Samstag, 27. April 2013

Bankrott

Um für die Diözesanversammlung in Freiburg Platz zu machen, wurde für die dauer von 1,5 Wochen eine komplette Pfarrei evakuiert. Zur Linken kann der geneigte Leser betrachten, mit welchem kunsthistorischen Schmuckstück sich die Vertriebenen dieser Tage konfrontiert sehen. Es ist die Universitätskirche (Jesuitenkirche) in Freiburg. 
Sieht man von dem eher dürftigen und recht lieblos neben dem Tabernakel stehen gelassenen Vortragekreuz ab, gibt es nirgends in dieser Kirch ein Kreuz, weder fest oder als Teil oder Verzierungen anderer Austattungsgegenstände, noch mobil (nicht einmal auf dem Altar während der hl. Messe). In der Sakrtistei gibt es ein Kreuz (ohne Corpus), das wars.
Es ist eine überaus verstörende Kirche, die im Wesentlichen ein Gefühl hervorruft: Unwohlsein. Bei meinem ersten Besuch in dieser Kirche blieb ich nur ca. 2 Minuten, dann überrollte mich die Depression und ich kehrte an die frische Luft zurück. Seit dem stelle ich mir amüsiert vor, wie die monströse "Keule" in der Apsis mit viel Getöse auf den Hackblockaltar herunterkracht... (übrigens ist die gesamte Ausstattung nicht nur hässlich, sondern auch in fast jeder Hinsicht ganz außerordentlich unpraktisch, störend... sowohl für die an der Liturgie beteiligten, wie auch für das gläubige Volk).

Wie um alles in der Welt soll dieser Ort Suchenden Halt geben?
Wie soll hier die Gegenwart Gottes erfahrtbar werden?
Wie soll man sich hier etwa zum Priestertum und der Ganzhingabe an Gott inspirieren lassen?
Wo ist hier Schönheit, Freude, Hoffnung?
Ein weißer Raum, ein Stahlträger an dem eine riesige "Nagelkeule" hängt, ein menschlicher Torso ohne Arme und mit Cartoon-Füßen, ein paar Holzhocker.


Der Beste Kommentar zu diesem schrecklichen Ort erreichte mich vorhin per Mail:
»Die christliche Kunst aller Zeiten kannte unterschiedliche Ausdrucksformen. Doch immer beruhte sie auf jenen Motiven, auf denen die gesamte Schöpfung beruht: auf Harmonie und Schönheit. In ihrer darstellenden Form bemühte sie sich, der Wahrheit des Dargestellten
gerecht zu werden.

[...] 
Wenn der Sinn der christlichen Kunst in der Verherrlichung Gottes und der Heiligen und in der erbauenden Betrachtung der Gläubigen liegt, dann kann man hier in dieser Abwendung von der Schönheit und gottgegebenen Harmonie und Ordnung nur von einer gewaltigen Fehlleistung sprechen. Oder um es ein wenig spitz zu formulieren: ein Kunstwerk, das sich in einer Kirche befindet, muss auch den einfältigsten Menschen noch erfreuen, selbst wenn er nicht fähig ist, die tiefere Symbolik darin zu erkennen...«
(P. M.F.)

Wie passend wäre es gewesen, würde die Diözesanversammlung an diesem Ort tagen. Die Kirche ist farblos, bar jeder Schönheit... und Jesus hat keine Arme. Er ist eigentlich gar kein Mensch, denn er hat kein Gesicht. Es ist auch kein Gott da, denn der alles dominierende babylonisch-senkrechte Stahlträger gehört zum Gipfel menschlicher Zivilisation, menschlichen Machens.
Diese Kirche steht für mich schon sehr lange sinnbildlich für alles das, was in der Kirche (und in der Theologie) falsch läuft. Dieser Tage, da 150 Meter nebenan dem Atheismus gehuldigt wird und Gottes Zorn erfleht zu werden scheint, wird mir das umso schmerzlicher bewusst. Wer die Gestaltung dieser Kirche verbrochen hat, will jene Kirche, die der Leib Christi ist, genauso behandeln... er will sie, so drängt sich der dringende Verdacht auf, euthanasieren.

5 Kommentare:

  1. Die Apostelleuchter sind allerdings sämtlich mit einem griechischen Kreuz verziert.

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    1. Ich habe den weißen (inzwischen eher schmutzig grauen) Stuck auf gleichfarbigem Stuckgrund nicht mitgezählt, weil der für die Andacht nicht viel hergibt.

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  2. Ich meine, einmal gelesen zu haben, daß Franz Gutmann (eben jener, der auch die Zelebrationszone im Münster möblierte) dieses Stahlträgerkonstrukt samt einer erlesen gruseligen Marien-Stele für die St. Andreas-Kirche in Weingarten geschaffen hatte, die Gemeinde aber die Annahme verweigerte ... ;-)

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    1. Cool... also ist er nur anschließend auf dem Weg zum Recyclinghof irgendwo falsch abgebogen und DARUM steht das Zeug jetz in der Unikirche?
      Makes perfect sense to me!

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  3. Nun weiß ich nicht, wie die KHG hier so drauf ist ... aber vielleicht hat der Gutmann das Ding auch nur als Leihgabe dem Unibauamt aufgeschwatzt, weil er selber keinen Platz dafür hatte?

    Leider gehört Franz Gutmann (neben dem nicht minder unvermeidlichen Helmut Lutz) ja zu den "angesagten" Kirchenaus- bzw. bestattern der Region. Ich kann das viel zu präsente Zeug der beiden langsam echt nicht mehr sehen ...

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