Das ist deshalb verwunderlich, weil es haargenau diesen Ansatz in der Diskussion seit dem Zweiten Vaticanum (Wiederbelebung des ständigen Diakonats in einzelnen Kirchenprovinzen) und spätestens seit der Würzburger Synode von 1972 gibt.
Der Grund, warum diese leidige Debatte in Deutschland seit 40 Jahren pausenlos und völlig sinnfrei geführt wird, liegt darin, dass eben diese Synode der Bistümer Deutschlands in ihrem Beschluss nichts weniger tat, als eben dies zu fordern! Wobei, stimmt nicht: Die Synode forderte noch weit mehr, nämlich das sakramentale Weiheamt des Diakonats für Frauen! Das scheint heute vergessen... nur bei den ewigen Forderern nicht, denn alles was irgendwie passt, ist bei denen ja automatisch sakrosankt und unfehlbare Lehre. Das bemerkenswerte dabei ist, dass dieser Beschluss von falschen Voraussetzungen ausgeht. Dort heißt es (Beschluß: Dienste und Ämter 4.2.1; Offizielle Gesamtausgabe, Bd. 1, S. 616f.):
»Gestützt auf das biblische Zeugnis von der Stellung der Frauen im Jüngerkreis Jesu und die zahlreichen und wichtigen Dienste der Frauen in den neutestamentlichen Gemeinden, wurden in den Ostkirchen und während der ersten christliochen Jahrhunderte vereinzelt auch in Kirchen des lateinischen Ritus Frauen zu Diakoninnen geweiht. [...] Diese geschichtlichen Tatsachen waren dem Bewußtsein der Kirche weitgehend entfallen. Sie wurden durch die theologische Forschung neu zugänglich.«Diese Aussage ist schlicht und ergreifend falsch. Zumindest das ist heute klar, wie es auch in der aktuellen Lostretung durch Eminenz Kasper deutlicht wurde.
Aber davon ausgehend schließt dieser Abschnitt des Beschlusses wie selbstverständlich hiermit (4.2.2):
»Die Zulassungsbedingungen zum Diakonat sollen daher für Männer und Frauen soweit als möglich angeglichen werden.«
Dass heute "nur" die Einführung eines nichtsakramentalen Amtes diskutiert wird, ist eigentlich fast noch eine "Verbesserung"... (Freilich eine bedeutungslose, denn was durch die Bank gefordert wird, ist ja letztlich das sakramentale Amt.) Aber darum meinte ich, dass die Fordernden dies nur als Beleidigung empfänden, obgleich sie freilich nach Außen es begrüßen würden, nur um baldigst "mehr" fordern zu können.
Um mal nur bezüglich dieser historischen Frage den derzeitigen Präfekten der Glaubenskongregation, Erzbischof Müller, aus dem Jahr 2001 (Interview in der Tagespost, hier) zu zitieren, als er nach den Ergebnissen der Internationalen Theologenkommission (die sich mit exakt diesem Thema befasste!) befragt wurde:
»Alle bedeutenden Kirchenväter haben ausdrücklich die Praxis, in einigen von der Kirche abgetrennten Gemeinschaften den Frauen das Diakonen- und Priesteramt zu übertragen, als häretisch abgewiesen. Als dann ab dem zwölften Jahrhundert im Licht der Unterscheidung von Sakramenten im wahren und eigentlichen Sinn und den bloßen Sakramentalien die liturgischen Grundvollzüge der Kirche bewertet wurden, haben alle maßgebenden Theologen und das kirchliche Lehramt die Interpretation der Diakonisse als Stufe des Weihesakraments im eigentlichen und wahren Sinne abgelehnt. Einhellig wird der Ritus der Einsetzung der Diakonisse als Benediktion (Segnung), das heißt als Sakramentale bewertet, besonders auch die Weihe der Äbtissin oder der Jungfrau, die in einem gewissen historischen Zusammenhang mit der alten Diakonissinnenweihe gesehen werden kann.«
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