Montag, 16. Dezember 2013

der verwirrende Bileam


»Als Bileam aufblickte, sah er Israel im Lager, nach Stämmen geordnet. Da kam der Geist Gottes über ihn, er begann mit seinem Orakelspruch und sagte: Spruch Bileams, des Sohnes Beors, Spruch des Mannes mit geschlossenem Auge, Spruch dessen, der Gottesworte hört, der eine Vision des Allmächtigen sieht, der daliegt mit entschleierten Augen. [...]
Und er begann mit seinem Orakelspruch und sagte: Spruch Bileams, des Sohnes Beors, Spruch des Mannes mit geschlossenem Auge, Spruch dessen, der Gottesworte hört, der die Gedanken des Höchsten kennt, der eine Vision des Allmächtigen sieht, der daliegt mit entschleierten Augen: Ich sehe ihn, aber nicht jetzt, ich erblicke ihn, aber nicht in der Nähe: Ein Stern geht in Jakob auf, ein Zepter erhebt sich in Israel.« (Num 24,2-4.16-17)

Bileam ist eine kuriose und sehr zwiespältige Gestalt. Er gehörte nicht dem Volk Israel an (darum wirft er sich auf den Boden vor Gott, weil er als Unbeschnittener nicht vor Gott zu stehen wagt) und sein Ziel war es eigentlich, zusammen mit dem moabitischen König Balak, Gott für seine Zwecke mit Opfern zu bestechen (Num 22,1) und das Moab gegenüber feindliche Israel zu verderben (sein Name heißt wörtlich "ihre Verwirrung", freier übersetzt oft mit "Volksverderber" wiedergegeben): "Darauf sagte Balak zu Bileam: Komm mit, ich will dich noch an einen anderen Ort mitnehmen. Vielleicht ist es Gott recht, dass du mir das Volk von dort aus verfluchst." (Num 23,27) Immer wieder versuchte Bileam, Gott für seine Zwecke zu instrumentalisieren, aber Gott legte ihm andere Worte in den Mund, und kehrte den Spieß einfach immer wieder um: "Doch wie soll ich verwünschen, wen Gott nicht verwünscht, wie soll ich drohen, wem Jahwe nicht droht?" (Num 22,8)

Die bekannte Episode mit der sprechenden Eselin (Numeri 22) zeigt Bileams zwiespältige Natur besonders eindrücklich, weil sein Reden und sein Tun sich allzuoft widersprechen. Als Balak ihm befiehlt, zu ihm zu kommen, aber Gott es ihm verbietet ("Geh nicht mit!" 22,12), sagt Bileam, er könne "dem Befehl des Herrn, meines Gottes, nicht zuwiderhandeln", aber gleich am nächsten Morgen bricht er dennoch auf, woraufhin eben jene Episode mit dem Esel geschieht, der den Engel auf dem Weg sieht, während Bileam diesen nicht sehen kann: "Aber Gott wurde zornig, weil Bileam mitging, und der Engel des Herrn trat Bileam in feindlicher Absicht in den Weg."

In neutestamentlicher Zeit galt Bileam als das Paradebeispiel eines Irrlehrers und also Volksverführers: "Bei dir gibt es Leute, die an der Lehre Bileams festhalten; Bileam lehrte Balak, er solle die Israeliten dazu verführen, Fleisch zu essen, das den Götzen geweiht war, und Unzucht zu treiben." (Offb 2,14; vgl. 2.Petr 2,15 und Jud 11)

Umso bemerkenswerter, wenn wir heute in der Lesung hören, dass Bileam "Gottes Worte hört", der Geist Gottes auf ihm ruht, und er sogar "die Gedanken des Höchsten kennt" (im krassen Widerspruch zur rhetorischen Frage des Paulus in Röm 11,34!).
Man spührt regelrecht, wie Bileams Wille dem was er tut widerstrebt, wenn er an anderer Stelle sagt "
Gott ist kein Mensch, der lügt, kein Menschenkind, das etwas bereut. Spricht er etwas und tut es dann nicht, sagt er etwas und hält es dann nicht? Sieh her, ich habe es übernommen zu segnen; so muss ich segnen, ich kann's nicht widerrufen." (Num 23,19-20)

Am Ende wird Bileam im Midianiterkrieg von den Israeliten getötet (Num 31,8).
Nichts desto trotz, wird es sein Teil, durch die "Einflüsterungen" Gottes eine Beschreibung Israels zu tun, die einem Loblied gleicht (etwa die militärischen Siege: Num 24,18-24). Und v.a. wird Bileam ein herrlicher Vorblick auf den Messias gewährt:
»Jakob, wie schön sind deine Zelte, wie schön deine Wohnstätten, Israel! Wie Bachtäler ziehen sie sich hin, wie Gärten am Strom, wie Eichen, vom Herrn gepflanzt, wie Zedern am Wasser. Von seinen Schöpfeimern rinnt das Wasser, reichlich Wasser hat seine Saat. Sein König ist Agag überlegen, seine Königsherrschaft erstarkt. [...]
Ich sehe ihn, aber nicht jetzt, ich erblicke ihn, aber nicht in der Nähe: Ein Stern geht in Jakob auf, ein Zepter erhebt sich in Israel.« (Num 24,5-7.17)

Hier haben wir einen Mann, einen Heiden, dem eine einzigartige Gotteserkenntnis zuteil wurde, ja, der regelrecht von Gott als Werkzeug gegen seinen Willen gebraucht wurde, der aber von sich aus schon zweigeteilt zu sein scheint... und am Ende wird er in Gottes Auftrag umgebracht... Ich verstehe diese Gestalt nicht... er ist wohl gleich in mehrfacher Bedeutung eine "verwirrende" Figur...

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