung dessen, was sich in Jesus Christus tatsächlich ereignet hat! Er ist ja gerade die greifbare Offenbarung Gottes, die alles Sonstige über Gott Gedachte der Lüge oder doch zumindest der groben Unvollständigkeit und Verstelltheit überführt. Wenn Jesus der Christus ist und der Mensch ihn bekennt, dann nähert er sich Gott mehr an als irgendwie sonst.
Dass dieses Bekenntnis kein Lippenbekenntnis sein darf sondern sich gerade auch im Handeln bewährt, ist eigentlich eine Binsenweisheit (1Joh 2,3ff). Zu oft gerät aber diese andere Seite der Medaille in Vergessenheit. Auch bei denen, die dagegen kämpfen.
Das mit der Relation von Vater und Sohn ist richtig. Aber es tangiert eben durchaus Gott selbst und nicht bloß das Gottesbild... schlicht und ergreifend darum, weil es stimmt! Weil es Gottes Wesen und Sein zuinnerst betrifft und die Begriffe "Sohn" und "Vater" wahre Beschreibungen einer Wirklichkeit sind.
Auf ein frohes, ehrliches und in jeder Hinsicht folgenreiches Bekenntnis zum Sohn ein AMEN!
PS. Wann wird das Schweigen über den Sohn zur Leugnung?
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