Freitag, 23. November 2012

Die gesunde Lehre

Es ist immer sehr merkwürdig, wenn wiedermal irgend ein Nuntius "Spaltungen" in der Kirche anprangert (hier). Oder lass es Bischöfe oder Theologen oder sonstwen sein.
Klar muss es auch mal "offiziell" festgestellt sein, was jedem klar ist. Paulus mahnt doch schließlich auch: »Seid alle einmütig und duldet keine Spaltungen unter euch; seid ganz eines Sinnes und einer Meinung.« (1Kor 1,10)

Aber.

Die Aussage "Es Herrschen Spaltungen, diese müssen überwunden werden" führt doch bloß dazu, dass die Verantwortlichen jeweils von der anderen Seite erwarten, daran etwas zu ändern, man selber habe ja schließlich recht. Eine Spaltung, so denkt man, existiert doch bloß, weil "die da" sie verursachen.

Nun, zunächstmal sei zu erwähnen, dass die Mahnung des Paulus so klar nicht ist. Paulus verwendet 1Kor 1,10 das Wort σχίσμα (schisma) und meint damit eher oberflächliche Phänomene (die Bindung an eine bestimmte Person: 1,12) die das gemeinsame Reden (1,10) und das Mahl erschweren (11,18). So gesehen könnte man meinen, "Spaltungen" an sich seien jetzt nicht so schrecklich furchtbar und können überwunden werden.
Etwas ganz anderes spricht Paulus jedoch an, wenn er später im selben Brief schreibt: »Denn es muss Parteiungen geben unter euch; nur so wird sichtbar, wer unter euch treu und zuverlässig ist.« (1Kor 11,19)
Das Wort das er hier gebraucht, ist αἵρεσις (hairesis) und dieser Terminus berührt das Fundament der Kirche. (Es ist sehr schade, dass die meisten deutschen Übersetzungen beide Begriffe mit "Spaltung" wiedergeben, wo die deutsche Sprache doch noch vielerlei Nuancen auszudrücken vermag.) Der griechische Begriff hairesis kann sogar als das Gegenteil von ἐκκλησία (ekklesia) verstanden werden, als der Gegensatz zu "Kirche"!

Paulus beschreibt also, dass es in der Gemeinde auch durchaus solche Konfrontationen geben kann, die letztlich an den Glauben selbst rühren und die Treuen und Zuverlässigen offenbaren. Diese Spaltungen sind nicht nur anzumahnen, sondern vielmehr zu bekämpfen!

Derselbe Paulus gibt uns folgende Aufzählung sündhaften Verhaltens: »Die Werke des Fleisches sind deutlich erkennbar: Unzucht, Unsittlichkeit, ausschweifendes Leben, Götzendienst, Zauberei, Feindschaften, Streit, Eifersucht, Jähzorn, Eigennutz, Spaltungen [haireseis] , Parteiungen, Neid und Missgunst, Trink- und Essgelage und Ähnliches mehr.« (Gal 5,19-21)
Und Petrus führt aus, dass es «verderbliche Irrlehren (haireseis)« geben wird (2 Petr 2,1). 

Wie aber ist dem zu begegnen? Wer soll für Ordnung sorgen?
Antwort: Petrus.

Es bleibt dabei: In der Kirche kann es Spaltungen (haireseis) geben. Diese gab es von Anfang an. Sie dienten zur Trennung von Spreu und Weizen. Und der Weg sie zu beseitigen ging über die Apostel.
Die Frage also, wer "Recht" hat, kann nur heißen: Die Apostel (bzw. deren Nachfolger bzw. deren Lehramt). Und v.a. der Erste unter diesen.

Dass ich mich damit im gefühlten "politischen Spektrum" nun aber doch wieder nur auf eine "Seite" geschlagen zu haben scheine, liegt an der verkehrten Optik derjenigen, die dies meinen.
Wer auf dem Land lebt kennt das Phänomen, dass Wege zuweilen nach den Seiten hin absinken (abschüssig sind) und der Weg im Querschnitt wie ein kleiner Wall wirkt. Für den, der allzuweit Links oder Rechts geht mag der Anschein entstehen, dass jemand der in der Mitte des Weges geht, sich bereits am gegenüber liegenden Rand des Weges befindet, selbst wenn dieser in Wahrheit in der Mitte läuft. In Wahrheit liegt der gegenüber liegende Rand aber noch deutlich weiter weg, sodass er ihn nich sieht. Der Einzige der alles im Blick behält, ist der in der Mitte: Er sieht klar den linken und den rechten Rand des Weges.
Es gibt, das haben zwei Jahrtausende Kirchengeschichte gezeigt, nur eine Möglichkeit in der Mitte des Weges zu laufen: Den Aposteln folgen, allen voran Petrus. 

Es gibt soetwas wie "die gesunde Lehre" (vgl. 2 Tim 1,13 u.ö.), und es gibt ihr Gegenteil (s.o.). Die gesunde Lehre ist die Lehre der Apostel, ist die Lehre der Kirche. An ihm festhaltend darf, nein: muss jeder alles tun, um fruchtbringend in der Kirche zu wirken. Alle Heiligen haben das getan. Wer sich gegen diese gesunde Lehre stellt, sie ablehnt oder bekämpft, begeht Häresie und erweist sich, frei nach Paulus, als untreu ud unzuverlässig. Das klingt einfach und schwarz/weiß, ist es aber nicht... weil auch der Häretiker sich meist nicht als solcher sieht. Zum Glück gibt es aber einen objektiven Maßstab!


PS. Ich sehe haufenweise Leute "rechts" von mir... z.B. die Piusbrüder... in ihren immer zahlreicher werdenden Kleinsekten. :P

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