Ein Katholik ist ein Mensch, der als Egoist beschimpft wird, weil er sich für das Lebensrecht eines ihm fremden Menschen einsetzt.
Montag, 31. Dezember 2012
Unschuld
Samstag, 29. Dezember 2012
Ist es "designt"?
Marc Chagall - Der Spaziergang (1917) |
Nachdem nun also ID als naturwissenshaftlicher Nonsens entlarvt ist, möchte ich mich diesmal mit den philosophischen Schwierigkeiten des Konzepts befassen.
Die zentrale Aussage, die ein Verfechter des Intelliegnt Design über das Objekt seiner Untersuchungen trifft lautet: Es sieht "designt" aus. (Also wurde es design. Von einem Designer.)
Diese Aussage ist in höchstem maße bedenklich.
Warum ist es so falsch zu sagen, etwas sehe „intelligent designt“ aus und daraus zu folgern, dass es auch intelligent designt wurde?
Weil dem die Annahme zugrunde liegt, ein intelligentes Etwas müsse es designt haben! Das was bewiesen werden soll, muss für das Argument bereits vorrausgesetzt werden; die Schlussfolgerung wird an den Anfang der Überlegung gestellt!
Beispiel:
Kreationisten sagen: "If there is a creation, there has to be a creator!"
ID Vertreter sagen: "If there is design, there has to be a designer!" Fällt was auf (abgesehen davon, dass "design" und "creation" beliebig austauschbar sind)?
Wie stelle ich eine Frage an ein Phänomen, das ich mittels Naturwissenschaft ergründen will?
Wenn die Prämisse lautet: "Hier haben wir eine Schöpfung", ist die Frage "Wo kommt sie her?" umgehend beantwortet: "...von einem Schöpfer".
Wenn die Prämisse lautet: "Hier haben wir Design", ist die Frage "Wo kommt es her?" auch umgehend beantwortet: "...von einem Designer".
Wenn die Prämisse lautet: "Hier haben wir einen echten Chagall", ist die Frage "Wo kommt er her?" wiederum umgehend beantwortet: "...von Marc Chagall".
Dies ist keine wissenschaftlich Fragestellung, weil das Gesuchte bereits in der Prämisse steckt. Schöpfung ist per Definition etwas Geschöpftes (Geschaffenes), Design ist per Definition etwas Designtes und Chagalls Ölgemälde sind per Definition von Marc Chagall gemalt.
Manchmal verschärfen diese Leute die Falschheit ihrer "Forschung" noch, indem sie ganz konkret fragen "Who created/designed it?". Offensichtlicher kann man eine Schlussfolgerung garnicht in die Frage packen: hier wird als Verursachendes sogar eine Personalität vorrausgesetzt, etwas das kein Naturwissenschaftler je tun würde, sucht er doch nach natürlichen Ursachen (für natürliche Phänomene)! Solch eine Fragestellung schränkt nämlich automatisch das Feld der möglichen Antworten dramatisch ein: es bleibt faktisch nur eine Antwort übrig... "God did it!"
Der Naturwissenschaftler fragt indes so: "Hier haben wir etwas: wie kam es dazu, was ist der Grund dafür?" Jetzt kann das Forschen losgehen. Diese Frage enthält keinerlei fragwürdige Prämissen und nimmt keine mögliche Schlussfolgerung vorweg.
Es sei angemerkt, dass die Aussage "es sieht designt aus" nicht das eigentliche Problem ist, denn das denken die meisten Biologen bei vielen Dingen auch. Jedoch wird dieses Attribut von Naturwissenschaftlern erst nach dem Frageprozess gegebenenfalls angewendet, um zu verdeutlichen wie gut beispielsweise die Füße des Kamels an das Laufen auf lockerem Sandboden angepasst sind (sie sind sehr breit, nach dem selben Prinzip wie Schneeschuhe). Diese Konstatierung, hier läge "ein ausgefeiltes Design (der Evolution)" vor, ist aber eher ein Ausdruck von Bewunderung gegenüber dem aktuellen (gut angepassten, funktionalen oder schönen) Zustand und keine Aussage über die Entstehung. Die Frage ist zudem, was damit gemeint ist: heißt das, etwas ist gut geeignet für seine Funktion, etwa die Hände zum greifen? Die meisten Biologen sprechen eben auch von "Design", und sie meinen eines "von unten": ein natürlicher Prozess (der zuvor erforscht wurde) der eine Anpassung an die jeweiligen Notwendigkeiten in der Weise einer Entwicklung bewirkt, namentlich: Evolution. Ist der Prozess erforscht der dafür verantwortlich ist, wird zuweilen das Attribut "Design" angewendet; nicht vorher! Somit fällt auch ein möglicher "Designer" aus dem Feld, denn der Entstehungsprozess wurde, wie gesagt, vorher erforscht.
Der Fehler der Kreationisten ist, das "Angepasstsein" biologischer Strukturen (was, wie schon oft wiederholt, eine Naturnotwendigkeit alles Lebendigen ist) zu anthropomorphisieren: Sie sagen, dass wir Menschen ja ständig Gegenstände (z.B. Werkzeuge) "intelligent designen" um bestimmte Zwecke zu erfüllen, somit muss das "Design" in der Natur gleichfalls von einer Intelligenz entworfen/ausgeführt worden sein.
Hier kommt Ockhams Rasiermesser zum Zuge: was ist plausibler: dass ein natürlicher Prozess der Veränderung und Selektion, dessen Funktionsweise wir beobachten, verstehen und testen können und dessen Kenntnis uns bereits viele Vorhersagen machen lässt um so beispielsweise Krankheiten zu behandeln, durch graduelle Anpassung an konkrete Bedingungen und Anforderungen eine hohe Funktionalität von bestimmtes Strukturen hervorbringt; oder, dass eine nicht näher bekannte, per Definition nicht ergründbare (weil übernatürliche) "Intelligenz" auf eine nicht bekannte Art und Weise auf unbekannter Ebene irgendwie in die natürlichen Prozesse eingreift um irgendetwas zu tun (und dies zu wiederholen, sobald sich die Umweltbedingungen und Anforderungen ändern; was sie de facto ständig tun)? Die Behauptung der Kreationisten ist, mit einem Wort, außergewöhnlich. Außergewöhnliche Behauptungen benötigen nun aber auch außergewöhnliche Belege... diese fehlen jedoch völlig.
Dass wir Menschen Werkzeuge für bestimmte Funktionen "designen", wissen wir, weil wir diesen Vorgang beobachten und sogar selbst erlernen können! Eine Intelligenz, die mächtig genug ist, ein ganzes Universum zu erschaffen, haben wir bisher noch nicht bei ihrem Tun beobachtet und wir haben auch keine Möglichkeit, dieses Handwerk zu erlernen.
Oder anders: Es wird oft mit einem simplen suggestiven Trick versucht, leute für die Idee des ID zu gewinnen: Wenn du ein Auto siehst oder eine Uhr am Strand findest oder ein Gemälde im Wald hängen siehst, dann denkst du doch auch nicht, dass es "natürlich entstanden" ist, sondern du weißt instinktiv, dass hier ein Designer (in dem fall ein Mensch) am Werk war. Nun schau dir mal dieses komplexe Flagellum an!
Und an sich ist diese Aussage richtig. Wir wissen, dass Autos, Uhren und Gemälde von einer "Intelligenz", einem Handwerker oder Maler hergestellt werden, weil, nochmal, wir diese Prozesse beobachten können und wir sogar selbst Autos, Uhren und Gemälde herstellen können!
Von diesem offensichtlichen Faktum abgesehen, fehlen allen diesen Beispielen jedoch auch alle Eigenschaften, die es biologischen Organismen erlauben, sich im Laufe der Zeit zu entwickeln: Weder Autos, noch Uhren, noch Gemälde sind lebendig. Sie haben keine Gene die Veränderungen unterliegen, sie reproduzieren sich nicht und rekombinieren nicht ihr Erbmaterial... in einem Wort: Sie erfahren keine Evolution. Hier liegt ein fundamenatler Kategorienfehler vor.
Was ist eigentlich "Design"?
Nun wird ja oft die "nichtreduzierbare Komplexität" als "Designargument" vorgebracht. Warum eigentlich? Warum sollen ausgerechnet diese komplexen Strukturen an Hinweis auf "intelligentes Design" sein?
Denkt man das mal durch, fällt etwas erstaunliches auf: Komplexität ist eigentlich gar kein Indiz für Design. Im Gegenteil: große Komplexität ist oftmals gerade kein Ziel von Design. Eine gute Maschine ist die, die möglichst wenige komplexe (störanfällige!) Mechanismen enthält, die also möglichst simpel einen Zweck erfüllen kann. Sind also vielleicht gerade die weniger komplexen Strukturen ein Anzeichen für Design? Wieso nicht? Jeder kennt doch die "Designermöbel" die so unglaublich schlicht und klinisch daherkommen. Ist ein Hocker nur ein einfacher weißer Würfel, nennt man das Design.
Was ist Design?
Alles kann Design sein! Jede Struktur, sei sie simpel oder komplex oder irgendwas dazwischen, kann Design sein... Warum sollte irgendetwas kein Design sein? Hat der Designer nur bestimmte Strukturen bis zu einem vorher festgelegten Komplexitätsgrad "designt" und die übrigen nicht? Woher kommen diese dann? Welcher Grad an Komplexität ist die Grenze? Warum? Ist alles Design? Ist nichts Design?
Tatsächlich ist die Behauptung von intelligentem Design eine Antwort auf alles und nichts. Von allem ließe sich behaupten, dass es designt sei... und jedesmal ist der erklärende Gehalt exakt 0 (ausgeschrieben: Null).
Das gesamte Konzept von "Intelligent Design" erklärt nichts. Nada. Zip. Zero. Zilch. Rien. Nothing.
"Design" ist eine Projektion. Es ist eine "Wertung", ein Urteil, ein Gefühl, ein Eindruck.
Unser Gehirn verfügt über Fähigkeiten zur Mustererkennung. Darum suchen wir Menschen instinktiv nach Mustern und Zusammenhängen in der Natur. Das ist sehr wichtig um z.B. bei der Jagd zu wissen, wie die Beute reagiert, um unsere Artgenossen zu erkennen oder um zu Wissen, wie man ein Tier am besten erlegen und zerteilen kann. Wir suchen Muster in der Welt um in ihr zurecht zu kommen; jedoch ist nicht jedes Muster tatsächlich objektiv vorhanden, geschweige denn "absichtlich platziert". In manchen Phänomenen finden wir Muster, in manchen nicht (z.B. weil es zu komplex ist). Ein gutes Beispiel sind die Sterne: was wir als Sternbilder kennen, existiert nicht... es sind Sterne die, von der Erde aus betrachtet!, mit viel Phantasie als Eckpunkte für Kreaturen und Gegenstände imaginiert werden... mit zufällig platzierten Punkten auf einem Blatt Papier kann man das gleiche Spielchen machen.
Einem Phänomen oder einer Struktur "Design" zuzusprechen ist ein Urteil. Es ist aber ein Urteil das immer von Subjekten kommt und immer subjektiv bleiben muss. In seiner "Kritik der Urteilskraft" befasst sich Immanuel Kant im Grunde genau mit diesem Problem und er erteilt den Intelligent Design-Vertretern eine schallende Absage: Alleine schon das Urteil, etwas sei zweckmäßig (z.B. das Auge) ist nicht objektiv. Es ist vielmehr ein subjektives Urteil, das keinerlei Anspruich auf Obejtktivität besitzt. Die Aussage, etwas sei "designt", ist noch weit abgehobener und hat demnach nichts mit der Wirklichkeit zutun (denn, siehe oben: was ist Design? Woran erkennt man es?), sondern ist nur ein subjektives Urteil, bestenfalls ein Ergebnis von Mustererkennung.
Subjektive Urteile mögen im Nachhinein zum Ausdruck gebracht werden (s.o.), aber sie helfen nicht bei der naturwissenschaftlichen Erforschung und sie können erst recht nicht als Prämisse fungieren.
Todesstrafe?
Die Berichterstattung von kath.net enttäuscht, was die angebliche Forderung der Todesstrafe für den Papst durch den grazer Musikwisseschaftler Richard Parncutt betrifft, völlig. Und er Wirbel darum scheint mir so sinnfrei.
Zunächstmal: Parncutts Meinungsäußerung auf der offiziellen Homepage der Universität hat die, wie er sagt "Globale Erwärmung" zum Thema, nicht den Papst und AIDS: für die Leugner dieser schlägt er die Todesstrafe vor. Und zwar darum, weil die Leugnung das Abwenden negativer Folgen verhindert und so wohmöglich Millionen Opfer fordert, etwa durch durch Trockenheit verursachte Hungersnöte, Überschwemmungen und andere Umweltkatastrophen. Womit er m.E. Recht hat (also mit den Folgen, die die politische Obstruktion haben wird). Parncutt kommt in seinem Text in einem Absatz auf den Papst und das Kondom zu sprechen, da hier seiner Ansicht nach in ählicher Weise eine Politik zum Tod Unschuldiger führen werde (und bereits geführt hat). Der Hinweis von kath.net, Parncutt hätte die Todesstrafe für Leugner der "globalen Erwärmung" "schon einmal" gefordert zeigt nur, dass der verantwortliche Redakteurt von kath.net den Originaltext offenbar nicht kennt.
Hier ist der ganze Absatz in dem Parncutt über den Papst schwadroniert:
Weiter: Dass sich hier ein Musikwissenschaftler über das globale Klima auslässt ist an sich schon ein guter Grund, sein Gefasel einfach zu ignorieren... Wenn eine neue Autobahnrücke über den Rhein gebaut wird, konsultiert man ja auch nicht den Bäcker im Ort. Hallo? Hier äußert sich ein MUSIKWISSENSCHAFTLER über ein Thema wozu abertausende Wissenschaftler seit Jahrzehnten intensiv in so vielen Fachgebeiten forschen, dass ich sie kaum alle aufzählen kann... Ohne die feineren Teildisziplinen zu nennen, kommen dabei v.a. die Folgenden in Betracht: In den atmosphärischen und physikalischen Wissenschaften: Klimatologie, Meteorologie, Atmosphärenphysik, Atmosphärenchemie, Solarphysik, historische Klimatologie. In den Geowissenschaften: Geophysik, Geochemie, Geologie, Bodenkunde, Ozeanographie, Glaziologie, Palaeoklimatologie, Paläoökologie. Im Bereich der Biologie: Ökologie, synthetische Biologie, Biochemie, Biogeographie, Ökophysiologie, ökologische Genetik. Und was Mathematik und Computerwissenschaften angeht, seien diese genannt: angewandte Mathematik, Modelltheorie, scientific computing, mathematische und Bayessche Statistik, Zeitreihenanalyse.
Und hier kommt nun ein MUSIKWISSENSCHAFTLER daher, und stellt Behauptungen auf... Wie inkompetent er bei diesem Thema ist, erhellt bereits aus der simplen Tatsache, dass er ständig von "globaler Erwärmung" ("Global Warming") spricht... Wissenshaftler tun das seit Jahrzehnten nicht mehr, da der Klimawandel (die korrekte Bezeichnung dessen, worum es geht) viel komplexere Auswirkungen haben wird, inklusive sinkender Temperaturen in manchen Erdteilen, etwa in Mitteleuropa.
Ok, da wir also festgestellt haben, dass sich hier ein in den betreffenden Wissenschaften inkompetenter Mensch mit seiner Privatmeinung vergalloppiert - was war das noch mit dem Papst?
Also erstens hat Parncutt nicht die Todesstrafe für den Papst gefordert: Er hat seine abstrusen Ideen etwas weiter gesponnen, ein weiteres ihm wissenschaftlich völlig fremdes Gebiet betreten und seine These darauf angewandt ("That raises the interesting question of whether and how the Pope and his closest advisers should be punished"). Das ist beileibe nicht das gleiche wie die Forderung nach der Todesstrafe für den Papst, so hirnrissig es auch ist. Zweitens wäre auch dieses ganze Trara egal gewesen, denn, wieder: Es handelt sich hier um einen Musikwissenschaftler! Der Mann ist kein Anthropologe, Soziologe, Ethnologe, Afrikanist, Theologe, Philosoph oder Völkerrechtler... er ist kein kein Ökonom, kein Virologe, kein Mediziner oder Sexualwissenschaftler... nichtmal ein Politiker oder gar Jurist.
Parncutt ist Musikwissenschaftler, er hat mit keinem Wissenschaftsgebiet, das in irgendeinem Zusammenhang mit dem von ihm Geäußerten steht, eine wissenschaftliche Ausbildung und ist folglich nicht qualifiziert professionelle Äußerungen in diese Richtung zu tätigen. Jeder der sich ein wenig mit der katholischen Morallehre und der tatsächlichen Situation in Afrika auskennt weiß, wie bescheuert Parncutts Äußerungen sind. (Jobo hat netterweise dazu alles Wesentliche hier zusammengestellt.)
Mag er also als Privatmann behaupten was er will: Es bleibt seine Meinung, wie dumm und dreist sie auch sein mag. Und sie ist den Wind nicht wert, der darum gemacht wird. So wenig wie das gedöns irgendeiner Gruppe von Jugendlichen, die das gleiche fordern wie er... Ich war vor meiner Begegnung mit der Katholischen Kirche selber mal in so einer Clique, die sich bis hin zu "Todesdrohungen" über den "alten verkappten Mittelalterlichen" in Rom aufgeregt hat. Es ist bedeutungslos.
Das Einzige, was man hier als "Skandal" werten könnte ist, dass dieser Mensch fahrlässig genug war, seine Meinung auf der Uniseite zu publizieren, statt es am Stammtisch zu belassen. Und ich bin ehrlich gesagt froh, dass es an der Uni keinen Zensor gibt, der schaut ob dort auch alles mit rechten Dingen zugeht. Wichtig bleibt der Hinweis, der ganz unten auf der betreffenden Seite zu lesen ist: "The opinions expressed on this page are the personal opinions of the author. I thank John Sloboda for suggestions, and further suggestions are welcome." Und mehr ist es nicht. Wenn jemand die Homepage seines Arbeitgebers für sein wirres Stammtischgefasel nutzen will, sei ihm das unbenommen... mit den dienstrechtlichen Konsequenzen muss er dann aber auch klarkommen.
Inzwischen kriescht Parncutt zu Kreuze, wenn es unter der Internetadresse seines Pamphletes (das übrigens mindestens seit Oktober online war und noch als Cache bei Google zu finden ist) nunmehr heißt:
Ich weiß nicht wie es euch geht, aber in christlicher Gesinnung glaube ich ihm und wünsche ihm für die Zukunft das Beste (inklusive das Wiederfinden akademischer Bescheidenheit: Schuster, bleib bei deinem Leisten)!
Zunächstmal: Parncutts Meinungsäußerung auf der offiziellen Homepage der Universität hat die, wie er sagt "Globale Erwärmung" zum Thema, nicht den Papst und AIDS: für die Leugner dieser schlägt er die Todesstrafe vor. Und zwar darum, weil die Leugnung das Abwenden negativer Folgen verhindert und so wohmöglich Millionen Opfer fordert, etwa durch durch Trockenheit verursachte Hungersnöte, Überschwemmungen und andere Umweltkatastrophen. Womit er m.E. Recht hat (also mit den Folgen, die die politische Obstruktion haben wird). Parncutt kommt in seinem Text in einem Absatz auf den Papst und das Kondom zu sprechen, da hier seiner Ansicht nach in ählicher Weise eine Politik zum Tod Unschuldiger führen werde (und bereits geführt hat). Der Hinweis von kath.net, Parncutt hätte die Todesstrafe für Leugner der "globalen Erwärmung" "schon einmal" gefordert zeigt nur, dass der verantwortliche Redakteurt von kath.net den Originaltext offenbar nicht kennt.
Hier ist der ganze Absatz in dem Parncutt über den Papst schwadroniert:
»That raises the interesting question of whether and how the Pope and his closest advisers should be punished for their consistent stand against contraception in the form of condoms. It has been clear for decades that condoms are the best way to slow the spread of AIDS, which has so far claimed 30 million innocent lives. The number of people dying of AIDS would have been much smaller if the Catholic Church had changed its position on contraception in the 1980s, or any time since then. Because it did not, millions have died unnecessarily. There is a clear causal relationship between the Vatican's continuing active discouragement of the use of condoms and the spead of AIDS, especially in Africa. We are talking about millions of deaths, so according to the principle I have proposed, the Pope and perhaps some of his closest advisers should be sentenced to death. I am talking about the current Pope, because his continuing refusal to make a significant change to the church's position on contraception will certainly result in millions of further unnecessary deaths from AIDS in the future. Since many of these deaths could be prevented relatively easily simply by changing the position of the Catholic church, which incidentally is one of the most influential political powers in Africa and elsewhere, we are talking about something remarkably similar to premeditated mass murder. Not the same, because the church does not want the affected people to die. But the numbers of people involved are so enormous that at some level it doesn't matter any more whether the murder is premeditated or not. The position of the church is presumably also racist: if those dying from AIDS were not predominately black, the church would presumably have changed its position on ontraception long ago. Just imagine 30 million white people dying from AIDS in Europe or North America, and you will see what I mean.«
Weiter: Dass sich hier ein Musikwissenschaftler über das globale Klima auslässt ist an sich schon ein guter Grund, sein Gefasel einfach zu ignorieren... Wenn eine neue Autobahnrücke über den Rhein gebaut wird, konsultiert man ja auch nicht den Bäcker im Ort. Hallo? Hier äußert sich ein MUSIKWISSENSCHAFTLER über ein Thema wozu abertausende Wissenschaftler seit Jahrzehnten intensiv in so vielen Fachgebeiten forschen, dass ich sie kaum alle aufzählen kann... Ohne die feineren Teildisziplinen zu nennen, kommen dabei v.a. die Folgenden in Betracht: In den atmosphärischen und physikalischen Wissenschaften: Klimatologie, Meteorologie, Atmosphärenphysik, Atmosphärenchemie, Solarphysik, historische Klimatologie. In den Geowissenschaften: Geophysik, Geochemie, Geologie, Bodenkunde, Ozeanographie, Glaziologie, Palaeoklimatologie, Paläoökologie. Im Bereich der Biologie: Ökologie, synthetische Biologie, Biochemie, Biogeographie, Ökophysiologie, ökologische Genetik. Und was Mathematik und Computerwissenschaften angeht, seien diese genannt: angewandte Mathematik, Modelltheorie, scientific computing, mathematische und Bayessche Statistik, Zeitreihenanalyse.
Und hier kommt nun ein MUSIKWISSENSCHAFTLER daher, und stellt Behauptungen auf... Wie inkompetent er bei diesem Thema ist, erhellt bereits aus der simplen Tatsache, dass er ständig von "globaler Erwärmung" ("Global Warming") spricht... Wissenshaftler tun das seit Jahrzehnten nicht mehr, da der Klimawandel (die korrekte Bezeichnung dessen, worum es geht) viel komplexere Auswirkungen haben wird, inklusive sinkender Temperaturen in manchen Erdteilen, etwa in Mitteleuropa.
Ok, da wir also festgestellt haben, dass sich hier ein in den betreffenden Wissenschaften inkompetenter Mensch mit seiner Privatmeinung vergalloppiert - was war das noch mit dem Papst?
Also erstens hat Parncutt nicht die Todesstrafe für den Papst gefordert: Er hat seine abstrusen Ideen etwas weiter gesponnen, ein weiteres ihm wissenschaftlich völlig fremdes Gebiet betreten und seine These darauf angewandt ("That raises the interesting question of whether and how the Pope and his closest advisers should be punished"). Das ist beileibe nicht das gleiche wie die Forderung nach der Todesstrafe für den Papst, so hirnrissig es auch ist. Zweitens wäre auch dieses ganze Trara egal gewesen, denn, wieder: Es handelt sich hier um einen Musikwissenschaftler! Der Mann ist kein Anthropologe, Soziologe, Ethnologe, Afrikanist, Theologe, Philosoph oder Völkerrechtler... er ist kein kein Ökonom, kein Virologe, kein Mediziner oder Sexualwissenschaftler... nichtmal ein Politiker oder gar Jurist.
Parncutt ist Musikwissenschaftler, er hat mit keinem Wissenschaftsgebiet, das in irgendeinem Zusammenhang mit dem von ihm Geäußerten steht, eine wissenschaftliche Ausbildung und ist folglich nicht qualifiziert professionelle Äußerungen in diese Richtung zu tätigen. Jeder der sich ein wenig mit der katholischen Morallehre und der tatsächlichen Situation in Afrika auskennt weiß, wie bescheuert Parncutts Äußerungen sind. (Jobo hat netterweise dazu alles Wesentliche hier zusammengestellt.)
Mag er also als Privatmann behaupten was er will: Es bleibt seine Meinung, wie dumm und dreist sie auch sein mag. Und sie ist den Wind nicht wert, der darum gemacht wird. So wenig wie das gedöns irgendeiner Gruppe von Jugendlichen, die das gleiche fordern wie er... Ich war vor meiner Begegnung mit der Katholischen Kirche selber mal in so einer Clique, die sich bis hin zu "Todesdrohungen" über den "alten verkappten Mittelalterlichen" in Rom aufgeregt hat. Es ist bedeutungslos.
Das Einzige, was man hier als "Skandal" werten könnte ist, dass dieser Mensch fahrlässig genug war, seine Meinung auf der Uniseite zu publizieren, statt es am Stammtisch zu belassen. Und ich bin ehrlich gesagt froh, dass es an der Uni keinen Zensor gibt, der schaut ob dort auch alles mit rechten Dingen zugeht. Wichtig bleibt der Hinweis, der ganz unten auf der betreffenden Seite zu lesen ist: "The opinions expressed on this page are the personal opinions of the author. I thank John Sloboda for suggestions, and further suggestions are welcome." Und mehr ist es nicht. Wenn jemand die Homepage seines Arbeitgebers für sein wirres Stammtischgefasel nutzen will, sei ihm das unbenommen... mit den dienstrechtlichen Konsequenzen muss er dann aber auch klarkommen.
Inzwischen kriescht Parncutt zu Kreuze, wenn es unter der Internetadresse seines Pamphletes (das übrigens mindestens seit Oktober online war und noch als Cache bei Google zu finden ist) nunmehr heißt:
"I wish to apologize publicly to all those who were offended by texts that were previously posted at this address. I made claims that were incorrect and comparisons that were completely inappropriate, which I deeply regret. I alone am entirely responsible for the content of those texts, which I hereby withdraw in their entirety."
Ich weiß nicht wie es euch geht, aber in christlicher Gesinnung glaube ich ihm und wünsche ihm für die Zukunft das Beste (inklusive das Wiederfinden akademischer Bescheidenheit: Schuster, bleib bei deinem Leisten)!
Freitag, 28. Dezember 2012
Notiz: Leiblichkeit
Beim Stöbern in der Blogozese stieß ich eben auf einen Link zu einer typischen Ranke-Heinemann-Entblödung über die angebliche Schrecklichkeit der katholischen Sexuallehre (die Verbitterung dieser Frau spottet jeder Beschreibung)... und ich besann mich sogleich glücklich und zufrieden auf eine (sehr grundlegende) Passage aus der Theologie des Leibes des seligen JPII:
»Die Offenbarung und gleichzeitig Entdeckung der ursprünglichen "bräutlichen" Bedeutung des Leibes besteht darin, daß der Mensch, als Mann und Frau, in der ganzen Wirklichkeit und Wahrheit seines Leibes und Geschlechts ("sie waren nackt") und zugleich im totalen Freisein von jeglichem körperlichen und sexuellen Zwang dargestellt wird. Das scheint die Nacktheit der Stammeltern zu bezeugen, die völlig frei von Scham waren. Man darf sagen, daß die beiden - aus der göttlichen Liebe erschaffen, das heißt in ihrem Sein mit Männlichkeit bzw. Weiblichkeit ausgestattet - "nackt" sind, weil sie selbst frei sind in der Freiheit des Sich-Schenkens. Diese Freiheit liegt ja gerade der bräutlichen Bedeutung des Leibes zugrunde. Der menschliche Körper mit seiner Geschlechtlichkeit, seiner Männlichkeit und Weiblichkeit, ist, vom Geheimnis der Schöpfung her gesehen, nicht nur Quelle der Fruchtbarkeit und Fortpflanzung wie in der gesamten Naturordnung, sondern umfaßt von "Anfang" an auch die Eigenschaft des "Bräutlichen", d. h. die Fähigkeit, der Liebe, Ausdruck zu geben: jener Liebe in welcher der Mensch als Person Geschenk wird und - durch dieses Geschenk - den eigentlichen Sinn seines Seins und seiner Existenz verwirklicht. Wir erinnern hier an den Text des letzten Konzils, in dem es heißt, daß der Mensch in der sichtbaren Welt das einzige von Gott "um seiner selbst willen gewollte" Geschöpf ist und wo hinzugefügt wird, daß dieser Mensch "sich nur durch die aufrichtige Selbsthingabe wirklich finden kann".«
(Katechese vom 16.01.1980)
Kindermord
Kindermord zu Betlehem (aus der Leive-Bibel) |
»... a very disturbed man with a rifle gunned down 26 souls in cold blood. Do not deceive yourself into thinking that such reprehensible violence is truly shocking to us in America, or that we haven't the ability to stomach it, look the other way, and even justify it. We can, and we do it every day.
We simply prefer our violence cloaked in the disguise of "rights" and "reproductive freedom". Call it something other than what it really is, and suddenly it's not an abhorrent crime - it's a thing worthy of celebration and defense.
Every one of those 26 souls murdered in Newtown began their human life in the womb. The deaths of every tiny soul murdered in the womb are just as tragic as the little ones killed in Newtown. It's just that their deaths don't make the headlines, and the photos of their tiny faces aren't showered with affectionate tears.
Yet they are human beings, ALL. They are our children, ALL. Not only do we not protect them from harm, we gladly send them to be slaughtered and inflict the harm ourselves.«
Donnerstag, 27. Dezember 2012
Seriöses Fernsehen
Die Aufregung um eine ZDF Sendung, die alle Bundesbürger, natürlich ganz seriös, über die "Fakten" von Weihnachten belehren wollte (wie jedes Jahr!), finde ich ehrlich gesagt ziemlich müßig und überzogen.
Was erwartet man denn anderes?
Da die Mehrheit der Exegeten ihre Hypothesen und Prämissen ("Es gibt keine Wunder" etc.) in Büchern und Vorlesungen als Fakten verkaufen, muss der öffentlich rechtliche Rundfunk das natürlich auch tun. Es bleibt dem ZDF garnichts anderes übrig, selbst wenn da jemand etwas anderes gewollt hätte... Wäre etwas anderes verkauft worden als diese "Fakten", dann könnten wir jetzt den Aufschrei der "Fachwelt" bestaunen und der Sender würde sich peinlich berührt womöglich sogar noch zu einer "Richtigstellung" durchringen...
Selbst wenn man nur (und das ist nun wirklich Fakt!) erwähnt hätte, dass es sich bei alledem nur um Hypothesen handelt (etwa die Nichtgeburt in Betlehem), und dass die Sache mit "es gab keine Jungfrauengeburt" in Wirklichkeit eine Prämisse, und nicht etwas Ergebnis irgendwelchen Wissenschaftstreibens ist, hätte das ZDF in der öffentlichen Wahrnehmung (vermittels der medialen Replik der "Fachgelehrten") seine Seriösität preisgegeben.
Wir wissen doch längst, nicht erst seit Weltbild, dass alles andere nurmehr unter "Märchen" abgeheftet werden darf... Das kann man bemängeln und man darf sich empören, aber es ändert nichts.
Der Rundfunk kann nicht anders, als sich an das zu halten, was gängig ist. Die veröffentlichte Meinung erhält sich selbst am Leben. Es geht dabei nicht um Einschaltquoten, sondern um den Mainstream an und für sich, sei es nun der "wissenschaftliche" oder der mediale.
Alles was "droben" ist, alles was nicht kausal oder irgendwie "anstößig" oder fordernd erscheint, was mit Gottes Wirk-lichkeit zutun hat, wird ausgeblendet... wer dem nicht nachkommt geriet in die Märchen- oder Fundieecke und das kann sich ein Sender wie das ZDF nicht leisten.
Den Gläubigen bleibt das Gebet und die Gewissheit...
Wenn überhaupt, dann ist ein positives Zeugnis gefordert. Aufregung und Widerspruch gegen den Mainstream wird schwerlich etwas nützen.
Was erwartet man denn anderes?
Da die Mehrheit der Exegeten ihre Hypothesen und Prämissen ("Es gibt keine Wunder" etc.) in Büchern und Vorlesungen als Fakten verkaufen, muss der öffentlich rechtliche Rundfunk das natürlich auch tun. Es bleibt dem ZDF garnichts anderes übrig, selbst wenn da jemand etwas anderes gewollt hätte... Wäre etwas anderes verkauft worden als diese "Fakten", dann könnten wir jetzt den Aufschrei der "Fachwelt" bestaunen und der Sender würde sich peinlich berührt womöglich sogar noch zu einer "Richtigstellung" durchringen...
Selbst wenn man nur (und das ist nun wirklich Fakt!) erwähnt hätte, dass es sich bei alledem nur um Hypothesen handelt (etwa die Nichtgeburt in Betlehem), und dass die Sache mit "es gab keine Jungfrauengeburt" in Wirklichkeit eine Prämisse, und nicht etwas Ergebnis irgendwelchen Wissenschaftstreibens ist, hätte das ZDF in der öffentlichen Wahrnehmung (vermittels der medialen Replik der "Fachgelehrten") seine Seriösität preisgegeben.
Wir wissen doch längst, nicht erst seit Weltbild, dass alles andere nurmehr unter "Märchen" abgeheftet werden darf... Das kann man bemängeln und man darf sich empören, aber es ändert nichts.
Der Rundfunk kann nicht anders, als sich an das zu halten, was gängig ist. Die veröffentlichte Meinung erhält sich selbst am Leben. Es geht dabei nicht um Einschaltquoten, sondern um den Mainstream an und für sich, sei es nun der "wissenschaftliche" oder der mediale.
Alles was "droben" ist, alles was nicht kausal oder irgendwie "anstößig" oder fordernd erscheint, was mit Gottes Wirk-lichkeit zutun hat, wird ausgeblendet... wer dem nicht nachkommt geriet in die Märchen- oder Fundieecke und das kann sich ein Sender wie das ZDF nicht leisten.
Den Gläubigen bleibt das Gebet und die Gewissheit...
»Was von Anfang an war, was wir gehört haben, was wir mit unseren Augen gesehen, was wir geschaut und was unsere Hände angefasst haben, das verkünden wir: das Wort des Lebens. Denn das Leben wurde offenbart; wir haben gesehen und bezeugen und verkünden euch das ewige Leben, das beim Vater war und uns offenbart wurde. « (1Joh 1,1f)
Wenn überhaupt, dann ist ein positives Zeugnis gefordert. Aufregung und Widerspruch gegen den Mainstream wird schwerlich etwas nützen.
Mittwoch, 26. Dezember 2012
Die Predigt des Stephanus
An sich schätze ich unsere Leseordnung. Ihr größtes Manko ist freilich, dass nicht selten entscheidende Passagen weggekürzt wurde...
Heute, am Fest des Erzmärtyrers Stepahnus wird in der Lesung zwar berichtet, dass Stepahnus predigte und dass er für seine Predigt gesteinig wurde, aber klammheimlich wird die Predigt selber, wegen der er das Martyrium erlitt!, unterschlagen. Diese wunderbare Predigt sei hiermit nachgeliefert (Apg 7,2-53):
Heute, am Fest des Erzmärtyrers Stepahnus wird in der Lesung zwar berichtet, dass Stepahnus predigte und dass er für seine Predigt gesteinig wurde, aber klammheimlich wird die Predigt selber, wegen der er das Martyrium erlitt!, unterschlagen. Diese wunderbare Predigt sei hiermit nachgeliefert (Apg 7,2-53):
»Brüder und Väter, hört mich an! Der Gott der Herrlichkeit erschien unserem Vater Abraham, als er in Mesopotamien lebte, ehe er sich in Haran niederließ, und sagte zu ihm: Zieh weg aus deinem Land und aus deiner Verwandtschaft und geh in das Land, das ich dir zeigen werde. Da zog er aus dem Land der Chaldäer fort und ließ sich in Haran nieder. Von dort ließ Gott ihn nach dem Tod seines Vaters in dieses Land übersiedeln, in dem ihr jetzt wohnt. Er hat ihm darin kein Erbteil gegeben, auch nicht einen Fußbreit, doch hat er verheißen, das Land ihm und seinen Nachkommen zum Besitz zu geben, obwohl er kinderlos war. So sprach Gott: Seine Nachkommen werden als Fremde in einem Land wohnen, das ihnen nicht gehört; und man wird sie zu Sklaven machen und sie vierhundert Jahre lang hart behandeln. Aber auch über das Volk, dem sie als Sklaven dienen, werde ich Gericht halten, sprach Gott, und nachher werden sie ausziehen und mich an diesem Ort verehren. Und er gab ihm den Bund der Beschneidung. So wurde Abraham der Vater Isaaks und beschnitt ihn am achten Tag, ebenso Isaak den Jakob, und Jakob die zwölf Patriarchen. Die Patriarchen aber waren eifersüchtig auf Josef und verkauften ihn nach Ägypten; doch Gott war mit ihm. Er rettete ihn aus allen seinen Nöten, schenkte ihm Weisheit und die Gunst des Pharao, des Königs von Ägypten, und er bestellte ihn zum Herrscher über Ägypten und über sein ganzes Haus. Es kam aber eine Hungersnot über ganz Ägypten und Kanaan und das Elend war groß. Auch unsere Väter hatten keine Nahrung mehr. Als Jakob hörte, dass es in Ägypten Getreide gab, schickte er unsere Väter ein erstes Mal dorthin. Beim zweiten Mal gab Josef sich seinen Brüdern zu erkennen und dem Pharao wurde Josefs Herkunft bekannt. Josef aber ließ seinen Vater Jakob und seine ganze Familie holen: fünfundsiebzig Menschen. So zog Jakob nach Ägypten hinab; und er starb und auch unsere Väter starben. Man brachte sie nach Sichem und bestattete sie in dem Grab, das Abraham von den Söhnen Hamors in Sichem für Silbergeld gekauft hatte.
Als aber die Zeit der Verheißung herankam, die Gott dem Abraham zugesagt hatte, vermehrte sich das Volk und breitete sich in Ägypten aus, bis ein anderer über Ägypten König wurde, der von Josef nichts wusste. Er ging gegen unser Volk heimtückisch vor und zwang unsere Väter, ihre Kinder auszusetzen; sie sollten nicht am Leben bleiben. In dieser Zeit wurde Mose geboren und Gott hatte Gefallen an ihm. Drei Monate lang wurde er im Haus seines Vaters aufgezogen; als er aber ausgesetzt wurde, nahm ihn die Tochter des Pharao auf und erzog ihn als ihren Sohn. Und Mose wurde in aller Weisheit der Ägypter ausgebildet und er war mächtig in Wort und Tat. Als er vierzig Jahre alt war, reifte in ihm der Gedanke, nach seinen Brüdern, den Söhnen Israels, zu sehen. Und als er sah, wie einem von ihnen Unrecht geschah, kam er dem Unterdrückten zu Hilfe und rächte ihn, indem er den Ägypter erschlug. Er dachte, seine Brüder würden begreifen, dass Gott ihnen durch seine Hand Rettung bringen wolle; doch sie begriffen es nicht. Am folgenden Tag kam er dazu, wie sie sich stritten; er versuchte, sie auszusöhnen und Frieden zu stiften, und sagte: Männer, ihr seid doch Brüder. Warum tut ihr einander Unrecht? Der Mann aber, der seinem Nächsten Unrecht getan hatte, stieß ihn weg und sagte: Wer hat dich zum Anführer und Schiedsrichter über uns bestellt? Willst du mich etwa umbringen, wie du gestern den Ägypter umgebracht hast? Daraufhin floh Mose und hielt sich als Fremder in Midian auf; dort wurden ihm zwei Söhne geboren. Als vierzig Jahre vergangen waren, erschien ihm in der Wüste beim Berg Sinai ein Engel im Feuer eines brennenden Dornbusches. Als Mose die Erscheinung sah, wunderte er sich darüber. Er ging näher hin, um sie genauer zu betrachten. Da ertönte die Stimme des Herrn: Ich bin der Gott deiner Väter, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs. Mose begann zu zittern und wagte nicht hinzusehen. Da sagte der Herr zu ihm: Zieh deine Schuhe aus! Denn der Ort, wo du stehst, ist heiliger Boden. Ich habe das Elend meines Volkes in Ägypten gesehen und seine Klage gehört. Ich bin herabgestiegen, um sie zu retten. Und jetzt geh, ich sende dich nach Ägypten. Diesen Mose, den sie verleugnet hatten mit den Worten: Wer hat dich zum Anführer und Schiedsrichter bestellt?, ihn hat Gott als Anführer und Befreier gesandt durch die Hand des Engels, der ihm im Dornbusch erschien. Dieser Mose hat sie herausgeführt, indem er Zeichen und Wunder tat in Ägypten und im Roten Meer und in der Wüste, vierzig Jahre lang. Dies ist der Mose, der zu den Söhnen Israels gesagt hat: Einen Propheten wie mich wird Gott euch aus euren Brüdern erwecken. Dieser stand bei der Versammlung des Volkes in der Wüste zwischen dem Engel, der mit ihm auf dem Berg Sinai redete, und unseren Vätern. Er hat Worte des Lebens empfangen, um sie uns zu geben. Aber unsere Väter wollten sich ihm nicht unterordnen; sie wiesen ihn ab und wandten ihr Herz nach Ägypten zurück. Sie sagten zu Aaron: Mach uns Götter, die vor uns herziehen! Denn dieser Mose, der uns aus Ägypten herausgeführt hat - wir wissen nicht, was mit ihm geschehen ist. Und sie fertigten in jenen Tagen das Standbild eines Kalbes an, brachten dem Götzen Opfer dar und freuten sich über das Werk ihrer Hände. Da wandte sich Gott ab und überließ sie dem Sternenkult, wie es im Buch der Propheten heißt: Habt ihr mir etwa Schlachtopfer und Gaben dargebracht während der vierzig Jahre in der Wüste, ihr vom Haus Israel? Das Zelt des Moloch und den Stern des Gottes Romfa habt ihr herumgetragen, die Bilder, die ihr gemacht habt, um sie anzubeten. Darum will ich euch in die Gebiete jenseits von Babylon verbannen.
Unsere Väter hatten in der Wüste das Bundeszelt. So hat Gott es angeordnet; er hat dem Mose befohlen, es nach dem Vorbild zu errichten, das er geschaut hatte. Und unsere Väter haben es übernommen und mitgebracht, als sie unter Josua das Land der Heidenvölker besetzten, die Gott vor den Augen unserer Väter vertrieb, bis zu den Tagen Davids. Dieser fand Gnade vor Gott und bat für das Haus Jakob um ein Zeltheiligtum. Salomo aber baute ihm ein Haus. Doch der Höchste wohnt nicht in dem, was von Menschenhand gemacht ist, wie der Prophet sagt: Der Himmel ist mein Thron und die Erde der Schemel für meine Füße. Was für ein Haus könnt ihr mir bauen?, spricht der Herr. Oder welcher Ort kann mir als Ruhestätte dienen? Hat nicht meine Hand dies alles gemacht?
Ihr Halsstarrigen, ihr, die ihr euch mit Herz und Ohr immerzu dem Heiligen Geist widersetzt, eure Väter schon und nun auch ihr. Welchen der Propheten haben eure Väter nicht verfolgt? Sie haben die getötet, die die Ankunft des Gerechten geweissagt haben, dessen Verräter und Mörder ihr jetzt geworden seid, ihr, die ihr durch die Anordnung von Engeln das Gesetz empfangen, es aber nicht gehalten habt.«
Dienstag, 25. Dezember 2012
Geheimnis der Weihnacht
»Tagtäglich und zu allen Zeiten kommen Gläubige, die über die göttlichen
Geheimnisse nachdenken, auf die Geburt unseres Herrn und Erlösers aus
einer Jungfrau bleibenden Mutter, so daß eine Seele, die sich zum
Bekenntnisse ihres Schöpfers erhebt, mag dies nun in flehentlichen
Bitten oder in heißen Dankgebeten oder bei der Darbringung des Opfers
sein, nichts häufiger, nichts vertrauensvoller zum Gegenstande
innerlicher Betrachtung macht, als die Tatsache, daß Gott, der Sohn
Gottes, der von gleich ewigem Vater erzeugt wurde, auch als Mensch zur
Welt kam. Allein kein Tag legt und diese im Himmel und auf Erden
anbetungswürdige Geburt mehr ans Herz als der heutige. [...] Heute ging der Schöpfer der Welt aus jungfräulichem
Schoße hervor. Heute wurde jener, der allem Lebenden das Dasein gab, der
Sohn derjenigen, die er erschaffen hatte. Heute erschien das Wort
Gottes mit unserem Fleische umkleidet und begann jenes Wesen, das
niemals menschlichem Auge sichtbar war, sogar mit den Händen greifbar zu
werden.
[...]
Groß ist, Geliebteste, das Geheimnis dieses Geschenkes, und die Gnade, daß Gott den Menschen Sohn nennt und der Mensch Gott als Vater anspricht, übertrifft alle Gaben. Ersieht und erkennt man doch aus diesen Bezeichnungen, wie unsere Liebe sein muß, um sich einer so hohen Ehre würdig zu machen.«
(Auszug aus Leo des Großen Sermo XXVI)
[...]
Groß ist, Geliebteste, das Geheimnis dieses Geschenkes, und die Gnade, daß Gott den Menschen Sohn nennt und der Mensch Gott als Vater anspricht, übertrifft alle Gaben. Ersieht und erkennt man doch aus diesen Bezeichnungen, wie unsere Liebe sein muß, um sich einer so hohen Ehre würdig zu machen.«
(Auszug aus Leo des Großen Sermo XXVI)
Montag, 24. Dezember 2012
Margot fordert!!1
Karneval ist dieses (Kirchen)Jahr früh dran:
»Die frühere Bischöfin Margot Käßmann fordert von der katholischen Kirche, bis 2017 die Exkommunikation des Reformators Martin Luther aufzuheben.«
Einfach nur LOL.
In was für einer Welt lebt die Frau?
»Die frühere Bischöfin Margot Käßmann fordert von der katholischen Kirche, bis 2017 die Exkommunikation des Reformators Martin Luther aufzuheben.«
Einfach nur LOL.
In was für einer Welt lebt die Frau?
Sonntag, 23. Dezember 2012
Schlüsselgewalt
Weil ich beim
digitalen Aufräumen wiedermal über einen alten katechetischen Text von
mir stolperte und ich weiß, dass das darin behandelte vielen nicht
bewusst ist, will ich das (in Auszügen) mal hier reinstellen. Außerdem kam das ja dieser Tage (etwas anders und in
anderem Zusammenhang) auch als O-Antiphon ins katholische Bewusstsein.
Ich hatte das damals (in der Frühzeit meines Studiums) nur so ad hoc
geschrieben, er erhebt also keinen Anspruch auf "Wissenschaftlichkeit".
:)
Ausgehend von der Schlüsselgewalt, ein paar Gedanken über Petrus:
Vor Cäsarea Philippi fragte Jesus seine Jünger, für wen sie ihn denn hielten und Petrus antwortete mit jenem wundervollen Glaubensbekenntnis: "Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!" Woraufhin Jesus ihm beschenigt, dass dies speziell ihm, Petrus, vom Vater offenbart worden sei: "Jesus sagte zu ihm: Selig bist du, Simon Barjona; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel [hat es dir offenbart]." (Mt 16,15f) Und Jesus fügt hinzu: "Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen" (18). Das bedeutet, auf irgendeine Weise soll die Gemeinde der Christen auf Petrus aufgebaut werden (nettes Detail am Rande: ab diesem Moment wird er im NT ausschließlich "Simon Petrus" oder nur "Petrus" genannt, der Name Simon allein wird bedeutungslos).
Anschließend verheißt ihm Jesus: "was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein." (19) Petrus wird hier von allen Aposteln gesondert indem ihm allein die Macht gegeben wird, Sünden zu Vergeben und auch Regeln zu erlassen. Später wird allen Aposteln eine ähnliche Vollmacht gegeben (18,18), aber es wäre falsch, wenn man, wie es Protestanten oft tun, einfach lapidar sagt, dass diese exakte Zusprache an Petrus darum für alle gilt. Denn Petrus erhält hier noch eine Zusprache, die sonst kein Apostel erhält. Jesus sagt: "Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben". Was bedeutet das?
In der Antike waren Schlüssel das Zeichen für Autorität schlechthin. Große Städte oder auch Paläste hatten meist ein besonderes großes Tor welches natürlich auch ein Schloss samt eines Schlüssels hatte. Die Ehrung, jemandem den "Schlüssel zur Stadt" zu geben, gibt es auch heute noch, nur ohne seine ehemals große Bedeutung: der Empfänger bekam damit freien Eintritt und völlige Kontrolle über die Stadt (d.h. er konnte bestimmen, wer eintritt, und wer nicht). Die Stadt zu der Petrus den Schlüssel erhielt, war keine Geringere als die Himmlische Stadt (vgl., Offb 2,12). Solch eine Schlüsselgewalt ist also in der damaligen Zeit auf alle Fälle mehr als ein bloßes Symbol.
Die Rede von derartigen Schlüsseln findet sich vor diesen Ereignissen nur an einer einzigen Stelle in der Bibel, nämlich bei Jesaja (22,22): "Ich lege ihm den Schlüssel des Hauses David auf die Schulter. Wenn er öffnet, kann niemand schließen; wenn er schließt, kann niemand öffnen." Es ist hier nahezu eine identische Formulierung. Das wir doch wohl kein "Zufall" sein? (Vgl. auch Offb 3,7)
Eljakim, selbst kein Adliger, erhält hier die "Schlüssel des Hauses David". Das sollte aufhorchen lassen!
In protestantischen Bibelkommentaren wird auf diese Stelle nicht näher eingegangen, es sei schlicht (wie in einer Chronik) ein Verwaltungsakt geschildert, dass hier halt jemand die Verantwortung für den Palast bekommt. Doch ein derartiges Verständnis wird der Bibel nicht gerecht: Vom Messias wird prophezeiht: "Seine Herrschaft ist groß und der Friede hat kein Ende. Auf dem Thron Davids herrscht er über sein Reich; er festigt und stützt es durch Recht und Gerechtigkeit, jetzt und für alle Zeiten." (Jes 9,6)
Für die Autorität und Identität Jesu ist es unerlässlich, dass er aus dem Hause Davids kommt (vgl. Mt 1,1ff). Und entsprechend wird die Herrschaft und der Thron Davids als Vorrausahnung auf die ewige Herrschaft und den Thron Gottes (in der himmlischen Stadt) gesehen. Wenn nun also einerseits Eljakim von dem Propheten(!) Jesaja die "Schlüssel des Hauses David" bekommt und andererseits Petrus von Jesus (der als endzeitlicher David auf Davids Thron sitzt) die "Schlüssel des Himmelreichs", ist das dann einfach ein Zufall, der keiner näheren Betrachtung bedarf? Oder hat Petrus hier vielleicht doch etwas ganz und gar Einmaliges erhalten?
Wäre das nicht enorm? Kann ein Mensch diese Last (die Gewalt darüber zu haben, wer in die himmlische Stadt eintreten darf!) überhaupt tragen?
Dass Eljakim kein Adeliger war, muss man indes auch als eine Warnung an das Königsgeschlecht verstehen: Nicht die Abstammung gibt den Ausschlag. (Vgl. Mt 3,6: "Gott kann aus diesen Steinen Kinder Abrahams machen.") Gott ist es, der beruft. Gott ist es, der befähigt.
Nach seiner Auferstehung, fragte Jesus Petrus dreimal, ob dieser ihn liebe. Dies in Anlehnung an die dreimalige Verleugnung des Petrus (Lk 22,56-61) bei Jesu Verhaftung. Jesus fragte ihn: "Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als diese? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Lämmer! Zum zweiten Mal fragte er ihn: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe! Zum dritten Mal fragte er ihn: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? Da wurde Petrus traurig, weil Jesus ihn zum dritten Mal gefragt hatte: Hast du mich lieb? Er gab ihm zu Antwort: Herr, du weißt alles; du weißt, dass ich dich lieb habe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe!" (Joh 21,15ff)
Dieser Auftrag, "Weide meine Schafe!", schließt auch die anderen Apostel mit ein, denn Jesus fragte ihn am Anfang ja recht ausdrücklich: "liebst du mich mehr als diese". Welche Bedeutung Petrus zukommt, wird auch an früherer Stelle ersichtlich, wenn Jesus zu ihm sagt: "Simon, Simon, der Satan hat verlangt, dass er euch wie Weizen sieben darf. Ich aber habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht erlischt. Und wenn du dich wieder bekehrt hast [nach der dreimaligen Verleugnung], dann stärke deine Brüder." (Lk 22,31f)
Daran sind zwei Dinge besonders interessant: 1. Jesus betet ganz besonders für Petrus, nicht etwa für alle Jünger. 2. Obwohl (oder gerade weil?) Petrus der einzige unter den Aposteln ist, der Jesus öffentlich (dreimal!) verleugnet, soll er es sein, der seine Brüder stärken und leiten soll (dazu sei an Mt 10,33 erinnert: "Wer mich aber vor den Menschen verleugnet, den werde auch ich vor meinem Vater im Himmel verleugnen."). Diese Verheißung ist ganz offensichtlich eine Vorwegnahme dessen, was ich eben beschrieben hatte bezüglich der dreimaligen Liebeszusage samt Hirtenauftrag (so wie ja auch die Verleugnung vorhergesagt wurde). Somit wird ersichtlich, dass Petrus tatsächlich eine ganz besondere Rolle zukommt, denn Jesus betete nur für ihn, dass sein Glaube "nicht erlischt" obwohl es wohl kein Umstand gewesen wäre, gleich für alle Jünger zu beten. Da es Jesus ist der betet, können wir zudem davon ausgehen, dass diese Bitte auf jeden Fall erfüllt wurde.
Natürlich darf man das alles nicht zu sehr überhöhen und ich halte es für durchaus für diskutabel, inwiefern man damit das Dogma der Infallibilitas des Papstes begründen kann, so richtig dieses Dogma an sich ist.
Nichts desto trotz darf die Schlüsselgewalt des Petrus(amtes) nicht unterschätzt werden. Es ist zu leicht, jene (doch so einmalige und unzweideutige) Verheißung Jesu abzutun.
Ein Prinzip nicht nur sichtbarer Einheit, ist das Petrusamt, sondern auch der Unabhängigkeit von individuellen, ideologischen und staatlichen Interessen. Etwas, das den Kirchen des Ostens wie den protestantischen Gemeinschaften abgeht. Jene und Teile von diesen sind fest an staatliche Strukturen gebunden, Letztere von nicht selten fragwürdigen Individuen abhängig, entweder in ihrer Gründung (Calvin u.a.) oder per se.
Ausgehend von der Schlüsselgewalt, ein paar Gedanken über Petrus:
Vor Cäsarea Philippi fragte Jesus seine Jünger, für wen sie ihn denn hielten und Petrus antwortete mit jenem wundervollen Glaubensbekenntnis: "Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!" Woraufhin Jesus ihm beschenigt, dass dies speziell ihm, Petrus, vom Vater offenbart worden sei: "Jesus sagte zu ihm: Selig bist du, Simon Barjona; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel [hat es dir offenbart]." (Mt 16,15f) Und Jesus fügt hinzu: "Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen" (18). Das bedeutet, auf irgendeine Weise soll die Gemeinde der Christen auf Petrus aufgebaut werden (nettes Detail am Rande: ab diesem Moment wird er im NT ausschließlich "Simon Petrus" oder nur "Petrus" genannt, der Name Simon allein wird bedeutungslos).
Anschließend verheißt ihm Jesus: "was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein." (19) Petrus wird hier von allen Aposteln gesondert indem ihm allein die Macht gegeben wird, Sünden zu Vergeben und auch Regeln zu erlassen. Später wird allen Aposteln eine ähnliche Vollmacht gegeben (18,18), aber es wäre falsch, wenn man, wie es Protestanten oft tun, einfach lapidar sagt, dass diese exakte Zusprache an Petrus darum für alle gilt. Denn Petrus erhält hier noch eine Zusprache, die sonst kein Apostel erhält. Jesus sagt: "Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben". Was bedeutet das?
In der Antike waren Schlüssel das Zeichen für Autorität schlechthin. Große Städte oder auch Paläste hatten meist ein besonderes großes Tor welches natürlich auch ein Schloss samt eines Schlüssels hatte. Die Ehrung, jemandem den "Schlüssel zur Stadt" zu geben, gibt es auch heute noch, nur ohne seine ehemals große Bedeutung: der Empfänger bekam damit freien Eintritt und völlige Kontrolle über die Stadt (d.h. er konnte bestimmen, wer eintritt, und wer nicht). Die Stadt zu der Petrus den Schlüssel erhielt, war keine Geringere als die Himmlische Stadt (vgl., Offb 2,12). Solch eine Schlüsselgewalt ist also in der damaligen Zeit auf alle Fälle mehr als ein bloßes Symbol.
Die Rede von derartigen Schlüsseln findet sich vor diesen Ereignissen nur an einer einzigen Stelle in der Bibel, nämlich bei Jesaja (22,22): "Ich lege ihm den Schlüssel des Hauses David auf die Schulter. Wenn er öffnet, kann niemand schließen; wenn er schließt, kann niemand öffnen." Es ist hier nahezu eine identische Formulierung. Das wir doch wohl kein "Zufall" sein? (Vgl. auch Offb 3,7)
Eljakim, selbst kein Adliger, erhält hier die "Schlüssel des Hauses David". Das sollte aufhorchen lassen!
In protestantischen Bibelkommentaren wird auf diese Stelle nicht näher eingegangen, es sei schlicht (wie in einer Chronik) ein Verwaltungsakt geschildert, dass hier halt jemand die Verantwortung für den Palast bekommt. Doch ein derartiges Verständnis wird der Bibel nicht gerecht: Vom Messias wird prophezeiht: "Seine Herrschaft ist groß und der Friede hat kein Ende. Auf dem Thron Davids herrscht er über sein Reich; er festigt und stützt es durch Recht und Gerechtigkeit, jetzt und für alle Zeiten." (Jes 9,6)
Für die Autorität und Identität Jesu ist es unerlässlich, dass er aus dem Hause Davids kommt (vgl. Mt 1,1ff). Und entsprechend wird die Herrschaft und der Thron Davids als Vorrausahnung auf die ewige Herrschaft und den Thron Gottes (in der himmlischen Stadt) gesehen. Wenn nun also einerseits Eljakim von dem Propheten(!) Jesaja die "Schlüssel des Hauses David" bekommt und andererseits Petrus von Jesus (der als endzeitlicher David auf Davids Thron sitzt) die "Schlüssel des Himmelreichs", ist das dann einfach ein Zufall, der keiner näheren Betrachtung bedarf? Oder hat Petrus hier vielleicht doch etwas ganz und gar Einmaliges erhalten?
Wäre das nicht enorm? Kann ein Mensch diese Last (die Gewalt darüber zu haben, wer in die himmlische Stadt eintreten darf!) überhaupt tragen?
Dass Eljakim kein Adeliger war, muss man indes auch als eine Warnung an das Königsgeschlecht verstehen: Nicht die Abstammung gibt den Ausschlag. (Vgl. Mt 3,6: "Gott kann aus diesen Steinen Kinder Abrahams machen.") Gott ist es, der beruft. Gott ist es, der befähigt.
Nach seiner Auferstehung, fragte Jesus Petrus dreimal, ob dieser ihn liebe. Dies in Anlehnung an die dreimalige Verleugnung des Petrus (Lk 22,56-61) bei Jesu Verhaftung. Jesus fragte ihn: "Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als diese? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Lämmer! Zum zweiten Mal fragte er ihn: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe! Zum dritten Mal fragte er ihn: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? Da wurde Petrus traurig, weil Jesus ihn zum dritten Mal gefragt hatte: Hast du mich lieb? Er gab ihm zu Antwort: Herr, du weißt alles; du weißt, dass ich dich lieb habe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe!" (Joh 21,15ff)
Dieser Auftrag, "Weide meine Schafe!", schließt auch die anderen Apostel mit ein, denn Jesus fragte ihn am Anfang ja recht ausdrücklich: "liebst du mich mehr als diese". Welche Bedeutung Petrus zukommt, wird auch an früherer Stelle ersichtlich, wenn Jesus zu ihm sagt: "Simon, Simon, der Satan hat verlangt, dass er euch wie Weizen sieben darf. Ich aber habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht erlischt. Und wenn du dich wieder bekehrt hast [nach der dreimaligen Verleugnung], dann stärke deine Brüder." (Lk 22,31f)
Daran sind zwei Dinge besonders interessant: 1. Jesus betet ganz besonders für Petrus, nicht etwa für alle Jünger. 2. Obwohl (oder gerade weil?) Petrus der einzige unter den Aposteln ist, der Jesus öffentlich (dreimal!) verleugnet, soll er es sein, der seine Brüder stärken und leiten soll (dazu sei an Mt 10,33 erinnert: "Wer mich aber vor den Menschen verleugnet, den werde auch ich vor meinem Vater im Himmel verleugnen."). Diese Verheißung ist ganz offensichtlich eine Vorwegnahme dessen, was ich eben beschrieben hatte bezüglich der dreimaligen Liebeszusage samt Hirtenauftrag (so wie ja auch die Verleugnung vorhergesagt wurde). Somit wird ersichtlich, dass Petrus tatsächlich eine ganz besondere Rolle zukommt, denn Jesus betete nur für ihn, dass sein Glaube "nicht erlischt" obwohl es wohl kein Umstand gewesen wäre, gleich für alle Jünger zu beten. Da es Jesus ist der betet, können wir zudem davon ausgehen, dass diese Bitte auf jeden Fall erfüllt wurde.
Natürlich darf man das alles nicht zu sehr überhöhen und ich halte es für durchaus für diskutabel, inwiefern man damit das Dogma der Infallibilitas des Papstes begründen kann, so richtig dieses Dogma an sich ist.
Nichts desto trotz darf die Schlüsselgewalt des Petrus(amtes) nicht unterschätzt werden. Es ist zu leicht, jene (doch so einmalige und unzweideutige) Verheißung Jesu abzutun.
Ein Prinzip nicht nur sichtbarer Einheit, ist das Petrusamt, sondern auch der Unabhängigkeit von individuellen, ideologischen und staatlichen Interessen. Etwas, das den Kirchen des Ostens wie den protestantischen Gemeinschaften abgeht. Jene und Teile von diesen sind fest an staatliche Strukturen gebunden, Letztere von nicht selten fragwürdigen Individuen abhängig, entweder in ihrer Gründung (Calvin u.a.) oder per se.
Tu es Petrus et super hanc petram aedificabo ecclesiam meam et tibi dabo claves regni caelorum.
aus Ecclesiasticus
Tu doch nichts Böses!Dann widerfährt dir auch nichts Böses.Steh ab vom Unrecht!Alsdann verschont es dich.Streu nicht den Samen in des Unrechts Furchen, Sohn!Sonst erntest du von ihnen siebenfach.Such nicht vom Herrn dir eine Herrscherstellung zu erlangen,noch einen Ehrensitz vom König!Woll vor dem Herrn nicht als gerecht dastehen,nicht vor dem König als Weiser!Die gleiche Sünde wiederhole nicht!Schon bei der ersten bleibst du ja nicht straflos.Beim Beten sei nicht kleinmütig!Almosengeben übersieh doch nicht!Verlach nicht einen Menschen, der verbittert ist!Denn einer ist es, der erniedrigt und erhöht.Pflüg bei dem Bruder keine Lüge ein!Desgleichen tu dem Freunde nicht!Woll niemals irgendwelche Lüge sagen!Denn die Beharrlichkeit darinschlägt nicht zum Guten aus.(Aus dem Buch Jesus Sirach, Kapitel 7; nach der Übersetzung von Paul Rießler)
Christenhass mitten in Europa
Hannover, 10. November 1939 |
Bin ich der Einzige, der sich an die letzte großangelegte Zerstörung von Gotteshäusern im deutschen Raum erinnert?
Novemberpogrome, anyone?
Steht uns bald eine neue Reichskristallnacht bevor? WTF?
Wehret den Anfängen!
Freitag, 21. Dezember 2012
adventliche Freude
In dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib. Selig ist die, die geglaubt hat, daß sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ.
das Gott
»Theologisch hat Frau Ministerin Schröder recht: Gott steht über den Geschlechtern. Aber emotional ist das nicht meine Welt; für mich ist es wichtig, Gott als Vater zu haben.«
(Günther Beckstein, Vize-Präses der Synode der evangelischen Kirche, hier)
Nein, Herr Beckstein, auch theologisch hat Frau Ministerin Unrecht. Zwar hat Gott kein Geschlecht, aber er ist nunmal Person, und eine solche können wir in der deutschen Sprache (zum Glück!) nicht dinglich bezeichnen. Ihre Emotionen haben damit herzlich wenig zutun. Setzen. Sechs.
...
Der, die, das Gott?: Kristina Schröder sorgt vor Weihnachten für streit in der Union - weiter lesen auf FOCUS Online: http://www.focus.de/politik/deutschland/kristina-schroeders-feldzug-fuer-politische-korrektheit-union-streitet-vor-weihnachten-ueber-das-gott_aid_886289.html«
Der, die, das Gott?: Kristina Schröder sorgt vor Weihnachten für streit in der Union - weiter lesen auf FOCUS Online: http://www.focus.de/politik/deutschland/kristina-schroeders-feldzug-fuer-politische-korrektheit-union-streitet-vor-weihnachten-ueber-das-gott_aid_886289.html«
Nein, Herr Beckstein, auch theologisch hat Frau Ministerin Unrecht. Zwar hat Gott kein Geschlecht, aber er ist nunmal Person, und eine solche können wir in der deutschen Sprache (zum Glück!) nicht dinglich bezeichnen. Ihre Emotionen haben damit herzlich wenig zutun. Setzen. Sechs.
...
Der, die, das Gott?: Kristina Schröder sorgt vor Weihnachten für streit in der Union - weiter lesen auf FOCUS Online: http://www.focus.de/politik/deutschland/kristina-schroeders-feldzug-fuer-politische-korrektheit-union-streitet-vor-weihnachten-ueber-das-gott_aid_886289.html
Der, die, das Gott?: Kristina Schröder sorgt vor Weihnachten für streit in der Union - weiter lesen auf FOCUS Online: http://www.focus.de/politik/deutschland/kristina-schroeders-feldzug-fuer-politische-korrektheit-union-streitet-vor-weihnachten-ueber-das-gott_aid_886289.html
...
Der, die, das Gott?: Kristina Schröder sorgt vor Weihnachten für streit in der Union - weiter lesen auf FOCUS Online: http://www.focus.de/politik/deutschland/kristina-schroeders-feldzug-fuer-politische-korrektheit-union-streitet-vor-weihnachten-ueber-das-gott_aid_886289.html
Der, die, das Gott?: Kristina Schröder sorgt vor Weihnachten für streit in der Union - weiter lesen auf FOCUS Online: http://www.focus.de/politik/deutschland/kristina-schroeders-feldzug-fuer-politische-korrektheit-union-streitet-vor-weihnachten-ueber-das-gott_aid_886289.html
Donnerstag, 20. Dezember 2012
Einer ist euer Lehrer: Christus
Zaum ungezähmter Füllen,
Flügel nicht irrender Vögel,
Untrügliches Steuer der Schiffe,
Hirte königlicher Lämmer,
Flügel nicht irrender Vögel,
Untrügliches Steuer der Schiffe,
Hirte königlicher Lämmer,
Deine einfältigen Kinder sammle,
Daß sie heilig loben,
Arglos preisen
Mit dem unschuldigen Mund
Den Erzieher der Kinder Christus.
Daß sie heilig loben,
Arglos preisen
Mit dem unschuldigen Mund
Den Erzieher der Kinder Christus.
Der Heiligen König,
Allbezwingendes Wort
Des höchsten Vaters,
Der Weisheit Gebieter,
Stütze im Leiden
Voll ewiger Freude,
Des menschlichen Geschlechts
Heiland Jesus,
Hirte, Pflüger,
Steuer, Zaum,
Himmlischer Flügel
Der allheiligen Herde,
Fischer der Sterblichen,
Die retten sich lassen
Aus dem Meere der Bosheit,
Der du heilige Fische
Aus feindlicher Flut
Mit süßem Leben hervorlockst,
Führe Schafe,
Die vernunftbegabt sind, heiliger Hirte, führe,
König, die unberührten Kinder!
Allbezwingendes Wort
Des höchsten Vaters,
Der Weisheit Gebieter,
Stütze im Leiden
Voll ewiger Freude,
Des menschlichen Geschlechts
Heiland Jesus,
Hirte, Pflüger,
Steuer, Zaum,
Himmlischer Flügel
Der allheiligen Herde,
Fischer der Sterblichen,
Die retten sich lassen
Aus dem Meere der Bosheit,
Der du heilige Fische
Aus feindlicher Flut
Mit süßem Leben hervorlockst,
Führe Schafe,
Die vernunftbegabt sind, heiliger Hirte, führe,
König, die unberührten Kinder!
Die Fußstapfen Christi
Sind der Weg zum Himmel.
Immer strömendes Wort
Unermeßliche Zeit,
Ewiges Licht,
Der Barmherzigkeit Quelle,
Vollender edler Tat
Der mit sittsamem Leben
Gott Preisenden,
Christus Jesus;
Himmlische Milch,
Die aus süßen Brüsten
Der Braut, den Liebesgaben
Deiner Weisheit,
Entquillt,
Nehmen wir Unmündigen
Mit kindlichem Mund
Als Nahrung zu uns,
Aus der Mutterbrust des Logos,
Mit des Geistes Tau
Lassen wir uns erfüllen;
Darum laßt einfältiges Lob,
Untrüglichen Preis
Dem Könige Christus,
Als heiligen Lohn
Für die Lehre vom Leben,
Uns singen vereint,
Laßt uns geleiten mit schlichtem Sinn
Den gewaltigen Sohn!
Sind der Weg zum Himmel.
Immer strömendes Wort
Unermeßliche Zeit,
Ewiges Licht,
Der Barmherzigkeit Quelle,
Vollender edler Tat
Der mit sittsamem Leben
Gott Preisenden,
Christus Jesus;
Himmlische Milch,
Die aus süßen Brüsten
Der Braut, den Liebesgaben
Deiner Weisheit,
Entquillt,
Nehmen wir Unmündigen
Mit kindlichem Mund
Als Nahrung zu uns,
Aus der Mutterbrust des Logos,
Mit des Geistes Tau
Lassen wir uns erfüllen;
Darum laßt einfältiges Lob,
Untrüglichen Preis
Dem Könige Christus,
Als heiligen Lohn
Für die Lehre vom Leben,
Uns singen vereint,
Laßt uns geleiten mit schlichtem Sinn
Den gewaltigen Sohn!
Ein Chor des Friedens
Sind die Christuserzeugten;
Als ein sittsames Volk
Laßt uns preisen vereint
Den Gott des Friedens!
Sind die Christuserzeugten;
Als ein sittsames Volk
Laßt uns preisen vereint
Den Gott des Friedens!
(Abschluss des "Paidagogos" des hl. Cyrill von Alexandrien)
Anmerkungen: Der "Pädagoge", den Cyrill in seinem Werk behandelt, ist Christus selbst. Die "Kinder" sind die Christen, denn sie sind ja in der Taufe "neu geboren" und damit Kinder Gottes (Cyril spricht zuweilen sogar von "Säuglingen"); sie sind aber mitnichten infantil und unmündig, sondern durch den ihnen geschenkten Logos gerade vernunftbegabt! Dass Christus als "Flügel", "Steuer" etc. bezeichnet wird zeigt, dass es nicht um einen Verlust von Freiheit geht, sondern um die Ermöglichung von Freiheit. Der Lobpreis ist kein "Lohn" für Gott, sondern es ist unsere Lohn, dass wir ihn preisen können. Die übergroße Zahl von Namen, die Christus hier gegeben werden, zeugen von der tiefen Liebe der Singenden und von der Unbegreiflichkeit des Mysteriums.
Theologische Tricks
Die "Theologie" in der Stanza della Segnatura |
Ich habe mich ja nun schon öfter über das (Un)Wesen der heutigen Theologie geäußert (siehe Label)...
Vorhin fiel mir ein besonders schönes Beispiel in die Hände, an dem man einen guten Teil des heutigen Theologietreibens sehr gut veranschaulichen kann.
Es ist ein kleines Büchlein des (früher in Tübingen ansässigen) Theologen Meinrad Limbeck (braucht man nicht zu kennen): "Abschied vom Opfertod. Das Christentum neu denken". Der Titel ist Programm, denn der Autor erfindet hierin im Wesentlichen ein ganz eigenes Gebilde und er hat die Dreistigkeit, dieses als "Christentum" zu bezeichnen.
Besonders deutlich wird seine Methode bei seiner Behandlung des letzten Abendmahles einsichtig: Er behauptet (natürlich im Einklang mit der "neutestamentlichen Wissenschaft"), dass dies Berichte der Evangelien freilich nicht protokollarisch die wahren Ereignisse schildern, sondern es sich vielmehr um nachösterliche Erzählungen handelt, die, und jetzt kommts, natürlich keine wirklichen Ereignisse oder Worte Jesu behandeln, sondern nur kultätiologisch zu verstehen sind. Auf Deutsch: Die frühchristliche Gemeinde wollte die Texte, die sie im Gottesdienst verwendet, dadurch legitimieren (d.h. mit Jesus in Verbindung bringen), dass sie sie ihm (in den Evangelien) in den Mund legte. Und natürlich kann auch nicht der Versuch fehlen, zu rekonstruieren, was Jesus "wirklich" gesagt und getan hat.
Das Teil ist überaus amüsant zu lesen. Die Suggestionsversuche des Autors kommen allerdings etwas plump daher.
Der Autor stellt hier eine falsche Alternative in den Raum: Entweder protokollarischer Bericht oder nachösterliche Erfindung. Natürlich behaupten die Evangelien nie, ein Protokoll zu sein, sondern jedem ist klar, dass sie nach Ostern geschrieben wurden. Warum das dann aber zwangsläufig erdichtet und erfunden sein muss, wird nich gesagt. Das ist nämlich das Postulat, dass das so ist! (Denn jeder weiß natürlich, dass alle Biographien oder Berichte, die erst nach dem Ableben einer Person über diese Person verfasst werden, natürlich nur Erfundenes beinhalten. *hüstel*)
Interessant ist auch, dass der Autor nie fragt, woher denn eigentlich die Texte kommen, die die frühchristliche Gemeinde in ihrem Gottesdienst verwendet. Von Jesus können sie anscheinend nicht kommen, denn dem wurde das ja nur im nachhinein angedichtet, um ihre Verwendung zu legitimieren... oder so... Also wurden die Texte von irgendwem erfunden... in allen christlichen Gemeinden gleichzeitig... und danach Jesus in den Mund gelegt... von unterschiedlichen Autoren in unterschiedlichen Erdteilen in unterschiedlichen Jahrzehnten immer und immer wieder...
Den anderen Ansatz, dass die frühchristliche Gemeinde diese Texte benutzte WEIL sie von Jesus (bezeugt durch die Apostel) stammten, lässt er stillschweigend unter den Tisch fallen. Es sei eben Konsens der Fachgelehrten, dass es ansdersrum sei (egal, wie unlogisch oder hanebüschen es ist).
Die wundervolle Ironie bei alledem ist, wie so oft, dass hier den biblischen Autoren große Erfindungsgabe (und Unredlichkeit) vorgeworfen wird, die Gedankengänge des Autors aber sehr viel mehr dieser Kategorie angehören.
Um auf den Punkt zu kommen: Mit dieser Methode, die heute en vogue ist, lässt sich wunderschön das ganze Christentum dekonstruieren... man kritisiert nicht mehr Glaubensaussagen, die nicht wortwörtlich in der Bibel stehen (vgl. Mariendogmen etc.) - das wäre ja auch zu leicht -, sondern man deklariert die biblischen Glaubensaussagen als nachträgliche Erfindungen... Man postuliert also einen "wahren Glauben", der gewissermaßen "vor-biblisch" ist, im Zeugnis der Bibel aber bereits verfälscht daherkommt. Die Folge ist, dass man nun völlig frei ist alles und jedes zu behaupten, was dieser "wahre Glaube" sei, denn man ist nicht mehr an die oftmals lästigen Aussagen der Bibel gebunden. Und dabei kommen dann die unzähligen mal mehr mal weniger bescheuerten Jesusse raus, die man heute bestaunen kann. Das ist vielleicht einer der wichtigsten Tricks, die heute breite Anwendung finden beim Selbstmord der christlichen Theologie.
(Ganz neu ist das natürlich nicht: alle bedeutenden Häresien in der Geschichte haben diese Methode verwendet... Neu ist nur, dass unsere Bischöfe dem Treiben untätig zusehen.)
Mittwoch, 19. Dezember 2012
SPALTER!!!
Was ist eigentlich aus der "populären Front" geworden? |
»Der Bischof hat eine zentrale Stellung. Er ist Pontifex, das heisst, Brückenbauer; er muss eine integrierende Persönlichkeit sein. Wir erfahren leider immer wieder das Gegenteil, wie jetzt im Bistum Chur. Dort ist der Bischof offensichtlich nicht ein Brückenbauer, sondern ein Spaltpilz. Es ist in jeder Hinsicht verheerend, wenn ein Bischof spaltend wirkt. Aus meiner Sicht ist er in einem solchen Fall moralisch verpflichtet, sein Amt niederzulegen. Das Gleiche gilt auch für einen Abt oder einen Pfarrer. Wenn ein Pfarrer seine Gemeinde spaltet, zerstört er einen Teil der Kirche. Es geht dabei nicht um die Schuld. Es gibt einfach Situationen, wo jemand spaltend wirkt, vielleicht sogar ohne es zu wollen.« (Peter von Sury, 62, Abt des Benediktinerklosters in Mariastein SO)
»Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, Frieden zu bringen auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.« (Jesus von Nazareth, 33, Zimmermann, jüdischer Wanderprediger, Herr und Gott)
»Denn es müssen ja Spaltungen unter euch sein, damit die Rechtschaffenen unter euch offenbar werden.« (Paulus von Tarsus, alter unbekannt, Zeltmacher, Apostel)
Eucharistischer Futterneid
Eigentlich ist das bei uns in der Pfarrei sehr klug gelöst, indem immer ein etwa 1,5 Meter breiter Streifen zwischen den an der Stufe (oft auch kniend) Kommunizierenden und den Wartenden dahinter besteht... doof nur, wenn dieser respektvolle Abstand (der ja auch überaus praktisch ist, weil er denjenigen die kommuniziert haben einen Weg freihält) von einigen dazu verwendet wird, einfach in eine freigewordene Lücke zu springen, noch bevor der an dieser Stelle Wartende die Gelegenheit dazu bekommt... genau das ist mir heute 3 (drei) Mal(!!) nacheinander passiert... Erst wurde ich schlicht "überholt" (den linken Arm durfte ich behalten) und trat wieder zurück, dann kam jemand von links regelrecht angerannt und stieß sogar fast mit der Person zusammen, die dort gerade kommuniziert hatte, dann kam die Dame rechts von mir, die mit mir respektvoll Abstand hielt, auf die Idee, doch einfach "meinen" Platz zu nehmen... und alle Leute zur Rechten schlossen sich gesammelt dieser "Seitwärtseinordnung" an (warum auch den Platz "verschwenden"), sodass ich wiederum da stand... ich vergewisserte mich dann, ob ich nicht vielleicht doch den offenkundigen Anschein erweckte, hier nur auf meinen Anschlusszug zu warten... "Nur zu, verehrte Dame, gehen Sie nur vor, das ist eh noch nicht mein Zug."... dem war aber nicht so.
Was soll das? Ist das ein bewusstes Streben danach, Unordnung zu provozieren, Andacht zu stören und Leuten eines auszuwischen? Oder ist es einfach nur Symptom eines egoistischen Tunnelblicks?
Interessanterweise wäre mir anschließend in der Mensa beinahe das gleiche nochmal passiert, nur dass diesmal die Person es tatsächlich selbst gemerkt hat, wohin sie sich manövriert hatte und mich freundlich bat, vor sie zu treten.
PS. Man sollte nicht in die Versuchung geraten, Freundlichkeit und Friedfertigkeit als Schwäche abzuurteilen... es wäre ja auch wenig christlich, in solch einem Moment, an solch einem Ort jemanden zu greifen, zu ermahnen oder zu tadeln... Es ist ja auch kein Weltuntergang und lässt sich verschmerzen... aber es erregt doch Besorgnis ob des Umgangs dieser Menschen mit dem Heiligsten... und es stört die Andacht, wenn man mehr oder minder angerempelt, umgerannt und (wiederholt) ausgestochen wird...
Montag, 17. Dezember 2012
Fernsehgottesdienst...
Wenn ihr mal nen Grund zum Erbrechen braucht, schaut euch die Aufzeichnung des Fernsehgottesdienstes vom vergangenen Sonntag auf katholisch.de an... Die Gemeindereferentin in quasi-liturgischem Gewand, meist neben dem geweihten Amtsträger stehend, nimmt diesem immerhin schonmal die halbe Arbeit ab und stielt ihm gegen Ende völlig die Show...
Als vor einiger Zeit der Fernsehgottesdienst aus dem Freiburger Münster übertragen wurde, hatte ich die Gelegenheit, mal backstage zu schauen... und ich war verblüfft über das Ausmaß des Showaspekts. (Übrigens wurde das Münster Tage vorher dichtgemacht, damit all die Technik und Ausstattung installiert werden konnte.) Klar sind diese Gottesdienste immer aufgeplustert bis zum Gehtnichtmehr. Nicht nur, dass die jeweiligen Gemeinden alles (und noch mehr) aufbieten, was sie können, nein, auch der Sender steuert eine Menge bei, nicht bloß Technik und "stilvolle Beleuchtung" (warum nur sind in den Fernsehgottesdiensten die Kirchen immer so bunt und redundant beleuchtet?), sondern auch Regie und Gestaltung... das ganze wird zur reinen Show und hat mit der Realität nichts zutun.
Geschenkt. Sollen sie doch protzen, kleckern und sabbern wie sie wollen.
Nicht kalt lässt es mich dann aber, wenn hier liturgische Missbräuche aller Art über den Äther verschickt werden und dadurch sozusagen das Aushängeschild der Kirche prägen...
Echt zum Heulen...
PS. Was würde geschehen, wenn man einfach mal nur eine normale Gemeindemesse übertragen würde? So ganz ohne Show?
Als vor einiger Zeit der Fernsehgottesdienst aus dem Freiburger Münster übertragen wurde, hatte ich die Gelegenheit, mal backstage zu schauen... und ich war verblüfft über das Ausmaß des Showaspekts. (Übrigens wurde das Münster Tage vorher dichtgemacht, damit all die Technik und Ausstattung installiert werden konnte.) Klar sind diese Gottesdienste immer aufgeplustert bis zum Gehtnichtmehr. Nicht nur, dass die jeweiligen Gemeinden alles (und noch mehr) aufbieten, was sie können, nein, auch der Sender steuert eine Menge bei, nicht bloß Technik und "stilvolle Beleuchtung" (warum nur sind in den Fernsehgottesdiensten die Kirchen immer so bunt und redundant beleuchtet?), sondern auch Regie und Gestaltung... das ganze wird zur reinen Show und hat mit der Realität nichts zutun.
Geschenkt. Sollen sie doch protzen, kleckern und sabbern wie sie wollen.
Nicht kalt lässt es mich dann aber, wenn hier liturgische Missbräuche aller Art über den Äther verschickt werden und dadurch sozusagen das Aushängeschild der Kirche prägen...
Echt zum Heulen...
PS. Was würde geschehen, wenn man einfach mal nur eine normale Gemeindemesse übertragen würde? So ganz ohne Show?
Mittwoch, 12. Dezember 2012
Ein frohes Fest!
Da ich am Beginn des Festes keine Zeit hatte, sei nun zumindest zur Halbzeit eine Erwähnung getan. Man nennt es zuweilen "jüdisches Weihnachten", weil es auch mit Licht und Geschenken zutun hat und meist in den Dezember fällt.
Gemeint ist natürlich das acht Tage dauernde Chanukka, das Tempelweihfest der Juden.
167 v. Chr. verbot Antiochus IV. (er nannte sich "Epiphanes", Erscheinung Gottes... seine Gegner verspotteten ihn als "Epimanes", Wahnsinniger) die Ausübung der jüdischen Religion und wandelte den Tempel in ein heidnisches Kultzentrum um (zuvor hatte er schon den Tempelschatz geplündert). Daraufhin zettelten die Hasmonäer einen Guerillakrieg gegen die Hellenisten an. 142 v. Chr. hatten sie Erfolg und weihten den Tempel wieder dem einzigen Gott (vgl. 1 Makk 4,29ff).
Als die Sieger jedoch in den Tempel kamen merken sie, dass von dem Öl, das für den Betrieb der Menorah verwendet wurde, entweiht war... nurnoch ein versiegelter Krug war übrig geblieben, nur genug Öl für einen Tag. Es würde aber acht Tage dauern, neues geweihtes und reines Öl herzustellen. Dennoch zündeten die Hasmonäer den Leuchter an. Und siehe da: Der Leuchter brannte acht Tage, bis das neue Öl im Tempel eintraf. Darum dauert dieses Fest, das am 25. Kislew beginnt, acht Tage.
Es ist kein "großes" Fest... Kerzen, fette Speisen (als Erinnerung an das Öl), Dreidelspiel (N G H S). Zentral ist dabei die Chanukkiah, der achtarmige Leuchter. Die neunte Kerze ist der Schammasch, die "Diener"-Kerze: von ihrem Feuer wird jeden Tag eine Kerze (von den 8) mehr angezündet.
Vielleicht stammt hier der Brauch her, in der Advents- und Weihnachtszeit Lichter ins Fenster zu stellen, denn die Chanukkiah soll man ins Fenster stellen, damit die Welt es sehen kann. Ein Zeugnis für die Güte Gottes!
Ein Frohes und gesegnetes Fest wünsch' ich!
Gemeint ist natürlich das acht Tage dauernde Chanukka, das Tempelweihfest der Juden.
167 v. Chr. verbot Antiochus IV. (er nannte sich "Epiphanes", Erscheinung Gottes... seine Gegner verspotteten ihn als "Epimanes", Wahnsinniger) die Ausübung der jüdischen Religion und wandelte den Tempel in ein heidnisches Kultzentrum um (zuvor hatte er schon den Tempelschatz geplündert). Daraufhin zettelten die Hasmonäer einen Guerillakrieg gegen die Hellenisten an. 142 v. Chr. hatten sie Erfolg und weihten den Tempel wieder dem einzigen Gott (vgl. 1 Makk 4,29ff).
Als die Sieger jedoch in den Tempel kamen merken sie, dass von dem Öl, das für den Betrieb der Menorah verwendet wurde, entweiht war... nurnoch ein versiegelter Krug war übrig geblieben, nur genug Öl für einen Tag. Es würde aber acht Tage dauern, neues geweihtes und reines Öl herzustellen. Dennoch zündeten die Hasmonäer den Leuchter an. Und siehe da: Der Leuchter brannte acht Tage, bis das neue Öl im Tempel eintraf. Darum dauert dieses Fest, das am 25. Kislew beginnt, acht Tage.
Es ist kein "großes" Fest... Kerzen, fette Speisen (als Erinnerung an das Öl), Dreidelspiel (N G H S). Zentral ist dabei die Chanukkiah, der achtarmige Leuchter. Die neunte Kerze ist der Schammasch, die "Diener"-Kerze: von ihrem Feuer wird jeden Tag eine Kerze (von den 8) mehr angezündet.
Vielleicht stammt hier der Brauch her, in der Advents- und Weihnachtszeit Lichter ins Fenster zu stellen, denn die Chanukkiah soll man ins Fenster stellen, damit die Welt es sehen kann. Ein Zeugnis für die Güte Gottes!
Ein Frohes und gesegnetes Fest wünsch' ich!
Freitag, 7. Dezember 2012
Man, man man...
NGC 5194/5195 |
- es war 1. Advent (achja: Froh's Neues!!)
- es war Nikolaus
- Vorderholzer wird Bischof von Regensburg (yes!!),
- Gänswein Präfekt des Päpstlichen Hauses (Glückwunsch!),
- in der Schweiz klagt ein Bischof gegen die Landeskirche (Popcorn!),
- Meisner watscht die Dialogisierer im eigenen Bistum ab (lol),
- das Ergebnis der fachmännischen Untersuchung der Missbrauchsfälle ist da (ohne überraschendes Ergebnis),
- die Internationale Theologenkommission legt endlich ihr Schreiben zum Wesen ("DNA") der Theologie heute vor (noch ohne deutsche Übersetzung... zufall? Wo doch gerade hierzulande alles den Bach runterzugehen scheint...)
...
so viele Themen... so viel Wissenswertes... und ich bin nach wie vor too busy um das alles überhaupt mal gebührend zu reflektieren... möph!
Anyway: Miles Davis!
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