Montag, 13. Oktober 2014

Aufreger: Lösungen in Sicht?

katholisch.de titelt (hier, siehe Bild) "Familiensynode erwägt neue Lösungen" und schreibt darunter: "Die Bischofssynode im Vatikan sieht Möglichkeiten einer Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zu den Sakramenten."
Der große Artikel (hier) ist etwas ausgeglichener, aber ein gewisses G'schmäckle bleibt.

Bevor jetzt gleich das Heulen und Zähneknirschen losgeht: Es gibt keinen Grund zur Sorge. Keep cool.
Worum es geht ist die "Relatio post disceptationem" (zu Deutsch: "Bericht nach der Diskussion"), die unter der Leitung des Generalrelators der Synode, Kardinal Péter Erdő, erarbeitet wurde. Und hier könnte ich eigenrtlich schon aufhören zu schreiben, denn auch wenn diese Relatio jetzt sicherlich von vielen gepusht wird um weiter idiotische Hoffnungen zu schüren, so ist sie doch den Atem nicht wert. Wie Kardinal Tagle in der heutigen Pressekonferenz (hier anzusehen) erklärte (etwa bei Minute 6): Die Relatio 
»darf nicht als ein endgültiges Dokument der Synode betrachtet werden. Sie ist sehr provisorisch in dem Sinne, dass sie uns sagt: Bis hierhin sind wir gekommen [d.i. in den Beratungen] und die Synodenteilnehmer sind angefragt zu schauen: was muss vertieft werden, was muss geklärt werden, welche anderen Themen müssen noch vorgebracht werden, die bisher nicht vorgebracht wurden. [Scherzend:] Das Drama geht also weiter.«

Die Relatio ist nur eine Zusammenfassung dessen, was bisher an der Synode diskutiert wurde, sie spiegelt nur wider was bisher war. Und sie dient als Basis für die kommenden Diskussionen. Dass bei den bisherigen Diskussionen auch dieses heikle Thema vorkam, ist wenig überraschend. 
Der Passus um den es geht, ist die Nr. 47, dieser Relatio. Der Kontext ist dabei wichtig, denn das Thema wird ganz systematisch angegangen. In Abschnitt 45 werden die zivilrechtlich Geschiedenen behandelt, die keine zweite Zivilehe eingegangen haben. Diese sollen an den Sakramenten teilnehmen und müssen pastoral begleitet werden. In Abschnitt 46 wird für die Geschiedenen, die eine neue Zivilehe eingegangen sind, ebenfalls eine umfassende pastorale Begleitung erwähnt. Erst in Abschnitt 47 kommt die Realtio auf die Frage des Sakramentenempfangs für diese Letztgenannten zu sprechen. In Abschnitt 48 wird sodann die Frage nach der geistlichen Kommunion gestellt und es wird mit Nachdruck angeregt, dass eine vertiefte theologische Reflektion erforderlich ist über den Zusammenhang der Sakramente der Ehe und der Eucharistie und ihren Bezug zum "Sakrament", das die Kirche ist (das wird z.B. von Kardinal de Paolis in dem inzwischen auf Deutsch verfügbaren "Buch der fünf Kardinäle" sehr gut behandelt: klick). Auch eine Gewissensbildung bei den Betroffenen wird erwähnt.
Im Abschnitt 47 heißt es (eigene Übersetzung ad hoc und ohne Gewähr, das italienische Original ist hier zu finden):
»In Bezug auf die Möglichkeit des Zugangs zu den Sakramenten der Buße und der Eucharistie haben einige [Synodenteilnehmer] zu Gunsten der gegenwärtigen Disziplin, kraft ihrer theologischen Grundlage, argumentiert, andere [Synodenteilnehmer] haben sich für eine größere Offenheit unter genau definierten Bedingungen ausgesprochen, wo es sich um Situationen handelt, die nicht gelöst werden können ohne neue Ungerechtigkeiten und Leiden zu verursachen. Für einige [Synodenteilnehmer] würde der mögliche Zugang zu den Sakramenten einen vorangestellten Weg der Buße notwendig machen - unter der Verantwortung des Diözesanbischofs - mit einem klaren Bekenntnis zu Gunsten der Kinder. Es würde sich hierbei nicht um eine allgemeine Möglichkeit handeln, sondern um das Ergebnis einer Unterscheidung die von Fall zu Fall vorgenommen wird, nach einem Gesetz der Gradualität, und die eine Unterscheidung gewahrt zwischen einem Zustand der Sünde, einem Zustand der Gnade und mildernden Umständen.«

Was wir vor allem aus diesem Text lernen können ist wohl dies: Nichts Neues.
Das sind halt eben die unterschiedlichen Positionen die es gibt und die seit Monaten bekannt sind und diskutiert werden. Auch auf der Synode... Wer die Pressekonferenzen der letzten Woche verfolgt hat weiß, dass das Thema immer wieder mal vorkam, wie zu erwarten war. Das Thema wird zudem auch nicht über gebühr betont, befasst sich doch nur einer von 58 Abschnitten damit.
Die Schlagzeile von katholisch.de, derzufolge "die Synode" "Möglichkeiten" sieht, ist also irreführend... die Synode sieht gar nichts... "einige Teilnehmer" der Synopde wollen hier "Möglichkeiten" sehen!
Keine Schlagzeile und v.a. keine Aufregung wert.

Das Dokument ist übrigens sehr lesenswert und enthält viele schöne und wichtige Gedanken. Ich freue mich schon auf das Nachsynodale Schreiben im nächsten oder übernächsten Jahr!

Weitermachen! 

1 Kommentar:

  1. Bei den letzten Überlegungen bin ich mir allerdings nicht sicher, ob den Synodenteilnehmern klar ist, daß manches wohl dann nur noch ein frommer Wunsch bleiben wird.
    Die Erfahrung – zumindest für Deutschland – zeigt, daß bei Dingen, die unter Aufsicht des Bischof stattfinden sollen, die Bischöfe diese gerne an die Pfarrer delegieren, weil sich sich ja nicht mit allem selbst beschäftigen können.
    Und daß ein Pfarrer vor Ort dann zu allem "Ja und Amen" sagt, was ihm seine Schafe zublöken ist wohl klar. Auch wenn die Synodenvätern sagen, daß es sich »nicht um eine allgemeine Möglichkeit« handelt, würde es doch in Deutschland zu einer allgemeinen Möglichkeit werden.
    In anderen Ländern mag das anders sein.

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