Donnerstag, 13. September 2012

Pro Life und keine Ende

Zitat von "Jugend für das Leben":
»Kann es sein, dass wir Deutschen jedes Jahr zahlenmäßig eine mittlere Großstadt abtreiben, aber niemand darüber spricht? Dass wir seit Einführung der straffreien Abtreibung schon über 8 Millionen Kinder vor der Geburt getötet haben, unbemerkt von großen Teilen der Bevölkerung?«

Ja, es kann sein. Ist so. Und ist nichts Neues.
Das Trauerspiel erinnert frappierend an die Verdrängungsmechanismen wie sie zur Zeit des dritten Reichs im Hinblick auf den Holocaust oder bis heute in der offiziellen Linie der Türkei bezüglich des Genozids an den Armeniern zu beobachten waren und sind (siehe Aghet). Vielleicht ist genau diese verdrängung auch ein Hindernis bei der Aufklärung: Dass die meisten es nicht wahrhaben wollen, es darum nicht wahr sein darf und es dann völlig folgerichtig auch nicht wahr sein kann... Welcher Politiker würde schon gerne urplötzlich bemerken, einen massenmord bewilligt zu haben? Oder welcher Arzt? Welches Opfer (gemeint sind die Mütter der toten Kinder)?

Und im Grunde kennen wir das wohl alle... Niemand von uns denkt unentwegt an den kontinuierlich durchgeführten Massenmord. Ein Mensch würde zugrunde gehen, müsste er sich solches Grauen ständig vergegenwärtigen. Auch wir, die wir das menschliche Leben schützen, verbringen die meiste Zeit mit anderen Dingen. Der Trick ist, sich zumindest immer wieder bewusst zu machen, dass es dieses Unheil gibt und zumindest zu versuchen, es anderen ins Bewusstsein zu bringen.

Die Beispiele Holocaust und Armenier zeigen aber, dass ohne einen großen Knall kein wirkliches Umdenken, kein Anerkennen einer so furchtbaren Wirklichkeit zustande kommt.
Ich bin gespannt, was dieser Knall im Falle von Abtreibung (und demnächst Euthanasie) sein wird.


»Wenn die Menschen im Wohlstand leben, dann werden sie Rechtspositivisten. Dann finden sie, man kann Gesetze nach Belieben machen. Wenn sie aber unter einer Tyrannei leben, dann bekehren sich alle zum Naturrecht. Wenn ich gefoltert werde, dann interessiert mich doch nicht, ob das jetzt gesetzlich erlaubt ist oder nicht, dann weiß ich nur, es ist ein Unrecht, was da geschieht. Fertig. Das heißt: Naturrecht. Hätte ein Kind im Mutterleib eine Stimme, würde es "Unrecht!" schreien, wenn es abgetrieben und getötet wird.«

(Robert Spaemann, Interview)

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