Weil mir heute der Kragen geplatzt ist: Eine überaus aktuelle und leider völlig wahre Geschichte. Anonymisiert.
In einer nicht unbedeutenden deutschen Bischofsstadt gibt es ganz in der Nähe des Doms eine Kirche (übrigens auch die älteste der Stadt: der romanische Vorgängerbau stand da schon bevor es die Stadt gab). Diese Kirche (Größe: geschätzte 500 Sitzplätze) ist stets, mit täglich mindestens zwei Eucharistiefeiern, sehr gut besucht (auch von vielen jungen Leuten und Familien) und gilt in der ganzen Stadt (und darüber hinaus) als die Anbetungskirche schlechthin (eucharistische Anbetung von Morgens bis Abends, im Schiff oder in einer Kapelle, nur unterbrochen von der Mittagsmesse). Außerdem ist diese Kirche der zentrale (und auch sehr gut frequentierte) Ort für die Beichte, die in Zukunft im nahegelegenen Dom (noch mehr) heruntergefahren werden soll. Darüber hinaus ist diese Kirche, samt angeschlossenem Kloster, ein Ort für katholische Frömmigkeit aller Art (jeden Freitag Kreuzweg, Mariensamstage, Ritarosen, Gewürzweihe, Martinsumzug etc. pp.), Treffpunkt für Gebetskreise, Bibelkreise, Legio Mariae etc., ein Ort für zahlreiche ökumenische Veranstaltungen (inkl. Lobpreiskonzerte), Raum für klassische Konzerte und Kunstausstellungen und, last but not least, das Mekka aller, die eine würdige und durchaus ansprechende Liturgie zu schätzen wissen, mitsamt täglichem Stundengebet im Chorraum, gelegentlicher Gregorianik, wöchentlicher byzantinischer Liturgie, täglicher hochkarätiger Predigt und der ein oder anderen "alten" Messe. Diese Kirche kann durchaus als das spirituelle Herz dieser nicht unbedeutenden deutschen Bischofsstadt betrachtet werden (und bedenkt man die Pläne, die für die Dompfarrei bereit liegen, wird das noch stärker der Fall werden). Unter der Hand gilt sie als "konservative Insel" in dieser "liberalen Stadt", aber das nur anbei... die zahlreichen Gäste anderer Konfessionen scheint das nicht zu stören.
Soweit, so schön.
Das Erzbischöfliche Bauamt (es liegen ein paar notwendige Renovierungen an) hat vor einer nicht allzu langen Zeit dem Vikar (und de facto Pfarrer) den "Vorschlag" unterbreitet, die Kirchenbänke rauszureißen und Stühle in die Kirche zu stellen um so aus dieser Kirche eine ("vielseitig verwendbare") "Citykirche" zu machen. Der Vikar, wohl um die Bedürfnisse und Vorlieben seiner Schäfchen wissend, lehnte dies strikt ab. Undenkbar.
In einer späteren Sitzung mit dem Bauamt wurde dem Vikar der selbe "Vorschlag" erneut unterbreitet. Er lehnte es abermals ab.
Nun ist Warten angesagt: Ob das Bauamt es noch ein drittes Mal versucht?
Die Idee, aus der Kirche die ich geschildert habe eine "Citykirche" zu machen und die Bänke durch Stühle zu ersetzen ist nichts weniger als ein spiritueller Selbstmord für die Gemeinde und die Stadt als ganze.
Aber das sehen die Verantwortlichen im Ordinariat nicht. Sie verstehen es nicht. Vielleicht sind sie auch nicht in der Lage dazu. Eines ist jedenfalls klar: Die Menschen die sich sowas ausdenken, tun dies ausschließlich und konsequent am Schreibtisch. Sie tun es nicht auf Knien und sie tun es nicht bei den Menschen. Obwohl das Ordinariat nur einen fünfminütigen Fußweg von der besagten Kirche entfernt ist, haben die Sesselwärmer dort offenbar nicht die leisteste Ahnung, was die Gemeinde ausmacht, die sie da verschandeln wollen.
Bravo, liebe kirchensteuergepolsterte Amtskirche... mit diesem Rezept fährt man garantiert alles vor die Wand! Ihr solltet euch schämen!
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