Freitag, 3. Oktober 2014

Jesuanische Verbalinjurien

Kardinal Kasper sagte kürzlich in einem Interview (hier ist ein Ausschnitt zu sehen) das Folgende, was m.E. sein unermüdliches Verkündigenden des Evangeliums nach Kasper Bewerben seines "Evangeliums von der Familie" in den letzten Monaten wunderbar zusammenfasst: Würden wir Menschen, die nach einer Scheidung in einer zweiten Zivilehe leben, sagen, dass sie dabei Ehebruch (eine Todsünde und damit eine ernste Gefährdung des Seelenheils!) begehen, würden diese sich davon beleidigt fühlen (im Video ab 1:10). Folglich sollten wir das unterlassen.

»Wer seine Frau aus der Ehe entlässt
und eine andere heiratet,
begeht ihr gegenüber Ehebruch.
Auch eine Frau begeht Ehebruch,
wenn sie ihren Mann aus der Ehe entlässt
und einen anderen heiratet.«
(Jesus von Nazareth)


Von der Todsünde lehrt die Kirche: "Sie setzt das Wissen um die Sündhaftigkeit einer Handlung, ihren Gegensatz zum Gesetz Gottes, voraus." (KKK 1859) Bezüglich "Gesetz Gottes" vgl. obiges Zitat und das 6. Gebot des Dekalogs.
Die Lösung ist so simpel, dass man sich wundert, warum da bisher noch niemand drauf gekommen ist: Man muss nur das Wissen um die Sündhaftigkeit des jeweiligen Tuns ausrotten und schwupps, begeht niemand mehr eine Todsünde. Sünde nicht mehr Sünde nennen, dann sündigt niemand mehr.
Die Sache nicht mehr beim Namen zu nennen, die Wahrheit nicht mehr sagen zu dürfen, das erinnert nicht nur sehr stark an Orwells 1984, es erklärt auch, warum die "Diktatur des Relativismus" wirklich eine Diktatur im wahren und eigentlichen Sinne ist.

Der Kardinal erzählt uns so gerne, man dürfe das Evangelium nicht auf einen einzigen Satz (nämlich das mit dem Ehebruch) reduzieren. Richtig. Aber was, wenn solch ein Satz exemplarisch für einen entscheidenden Aspekt der Wahrheit über den Menschen steht? Man zeige mir die Stelle, an der Jesus die Sünde nicht Sünde nennt und es bei einem "ist schon ok" bewänden lässt. Jesus sagt: Ich verurteile dich nicht. Aber er sagt auch: Sündige von jetzt an nicht mehr.
Wir können nur spekulieren, was geschehen wäre (oder: ist?), wenn die ertappte Ehebrecherin trotz dieser Mahnung wiederum (und ständig) sündigte...

»Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer Sünde tut, der ist der Sünde Knecht.« (Joh 8,34)

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