Donnerstag, 12. Juni 2014

Elija ist unzumutbar!

Wo gestern nicht der Apostelbegleiter Barnabas gefeiert wurde, wurde die Lesung aus dem 1. Buch der Könige genommen und schildert das berühmte Gottesurteil auf dem Karmel (1Kön 18,20-39). Es lohnt sich, diesen Text (wieder)einmal zu lesen!

Elija fordert die Baals-Priester (450 an der Zahl) heraus, sie sollten doch ihren Gott bitten, ihr Holz und ihr Opfer mit Feuer in Ampfang zu nehmen. Die Priester des Baal beten lange, schreien regelrecht; sie zweschneiden sich ihre Haut um Baal zur Tat zu rufen. Elija verspottet sie. Nichts passiert.
Dann kommt Elija an die Reihe, gießt vorher noch reichlich Wasser über das von ihm bereitete Opfer, sendet zu seinem Gott ein kurzes Gebet und PUFF, das Feuer kommt vom Himmel und verzehrt sein Opfer restlos. 
Q.E.D.: Der Gott Israels ist der wahre und einzige Gott.

Die heute gelesene Perikope (1Kön 18,41-46) schließt sich direkt daran an und geht bis zum Ende dieser Episode. Leider sind unsere Lektionare zuweilen sehr penibel, wenn es darum geht, politisch korrekt und verharmlosend mit der Bibel umzugehen... dem aufmerksamen Leser ist es vielleicht schon aufgefallen: Zwischen der gestrigen und der heutigen Perikope wurde genau ein Vers ausgelassen. Es ist aber nun ausgerechnet ein Vers, der eigentlich unerlässlich ist, um die Figur des Elija wirklich kennenzulernen. Der Vers lautet:
»Elija aber befahl ihnen: Ergreift die Propheten des Baal! Keiner von ihnen soll entkommen. Man ergriff sie und Elija ließ sie zum Bach Kischon hinabführen und dort töten.«

Elija lässt die 450 Männer regelrecht abschlachten und macht sich gewiss auch selbst die Hände dabei schmutzig. Das ist nicht fein. Das ist nicht das Bild, das wir gerne von einem Propheten Gottes haben, zumal von einem, der dann später auf dem Berg Tabor mit dem verklärten Herrn Jesus Christus ins Gespräch kommt.

Elija ist zweifelsohne einer der größten Propheten Israels. Er ist aber nicht nur ein Bote des Gerichts und ein Bußprediger (vgl. 1Kön 18,18), sondern er ist eben auch ein Gerichtsvollstrecker! Elija ist ein "Prophet wie Feuer" und mit "Worten, wie ein brennender Ofen" (vgl. Sir 48,1), niemand also, der für ein Späßchen zu haben wäre.
Der Spott des Elija über die in regelrechter Raserei verfallenen hilflosen Baals-Priester ist wahrlich schneidend (und witzig):
»Ruft lauter! Er ist doch Gott. Er könnte beschäftigt sein, könnte beiseite gegangen oder verreist sein. Vielleicht schläft er und wacht dann auf.«

Als Jesus mit seinen Jüngern auf dem Weg nach Jerusalem an einem Dorf der Samariter vorbeikamen, fragten ihn Jakobus und Johannes (die "Donnersöhne"): »Herr, willst du, so wollen wir sagen, dass Feuer vom Himmel falle und sie verzehre.« (Lk 9,54)
Einige Textzeugen fügen hier durchaus zutreffend an "... wie es auch Elija getan hat."
Aber Jesus weist sie zurecht: »Da wandte er sich um und wies sie zurecht.« (Lk 9,55)
Wiederum fügen einige Textzeugen an: "... und sagte: Ihr wisst nicht, was für ein Geist aus euch spricht. Der Menschensohn ist nicht gekommen, um Menschen zu vernichten, sondern um sie zu retten."

Das Gericht, das zur Zeit des Elija noch vollstreckt werden musste, ist mit Jesus überwunden. Dass jener Vers 40 aus der Leseordnung herausgefallen ist, ist insofern bedauerlich, weil dadurch der Kontrast, die revolutionäre Neuheit der Botschaft Christi weniger klar wird.
Natürlich schafft auch Jesus das Gericht nicht ab. Doch offenbart er uns die grenzenlose Liebe Gottes zu allen seinen Geschöpfen. Die Taten Elijas, die dieser auf Anweisung Gottes vollbrachte, zeigen uns den Ernst Gottes, zeigen uns seine Macht über uns, die er ausüben kann, wenn er dies wollte. 
Viel zu sehr haben sich die Christen heute an einen eher machtlosen Gott gewöhnt, der bedingungslos alles verzeiht... es erscheint heute eigentlich kaum mehr möglich, das ewige Heil nicht zu erlangen. Keine Gefahr, für niemanden. 
Natürlich ist Gott nicht bloß derjenige, der Feuer vom Himmel wirft. Er ist auch der Gott, der sich im Säuseln des Windes zeigt. Der gleiche Gott, der Sodom und Gomorra zerstörte ist auch der Gott, der uns, wie heute im Evangelium, zuruft: »Schließ ohne Zögern Frieden mit deinem Gegner, solange du mit ihm noch auf dem Weg zum Gericht bist.« (Mt 5,25) Hier darf und soll man durchaus an das göttliche Gericht am Ende der Zeiten denken! 
Gott ist eben nicht bloß Richter, er ist auch der, der zur Versöhnung aufruft und der uns in Jesus davon Kunde gebracht hat, dass hier ein enger Zusammenhang besteht! Es ist eine Ermahnung und eine Verheißung zugleich:
»Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, dann wird euer himmlischer Vater auch euch vergeben. Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, dann wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.« (Mt 6,14-15)

Gott ist leidenschaftlich in jeder Hinsicht. Im Lieben wie im Zorn ist er der ganz andere (vgl. dazu hier).
Wenn Gott, wie wir ihn uns "denken", nicht unbequem ist, wenn seine Gebote uns nicht in unserem täglichen Einerlei aufrütteln und aufstoßen, wenn unser Denken und Handeln nicht mehr mit dem Willen Gottes kontrastiert weil wir meinen, Gottes Wille entspräche unserem Wollen, und wir stattdessen in Genügsamkeit, Selbstsicherheit und Zufriedenheit leben, dann "denken" wir uns nur unseren eigenen Taschengott und haben den Kontakt zu diesem Gott längst vernebelt mit unserem eigenen Gutdünken.
Machen wir uns nichts vor!

1 Kommentar:

  1. Die kürzen das für meine Erbauung! ;-) Ich kann solche alttestamentarischen Aktionen nämlich schlecht verdauen. Die sind alle mit dem Töten so schnell dabei, kommt's mir vor. Ich habe aber gemerkt, dass es mir gut getan hat, alle diese unangenehmen Stellen mal zu lesen. Es hat das Bild von Gott zurechtgerückt. Es hat auch Christi Kreuzesopfer einen ganz anderen Stellenwert gegeben.
    Wenn ich drüber nachdenke und ehrlich bin, dann war es so: "Gut, dass Gott uns so sehr liebt (der Arme, zwar bescheuert eigentlich, aber echt liebevoll, ja.) Und jetzt ist es so: "Welch ein Wunder, dass der allmächtige Gott, der uns in einer Sekunde auslöschen könnte, trotz all unserer Macken und bösen Taten, sich jede Sekunde aufs neue entscheidet die Menschen zu lieben. Was ist der Mensch, dass Gott das tut?"

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