Samstag, 26. Juli 2014

UNS geht's doch gut!

Vergangene Woche erlebte ich eine Predigt an der ich ziemlich gelitten habe.

Es fing eigentlich ganz vernünftig an... es ging um Paulus und seinen Begriff von Welt im 1. Korintherbrief (dass an dem Tag die Lesung aus Jeremia kam, sei nur erwähnt). Dass Paulus die "Welt" für schlecht erachte, müsse man vor dem Hintergrund verstehen, dass er für seinen Glauben Verfolgung erlitten habe. Seine Umwelt war ihm eben feindlich gesonnen.

In Anbetracht der aktuellen Situation der Christen im Irak, in Nigeria, in China und an vielen anderen Orten, erwartete ich einige wichtige Worte zu den schrecklichen Ereignissen direkt vor unserer europäischen Haustür.

Doch stattdessen fuhr der Prediger fort und erzählte, dass uns heute, hier in Deutschland, es nicht mehr so erginge wie Paulus und wir darum auch nicht mehr, wie Paulus, die Welt als etwas verstehen dürften, was überwunden werden müsse, schließlich lebten wir in dieser Welt und sollen sie gestalten. (Mehr Inhalt oder Konkretheit gabs nicht, obwohl die Predigt erstaunlich lang war.)

Ich litt sehr an dieser Predigt. Nicht so sehr, dass sie exegetisch-theologisch völlig daneben war (Paulus meint mit dem Terminus technicus "Welt" etwas anderes, als unsere alltägliche Lebenswelt!), auch nicht, dass Jesus explizit sagt, er habe "die Welt überwunden" (und also der Prediger gewissermaßen Jesus eines Irrtums bezichtigt); mich störte auch weniger, dass durch solches theologisch falsche Geschwafel im besten Fall Verwirrung, im schlimmsten Fall Irrtum bei den Gläubigen entsteht. (Wäre mir soetwas in einer Exegese-Veranstaltung an der Uni begegnet, hätte ich den Vortragenden vermutlich ausgelacht.)
Nein, was mich v.a. leiden ließ war die völlige Abwesenheit (in der gesamten Messe) auch nur einer Erinnerung an die jetzt gerade verfolgten Brüder in Christo. Nichts, keine Erwähnung.

Die Prämisse der Predigt bestand in der Verfolgungssituation, der sich Paulus ausgesetzt sah sowie in der Tatsache, dass es UNS heute, HIER in Deutschland, anders ergeht...
Wie kann man nur? Die Blindheit, die versnobte Ignoranz troff aus allen Poren. Schrecklich.

Aber es scheint doch ein sprechendes Zeichen für einen Gutteil der "westlichen" sich "christlich" nennenden Welt zu sein. Nicht so sehr Ratlosigkeit, sondern Blindheit scheint das Hauptproblem zu sein... man will es wohl immer noch nicht sehen... Gott steh uns bei!

1 Kommentar:

  1. Es verfolgt uns, dass es uns gut geht.
    Noch zumindest.

    Ja, Gott möge uns und der ganzen Christenheit beistehen...

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