Freitag, 22. Februar 2013

Petri Stuhlfeier

Der 22. Februar wurde seit dem 4. Jahrhundert als Fest des heiligen Petrus gefeiert. Jedoch ist heute wenig bekannt, dass es über einen Großteil der Kirchengeschichte zwei Feste gab, die "Cathedra Petri" hießen. Nämlich einmal das Fest Cathedra S. Petri Antiochiae und das Zweite für Rom. Beide feierten Petri Einsetzung als Bischof von Rom. Der Grund liegt wohl darin, dass man Ersteres zuerst in Antiochia beging (wo Petrus zuerst wirkte), während Letzteres, das am 18. Januar gefeiert wurde, sich im gallischen Raum entwickelte. Um der Unterscheidung Willen benannte man sie dann später so unterschiedlich. Jedoch wurde erst im 16. Jahrhundert die Feier beider Feste päpstlich angeordnet.
Vor einiger Zeit habe ich das Thema "Kathedra" mal bei den Kirchenvätern näher betrachtet. Das scheint ein guter Anlass zu sein, das mal auszugraben.


»Und ich will euch das Reich zueignen, wie mir's mein Vater zugeeignet hat, dass ihr essen und trinken sollt an meinem Tisch in meinem Reich und sitzen auf Thronen und richten die zwölf Stämme Israels.« (Lk 22,29f) 

Diese Verheißung Jesu an die Apostel wird üblicherweise apokalyptisch gedeutet, dass also diese Throne im Himmel stehen (vgl. Offb 20,4) und das Essen und Trinken am Tisch auf das "Hochzeitsmahl des Lammes" (Offb. 19,9) verweist. Das ist sicherlich legitim und richtig. Aber von frühester Zeit an wurde diese Verheißung Jesu an seine Apostel auch auf die irdische Kirche hin gedeutet (die ja nach katholischer Lehre mit der himmlischen Kirche in enger Verbindung steht gerade weil sie ja Leib Christi ist).
Die Apostel selbst und spätestens ihre Nachfolger verstanden unter diesen verheißenen Thronen sehr konkrete Stühle. So lesen wir etwa bei Tertullian († um 220) Folgendes über die Bedeutung der Tradition im Bestreben, der christlichen Lehre nachzuforschen: "Willst du den Forschertrieb im Geschäfte deines Heiles in ersprießlicher Weise betätigen, so halte eine Rundreise durch die apostolischen Kirchen, in welchen sogar noch die Lehrstühle [lat. cathedrae] der Apostel auf ihrer Stelle stehen, in welchen noch ihre Briefe aus den Originalen vorgelesen werden, die uns ihre Stimme vernehmen machen und das Antlitz eines jeden in unsere Gegenwart versetzen." (De praescriptione haereticorum 36)
Und Basilius der Große († 379) schreibt an den Mailänder Bischof Ambrosius: "Der Herr selbst hat dich aus den irdischen Richtern herausgenommen um dich auf den Sitz der Apostel zu setzen." (Ep. CXCVII)
Der Kirchenvater Pacianus von Barcelona schreibt sogar, man könne die Bischöfe, die de "Inhaber der apostolischen Sitze" sind, selbst als Apostel bezeichnen, und der heilige Kirchenvater Hieronymus († 420) stellt klar, dass Rom für ihn "der Sitz [lat. cathedra] des Apostels Petrus" ist. Daher stammt auch die gängige Bezeichnung eines Bischofssitzes (v.a. und heute fast ausschließlich für den römischen) als "Apostolischer Stuhl".
 Augustinus († 430) schließlich erklärt in seinem Hauptwerk De Civitate Dei en detail, wie die Verheißung der Richterstühle (Offb 20,4) an die Apostel verstanden werden kann: "Nicht auf das letzte Gericht hat man dies zu deuten; vielmehr sind die Sitze der Vorsteher und die Vorsteher selbst zu verstehen, die hinieden die Kirche regieren." (XX,9)
Aber was hat es denn damit auf sich, dass Jesu Verheißung (und auch das entsprechende Bild in der Johannesapokalypse) ausdrücklich von "Richterstühlen" spricht? Meint das nicht doch nur das Endgericht und folglich eine rein jenseitige Hierarchie? Augustinus sagt dazu: "Das verliehene Gericht [d.i. die Befugnis zu Richten] aber bezieht man doch wohl am besten auf das Gericht von dem es heißt: 'Was ihr bindet auf Erden, wird auch im Himmel gebunden sein, und was ihr löset auf Erden, wird auch im Himmel gelöst sein.' [Mt 18,18] Weshalb auch der Apostel sagt: 'Was kommt es mir zu, die draußen zu richten? Habt ihr nicht die drinnen zu richten?' [1Kor 5,12]" (Ebd.)
Dieses "Richten" ist übrigens kein Widerspruch zu Jesu Forderung: "Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet." (Mt 7,8), denn es meint ja nicht das Gericht "Himmel oder Hölle", sondern betrifft das sittliche Handeln, also die Praxis des Glaubens, und das Festhalten an der Lehre, die dazugehörige "Theorie" des Glaubens. Die Gemeinde Jesu in der die Liebe herrschen soll, ist ja nicht frei von Verfehlungen. Entsprechend fordert Jesus auch ganz klar: "Wenn dein Bruder sündigt, so weise ihn zurecht; und wenn er es bereut, vergib ihm." (Lk 17,3) Natürlich immer Lk 7,3 beachtend.

Dies alles mag dazu beigetragen haben, dass in St. Peter, siehe Bild, neben Johannes Chrysostomos und Athanasius aus dem Osten, ausgerechnet Ambrosius und eben Augustinus als Vertreter des Westens die Kathedra halten.


Welche Bedeutung gerade der Stuhl des Apostels Petrus hat, erfahren wir ebenfalls bei Augustinus. Er schreibt beispielsweise in einer Streitschrift gegen die Manichäer (
Contra epistolam Manichaei quam vocant fundamenti) Folgendes darüber, was ihn im wahrsten Sinne "in der katholischen Kirche (fest)hält": "Die Nachfolge der Amtsträger [sacerdotum] hält mich, beginnend mit dem tatsächlichen Stuhl des Apostels Petrus, den ihm der Herr, nach seiner Auferstehung, gegeben hat, um seine Herde zu weiden, bis auf den gegenwärtigen Bischof." (IV,5)


PS. In der Einführung im (novos ordo) Messbuch zum heutigen Fest steht, der Name des Festes stamme daher, dass man an diesem Tag im antiken Rom das Totengedächtnis hielt und man ja dabei immer auch einen Stuhl für den Verstorbenen dazugestellt habe. Und weil man den genauen Todestag des Petrus nicht kannte, hätte man das eben an diesem Tag gefeiert. Es wäre demnach ursprünglich (und ausschließlich) das Fest des Todes des Apostels gewesen. Ich halte diese Erklärung für hanebüschen und ihr Erscheinen im Messbuch für skandalös, denn der Begriff der "Kathedra [Apostelname]" ist spätestens seit dem 4. Jahrhundert eindeutig durch das eben Beschriebene besetzt. Die Erklärung stimmt einfach nicht!

1 Kommentar:

  1. Interessante Ergänzungen, danke.

    Habe hierher verlinkt:
    http://frischer-wind.blogspot.de/2013/02/die-kathedra-petri-symbol-der-vom-herrn.html

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