Sonntag, 9. Februar 2014

Salz und Licht

Würziges Salz sollten sie sein, aber sie sind lieber das Öl im Getriebe oder der Honig im Kuchen. Statt die christliche Alternative sichtbar zu machen, lieben sie den Kompromiss. Durch Nivellierung möchten sie unauffällig erscheinen und (ausgerechnet) um Gottes willen keinen Anstoß erregen. Mit Gewalt möchten sie heraus aus dem Getto ‑ und begreifen doch nicht, dass sie notwendig und oft in sehr konkretem Sinn ihre Heimat nur im Getto haben dürften. Sie erkennen nicht, dass man Menschen nicht durch Nachgeben, sondern durch Forderungen gewinnt. Der Verlust an Gewicht, den die Kirchen in der Geschichte erleiden müssen, hat darin ihren Ursprung, dass man zu wenig von der einschneidenden Härte der christlichen Botschaft gesprochen hat. Und zu wenig begeistert von der Verheißung. Christentum ist eben nicht Verbrüderung um jeden Preis. Soren Kierkegaard: »Salz, Salz her! Denn die Christenheit ist eine Fäulnis des Christentums! Eine christliche Welt ist der Abfall vom Christentum.« Salz der Erde sein bedeutet Widerstand leisten aus Hoffnung. Der Münzstempel, der weicher ist als das Metall, das er prägen soll, taugt nichts. Salz ist nicht für Salz da, Christen nicht zu innenchristlicher Selbstbefriedigung. Salz an und für sich ist kein Nahrungsmittel; es hat nur Sinn und Bedeutung in Beziehung zu anderen Speisen, deren Essenz durch Salz hervorgelockt wird. Als Salz der Welt sind die Christen für die anderen da; ihr Job ist Dienstleistung pur.

Im Wort vom Licht geht es noch klarer um den Auftrag der Christen. Man höre und Staune: Nicht aufgrund Gottes eigener Werke, etwa in der Schöpfung, sollen die Menschen sich bekehren, sondern aufgrund der guten Werke der Christen. Wir tragen die Verantwortung dafür, dass die anderen den Weg zu Christus finden. Wir sind verloren, wenn wir ihnen diesen Weg nicht zeigen, sondern ihn verdunkeln oder versperren. Und es geht um Werke, nicht um Rhetorik. Christen sollen Überzeugungen nicht vortragen, sondern die Überzeugung sein.

(Klaus Berger, Jesus)

5 Kommentare:

  1. Darf ich das unter Angabe der Quelle an den heutigen Prediger weitergeben, der genau das Gegenteil gepredigt hat? -: Du Bist das Licht der Welt und brauchst weiter nichts zu tun ...

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    1. Muss ja ne tolle Predigt gewesen sen...
      Du kanns ihm auch einfach Klaus Bergers Jesusbuch schenken, da findet ich ne ganze menge "Unbequemes" ;)

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    2. Wenn ich so drüber nachdenke...: wenn ein Prediger sowas sagt, dann hat er den Text offenbar nicht (noch nie) gelesen. Warum redet wohl Jesus davon, dass das Salz schal werden und das Licht unter den Scheffel gestellt werden kann? hä?

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    3. Er predigt IMMER gegen die Bibel ... und manche Ordensschwester, die dort in den Gottesdienst geht, findet das so TOLL! Er macht die Bibel so lebensnah! - Verzeihung Schwester, leiden Sie an Hirnschwund - fällt mir schwer zu denken, aber so kommt es mir doch vor ... DAS tut weh ...

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  2. Licht kann man nicht auslöschen, hat er z. B. gesagt. Aber ich glaube nicht, dass man - vor 2000 Jahren! nicht in der Lage war, ein LIcht auszublasen. Und selbst heute hat jede Glühbirne eine gewisse Lebensdauer und einen Schalter zum Ausmachen gibt es auch ...

    Ja, die Predigt war wirklich toll ... ähem!

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