Der 22. Februar wurde seit dem 4. Jahrhundert als Fest des heiligen Petrus gefeiert. Jedoch ist heute wenig bekannt, dass es über einen Großteil der Kirchengeschichte zwei Feste gab, die "Cathedra Petri" hießen. Nämlich einmal das Fest Cathedra S. Petri Antiochiae und das Zweite für Rom. Beide feierten Petri Einsetzung als Bischof von Rom. Der Grund liegt wohl darin, dass man Ersteres zuerst in Antiochia beging (wo Petrus zuerst wirkte), während Letzteres, das am 18. Januar gefeiert wurde, sich im gallischen Raum entwickelte. Um der Unterscheidung Willen benannte man sie dann später so unterschiedlich. Jedoch wurde erst im 16. Jahrhundert die Feier beider Feste päpstlich angeordnet.
Vor einiger Zeit habe ich das Thema "Kathedra" mal bei den Kirchenvätern näher betrachtet. Das scheint ein guter Anlass zu sein, das mal auszugraben.
»Und
ich will euch das Reich zueignen, wie mir's mein Vater zugeeignet
hat, dass ihr essen und trinken sollt an meinem Tisch in meinem Reich
und sitzen auf Thronen und richten die zwölf Stämme Israels.« (Lk
22,29f)
Diese Verheißung Jesu an die Apostel wird üblicherweise apokalyptisch gedeutet, dass also
diese Throne im Himmel stehen (vgl. Offb 20,4) und das Essen und
Trinken am Tisch auf das "Hochzeitsmahl des Lammes" (Offb. 19,9)
verweist. Das ist sicherlich legitim und richtig. Aber von frühester
Zeit an wurde diese Verheißung Jesu an seine Apostel
auch auf die irdische Kirche hin gedeutet (die ja nach
katholischer Lehre mit der himmlischen Kirche in enger Verbindung
steht gerade weil sie ja Leib Christi ist).
Die
Apostel selbst und spätestens ihre Nachfolger verstanden unter diesen
verheißenen Thronen sehr konkrete Stühle. So lesen
wir etwa bei Tertullian († um
220) Folgendes über die Bedeutung der Tradition im Bestreben, der
christlichen Lehre nachzuforschen: "Willst du den Forschertrieb im
Geschäfte deines Heiles in ersprießlicher Weise betätigen, so
halte eine Rundreise durch die apostolischen Kirchen, in welchen
sogar noch die Lehrstühle [lat. cathedrae] der Apostel auf ihrer
Stelle stehen, in welchen noch ihre Briefe aus den Originalen
vorgelesen werden, die uns ihre Stimme vernehmen machen und das
Antlitz eines jeden in unsere Gegenwart versetzen." (De praescriptione haereticorum 36)
Und
Basilius der Große († 379) schreibt an den Mailänder Bischof
Ambrosius: "Der
Herr selbst hat dich aus den irdischen Richtern herausgenommen um
dich auf den Sitz der Apostel zu setzen." (Ep. CXCVII)
Der
Kirchenvater Pacianus von Barcelona schreibt sogar, man könne die
Bischöfe, die de "Inhaber der apostolischen Sitze" sind, selbst als
Apostel bezeichnen, und der heilige Kirchenvater Hieronymus († 420) stellt klar, dass Rom für ihn "der Sitz [lat. cathedra] des Apostels Petrus" ist. Daher stammt auch die
gängige Bezeichnung eines Bischofssitzes (v.a. und heute fast
ausschließlich für den römischen) als "Apostolischer Stuhl".
Augustinus
(† 430) schließlich erklärt in seinem Hauptwerk De
Civitate Dei en detail,
wie die Verheißung der Richterstühle (Offb 20,4) an die Apostel verstanden werden kann: "Nicht auf das letzte Gericht hat man dies zu
deuten; vielmehr sind die Sitze der Vorsteher und die Vorsteher
selbst zu verstehen, die hinieden die Kirche regieren." (XX,9)
Aber
was hat es denn damit auf sich, dass Jesu Verheißung (und auch das
entsprechende Bild in der Johannesapokalypse) ausdrücklich von "Richterstühlen" spricht? Meint das nicht doch nur das
Endgericht und folglich eine rein jenseitige Hierarchie? Augustinus
sagt dazu: "Das verliehene Gericht [d.i. die Befugnis zu Richten]
aber bezieht man doch wohl am besten auf das Gericht von dem es
heißt: 'Was ihr bindet auf Erden, wird auch im Himmel gebunden sein,
und was ihr löset auf Erden, wird auch im Himmel gelöst sein.' [Mt
18,18] Weshalb auch der Apostel sagt: 'Was kommt es mir zu, die
draußen zu richten? Habt ihr nicht die drinnen zu richten?' [1Kor
5,12]" (Ebd.)
Dieses "Richten" ist übrigens kein Widerspruch zu Jesu Forderung: "Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet." (Mt 7,8), denn
es meint ja nicht das Gericht "Himmel oder Hölle", sondern
betrifft das sittliche Handeln, also die Praxis des Glaubens, und das Festhalten an der Lehre, die dazugehörige "Theorie" des Glaubens. Die
Gemeinde Jesu in der die Liebe herrschen soll, ist ja nicht frei von
Verfehlungen. Entsprechend fordert Jesus auch ganz klar: "Wenn dein
Bruder sündigt, so weise ihn zurecht; und wenn er es bereut, vergib
ihm." (Lk 17,3) Natürlich immer Lk 7,3 beachtend.
Dies alles mag dazu beigetragen haben, dass in St. Peter, siehe Bild, neben Johannes Chrysostomos und Athanasius aus dem Osten, ausgerechnet Ambrosius und eben Augustinus als Vertreter des Westens die Kathedra halten.
Welche Bedeutung gerade der Stuhl des Apostels Petrus hat, erfahren wir ebenfalls bei Augustinus. Er schreibt beispielsweise in einer Streitschrift gegen die Manichäer (Contra epistolam Manichaei quam vocant fundamenti) Folgendes darüber, was ihn im wahrsten Sinne "in der katholischen Kirche (fest)hält": "Die Nachfolge der Amtsträger [sacerdotum] hält mich, beginnend mit dem tatsächlichen Stuhl des Apostels Petrus, den ihm der Herr, nach seiner Auferstehung, gegeben hat, um seine Herde zu weiden, bis auf den gegenwärtigen Bischof." (IV,5)
PS. In der Einführung im (novos ordo) Messbuch zum heutigen Fest steht, der Name des Festes stamme daher, dass man an diesem Tag im antiken Rom das Totengedächtnis hielt und man ja dabei immer auch einen Stuhl für den Verstorbenen dazugestellt habe. Und weil man den genauen Todestag des Petrus nicht kannte, hätte man das eben an diesem Tag gefeiert. Es wäre demnach ursprünglich (und ausschließlich) das Fest des Todes des Apostels gewesen. Ich halte diese Erklärung für hanebüschen und ihr Erscheinen im Messbuch für skandalös, denn der Begriff der "Kathedra [Apostelname]" ist spätestens seit dem 4. Jahrhundert eindeutig durch das eben Beschriebene besetzt. Die Erklärung stimmt einfach nicht!
Interessante Ergänzungen, danke.
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