Samstag, 11. Januar 2014

Erinnerung der herrlichen und lieblichen Gegenwart Gottes


Gott ist gegenwärtig. Lasset uns anbeten
Und in Ehrfurcht vor ihn treten.
Gott ist in der Mitte. Alles in uns schweige
Und sich innigst vor ihm beuge.
Wer ihn kennt,      Wer ihn nennt,
Schlag die Augen nieder;
Kommt, ergebt euch wieder.

Gott ist gegenwärtig, dem die Cherubinen
Tag und Nacht gebücket dienen.
Heilig! heilig! singen alle Engel-Chören,
Wann sie dieses Wesen ehren.
Herr, vernimm      Unsre Stimm,
Da auch wir Geringen
Unsre Opfer bringen.

Wir entsagen willig allen Eitelkeiten,
Aaller Erdenlust und Freuden;
Da liegt unser Wille, Seele, Leib und Leben
Dir zum Eigentum ergeben.
Du allein      sollst es sein, 
Unser Gott und Herre,
Dir gebührt die Ehre.

Majestätisch Wesen! Möcht ich recht dich preisen
Und im Geist dir Dienst erweisen!
Möcht ich wie die Engel immer vor dir stehen
Und dich gegenwärtig sehen!
Lass mich dir      für und für
Trachten zu gefallen,
Liebster Gott, in allem.

Luft, die alles füllet! drin wir immer schweben,
Aller Dinge Grund und Leben,
Meer ohn Grund und Ende! Wunder aller Wunder!
Ich senk mich in dich hinunter.
Ich in dir,      Du in mir,
Lass mich ganz verschwinden,
Dich nur sehn und finden.

Du durchdringest alles: lass dein schönstes Lichte,
Herr, berühren mein Gesichte.
Wie die zarten Blumen willig sich entfalten
Und der Sonne stille halten,
Lass mich so,      Still und froh,
Deine Strahlen fassen
Und dich wirken lassen.

Mache mich einfältig, innig, abgeschieden,
Sanft und still in deinem Frieden;
Mach mich reines Herzens, dass ich deine Klarheit
Schauen mag in Geist und Wahrheit;
Lass mein Herz      Überwärts
Wie ein' Adler schweben
Und in dir nur leben.

Herr, komm in mir wohnen, lass mein' Geist auf Erden
Dir ein Heiligtum noch werden;
Komm, du nahes Wesen, dich in mir verkläre,
Dass ich dich stets lieb und ehre.
Wo ich geh,      Sitz und steh,
Lass mich dich erblicken
Und vor dir mich bücken.

(Gerhard Tersteegen, † 1769; im neuen Gotteslob ist dieses Gedicht des Pietisten Tersteegen mit allen acht Strophen in einer leicht modifizierten Fassung und mit einer Melodie von Joachim Neander enthalten - ich habe es bisher im Gotteslob schmerzlich vermisst!)

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