Weil ich seit langem ein großer Fan bin, mich aktuell aber sehr intensiv mit ihm zu beschäftigen habe und er nach wie vor erstaunlich wenig bekannt ist.
Erik Peterson († 1960) war evangelischer Theologe, bis er 1930 in Rom zum Katholizismus konvertierte. Legendär ist v.a. sein Kommentar zum Römerbrief, in dem er (noch als evangelischer Theologe!) auch schonmal Kerngedanken der Reformatoren und reformatorische Bekenntnisschriften gepflegt auseinander nimmt und als unbiblisch erweist.
Seit 20 Jahren werden Ausgewählte Schriften bei Echter herausgegeben, inzwischen sind es 12 Bände.
Peterson hat sich v.a. als Exeget und in der christlichen Archäologie einen Namen gemacht. Sein Denken hatte immensen Einfluss auf andere Exegeten, v.a. Heinrich Schlier (ebenfalls evangelischer Theologe, Petersons Nachfolger auf dem NT-Lehrstuhl in Bonn und ebenfalls später, 1953, zum Katholizismus konvertiert), und ganz besonders auch auf den jungen Theologen Joseph Ratzinger. In der evangelischen Welt ist er aufgrund seiner Konversion so ziemlich "exkommuniziert" worden, man kennt ihn dort heute oft überhaupt nicht. Aber auch der katholische theologische Mainstream tut sich mit ihm schwer... es verwundert mich nicht, dass an meiner Fakultät seine Schriften in der Dogmatik (= anständiger Lehrstuhlinhaber) stehen, obwohl sie zum weitaus größten Teil exegetischer Natur sind. So groß war Petersons Einfluss auf Joseph Ratzinger, dass es sich Papst Benedikt XVI. nicht nehmen ließ, 2010, bei einem internationalen Symposium zu Leben und Werk Erik Petersons in Rom, eine Ansprache zu halten, in der er auch seine eigene Begegnung mit Petersons Denken beschreibt (hier ist der kurze Text auf der Vatikan-Homepage nachzulesen). Damit ist das Wichtigste gesagt:
»Ich habe ihn mit wachsender Begier gelesen und mich von ihm wirklich ergreifen lassen, denn hier war die Theologie, nach der ich suchte: Theologie, die einerseits den ganzen historischen Ernst aufbringt, Texte zu verstehen, zu untersuchen, sie mit allem Ernst historischer Forschung zu analysieren, und die doch nicht in der Vergangenheit stehen bleibt, sondern die Selbstüberschreitung des Buchstabens mitvollzieht, in diese Selbstüberschreitung des Buchstabens mithineintritt, sich von ihr mitnehmen läßt und damit in die Berührung mit dem kommt, von dem her sie stammt – mit dem lebendigen Gott.«
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