Donnerstag, 31. Mai 2012

Thriller

Ich find die "Glorifizierung" von Monsignore Gänswein auf kath.net ein bisschen arg krass...

Wann wird endlich der Ruf laut, die Story zu verfilmen? Ich bin für John McCla... ähh... Bruce Willis als "Inspektor Georg"!

Ach bitte... man kann auch nüchterner auf so ein Detail reagieren...

Montag, 28. Mai 2012

Oremus pro Pontifice nostro


Erst kürzlich, mit dem wundervollen Schreiben zum pro multis, habe ich seine väterliche Hand so reich und sicher gespührt wie selten zuvor. Es ist dieser Tage kaum zu übersehen, dass der Heilige Vater recht mitgenommen ist von dem offensichtlichen Vertrauensbruch im engsten Kreis... von den ungezählten anderen Lasten, die auf ihn drücken, ganz zu schweigen.


Oremus pro Pontifice nostro Benedicto

Dominus conservet eum, et vivificet eum, et beatum faciat eum in terra, et non tradat eum in animam inimicorum eius.
Tu es Petrus, et super hanc petram aedificabo Ecclesiam meam.
 
Pater noster
qui es is coelis
sanctificetur nomen tuum,
 adveniat regnum tuum,
 fiat voluntas tua
sicut in coelo et in terra.
 Panem nostrum quotidianum da nobis hodie,
et dimitte nobis debita nostra
sicut et nos dimittimus debitoribus nostris.
Et ne nos inducas in tentationem
sed libera nos a malo.

Ave Maria,
gratia plena,
Dominus tecum.
Benedicta tu in mulieribus,
et benedictus fructus ventris tui, Iesus.
Sancta Maria,
Mater Dei,
ora pro nobis peccatoribus,
nunc et in hora mortis nostrae.


Deus, omnium fidelium pastor et rector, famulum tuum Benedictum, quem pastorem Ecclesiae tuae praeesse voluisti, propitius respice: da ei, quaesumus, verbo et exemplo, quibus praeest, proficere: ut ad vitam, una cum grege sibi credito, perveniat sempiternam.
Per Christum, Dominum nostrum. Amen.


Sancta Dei Genitrix, ora pro eum!
Sancte Benedicte, ora pro eum!
Sancte Augustine, ora pro eum!
Sancti Dominice et Francisce, orate pro eum!
Sancta Teresia a Iesu Infante, ora pro eum!

Kinderwunsch? Alkohol lass sein!

Alkohol ist ein Nervengift!
Anfang dieses Monats wurde von C. Fernando Valenzuela et al. in "Trends of Neurosciences" eine Metastudie mit dem Titel "Does moderate drinking harm the fetal brain? Insights from animal models" veröffentlicht, die zeigen will, dass auch kleine Mengen Alkohol, während der Schwangerschaft konsumiert, ernsthafte Folgen für das ungeborene Leben haben.

Zwar haben verschiedene Studien am Menschen bisher keine eindeutigen (zuweilen auch widersprüchliche) Ergebnisse zu diesem Thema geliefert[1], Studien die an Tieren (Nagetiere und Primaten) durchgeführt wurden, zeigen jedoch recht klare Ergebnisse. Um jetzt nicht mit den recht komplexen Details zu verwirren, sei nur aus der Konklusion zitiert: 

»The collective evidence from the animal studies reviewed above strongly suggests that MPAE [moderate prenatal alcohol exposure] can persistently alter multiple neurotransmitter and neuromodulatory systems throughout the brain, leading to significant neurobehavioral alterations in offspring.« 

Darum sei an dieser Stelle die Warnung ausgesprochen, für alle die meinen, "Och, ein Gläschen Wein ab und zu kann doch nicht schaden": Doch, es kann.


[1] Verursacht sind die Differenzen zum einen durch divergierende Methoden, aber auch, weil Menschen schwerlich unter kontrollierten Bedingungen zu "halten" sind, sodass viele andere Faktoren mit hineinspielen und die Ergebnisse verfälschen, die man hingegen beim Experiment am Tier eliminieren bzw. kontrollieren kann (z.B. Ernährung, sozio-ökonomische Faktoren, Stress, genetische Faktoren).

Vom absolutistischen Papst

Eine journalistische Glanzleistung erbrachte gestern die "Zeit" zum Thema Piusleute. Naja... sort of.

Das Vorgehen des Vatikans wird mit Kafkas (wirklich großartigen!) Parabel "Vor dem Gesetz" verglichen. Soweit, so schlecht.
Sehr vielsagend ist es, wenn die Privatperson des Papstes verabsolutiert wird, indem man ihm eine "absolutistische Herrschaft in Glaubensfragen" unterstellt... was natürlich wenig sinnvoll ist, da sich die absolutistische Herrschaft des Papstes (die es ja tatsächlich gibt!) nur auf eine 0,44 Quadratkilometer große Fläche im Zentrum von Rom beschränkt. Von dieser "Verstaatlichung" des Glaubens (samt Explizierung der Staatsform) einmal abgesehen, wird klargestellt, dass das Schisma mit den Piussen und die dadurch entstandene Wunde natürlich nur das persönliche Empfinden des Papstes betrifft, denn, so werden wir belehrt, dabei handelt es sich lediglich um ein nur "für ihn [den Papst] unerträgliches Schisma"; mit der Kirche als solcher hat ein Schisma freilich per se niemals etwas zutun!

Es wird über einen Streit zwischen Papst und Glaubesnkongregation fabuliert und alle Nase lang (mit Fratze und höllischem Tand) beschworen, dass, siehe Kafkas Parabel, alles, verräterisch und verschwörerisch, hinter verschlossenen Türen abläuft und bei Höllenstrafe nichts nach Außen dringen darf. (Selbstredend nicht ohne den in einem Nebensatz eingeschobenen und das allgemeine Halbwissen auf diesem Gebiet hervorlockenden Hinweis, dass jene Kongregation einstmals "Inquisition" hieß.)

Was hier unterschlagen wird ist, dass, leider Gottes, das ganze Drama, Dank der Zersplitterungen innerhalb der Piusse, nach wie vor work in progress ist. Seit wann ist es üblich oder auch nur opportun, bei heiklen Verhandlungen (sei es zwischen Staaten oder Parteien, sei es in der Strafverfolgung usw.) ständig alles nach außen preiszugeben? Es ist sehr viel sinnvoller, wenn diejenigen, die die Verantwortung, die Kompetenz und die Vollmacht haben Entscheidungen zu treffen, dies unter sich tun; es würde überall, nicht nur in der Kirche, den Prozess nur enorm verkomplizieren, würde ständig ein Druck von außen bestehen: dann würden nämlich die gesammelte Presse und die Öffentlichkeit speicheltriefend, und die Pateigänger (rechts wie links) Parolenschwingend vor Tür und Fenster lauern. Ob das dann so hilfreich ist, um die "richtige" Entscheidung zu treffen?

Prof. Schockenhoff kritisiert "Geheimdiplomatie" und stellt sie  dem "öffentlichen Zeugnis" gegenüber. Recht hat er! Nur leider Thema verfehlt: hier geht es nicht um ein Glaubenszeugnis, hier geht es, ausnahmsweise, tatsächlich um Diplomatie (und die ist in den allermeisten Fällen nunmal "geheim"), denn es wird hier nicht um Glaubensinhalte gestritten sondern bestenfalls um das, was manche dafür halten.

Solche Artikel dienen eher dazu, Misstrauen und Unzufriedenheit sowie Feindseligkeit und "Ich habs ja schon immer gewusst"-Resignation zu provozieren, als über ein tatsächlich heikles Thema zu informieren... schade.

Nein, liebe Frau Finger, liebe "Zeit", der Papst ist weder ein absolutistischer Herrscher in Glaubensfragen, noch werden bei diesem Drama (das übrigens die ganze Kirche angeht!) kafkaeske Gesetze geschmiedet. 
Und, liebe Katholiken: habt doch einmal, ein einziges mal nur, Vertrauen in eure Diener (!) in Purpur und Weiß!

Samstag, 26. Mai 2012

Maria mit dem Kind

Andrea Mantegna († 1506) - Maria mit dem Kind (Gemäldegalerie Berlin)

O amor, dormi,
Iesule mi.

O agne concupite,
O vita, stella vitae,
O planta corde nata,
O gemma delicata,
O amor, dormi,
Iesule mi.

O numen, o puelle,
O nate plene melle
O fons beatitatis,
Aurora claritatis,
O amor, dormi,
Iesula mi.


(aus: "Dormi Iesu", ein Wiegenlied der Jungfrau aus dem 16. Jahrhundert, unbekannter Autor)
Eigentlich zu schön zum übersetzen... (von Richard Zoozmann:) 


O schlafe, mein
Lieb Jesulein!

O Lamm, Ziel heißen Strebens
O Leben, Stern des Lebens
O Blümlein, herzentsprossen,
O Demant, glanzumflossen,
O schlafe, mein
Lieb Jesulein!

O Gottheit, o du Knabe,
O honigsüße Gabe
O du glückselge Quelle,
Du Morgenrot voll helle,
O schlafe, mein
Lieb Jesulein! 

Freitag, 25. Mai 2012

Irren ist menschlich

Die Orationen des selben Gedenktages aus dem Missale von '62 und dem heutigen:

»O Gott, Du hast zur Abwehr der feindlichen Irrtümer und zur Verteidigung der Rechte des Apostolischen Stuhles Deinen hl. Bischof und Kirchenlehrer Robert mit wunderbarer Gelehrsamkeit und Tugend geziert...«

»Ewiger Gott, du hast uns im heiligen Robert Bellarmin einen Bischof und Gelehrten geschenkt, der durch seine Schriften den Glauben der Kirche gefestigt hat.«


Seit wann ist es nicht mehr chic, "Irrlehre" oder "Irrtum" zu nennen, was der Wahrheit zuwider läuft? Wie oft hört man Kampfansagen an die Irrtümer des Zeitgeistes? Wie oft wird heute noch vor irrigen Lehren gewarnt?
Gibt es heute überhaupt noch den Irrtum, oder sind wir alle Hans Küng?

Aufbruch und Aktionismus

wohin er geführt wurde...
Es ist schon viel geschrieben und viel gesagt worden. Nur die offensichtlichen biblischen Parallelen scheinen mir noch wenig beachtet.

Freilich redet sich der Glück Alois wieder um Kopf und Kragen, wenn er von Ergebnisoffenheit floskaliert und auf Nachfrage die selben alten Kamellen abzählt. Es ist irgendwie beruhigend, festzustellen, dass es inzwischen selbst für den Vorsitzer unmöglich geworden ist, die Agenda des ZdK zu erklären, ohne sich in Widersprüche zu verzwirbeln... 
Offenbar ist für ihn Offenheit das gleiche wie "ständig und immer wieder das selbe fordern"... und semantisch ist das sogar tragfähig, wenn man es etwa auf ein Behältnis (vgl. den roten Rucksack) überträgt: das Ergebnis ist so offen, dass es geradezu unverzüglich auch leer ist, es also kein inhaltlich fassbares Ergebnis gibt, weil das Behältnis leckgeschlagen ist (ein Schelm, wer jetzt an "zephale Hohlkörper" denkt!)... folglich geht der ganze Prozess ewig und bleibt fruchtlos. Und das scheint mir überhaupt das unvermeidliche Schicksal eines guten Teils dessen zu sein, was diesertage mit "Aufbruch" fabuliert wird: Leere. Zumindest aber das Fehlen jedes Nutzens oder Mehrwerts.

Und das erinnert mich irgendwie an gewisse biblische Gestalten, die den Aktionismus wählten... Etwa Marta, deren Schwester Maria "das Bessere", nämlich das Hören auf den HErrn, erwählt hat. Oder auch den peinlichen Looser unter den Zwölf, der immerzu alles falsch macht und ständig eins auf den Deckel bekommt... ich rede natürlich von Petrus. Der Ärmste tut einem richtig Leid... ständig will er irgendwas tun, irgendwas machen ("Wir wollen drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija.") und er macht sich damit jedesmal lächerlich.
Wieso lernen wir nichts draus? Wieso wählen wir nicht das Bessere und hören zu, beten an, pflegen das uns Anvertraute. 
Daraus kann dann Aktivität kommen, sie trägt den Namen "Sendung"!

Christen sind ganz wesentlich auch Gesandte; Christen haben kein eigenes Projekt zu verwirklichen, sondern sie können nur aus der Sendung leben... dafür muss man aber auch erstmal sein "Adsum!" sprechen und sich und die eigene Kraft, das eigene Engagement Ihm übergeben, dass Er es führen kann: "Als du noch jung warst, hast du dich selbst gegürtet und konntest gehen, wohin du wolltest. Wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und dich führen, wohin du nicht willst." 

In einer Wohlfühlreligion ist freilich jeder eigene Entschluss auch gleich automatisch "geistreich" und damit "richtig"... das war nicht immer so...: "Weil ihnen aber vom Heiligen Geist verwehrt wurde, das Wort in der Provinz Asien zu verkünden, reisten sie durch Phrygien und das galatische Land." (Apg 16,6)

Aber davon spühre ich bei Leuten wie Hans Glück, Alois Küng und wie sie alle heißen nicht die Spur. Warum ist das so schwer zu verstehen?
Worin liegt bloß die Faszination des "Tuns", der schon Simon Petrus immer wieder erlegen ist? Es ist einfacher... es ist so viel einfacher, etwas eigenes zu machen.
Wenn mal von Gebet die Rede ist, dann wird es allzuoft instrumentalisiert (Gebet für die Legalisierung des Ehebruchs etc.)... und das scheint mir auch das zugrundeliegende Denken zu sein: Das Wesentliche sind die eigenen Ideen, Wünsche und "Aufbrüche" und Gott hat dafür gefälligst sein Placet zu geben. Dass die Kirche in ihren sichtbaren Haupt eine besondere Binde- und Lösegewalt hat, ist schon lange vergessen... man macht das "direkt mit Gott" aus und der ist freilich immer auf der eigenen Seite...
Nichts anderes ist es, wenn große Heilige (z.B. Katharina von Siena), biblische Gestalten (Samuel) oder bestimmte Bibelstellen (s. "Diakonin") missbraucht werden... zu schade.

Aufbrechen? Gern! Hauptsache es geschieht Ergebnisoffen (aber mit klaren Vorstellungen, was am Ende bei rumkommen soll) und bittebitte nicht anders als so, wie wir es uns vorstellen... und natürlich ohne Martyrium (s. Bild).

Montag, 21. Mai 2012

Youcat-TV


Die erste Sendung von Youcat-TV: Noch viel zu wenig Views aber sehr gelungen, wie ich finde. Angucken!

Eine neue Eucharistie?

Pieter Claesz - Vanitas
Kürzlich wies ich darauf hin, dass gewisse angeblich "konzilstreue" Gruppen tatsächlich die Ansicht vertreten, beim letzten Konzil sei eine neue Kirche geboren. 

In die selbe Sparte reiht sich nun auch ganz offiziell das ZdK ein, wenn der Alois im Glück über den Usus antiquior verlautbart, "dahinter steckt ein ganz anderes Verständnis von ›Volk Gottes‹, ein ganz anderes Verständnis von Eucharistiefeier".

Im Umkehrschluss bedeutet das doch, dass, zumindest im Kopf von Herrn von und zu Glück, hinter dem Novus ordo ein ganz anderes Eucharistieverständnis steht als hinter der Liturgie, die über 1000 Jahre lang gültig war (und ist!), und wir ergo seit der Liturgierefrom etwas "ganz Neues" haben. Und da die Eucharistie bekanntermaßen "Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens" ist (vgl. SC 11), ist wohl auch in seinem Kopf die "nachkonziliare" Kirche eine gänzlich neue Schöpfung,... Kein Wunder, dass er solch panische Angst vor allem hat, was auch nur im Entferntesten "vorkonziliar" riecht... dies wäre nämlich eine Wirklichkeit, die der seinen so vollkommen fremd ist, dass sie ihm nur Angst machen kann... 

Ehrlich: Ich habe Mitleid mit solchen Menschen... sie betrachten sich offenbar als Mitglieder einer "Kirche", die erst knapp 2000 Jahre nach Jesu Tod (und Auferstehung?) gegründet wurde... welche Angst und welche Unsicherheit sie wohl in sich aushalten müssen... keine Wurzeln, keine Überlieferung... nur ein Potpourri aus Zeitgeistabschürfungen und Milieuschuppen... Kein Wunder, dass es sektenähnliches Verhalten zu beobachten gibt, etwa in der affektiven Abgrenzung und Abwehr gegenüber allem als fremd empfunden wird, oder diese ewig gleichen inhaltsleeren Durchhalteparolen, oder der zunehmende Realitätsverlust durch exponentiell fortschreitende Blickfeldverengung... traurig...


Disclaimer: Das hier wiedergegebene ist meine Meinung... wer sich davon belästigt fühlt, dem steht es frei das Fenster oder den Tab zu schließen. ;)

Latein in der Liturgie

Anlässlich der merkwürdigen Vorkommnissse am Katholikentag um die lateinische Messe:

»Der erfolgreichste jugendliche religiöse Ort der Welt ist ein Ort, wo  zölibatäre Männer in einer stundenlangen Liturgie  lateinische Gesänge von sich geben.

Taize!«

(der Kabarettist Willibert Pauels, aka Ne bergische Jung, in einer Dokumentation des zdf über den Katholikentag)

Sonntag, 20. Mai 2012

Aufbruchaufbruchaufbruch

Bilanz des Katholikentages: Das Wort "Aufbruch" hat aufgehört ein sinngefülltes Wort zu sein und ist nurmehr ein Geräusch... An was erinnert mich das? Achja:


Was zu glauben ist

Die göttliche Weisheit
Es wurde nach der Verbindlichkeit der Lehre Johannes Pauls II. bezüglich der mangelnden Vollmacht der Kirche, Frauen zum Weihesakrament zuzulassen, gefragt. Ich habe drauf geantwortet.
Im Grunde ging es aber auch um die Frage nach der verbindlichen Lehre schlechthin: "Der Papst habe kein Dogma verkündet", darum könne man getrost weiter diskutieren. Ein paar Gedanken dazu.


Es scheint mir, dass hier wieder einmal jenes Phänomen sich zeigt, bei dem eine Ausnahme mittels Gewohnheit zur Regel erhoben wird. 

Ein Beispiel: 
Ich erlebe es an vielen Orten, dass Kommunionhelfer grundsätzlich täglich eingesetzt werden, ja, diese, ähnlich wie die Lektoren, einen festen Plan haben und "jeder mal darf". Freilich lautet die entsprechende Regelung des Kirchenrechts, dass, wenn nicht genug ordentlichen Spender (Priester, Diakone) anwesend sind und die Notwendigkeit (necessitas) besteht, Laien (außerordentliche Spender) zur Austeilung beauftragt werden können (cc 230 §3; 911)... de facto erlebe ich es mehrmals pro Woche, dass Priester im Volk sitzen und der Kommunionhelfer austeilt (ein trauriges Bild, wenn ein Priester von einem Laien die Kommunion empfängt...) Auch schon gesehen (in einer Bischofskirche!): Die beiden Konzelebranten begeben sich, nachdem sie kommuniziert haben, gemütlich zu den Sedilien und die beiden Kommunionhelfer übernehmen, mit dem Hauptzelebranten, das Austeilen der Eucharistie an die Gläubigen.
Manchmal ist dieses Phänomen so extrem, dass die Ausnahme sogar zum (vermeintlich!) einzig gültigen oder relevanten Form erhoben wird. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Handkommunion... es gibt Priester, die einem die Mundkommunion verweigern. Weswegen in Redemptionis sacramentum (Nr. 92) extra nochmal klargestellt werden musstem, dass jeder Gläubige das Recht hat, die Kommunion in den Mund zu empfangen... Sie ist die eigentliche Weise der Kommunion! Die Handkomkmunion ist die (auf Diözesanebene verfügte) Ausnahmeregelung!

Worauf will ich hinaus... nun: Dass der Papst es (wohmöglich?) nicht als Dogma verkündet hat, dass die Kirche außerstande ist, Frauen zur sakramentalen Weihe zuzulassen, tut nichts zur Sache.
Ich habe es schon mehrfach erlebt, dass Leute (sogar Theologiestudenten im 5. und 6. Semester!) wichtige Dinge die etwa im Katechismus stehen ablehnen mit der Begründung, das sei ja nicht als Dogma verkündet worden (und wie stolz sie zuweilen sind, dass sie wissen, dass dies oder jenes nicht als Dogma verkündet wurde!)... Ein Wort: Peinlich. 
Um das mal klarzustellen: Die feierliche Verkündigung von Dogmen durch einen Papst (in Gemeinschaft mit den Bischöfen) oder durch ein Konzil ist die außerordentliche Weise, wie eine Glaubenlehre bekanntgegeben wird. Wenn es eine außerordentliche Weise gibt, dann gibt es auch eine ordentliche: Die ordentliche Weise der Bekanntgabe einer Glaubenslehre ist das so genannte "allgemeine Lehramt der Kirche", etwa in Form eines vom ganzen Episkopat herausgegebenen Katechismus. So geschehen am 11. Oktober 1992 mit dem "Katechismus der katholischen Kirche". Was da drin steht, ist zu glauben und (etwa im Bereich der Moral) zu halten. Period.

Ob nun jene Bekanntmachuhng von JPII ein "Dogma" im engeren Sinne war oder nicht: Es hat auf alle Fälle das Gewicht, das ich in meiner Antwort (siehe Link) geschildert habe.

Samstag, 19. Mai 2012

Priesterinnenweihen...

Ein Kommentator "fragt", inwifern das Apostolische Schreiben des seligen Papstes Johannes Pauls II. "Ordination Sacerdotalis - über die nur Männern vorbehaltene Priesterweihe" (1994) denn nun eigentlich als endgültig zu verstehen und also zu halten sei.
Dieses Schreiben sei nurmehr die Privatmeinung jenes Papstes und darum sei die weitere Diskussion über das Frauenpriestertum legitim... so jedenfalls die Privatmeinung einer dritten Person, auf die sich der Kommentator bezieht.

Ich nehme mir mal heraus, darauf etwas zu erwiedern.

Nunja... Zum einen muss man sagen, dass es nicht das erste mal war, dass Rom sich zu dieser Frage äußerte. Da zunehmend, etwa bei den Anglikanern, die Frauenordination en Vogue wurde, hat sich bereits 1976 die Glaubenskongregation, also noch unter Paul VI., mit der Erklärung "Inter Insigniores" recht umfassend und eindeutig zu der Frage geäußert (Lektüre empfohlen). Dieses Schreiben hat jener Johannes Paul später mit der Enzyklika "Mulieres dignitatem" (über die Würde der Frau!) 1988 bestätigt.

Zur Frage der "Privatheit" von Ordinatio Sacerdotalis und der darin ausgedrückten Endgültigkeit... lassen wir doch den Papst selber zu Wort kommen:
»Damit also jeder Zweifel bezüglich der bedeutenden Angelegenheit, die die göttliche Verfassung der Kirche selbst betrifft, beseitigt wird, erkläre ich kraft meines Amtes, die Brüder zu stärken (vgl. Lk 22,32), daß die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden, und daß sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben.«

Ob das nun wie eine Privatmeinung klingt mag jeder für sich entscheiden... aber die "Kraft des Amtes" (virtute ministerii) klingt zumindest für meine Ohren etwas anders.
Ob nun aber das Wort "endgültig" (definitive) vielleicht nicht als "endgültig" zu verstehen ist bzw. was es damit auf sich hat, dazu gab es bereits 1995 eine Anfrage an Rom: 
»Ob die Lehre, die im Apostolischen Schreiben Ordinatio sacerdotalis als endgültig zu haltende vorgelegt worden ist, nach der die Kirche nicht die Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden, als zum Glaubensgut gehörend zu betrachten ist.«

Und die Antwort der Kongregation für die Glaubenslehre lässt an Eindeutigkeit nichts zu wünschen übrig... sie lautet:
»Ja.«

Mit einem erklärenden Text: 
»Diese Lehre fordert eine endgültige Zustimmung, weil sie, auf dem geschriebenen Wort Gottes gegründet und in der Überlieferung der Kirche von Anfang an beständig bewahrt und angewandt, vom ordentlichen und universalen Lehramt unfehlbar vorgetragen worden ist (vgl. II. Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution Lumen gentium, 25,2). Aus diesem Grund hat der Papst angesichts der gegenwärtigen Lage in Ausübung seines eigentlichen Amtes, die Brüder zu stärken (vgl. Lk 22,32), die gleiche Lehre mit einer förmlichen Erklärung vorgelegt in ausdrücklicher Darlegung dessen, was immer, überall und von allen Gläubigen festzuhalten ist, insofern es zum Glaubensgut gehört.«

Also: Ist nun die Feststellung(!) von Papst Johanens Paul II., dass die Kirche keine Vollmacht hat, Frauen zur Weihe zuzulassen, die Privatmeinung dieses Papstes? Was müsste denn noch getan werden, damit die Position Roms (und der Kirche) in dieser Sache klar wird? Muss es etwa in greller Neonschrift von einem Ende des Horizontes zum anderen vom Herrgott persönlich hingesprayt werden?
Das einzige, was man jetzt noch tun kann, um weiterhin das Frauenpriestertum zu fordern ist: Auf die Erklärung der Glaubenskongregation pfeiffen... aber dann kann man ebensogut auf alles pfeiffen, was die Kirche lehrt und zu glauben vorlegt und sich nur das herauspicken, was einem schmeckt... (der Fachausdruck hierfür lautet "Häresie"; vom griechischen "haireomai", "ich wähle"). Welche Früchte erwartet aber jemand für die Kirche, wenn er dies tut?


EDIT:  Im Grunde läuft das Ganze so ab (und mehr isses nich):
 

  • Aufruhr von unten (ZdK, Kirchenvolksbegehren, etc.): Lasst uns Frauen weihen!
  • Papst (aka "oberster Waszusagenhaber") sagt: Geht nicht. Das ist endgültig. Haltet euch dran.
  • Anfrage von unten: Ist das endgültig?
  • Antwort von oben: Ja. Endgültig (s.o.).
  • Aufruhr von unten (ZdK, Theologenmemorandum, etc.): Lasst uns Frauen weihen!

Und jetzt? 

Überflüssige Diskussion

Bischof Overbeck hat dankenswerterweise das ZdK abgewatscht und darauf hingewiesen, dass das Thema der Zulassung von Frauen zum Weiheamt keiner Diskussion mehr bedarf (Roma locuta...).

Es ist doch so: Der Papst hat erklärt (s. Ordinatio sacerdotalis, 1994), dass die Kirche keine Vollmacht hat, Frauen zur Priesterweihe zuzulassen. Jetzt sagen manche "AHA! Also kann man sie zumindest zur Weihe des Diakons zulassen!". Ähm... nein?
So ein Denken kann nur von mangelnder Bildung herrühren, denn jeder kann sofort nachlesen, dass das Weiheamt ein Sakrament ist, das lediglich in Verschiedenen Stufen in Erscheinung tritt (KKK 1536)... der Papst hat ja auch nicht extra betont, dass Frauen auch nicht zur Bischofsweihe zugelassen werden können...

Man schaue in die Kirchengeschichte: Da gab es Diakoninen bzw. Diakonissen... und zwar jahrundertelang! Nur wurde zu allen Zeiten penibel darauf geachtet, dass ihre Aufgaben und ihre Einsetzung von der der Diakone (dem geweihten Amt!) strikt unterschieden ist (so wurden sie z.B. zu keiner Zeit "geweiht" - im Unterschied zu den männlchen Diakonen!). In den Constitutiones Apostolicae (drittes Jahrhundert) heißt es etwa: "Die Diakonissin segnet nicht und tut überhaupt nichts von demjenigen, was die Priester und Diakone tun, sondern hat die Kirchentüren zu bewachen oder der Schicklichkeit wegen den Priestern bei der Taufe von Frauen zu assistieren." (CA VIII, 28) In der Ostkirche sind Diakonissen seit dem 3. Jahrhundert bezeugt und ihre Existenz ist für den Westen bis ins 13. Jahrhundert belegt. Man lese den Artikel von Eva-Maria Faber im LThK III: "Diakon. II. Historisch-theologisch", worin sie nach ihrer historischen Untersuchung zu dem Schluss kommt: "Aufgrund dieses historischen Befundes würde mit dem Versuch, heute ein Amt der Diakonin zu schaffen, eine neue Praxis begründet, die an keine christliche kontinuierliche Tradition anknüpfen kann." Stellt sich also nur die Frage: Ist das also die Intention der Fordernden?

Alles was mit solchen Forderungens seitens des ZdK u.a. bewirkt wird, ist Frustration, wenn keiner mehr ignorieren kann, dass es nicht dazu kommen wird... Wahrlich, hier ist ein Auf-bruch geschehnen... bis zum Er-brechen über ein Thema zu reden über das es nichts mehr zu reden gibt... haben wir wirklich keine anderen Sorgen auf der Welt und in der Kirche?

Freitag, 18. Mai 2012

Mit Leib und Seele

Immer weniger Katholiken sind in der Lage zu erklären, was es mit der Eucharistie auf sich hat. Anders ist nicht zu erklären, wie man ein "gemeinsames Abendmahl" fordern kann... ein Trauriges Schauspiel...
Ein Frage, die nicht wenige Katholiken stellen, wenn sie mit der Lehre der Kirche konfrontiert werden: 
Was soll das: "der Leib, das Blut Christi?" Warum nicht "die Wahrheit" und "die Liebe" Chriti? [...] Gedächtnis des Herrn - wohl; aber warum nicht durch ein Gedenken in der Würde und Reinheit des Geistes? 

Die Antwort darauf: 
Weil das Fleisch und Blut des Herrn, weil sein auferstandener Leib , weil seine verklärte Menschlichkeit die Erlösung ist! Weil in der Eucharistie sich immer neu die Teilnahme an dieser verklärten, gottmenschlichen Wirklichkeit vollzieht. Weil das Essen seines Leibes und das Trinken seines Blutes das "pharmakon athanasias", das Heilmittel der Unsterblichkeit ist, wie die Väter sagen - der Unsterblichkeit nicht eines "geistigen", sondern des menschlichen, des in die Fülle Gottes aufgenommenen leib-seelischen Lebens. 
(R. Guardini, Der Herr)

Mittwoch, 16. Mai 2012

Hossa!

Herr Schüller, im Interview mit der Badischen Zeitung, verkündet uns heute, dass "Dreiviertel des Kirchrenvolkes erklärtermaßen" hinter seiner Initiative stünden... soso... ist das so?... achja, bevor ichs vergess: er fordert eher beiläufig auch gleich mal das Frauenpriestertum. *gähn*

Auf der gleichen Seite berichtet die BZ über den nunmehr beginnenden Katholikentag und lässt darin auch den Chef des "Ökumenischen Netzwerks Kirche von Unten" zu Wort kommen, der, gewiss mit reichlich Pathos, verlauten lässt, dass der Katholikentag nur einen Wohlfühl-Katholizismus propagiere (soweit geh' ich mit ihm d’accord) und dass dort, man höre und staune, die sozial-politischen Themen kaum eine Rolle spielen würden... Letztere Aussage deutet darauf hin, dass er sich das Programmheft zum Katholikentag nicht angeschaut hat, dort sind nämlich politische und soziale Belange allgegenwärtig... die katholischen Themen fehlen!


PS. Ein sprachliches Schmankerl bietete der BZ-Artikel auch noch: Es wird berichtet, dass sich infolge des Missbrauchskandals sogar "glaubensnahe Milieus" von der Kirche distanziert hätten... was mag das sein? Offenbar glauben diese Leute selbst nicht, sie stehen dem Glauben nur "nahe"... In dem Fall wäre das also ein Syllogismus, denn wer nicht glaubt (an Gott... die Kirche etc. pp.) befindet sich eh schon auf Distanz zur "Kirche"... Qualitätjournalismus... ;)

Montag, 14. Mai 2012

Das dreifache Amt

Disclaimer/Einführung: Vor einer Weile schrieb ich einige katechetisch orientierte Texte für jemanden, der sich auf den Weg machte katholisch zu werden (und es schließlich, auch durch mein geduldiges Zutun, wurde). Ein paar Auszüge möchte ich in unregelmäßigen Abständen und ohne konkrete Reihenfolge (die oft etwa eine Seite umfassenden Abschnitte sind meist in sich geschlossen) hier wiedergeben; hoffentlich zum Nutzen des einen oder anderen. Da die Fragmente in einem größeren Kontext stehen (insgesamt sind es über 200 Seiten Text gewesen) ist für ihr Verständnis mal mehr, mal weniger vorausgesetzt. Für etwaige Väterzitate habe ich meist keine Quelle angegeben, da es keine wissenschaftlichen Texte sein sollten sondern eher die Form freundschaftlicher Briefe hatte.


Alle Christen sind dazu berufen, an dem "dreifachen Amt Christi" teilzuhaben. Dieses dreifache Amt umfasst folgende Dimensionen: prophetisch, priesterlich und königlich.
Was heißt das im Detail?

Prophetisch: Ein Prophet ist, entgegen dem alltäglichen Sprachgebrauch, nicht jemand der ständig "Prophezeihungen" (Zukunftsvisionen, Warnungen etc.) abgiebt, sondern schlicht und ergreifend jemand, der eine göttliche Botschaft verkündet. Die Sendung der Apostel, das Evangelium zu verkünden, ist solch ein prophetisches Amt: "Geht und verkündet: Das Himmelreich ist nahe." (Mt 10,7 u.a.) Im Alten Testament sind Propheten Menschen die auf Gott hinweisen (zuweilen auch mit recht rabiaten Methoden), aber es sind zuweilen auch einfach gottesfürchtig Menschen die von anderen Menschen um Rat, auch schon mal in Alltagsdingen, gefragt werden (in der Funktion ähnlich wie ein indianischer Medizinmann). Jeder Christ hat diesen Auftrag, jeder ist in die Welt gesand das Evangelium zu verkünden und "Licht der Welt" (Mt 5,14) zu sein.

Priesterlich: Ein  Priester  ist zu allererst ein  Diener. Seine Aufgabe ist der Dienst an Gott und am Menschen. Für den "priesterlichen Vollzug" im sakramentalen Sinne heißt das: Der Laie kann zwar keiner Messe vorstehen, aber er vollzieht (feiert) sie dennoch mit (vgl. participatio actuosa). Überhaupt ist Liturgie prinzipiell auch durchaus für Laien ein Betätigungsfeld: man denke etwa an die Stundenliturgie. Weiters kann er zwar keine Absolution  nach einer gehörten Beichte spenden, aber der Auftrag, einander die Sünden zu bekennen (Jak 5,16) und einander zu vergeben (Eph 4,32) gilt allen Christen gleichermaßen, auch wenn keine sakramentale Absolution gespendet werden kann. Thomas von Aquin hat, zwar nicht als vollwertigen Ersatz für die Beichte beim Priester, aber doch als "nützlich", diese so genannte "Laienbeichte" ausdrücklich empfohlen! Die Taufe kann im Notfall auch ein Laie spenden und das Sakrament der Ehe spenden sich sowieso die Brautleute gegenseitig (wohingegen das Sakrament der Weihe völlig außerhalb der Verfügung des Weihekandidaten steht, er kann es ausschließlich empfangen!). Und schließlich können alle Laien Sakramentalien spenden (etwa einen Segen) und sie sind auf alle Fälle angehalten, für einander zu beten (z.B. Mk 5,44; 2Kor 1,11; Eph 6,18 uvm.). Diese priesterlichen Dienste sollte man keinesfalls geringachten!

Königlich: Dies bezeichnet v.a. die höhe Würde des Christen, der von Gott erwählt ist. Es geht dabei um den ewigen Reichtum des himmlischen Jerusalems, das eine königleiche Stadt ist mit Jesus Chistus als dem König der Könige: "Denn [das Lamm, Christus] ist der Herr der Herren und der König der Könige. Bei ihm sind die Berufenen, Auserwählten und Treuen." (Offb 17,14) Entsprechend wird das Himmelreich auch oft mit königleichen Attributen gedeutet: Beispielsweise wird eine "unvergängliche Krone der Herrlichkeit" (1Pet 5,4) verheißen. Und so sind denn auch die christlichen Stände mit besonderer Würde ausgestattet (die Ehe ist Sakrament!) und wir als Christen haben Anteil an der Königsherrschaft Gottes (vgl. Hebr 1,8), wenn seine Kraft durch uns wirkt (vgl. 1Kor 4,19f).

An diesem dreifachen Amt Christi haben alle Christen je nach ihrem Vermögen und dem ihnen geschenkten Charisma Anteil. Der Unterschied zwischen Laie und Weiheamt (Klerus) ist kein Qualitativer: ein Kleriker ist nicht "heiliger" als ein Laie, er ist nicht näher bei Gott, er ist kein besserer Christ und ganz sicher auch nicht "mehr erlöst" oder "mehr wert" vor Gott. Der Unterschied liegt in der Berufung, d.h. der  Aufgabe  innerhalb des einen Leibes und dem dafür von Gott unverdient geschenkten ontologischen Differenz: Der geweihte Priester wird zum "Kanal", durch den Gott seine Gnade gießt.

Entlarvend indeed

Ich hatte jüngst zu Heike verlinkt, bzgl. der entlarvenden (das Konzil de facto ad acta legenden) Statements der "Konziliaren Versammlung Frankfurt" und stelle nunmehr fest, dass es allem Anschein nach noch schlimmere Grüppchen gibt als diese.
So etwa die Leute, die hinter der Internetseite konzilsvaeter.de stehen. Da wird man doch tatsächlich auf der Startseite begrüßt mit den verräterischen Worten:  
"Herzlich willkommen bei den Konzilsvätern und der aus dem Konzil geborenen Kirche."

Was für eine Kirche das wohl sein mag?
Nein danke, ich bleibe doch lieber, trotz aller Makel, bei jener einen heiligen katholischen und apostolischen Kirche und ihrem Begründer, dem Zimmermann aus Nazareth...

Samstag, 12. Mai 2012

Konzil... Konzil? Konzil!

Papst Benedikt hat zum 50. Jahrestag des Konzils ein „Jahr des Glaubens“ aufgerufen. Er hat, zuerst als Präfekt der Glaubenskongregation und dann als Pontifex, intelligent, zäh und erfolgreich an dem Rollback des Konzils gearbeitet. Obwohl dieses Vorhaben nicht hundertprozentig erfolgreich sein kann, hat sich doch im Wesentlichen die Tendenz durchgesetzt, das Konzil anhand des Wortlauts seiner Dokumente zu interpretieren. Diese Dokumente sind als Kompromiss zwischen freiheitlichen und reaktionären Tendenzen entstanden und spiegeln den damaligen Geist des Aufbruchs – eben den Geist des Konzils nur unzureichend wieder. Diese Texte dienen nun als wirkungsvoller Bleisarg, in dem diese wundervolle und für die Hierarchie so gefährliche Versammlung seiner Endlagerung zugeführt wird, zusammen mit seinen letzten Vertretern in Klerus und Episkopat.

Das „Jahr des Glaubens“ zum 50. Jubiläum ist kein Zufall, das hieße, den Meisterstrategen auf dem Papststuhl zu unterschätzen. Vielmehr wird damit zum Todesstoß auf das konziliaren Gedächtnisses angesetzt, indem man seine schwächste Seite, eben die Glaubensinhalte betreffend, ins allgemeine Bewusstsein hebt und der Welt dadurch klar macht, dass das Konzil zu diesen Grundlagen nichts zu sagen hat und damit als irrelevant ad acta gelegt werden kann.

Diese Worte stammen von Menschen, die sich "Projektgruppe pro-konzil" nennen. Von dem offenkundigen Papsthass und den ausgesprochen belustigenden Verschwörungsneurosen abgesehen, scheinen diese Menschen nicht sonderlich viel auf das Konzil zu geben...  
Lachen oder Weinen? Diese Menschen werfen dem Papst vor, er wolle das Konzil "als irrelevant ad acta" legen... aber was drücken sie hier anderes aus, als eben dies? Wenn das Konzil im "Wortlaut seiner Dokumente" offenbar keine Bedeutung hat, ja, wenn diese Texte sogar als eine regelrechte Bedrohung angesehen werden ("Bleisarg")... hää?
... oder bin ich nur zu doof, die überschäumende Genialität dieser Menschen zu begreifen?

[via: Heike]

Freitag, 11. Mai 2012

Piusleute

hl. Pius X.
Es ist wirklich zu lustig: Ein Brief von Fellay an die anderen. 
Die Piusbrüder zerlegen sich offenbar selbst... man hat sogar schon Angst vor einem "echten Schisma":

This failure to distinguish is leading one or the other of you to a hardening of your position. This is a grave matter because this caricature no longer corresponds with reality and in future it will logically end in a real schism.

Und man zerfleischt sich, weil jeder meint der eigentliche Boss sein zu können:

You cannot know how your attitude these last months — quite different for each one of you — has been hard on us. [...] Our venerated founder gave the bishops of the Society a precise function and duties. He made it clear that the unifying principle of our society is the Superior General. But for some time now, you have tried, each in his own way, to impose on him your point of view, even in the form of threats, even publically. This dialectic between truth and faith on one side and authority on the other is contrary to the spirit of the priesthood.


Gamaliel lässt Grüßen:  
Ist dies Vorhaben oder dies Werk von Menschen, so wird's untergehen. (Apg 5,38)


[via: Alipius]

Donnerstag, 10. Mai 2012

Beichtspiegel für Priester?

Kath.net berichtet etwas arg engführend darüber, dass die Kleruskongregation einen Beichtspiegel für Priester veröffentlicht habe.
Das stimmt so nicht: Es wurde eine "Arbeitshilfe für Beichtväter und geistliche Begleiter" herausgegeben mit dem Titel "Der Priester, Diener der göttlichen Barmherzigkeit", die sich auf über 80 Seiten, wie ich finde, sehr schön und eindringlich mit der Thematik befasst. So ist es denn auch eine Ermutigung für die Priester, wenn es etwa in der Einleitung heißt: 
Der sakramentale Dienst der Versöhnung und die geistliche Begleitung oder Leitung bewirken sowohl im Geber als auch im Empfänger eine Rückbesinnung auf den geistlichen und apostolischen Weg, eine österliche Heimkehr zum Vater und zu seinem Ratschluss der Liebe für 'eine umfassende Entwicklung des ganzen Menschen und der ganzen Menschheit'. (Nr. 2) 

Und: 
Der Priester als Verwalter der österlichen Geheimnisse, die er verkündigt und feiert, ist dazu berufen, als Werkzeug Christi Beichtvater und geistlicher Begleiter zu sein, indem er auch von seiner eigenen Erfahrung ausgeht.  Wie er Spender des Sakraments der Versöhnung und geistlicher Begleiter ist, so ist er auch gleichzeitig Nutznießer dieser beiden Heilsmittel, was seiner eigenen geistlichen und apostolischen Erneuerung zugutekommt.  (Nr. 5)

Der "Beichtspiegel" für Priester ist ein Anhang am Ende des Dokuments. Ein weiterer Anhang enthält Gebete, die der Priester vor und nach dem Beichtehören verrichten kann.

Wichtige Durchsage von H. Küng

Sportlich! Küng schafft tatsächlich eine weitere Sprosse nach unten auf der Niveauleiter. 
Ohne Kommentar:
Der Theologe Hans Küng sieht in der katholischen Kirche immer mehr Parallelen zu Diktaturen. Der römischen Kurie sei es gelungen, die Bischöfe weltweit durch eine enge Beaufsichtigung und mit Hilfe von Denunzianten zu einem fügsamen Apparat zu formen, schrieb der 84-jährige Professor am Donnerstag in einem Gastbeitrag für die "Süddeutschen Zeitung". Dieser Apparat erinnere "in seiner Machtstruktur an Leitungskader in totalitären und diktatorischen Systemen, wo auch niemand eine abweichende Meinung zu äußern wagt". Der "mittelalterlich gepolte" Papst Benedikt XVI. blockiere Reformen und riskiere dadurch sehenden Auges den Zusammenbruch von Seelsorge und Gemeinden, schrieb Küng. 
Quelle: FNP

Mittwoch, 9. Mai 2012

"familienfeindliche Tendenzen"

Immer wieder traurig, wenn man einen Theologen erlebt, der offenbar seine Arbeit ausschließlich am Schreibtisch tätigt. Positiv dabei ist die Klarheit: dass er einer klaren Agenda folgt, so abstrus diese auch sein mag.

Hans Reinhard Seeliger ist Patrologe und er hat für katholisch.de einen kleinen Artikel geschrieben, in dem er uns den Zölibat als "auf miesen Prämissen entstanden" madig zu machen versucht, indem er zeigt, dass das Christentum in seinen ersten Jahrunderten nämlich echt total familienfeindlich war, ey! (Ein ungewohnt niedriges Niveau für die ansonsten sehr zu empfehlende offizielle Nachrichtenseite der DBK...)
Natürlich ist der Artikel sehr kurz und daher schwerlich erschöpfend. Dennoch scheint mir der Makel zu gravierend: Im Wesentlichen hängt sein ganzes Argument an einem Zitat aus der Offenbarung: "Sie sind es, die sich nicht mit Weibern befleckt haben; denn sie sind jungfräulich."  (Offb 14,4a; ein halber Vers!) Er unterfüttert das dann noch mit zwei sicherlich überaus sorgsam ausgewählte Kirchenväterzitaten (freilich ohne Quellenangabe).

Das ist sehr traurig. 
Nicht, weil jeder gescheite Neutestamentler ihm erzählen könnte, dass jene Stelle sich nicht gegen Familien richtet, sondern gegen das Nachgeben bei Versuchung und "geteilte Liebe". Es geht dabei um Keuchheit und Reinheit vor Gott, nicht um eine Verdammung von Sexualität oder Familie (vgl. Offb 21,6; der Kontext und die zweite Hälfte des Verses sind auch bereits sehr aufschlussreich). Es ist auch nicht darum traurig, weil es viele Zeugnisse im NT gibt, die eine regelrechte Hochachtung für Sexualität und Familie ausdrücken (vgl. etwa die Anweisungen an die Familien in Eph 6,1-4 oder die Anforderungen an einen Bischof in 1Tim 3,1-5; vgl. z.B. auch die hohe Wertschätzung der Familie in 1Kor 7,14 uvm.).
Nein, es ist v.a. darum so traurig, weil damit wieder einmal jedem "Feind" der Kirche billige (niveau- und realitätsferne) Munition gegeben wird: "Seht, sie sehen endlich selber ein, dass ihre Religion menschenverachtend ist." Ganz zu schweigen davon, dass es nicht stimmt, da sich mit Leichtigkeit viele Väterzeugnisse erbringen lassen, die ein ganz anderes Bild zeigen (v.a. bei Johannes Chrysostomus, Tertullian und Ambrosius, ja sogar bei Augustinus, wenn dieser etwa seine Mutter lobt).
Gerade Johannes Chrysostomus hatte auch mit solchen Vorurteilen zu kämpfen (die es ja auch nicht grundlos gab, sie stimmten halt nur nicht mit der Wirklichkeit "des Christentums" überein), wenn er sein Gegenüber fast schon rhetorisch fragt: "Was sagst du da, Mensch? Haben denn die Mönche allein das Privileg des göttlichen Wohlgefallens?" (Homilie zur Genesis, 21)

Dass die Schlussfolgerung (würde es stimmen, was er sagt), darum sei der Zölibat schlecht, davon unabhängig ziemlich hanebüchen ist, behandle ich vllt. ein andres Mal...


PS. Ich empfehle zum Thema Zölibat diesen sehr guten Vortrag von Dr. Johannes Kreier in Saarbrücken: 
http://gloria.tv/?media=262069
http://gloria.tv/?media=263723
http://gloria.tv/?media=264992

Kreuz und Leid

Gestern gedachte das Erzbistum Freiburg der seligen Ulrika von Hegne († 1913).
Ein Auszug aus der zweiten Lesung der Lesehore (Einlegeblatt zum Lektionar, hg. EB Oskar Saier):

[Gott] weiß, wie er die Schwachen und die Starken zu behandeln hat. Den Schwachen gibt er Trost und Frieden und leitet alles zum Besten. Den Stärkeren schickt er manches Kreuz und Mißgeschick in jeder Beziehung. So erweitert er die Herzen, und je mehr über einen kommt, desto mehr kommt man zur Erkenntnis. Man lernt die verschiedenen Kreuze und Widerwärtigkeiten tragen und den Wert derselben erkennen. Würden wir den Wert der Demütigungen und Leiden erkennen, so würde unser Herz so groß und weit, daß wir mit Gottes Gnade die Leiden der ganzen Welt tragen möchten. Es würde aufgehen vor Verlangen nach Kreuz und Leiden. Wir würden uns nicht mehr vor einer Verdemütigung scheuen, sondern mit heiligem Neid auf jene blicken, die dieser Gnaden mehr gewürdigt werden. Darum sind wir auch oft so unruhig und zerstreut bei der Arbeit, weil unser Inneres nicht vom übernatürlichen Eifer belebt ist und man sich vor Mißgeschick oder Demütigung fürchtet. Je reiner die Absicht, je freier man von Eigenliebe und Eigennutz ist, desto ruhiger und in Gott gesammelter arbeiten wir.

Dienstag, 8. Mai 2012

Alle die Vielen...

Schon vor ner knappen Woche angefertigt aber nich veröffentlich:

Schön zu lesen, dass man auch auf evangelischer Seite die Entscheidung des Papstes positiv aufnimmt:

"Sollte die Rückbesinnung auf den Wortlaut der biblischen Texte dahin führen, dass bei jeder Feier der Messe die ökumenische Weite der "vielen" statt der "wenigen" ins Gedächtnis käme, könnte man in der Rückkehr von "für alle" zu "für viele" theologisch gar noch einen Fortschritt erkennen. Die Gewissheit, dass Christus noch heute den einen Kelch an die vielen mit den Worten reicht: "für euch und für viele zur Vergebung der Sünden" verbindet Christen bereits seit Jahrhunderten"


Fortschritt? Aufbruch! :P

Grüße aus Nicäa

Grund #3612 warum ich katholisch (und nicht etwa protestantisch) bin: ὁμοούσιος (homoousios) steht nicht in der Bibel.

Aus heiterem Himmel viel mir heute, während ich beim Friseur wartete, auf, dass ein ganz wesentlicher Begriff des nizänischen und damit des nizäno-konstantinopolitanischen Glaubensbekenntnisses (das auch von Protestanten akzeptiert wird, mit Ausnahme des Wörtchens "katholisch", das sie, m.E. sinnloserweise, mit "christlich" ersetzt haben), das homoousios, also die Aussage, dass Gott-Vater und Gott-Sohn eines Wesens sind, nicht in der Bibel zu finden ist.
Wie zum Henker ist dieser wesentliche Aspekt des Glaubensbekenntnisses mit dem sola scriptura Prinzip in Einklang zu bringen? Spontane Antwort: Ist es nicht, da das homoousios nicht in der Schrift vorkommt. Es ist ein philosophischer Begriff, der, nach einigem Widerstand, zur Abwehr der arianischen Irrlehre herangezogen wurde, da man am Konzil von Nicäa feststellte, dass "die Schrift allein", ihr Buchstabe, keine letzte Eindeutigkeit bot. Damit wurde das sola scriptura Prinzip also spätestens vom Konzil von Nicaäe (325) de facto aufgegeben; von einem Konzil also, das von Protestanten anerkannt wird...

Sonntag, 6. Mai 2012

Mater Ecclesia

Ein Kommentator warf mir neulich Anmaßung vor, weil ich BDKJ & co. kritisiere. [Dass ich damit freilich nicht alleine stehe, zeigt ein flüchtiger Blick in die Blogozese.] Natürlich hat das mit Anmaßung nichts zutun, sondern es ist mein gutes Recht und sogar meine Pflicht, Missstände anzuprangern, meine Brüder zurechtzuweisen und zu Ermahnen (Lk 17,3; 1Thess 5,11; 1Tim 5,20; 2Tim 4,2 u.a.).
Das kann auch mal mit einer gewissen Wut verbunden sein... Ich fühle mich dabei aber in guter Gesellschaft: "Denn es gibt viele Freche, unnütze Schwätzer und Verführer, [...] denen man das Maul stopfen muss, weil sie ganze Häuser verwirren und lehren, was nicht sein darf" (Tit 1,10f). Es wäre eine Sünde es nicht zu tun, und stattdessen einfach jeden in allem machen zu lassen, wie es ihm beliebt. Man nennt das "Relativismus"... oder einfach "Gleichgültigkeit". Und sowas steht dem Christen nicht gut an.

Ich tue es im Übrigen nicht auf der Grundlage meiner eigenen Meinung und meines Geschmacks, sondern auf der Grundlage der verbindlichen kirchlichen Lehre.
Natürlich steht es mir nicht zu, andere zu richten und ich behaupte auch nicht, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben. Ich weiß auch, wie es ein von mir sehr geschätzter Alttestamentler mal ausdrückte: "Wir sind alle kleine Häretiker", weil wir alle irgendwo Abstriche machen, uns nicht an alles halten können oder wollen und weil wir letztlich alle Sünder sind.
Ich verstehe mein Katholischsein immerhin so, dass ich mich nach Kräften darum bemühe, dem Anspruch, der damit verbunden ist, gerecht zu werden. Das ist freilich nicht immer einfach und zuweilen geht mir manches auch gegen den Strich. Weshalb man ja auch vom so genannten "Glaubensgehorsam" spricht (vgl. KKK 143)! Wenn ich immer mit allem total einverstanden wäre, bräuchte es keinen Gehorsam mehr, dann wäre eh alles klar. 
Und manchmal scheitert man auch einfach daran. Es ist also nicht immer einfach... für niemanden. Soll es aber auch nicht sein: "Wie eng ist die Pforte und wie schmal der Weg, der zum Leben führt" (Mt 7,14).
Wenn etwas keiner Anstrengung bedarf, dann ist es auch nicht wert, darum zu kämpfen! Und nichts was es wert ist zu haben, kommt einfach so zu uns.

Bei vielen Vertretern von BDKJ, ZdK etc. hat man den Eindruck, ihr Anliegen sei es, möglichst wenig von diesem Anspruch, den die Kirche an (alle!) ihre Glieder stellt, überhaupt nur anzuerkennen, geschweige denn, ihm gerecht zu werden. Stattdessen "träumt" man sich etwas Eigenes zusammen (siehe Projekt Samuel), oder man beharrt weiter auf Themen und stellt Forderungen, die längst nicht mehr zur Debatte stehen (z.B. Frauenpriestertum), oder man lehnt gewisse Wahrheiten rundheraus ab (z.B. dass die Ehe unauflöslich ist; vgl. Mt 19,9), oder man bastelt nach Gutdünken an der Liturgie herum (etwas, was auch das VatII. ausdrücklich verboten hat! SC 22 §3).

Freilich entsteht das ganze Problem schon in dem Moment, in dem die Verbindlichkeit der kirchlichen Lehre nicht mehr anerkannt wird. Wer das nicht tut, kann natürlich nurnoch auf die eigene Meinung und den eigenen Taschengott bauen.
Das unterscheidet die Katholiken von den Nichtkatholiken: Unser Maßsstab beim Lesen und Verstehen der Schrift (= der Offenbarung Gottes an uns) ist nicht unser eigenes Gutdünken, Besserwissen und Meinen, sondern das Lehramt der Kirche: "Die Aufgabe, das Wort Gottes verbindlich[!] auszulegen, wurde einzig dem Lehramt der Kirche, dem Papst und den in Gemeinschaft mit ihm stehenden Bischöfen anvertraut." (KKK 100) Was der Hauptgrund dafür ist, wieso wir Katholiken nicht in dreißigtausend sich allerenden widersprechende Kleingruppen zersplittert sind, wie es dem Protestantismus widerfahren ist und weiter widerfährt.

Was mich an BDKJ und dergleichen und ihren Aktivitäten stört ist nicht, dass sie nicht meinen(!) Idealen entsprechen (die außer mir niemanden zu interessieren brauchen). Was mich stört ist, dass ihre Bemühungen sich allzuoft ausdrücklich gegen die Kirche und gegen den Anspruch richten, den diese an alle ihre Glieder de facto stellt. Sie wollen ihr eigenes Ding machen, wollen sehr oft etwas anderes als das, was die Kirche ihnen Vorlegt: "Kirche, Marke Eigenbau". Und da kann ich nicht schweigend zuschauen und führe daher auch oft Diskussionen mit solchen Leuten.
Es geht hier garnicht darum "wer ist der bessere Katholik", sondern es geht darum, die Autorität der Kirche und ihre (verbindliche) Lehre anzuerkennen als das, was sie ist. Und zwar auch dann, wenn sie unbequem und sperrig oder mit Schmutz und menschlichen Makeln behaftet ist. Wer gar nicht erst anerkannt, dass er dies als Katholik zu tun hat, dem ist kaum mehr zu helfen.

Ich bestimme nicht darüber, was katholisch ist und was nicht. Das steht mir nicht zu! Aber der Katechismus gibt Auskunft darüber, was allen Katholiken zu glauben und als Moral zu halten vorgelegt ist. Es geht hier also um einen Objektiven Maßstab, nicht um die Ideen Einzelner. Genau davon handelte auch jener Blogeintrag, von dem sich der eingangs erwähnte Kommentator offenbar auf den Slips getreten fühlte. Und genau hier versagen die erwähnten Gruppen m.E.: Sie wollen die "Gegebenheit" des Glaubens und der Moral und die Hierarchie (= Heilige Ordnung) der Kirche nicht anerkennen. 
Natürlich kann man auch über solch eine Anerkennung sagen, sie sei nurmehr ein "Ideal", das ich anlege. Aber: Von "Berufskatholiken", von Leuten die Verantwortung in der Kirche tragen und die nicht selten auch ihren Lebensunterhalt damit bestreiten, darf und muss ich das erwarten!
Es geht letztlich um die Liebe zur Kirche und damit zu Christus, dessen mystischer Leib sie ist, von dem sie ihre Autorität und Vollmacht empfängt; die Kirche, in der Er sein Erlösungswerk fortführt, die Er immer geleitet damit sie sein Erbe in Treue bewahrt und in der und durch die Er uns allezeit aus seiner Fülle beschenkt.

Gertrud von le Fort hat diesen unerhörten Anspruch der Kirche, der an uns, ihre Glieder, gestellt wird, in ihren "Hymnen an die Kirche" wunderbar in Worte gefasst:

Mutter, ich lege mein Haupt in deine Hände:
        schütze mich vor dir!
Denn furchtbar ist das Gesetz des Glaubens,
        das du aufrichtest.
Fremd ist es in allen Fluren meines Blickes.
Die Täler der Stunden und die Räume der
        Gestirne wissen nichts von ihm.
Meine Füße gleiten an ihm ab wie an Halden
        von Eis,
Und mein Geist zersplittert daran wie an
        gläsernen Felsen.
Bist du gewiß, meine Mutter, daß nicht der
        Bote des Abgrunds dich betrog?
Oder daß Wildlinge aus der Engel Saal dich
        verhöhnten?
Du heißt mich mein einziges Licht löschen
        und heißt mich es wiederentzünden an der
        Finsternis der Nacht!
Du gebietest mir Blindheit, daß ich sehe,
        und Taubheit, daß ich höre!
Weißt du, was du tust? - Mutter, ich lege mein
        Haupt in deine Hände:
        schütze mich vor dir!