Montag, 30. September 2013

Relativiert Franziskus die Morallehre?

Papst Franziskus äußert im "Jesuiteninterview" die Meinung, dass wir Katholiken nicht immer gleich mit der Moralkeule auftreten sollten. Von "liberal" wird gejubelt, der Papst würde die "mittelalterliche" Moral der Kirche, insbesondere jene im Hinblick auf Abtreibung und Homosexuelität, abmildern oder gar abschaffen. Von "konservativ" hört man dieser Tage den gleichen Choral, aber nicht als Jubel, sondern als Klagelied, zuweilen auch höhnich oder gar despektierlich: Was soll das? Will er sich anbiedern? Sind ihm diese Themen nicht wichtig? Will er uns das Reden darüber vermiesen und den eifrigen "Streitern für den Herrn" in den Rücken fallen?

O-Ton Papst:
»Wir sollten uns unseren Glauben nicht durch vielfältige Einzelheiten zerreden lassen, sondern doch zu allererst seine Größe immer wieder vor Augen haben. Ich kann mich erinnern: Wenn ich in den achtziger, neunziger Jahren nach Europa kam, wurde ich um Interviews gebeten, und ich wußte immer schon im voraus die Fragen. Es ging um Frauenordination, um Empfängnisverhütung, um Abtreibung und um ähnliche Probleme, die ständig wiederkehren. Wenn wir uns einfangen lassen in diese Diskussionen, dann fixiert man die Kirche auf ein paar Ge- oder Verbote, wir stehen da als Moralisten mit ein paar etwas altmodischen Ansichten, und die eigentliche Größe des Glaubens erscheint gar nicht. Daher meine ich, diese Größe unseres Glaubens immer wieder herauszustellen, ist etwas ganz Grundlegendes, wovon wir uns durch solche Situationen nicht abbringen lassen dürfen.«

Schlimm, dass der Papst da allenernstes fordert, wir sollten nicht immer nur über diese immer gleichen (Moral-)Themen reden...
Nur ein kleines Detail: Das eben zitierte stammt zwar von einem Papst, aber nicht von Franziskus. Ich habe nur das Wort "Deutschland" durch "Europa" ersetzt... es ist nämlich aus einer Ansprache von Benedikt XVI. zum Abschluss eines Treffens mit schweizer Bischöfen aus dem Jahre 2006 (hier nachzulesen). Auch bei anderen Gelegenheiten hat sich Benedikt in diese Richtung geäußert.

Natürlich haben beide Päpste absolut recht. Franziskus zumal darin, dass er seine Forderung nicht einfach so in den Raum stellt, sondern im Kontext unmissverständlich von einer missionarischen Verkündigung spricht, was aber sowohl von "liberal" wie von "konservativ" allenthalben völlig ignoriert wird.
Wir werden immerzu in diese Ecke gedrängt und dadurch letztlich gelähmt. Als bloße Moralanstalt braucht es nämlich die Kirche nicht! Auch Atheisten können moralisch gut handeln udn philosophieren (es gibt sogar eine facebook-Gruppe "Atheists Against Abortion"). Es braucht die Kirche nicht, wegen des Lebensschutzes und der heterosexuellen Ehe. Darum finde ich es auch sehr befremdlich, dass Robert Zollitsch den Lebensschutz als Markenzeichen der Kirche bezeichnet hat (s. hier): Damit stößt er alle Nichtkatholiken bzw. Nichtchristen die sich für den Lebensschutz und die Familie einsetzen, denn solch eine Moral ist bekenntnisunabhängig!, durchaus vor den Kopf.  Und er engt den Auftrag und die Natur der Kirche Jesu Christi dramatisch ein auf exakt das, wovon die Massenmedien feuchte Träume haben: die Kirche als Nein-Sager. 
Auch politisch wird die Daseinsberechtigung der Kirche immerzu darauf eingeengt: Werte. Aber dazu braucht es, wie gesagt, keine Kirche. Die Kirche ist vor allem anderen eine Heilsanstalt für für alle Menschen... und dieses Heil ist eines nicht: diesseitig.

Natürlich ist die Moral auch wichtig und für einen Christen eigentlich nicht anders denkbar. Aber es darf nicht die oberste Priorität haben, nicht in der Verkündigung und nicht in der Wahrnehmung derselben. Ich kenne niemanden, mich eingeschlossen, der katholisch wurde wegen der moralischen Standpunkte der Kirche. Diese sind eine Folge, eine Konsequenz aus dem eigentlichen Markenzeichen der Kirche: Sie ist die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche. Nicht die "moralische", nicht die "Werte vermittelnde". Sie ist Leib und Braut Christi, vom Heiligen Geist beseelt - nicht Gottes moralischer Zeigefinger.

O-Ton, diesmal wirklich von Papst Franziskus (s. hier):
»Die Lehren der Kirche - dogmatische wie moralische - sind nicht alle gleichwertig. Eine missionarische Seelsorge ist nicht davon besessen, ohne Unterscheidung eine Menge von Lehren aufzudrängen. Eine missionarische Verkündigung konzentriert sich auf das Wesentliche, auf das Nötige. Das ist auch das, was am meisten anzieht, was das Herz glühen lässt - wie bei den Jüngern von Emmaus. Wir müssen also ein neues Gleichgewicht finden, sonst fällt auch das moralische Gebäude der Kirche wie ein Kartenhaus zusammen, droht, seine Frische und den Geschmack des Evangeliums zu verlieren. Die Verkündigung des Evangeliums muss einfacher sein, tief und ausstrahlend. Aus dieser Verkündigung fließen dann die moralischen Folgen.«

Also, liebe "Konservative", kommt mal wieder runter, alles wird gut!

Samstag, 28. September 2013

Tratsch im Vatikan

Der Papst an die Vatikangendarmerie (siehe hier):

»Ich bitte euch nicht nur, die Türen und Fenster des Vatikans zu verteidigen – ich danke euch dafür, denn das ist eine schöne Arbeit, die ihr da tut, nicht wahr? – sondern darüber hinaus, uns vor dem Hinterhalt des Teufels zu schützen, wie der heilige Michael, euer Patron. Tut es ihm nach. (...) Möge er uns in diesem Krieg beistehen: nie schlecht übereinander reden, nie die Ohren spitzen bei Geschwätz. Und wenn du jemanden hörst, der schwätzt, stoppe ihn! "Hier nicht, raus aus der Porta Sant’Anna, draußen kannst du quatschen, hier nicht!"«

Gute Idee. Die Sitten in der Kurie sind ja auch nicht immer christlich. Ob's funktioniert?

Donnerstag, 26. September 2013

In seinen Wunden

Hör', liebe Seel'! wer rufet dir?
Dein Jesus aus der Höhe:
«Komm, meine Taube, komm zu mir!»
Den Ruf ich wohl verstehe.

Wenn ich soll deine Taube sein,
Mußt du mir Flügel geben,
Die wasch' in deinem Blut ich rein,
Und werde glaubend schweben.

Du rufest mir! Wie arm ich bin,
Darf ich zu dir doch kommen,
Die Mängel hat dein treuer Sinn
Ja all von mir genommen.

Sag, Herr, wird auch ein Nestlein fein
Für mich bei dir gefunden?
«Ja, meine Taube, komm herein,
Wohn' hier in meinen Wunden!»

Mein Jesu, ach, was willst du mir,
In deinen Wunden geben?
«Durch meine Wunden, sag' ich dir,
Fliegst sterbend du zum Leben.»

Wohlan, es zielt des Todes Pfeil,
Er wird mich nicht verderben,
Zu deinen Wunden, Herr, ich eil',
Da werd' ich's Leben erben.

(Brentano; Bild: Lucas Cranach der Ältere)

Dienstag, 24. September 2013

Diözesanes Bauprojekt

hier stand es und soll es stehen...
Zum Mitschreiben: 

- Ein Diözesanes Zentrum das aus mehreren (renovierten denkmalgeschützten und neu errichteten) Gebäuden besteht und 10 Millionen euro kostet: schlimmer Schaden für die ganze Kirche in Deutschland.

- Der möglichst nah am Original orientierte Wiederaufbau eines (!) prestigeträchtigen Gebäudes für sehr ähnliche Zwecke, das nach der Bombardierung 1944 nicht wieder aufgebaut wurde, welcher, noch ehe auch nur ein Plan vorliegt!, bereits mit 4 Millionen Euro beziffert wird: no big deal.


So jedenfalls die Logik des Ex-Erzbischofs von Freiburg, der an der geplanten Neuerrichtung des Andlauschen Hauses im historischen Kern Freiburgs sicherlich nicht unbeteiligt ist.

Wie Andreas von Pro Spe Salutis (hier) berichtet, wird es um das bereits im April angekündigte Projekt des Erzbistums Freiburg nun ernst, hier nachzulesen. Damals fand ich das keiner Erwähnung wert, doch das Timing könnte mit den gestrigen Äußerungen des ehemaligen EB (hier) nicht besser sein.

Das "neue" Andlausche Haus ist ein Projekt, bei dem viel mitspielt und viel auf dem Spiel steht, weil es das Gesicht der Stadt entscheidend prägen wird: Der Hauptanzugspunkt Freiburgs ist das Münster; das was jeder Besucher der Stadt sofort und am deutlichsten sehen wird, wenn er das Münster zu umrunden sich anschickt um etwa den prachtvollen gotischen Chor zu bewundern wird sein: genau jenes Haus. Nun kann man sich denken, was das bedeutet.

Man darf gespannt sein...

Montag, 23. September 2013

Das Vermächtnis des Erzbischofs

Ich muss mich mal eben etwas auskotzen... das wird etwas harsch.

Dass mein ehemaliger Bischof nun als Apostolischer Administrator seiner früheren Diözese eingesetzt ist aber den Vorsitz der DBK ihrer Satzung zuwider bis zum Ende seiner Amtsperiode ausübt, ist ein ziemlich klares Zeichen, dass man ihn von Seiten des Vatikans schnell weg haben will ohne Aufsehen zu erregen. So ist sichergestellt und ihm klargemacht, dass er im Frühjahr seinen Abschied nimmt. Wäre es anders, hätte man ihn auch genausogut als Erzbischof bis zum Frühjahr belassen können.

Ich habe mich hier ja schon des öfteren über meinen Ex-Bischof aufgeregt und ich bin sehr froh, ihn los zu sein. Meine Enttäuschung hat im Grunde genommen schon vor drei Jahren Talsohle erreicht, als er den Dialogprozess aus der Taufe hob. Engelbert Recktenwald brachte es (hier; überaus lesenswert!) mit Bischof Kamphaus auf diese Worte:
»Der Maßnahmenkatalog, den der Erzbischof vorschlägt, scheint mir die Fortsetzung des Weges in die innerkirchliche Lähmung zu sein, den die Kirche Deutschlands seit über vierzig Jahren angetreten hat und den beispielsweise Bischof Kamphaus vor fünfzehn Jahren kritisierte, als er das Kirchenvolksbegehren mit den Worten ablehnte: “Wieder mal stehen innerkirchliche Fragen an erster Stelle. Und das ist schlecht. Es dreht sich alles um die Kirche. Die Kirche dreht sich um sich selbst. (...) Wir sind auf dem besten Wege, eine Beamtenkirche zu werden, eine Funktionärskirche, die sich überall anpaßt, es allen recht machen will und niemanden verletzen will, niemandem weh tut, aber am Ende auch niemanden mehr heilt. Eine solche Kirche brauchts eigentlich nicht."*«

Es fällt mir schwer, eine irgendwie positive Laudatio auf den nun seeehr laaangsam scheidenden Erzbischof zu denken, weil ich leider auch aus nächster Nähe mitbekomme, was er alles getan und was er nicht getan hat. 
Er beraumt eine Diözesanversammlung an, die vor Ignoranz und Selbszentrierung nur so trieft, und zugleich lässt er dummdreiste Kleriker und Professoren locker-flockig einen Ungehorsamsaufruf nach dem anderen proklamieren. Professoren, die auf Anti-Papst-Veranstaltungen vor dem Besuch des Pontifex als Referenten teilnehmen (und die zwei Jahre später an der Diözesanversammlung den Atheismus predigen *hust*); Priester, die gegen das Kirchenrecht verstoßen, andere zum Ungehorsam aufrufen und sich dann als Ritter der Barmherzigkeit medial feiern lassen (z.B. hier und hier). In meiner Diözese ist die Lage sogar dergestalt richtig lächerlich, dass es keinderlei Rechtssicherheit, etwa auf Pfarreiebene, gibt: Hier kann ein Pfarrgemeinderat (der laut Kirchenrecht eine den Pfarrer beratende Funktion hat!) ohne mit der Wimper zu zucken gegen Pfarrer und Ordinariat "Beschlüsse" fassen, und nichts passiert... im Ordi guckt man nur perplex und nimmt es hin (konkret geht es um ein Obdach für die hiesigen Summorum Pontificum-Leute: der Pfarrgemeinderat einer Gemeinde, die das Ordinariat ausgewählt hatte, will in einer ihrer Filialkirchen offenbar lieber gar keine hl. Messen, als dort die "alte" Messe zuzulassen). 
Und beim letzten Ungehorsamsaufruf waren sogar ein paar hochrangige Funktionäre bei der Verabschiedung des ziemlich dümmlichen Papiers dabei (siehe hier). Folgen? Nix. Nicht einmal eine harmlose Ermahnung gab es.

Was Robert Zollitsch tat hat Lähmung und dauernde Nabelschau zur Folge. Was er unterlassen hat wird Zersetzung zur Folge haben. Aus guter Quelle weiß ich, dass etwa beim jüngsten Meilenstein des Dialogprozesses, das Forum über Liturgie in Stuttgart, wieder viel (nichtliturgische!) Politik betrieben wurde (so wurde z.B. die Sexualmoral der Kirche vom ZK-Chef Glück recht ausschweifend beharckt...) und alles in allem ein riesiges Bildungsloch in der "Deutschen Kirche" (von der dort häufiger die Rede war) klafft... die Menschen die sich dort über "Liturgie" austauschten, haben in der Mehrheit keine Ahnung, was Liturgie ist. Das hindert den ehemaligen Erzbischof freilich nicht, ganz stolz auf dieses Getue zu sein.
Ich hoffe sehr, dass es möglich ist, den größten Schaden abzuwenden... Nochmal Engelbert Recktenwald:
»Der Ausstoß von Diskussionspapieren hat noch keinen Heiligen hervorgebracht.«


Aktuell noch dies: Es wundert mich nicht übermäßig, dass ausgerechnet jetzt, da in Limburg ein Versöhnungsprozess anläuft, Robert Zollitsch nochmal einen kräftigen Hieb in die Kerbe haut, die die Medien in den letzten Monaten so emsig geschlagen haben (siehe hier). Das teure Diözesanzentrum in Limburg schade der ganzen Kirche in Deutschland. Das passt irgendwie, dass er sich so von den Medien "inspiriren" lässt. Zumal er selbst sagt, dass erst noch ermittelt werden muss, WARUM es eigentlich so teuer wurde... er weiß also selber nicht, ob es vielleicht unvermeidbar war?
Ich meine, dass die Initiativen von Ex-Erzbischof Robert und sein Nichthandeln an entscheidenden Punkten der Kirche in Deutschland sehr viel mehr geschadet haben als die Ausgaben für ein Begegnungszentrum in Limburg!


* Weiß jemand, wann/wo genau Kamphaus das gesagt hat?

Samstag, 21. September 2013

Franziskus und Matthäus

»Wenn ich nach Rom kam, habe ich immer in der Via Scrofa gewohnt. Von dort besuchte ich oft die Kirche San Luigi dei Francesi; dorthin ging ich, um das von Caravaggio gemalte Bild von der Berufung des hl. Matthäus zu betrachten. Dieser Finger Jesu, der auf Matthäus weist - so bin ich, so fühle ich mich, wie Matthäus. Es ist die Geste des Matthäus, die mich betroffen macht: Er packt sein Geld, als wollte er sagen: "Nein, nicht mir, nicht mir gehört dieses Geld! Siehe, das bin ich: ein Sünder, den der Herr angeschaut hat." Und das habe ich gesagt, als sie mich fragten, ob ich meine Wahl zum Papst annehme. Peccator sum, sed super misericordia et infinita patientia Domini nostri Jesu Christi confisus et in spiritu penitentiae accepto.«

(Papst Franziskus im "Jesuiten-Interview")

Donnerstag, 19. September 2013

Franziskus der Papst

Ein außerordentlich umfangreiches Interview mit Papst Franziskus (aus insgesamt sechs Stunden Gespräch) wurde heute veröffentlicht. Hier und hier zu lesen. 
Einige sehr faszinierende, sehr unerwartete und tiefe Einblicke in sein Denken und Leben. Toll!

Derweil gerate ich in die Versuchung, katholisch.de ab jetzt nur noch klatscholsich.de zu nennen... als Aufhänger und Überschrift ziehen sie ausgerechnet den Satzfetzen aus dem ellenlangen Interview heraus, den er genau so schon einmal gesagt hat und den jeder ernsthaft am Katholizismus Interessierte jederzeit im Katechismus nachlesen kann (worauf der Papst auch hinweist): "Kirche verurteilt keine Homosexuellen" (hier). Peinlich.

Dienstag, 17. September 2013

Freiburg ohne Bischof (Update!)

Bild: dpa
Die Kathedra des Erzbistums Freiburg ist seit heute vakant. Der Papst hat den Rücktrit von Erzbischof Robert Zollitsch angenommen. Zollitsch wurde als Apostolischer Administrator bis zum Frühjahr 2014 eingesetzt und vertritt sich also erstmal selbst. 
Durchaus hinterfragbar: Der Papst hat sich über die Statuten der Deutschen Bischofskonferenz hinweggesetzt, indem er Zollitsch als Vorsitzenden der DBK bis zum Auslaufen dieser Amtsperiode im März 2014 belässt. Soviel zur Autonomie der Teilkirchen...


Update (30.09.13): Wie ich heute erfahren hab, hat der Papst sich sogar zweimal direkt und einmal indirekt über das partikulare Recht hinweggesetzt: Einmal, wie erwähnt, indem er Zollitsch den DBK-Vorsitz ließ. Aber der Papst hat sich auch dahingehend nicht an die hiesige Ordnung gehalten, als es normalerweise das Domkapitel ist, das in Freiburg die Bischofsvertretung während der Sedisvakanz wählt, er nun aber von sich aus bestimmt hat, dass Zollitsch sich selbst vertreten soll. Indirekt hat sich der Papst auch noch eingemischt, da ein Administrator eigentlich nichts wichtiges in der Diözese, die er administriert, ändern darf. Zollitsch darf aber de facto Sachen ändern und auch nach Belieben Neues anstoßen (z.B. noch mehr Dialogprozesse), nämlich weil er Vorsitzender der DBK bleibt.

Ich hoffe ja, dass sich Papa Francesco noch mehr einmischt... aber ob das Z(d)K dann auch noch jubeln wird?

Samstag, 14. September 2013

Folterinstrument

Paul Fryer - Pieta
Die Allgegenwart des Kreuzes, auch in meiner Wohnung hängt in jedem Zimmer eines, mag uns abstumpfen, uns vergessen lassen, worum es sich dabei handelt. Darum finde ich dieses Kunstwerk überaus bemerkenswert: Ein maltretierter Körper (aus Wachs, dem von Grünewald nachempfunden) auf einem elektrischen Stuhl. Ein Mensch, unschuldig, geschlagen, getreten, bespuckt, gefoltert, getötet. 
Hätte Jesus heute gelebt, wäre er auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet worden.

»Im Kreuz ist Heil, im Kreuz ist Leben, im Kreuz ist Hoffnung.«
Aber ist uns auch ab und an mal bewusst, dass das Kreuz ein Folterinstrument ist? Das Kreuz sagt uns nicht nur, dass Gott die Liebe ist, dass er sich für uns gibt und wir darum jauchzen können. Das Kreuz sagt uns auch, was wir Menschen Ihm, der uns liebt, angetan haben und jeden Tag weiter antun... nicht nur "die da" in Syrien, sondern wir, hier, heute, vorhin! 
Freut euch: Der Tod, der am Kreuz siegte, wurde am Kreuz besiegt!

Freitag, 13. September 2013

Was Ehe löst?

Chagall - der verliebte Clown
In den letzten beiden Teilen (hier und hier) ging es darum, was Ehe nicht bindet. Es ist nicht unser Tun, was eine Ehe bindet, was ihr letztlich Bestand verleihen kann. Zwar begründet letztlich eine Entscheidung eine Ehe, nicht ein Gefühl, aber weder das eine noch das andere ist letztlich Garant für ihren Bestand.
Was aber "löst" denn eine Ehe?

Vor ein paar Wochen wurde das Ergebnis einer Umfrage zu diesem Thema veröffentlicht (hier). Als Gründe für eine Scheidung wurden genannt: 
- Untreue 
- Unerfahrenheit und Unreife
- autoritäres bzw. dominantes und auch gewalttätiges Verhalten

Mal von Hinten nach Vorn: 

- Autoritäres und gar gewalttätiges Verhalten. Wie kann es passieren, dass man solche Charaktereigenschaften nicht vor der Eheschließung bemerkt? Oder wurden sie bemerkt, aber hingenommen, in der Hoffnung einer eventuell irgendwann hoffentlich vielleicht einmal eintretenden Wandlung?
Tip: So wie ein Mann mit seiner Mutter umgeht, so wird er auch mit seiner Ehefrau umgehen!

- Unerfahrenheit und Unreife. Ehm... ja. Bzgl. Unreife gilt das gleiche wie eben schon: Sowas kann man feststellen! Erfahrung: Woher soll die Erfahrung denn stammen, wenn nicht aus dem gemeinsamen Leben? Das ist so ähnlich wie bei den Handwerksbetrieben, die keine Lehrlinge einstellen, weil sie nur qualifiziertes Personal wollen... wo soll das qualifizierte Personal herkommen? Wachsen die auf Bäumen? Woher soll die "Erfahrung" in Sachen Partnerschaft/Ehe kommen, wenn nicht durch das Leben einer solchen? "Mein Partner hat keine Erfahrung mit Kindern, darum will ich mit ihm keine Kinder."? WTF?

- Untreue. Was oft nicht gesehen wird ist, dass in den meisten Fällen (wenn der untreue Partner nicht schon to begin with ein promiskuitives A****loch ist) durchaus zwei Schuldige auszumachen sind. Wenn etwa die Frau ihrem Mann willkürlich (etwa um ihn für irgendwas zu "bestrafen") oder einfach aus fahrläßiger Ignoranz Zärtlichkeit und Nähe vorenthält. Nicht wenige ansonsten treue Männer werden so regelrecht in die Untreue getrieben. Männer brauchen körperliche Nähe. Viel davon! Und wenn sie die "zuhause" nicht bekommen, dann schauen sie sich anderswo um... (Weswegen auch ausgerechnet die Baby- und Kleinkind-Phase die ist, in der Untreue am häufigsten passiert. Liebe Mütter: Das Kind braucht viel Nähe. Aber vernachlässigt um Gottes Willen nicht die Väter!) Besonders wenn Frauen böswillig oder sonstwie intentional (manche Frauen meinen auch, ihren Mann durch einen planmäßigen Entzug von Nähe "erziehen" zu müssen/können!) den Männern die Nähe vorenthalten, dann führt das v.a. zu einem Ergebnis: Frust. Zum Fremdgang bedarf es dann oft nurnoch einer Gelegenheit. Andersherum gibt es das übrigens auch.
Außerdem ist Untreue nicht automatisch ein Grund für eine Trennung, denn wenn Christen eines tun sollen, dann Umkehren und Verzeihen (das gilt für alle Beteiligten)!

Also, die in der genannten Umfrage angegebenen Gründe für das Scheitern einer Ehe scheinen mir doch ziemlich befremdlich.
Ich bin immer mehr der Meinung, dass es dringend ausgiebige Vorbereitungen auf den Empfang des Ehesakramentes geben muss. Es ist doch erstaunlich, dass Priesteramtskandidaten und Bewerber für das Ordensleben jahrelange Vorbereitungen durchmachen müssen, aber für eine Eheschließung verlangt die Kirche nur ein Brautgespräch. Es ist ohne Probleme möglich völlig überstürzt und in aller Eile zu heiraten. Weder wird eine Zeit der Prüfung (ähnlich einem Postulat in einem Orden) verlangt, noch wird überhaupt die Latte recht hoch gelegt... die Ehe wird geradezu "vor die Säue" geschmissen. Der ganze Fokus liegt auf dem Rechtsakt, auf den entsprechenden Formularen und Bestimmungen. Nur ein absolutes Minimum an "Zustimmung" zu dem, was die Kirche von der Ehe lehrt, ist notwendig: Man darf die zentralen Aspekte nicht explizit ablehnen.

Natürlich ist das problematisch, weil es im Unterschied zum Priester- und Ordensleben das Recht jedes Menschen ist, sich zu binden. Aber die Tatsache, dass es sich hier um ein Sakrament handelt das ein ganzes Leben lang, so glauben wir ja, zwei Menschen beansprucht, verlangt eigentlich nach einem regelrechten "Skrutinium" ähnlich dem für Priesteramtskandidaten.

Pfarrer sollten den Mut haben zu ermahnen, Fristen zu setzen, unbequeme Fragen zu stellen und nichts zu verheimlichen. Ich hege keinen Zweifel, dass gerade bei der Nachkonzilsgeneration (wo sowieso alles "Sakramentale" auf institutioneller Ebene infrage gestellt wurde), die jetzt v.a. mit dem Problem von Scheidung konfrointieret ist, eine grottige Vorbereitung und ein gewaltiger Mangel an Wissen und Verständnis dessen vorherrscht, was eine sakramenale Ehe eigentlich ist. Daher auch das viele Blöken bzgl. "wiederverheiratet Geschiedener", ungeachtet der Tatsache, dass eine gültig geschlossene und vollzogene Ehe zwischen Getauften nicht geschieden werden kann und es folglich auch keine "Wiederverheiratung" geben kann. Das oben behandelte kann offenbar zwei Menschen trennen... aber es kann eine Ehe nicht lösen!

Was bindet denn nun also eine Ehe?

Donnerstag, 12. September 2013

C.S. Lewis über die Liebe zur Natur

»Nature never tought me that there exists a God of glory and infinite majesty. I had to learn that in other ways. But nature gave the word glory a meaning for me.
[...]
We must not try to find a direct path through it and beyond it to an increasing knowledge of God. The path peters out almost at once. Terrors and mysteries, the whole deph of God's counsels and the whole tangle of the history of the universe, choke it. We can't get trough; not that way. We must make a detour - leave the hills and woods and go back to our studies, to church, to our Bibles, to our knees. Otherwise the love of nature is beginning to turn into a nature religion. And then, even if it does not lead to the Dark Gods, it will lead us to a great deal of nonsense.
[...]
Say your prayers in a garden early, ignoring steadfastly the dew, the birds and the flowers, and you will come away overwhelmed by its freshness and joy; go there in order to be overwhelmed and, after a certain age,  nine times out of ten nothing will happen to you.« 

(C.S. Lewis, The Four Loves)

Mittwoch, 11. September 2013

Der Diabolus ("Durcheinanderbringer") lacht

Gruß von Orwell
- Krieg ist Frieden. 
- Freiheit ist Sklaverei. 
- Unwissenheit ist Stärke. 

Neu im Sortiment (siehe WAZ)
- Männer gebären Kinder. 
- Frauen werden "Väterinnen".

 
Das ist einfach nur doppelplusungut.

Montag, 2. September 2013

Tätige Vereinigung mit Gott

»Sogar bezüglich des Maaßes der Gnaden und der Stufe der zukünftigen Glorie müssen wir mit dem Willen Gottes einverstanden sein. [...] Manche, welche mystische Bücher gelesen haben, verlangen nach jener außergewöhnlichen Vereinigung mit Gott, welche die leidende genannt wird; allein ich wünschte weit mehr, daß sie nach der thätigen Vereinigung, das heißt nach der vollkommenen Gleichförmigkeit mit dem Willen Gottes Verlangen trügen, in welcher, wie die heilige Theresia sagt, die wahre Vereinigung der Seele mit Gott besteht. Wenn wir uns selbst absterben, wenn wir auf die Befriedigung unserer eigenen Wünsche verzichten, damit nur der göttliche Wille in uns lebe, so findet auf uns das Wort des Apostels Anwendung: "Ich lebe, doch nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir." - Es wäre auch ein großer Fehler, Verzückungen, Visionen, Offenbarungen u. dgl. zu wünschen. Die Lehrer des geistlichen Lebens sagen sogar, daß diejenigen, welche sich mit solchen Gnaden beschenkt sehen, Gott bitten sollten, ihnen dieselben wieder zu entziehen, damit sie ihn auf dem einfachen Wege des Glaubens, welcher der sicherste ist, lieben könnten. Viele Heilige sind ohne diese außerordentlichen Gnaden zur Vollkommenheit gelangt; nur die Tugenden, insbesondere die Ergebung in den Willen Gottes, machen uns heilig.«

(Alfons Maria von Liguori, Schule der christlichen Vollkommenheit)

Gefühlsreligion

Chagall, "Die Schöpfung" (1960)
Noch ein Wort bzgl. der Gefühlsreligion" (siehe hier): Es ist ein verbreitetes Missverständnis, wenn das erste Gebot im Sinne einer v.a. gefühlsmäßigen Bindung an Gott ausgelegt wird:
»Höre, Israel! Jahwe, unser Gott, Jahwe ist einzig. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft. Diese Worte, auf die ich dich heute verpflichte, sollen auf deinem Herzen geschrieben stehen.« (5Mo 6,4-6)

Das klingt zwar schön und hat was Kuscheliges, aber "mit ganzem Herzen" und "auf deinem Herzen geschrieben" hat mit bloßem Gefühl nichts zu tun. In der antiken Vorstellung ist das Herz das Organ zum Denken, es ist der Ort des Vertandes! Das wird besonders augenfällig in jenem wunderbaren Schöpfungsgesang im 17. Kapitel von Jesus Sirach:
»Der Herr hat die Menschen aus Erde erschaffen und lässt sie wieder zu ihr zurückkehren. Gezählte Tage und eine bestimmte Zeit wies er ihnen zu und gab ihnen Macht über alles auf der Erde. Ihm selbst ähnlich hat er sie mit Kraft bekleidet und sie nach seinem Abbild erschaffen. Auf alle Wesen legte er die Furcht vor ihnen, über Tiere und Vögel sollten sie herrschen. Er bildete ihnen Mund und Zunge, Auge und Ohr und ein Herz zum Denken gab er ihnen. Mit kluger Einsicht erfüllte er sie und lehrte sie, Gutes und Böses zu erkennen. Er zeigte ihnen die Größe seiner Werke, um die Furcht vor ihm in ihr Herz zu pflanzen. Sie sollten für immer seine Wunder rühmen und seinen heiligen Namen loben.« (Sir 17,1-10)

Aus den folgenden Versen wird zudem deutlich, wie wenig das Verhältnis der Menschen zu Gott auf bloßen Gefühlen ruht und ruhen kann. Liebe ist v.a. eine Entscheidung (siehe hier), und eine solche kann und muss durchaus auch verstandesmäßig begründet sein. "Verliebtheit" ist kein haltbares Fundament, weder für die zwischenmenschliche Liebe, noch für die Liebe zu Gott. Es braucht ein anderes Fundament. Das Buch Jesus Sirach dazu:
»Er hat ihnen Weisheit geschenkt und ihnen das Leben spendende Gesetz gegeben. Einen ewigen Bund hat er mit ihnen geschlossen und ihnen seine Gebote mitgeteilt. Ihre Augen sahen seine machtvolle Herrlichkeit, ihr Ohr vernahm seine gewaltige Stimme.« (Sir 17,11-13)

Weil sich Gott an seinem Volk immer wieder als Retter, Beschützer, Vater und allen voran als Schöpfer erwiesen hat, darum soll es Ihn lieben. Nicht, weil sie das vielleicht so "fühlen".