aus dem Wonnentaler Graduale |
Eine Frage, die mich v.a. in der Zeit meiner Bekehrung sehr beschäftigte und es auch weiterhin tut, ist die nach der Möglichkeit, Gott zu lieben. Wie ist das möglich, dass wir Menschlein, uns so sehr Gott nahen können?
Darauf gibt Bernhard von Clairvaux eine überraschend simple Antwort:
»weil er sich bewusst ist, dass er geliebt wird, verwirrt es ihn nicht, seinerseits auch zu lieben. In deinem Licht, o unerreichbares Licht, wird deutlich, was für Gutes du dem elenden Menschlein, auch wenn es schlecht ist, in deiner Macht bewahrst. Der Mensch liebt dich also gewiß nicht unverdientermaßen, denn er wird ja geliebt, ohne es zu verdienen. Er liebt ohne Ende, weil er weiß, dass er ohne Anfang geliebt wird. Der großartige Entschluss, der von Ewigkeit an im Schoß der Ewigkeit verborgen war, tritt jetzt zum Trost der Erbärmlichen ins Licht: dass Gott nicht den Tod des Sünders will, sondern vielmehr will, dass dieser umkehrt und lebt. [...] Niemand, der bereits liebt, soll daran zweifeln, dass er geliebt wird. Gern folgt die Liebe Gottes der unseren, der sie vorausgegangen ist. Wie sollte es sie verdrießen, die zu lieben, die sie schon liebte, als sie selbst noch nicht liebten? Sie hat geliebt, sage ich, sie hat geliebt. Du hast den Geist als Unterpfand der Liebe und hast den zuverlässigen Jesus zum Zeugen.«
(Aus Brief 107)
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