Sonntag, 17. März 2013

Station 10: Raub der Kleider

Jupp Gesing, 1976, Münster-Hiltrup
Um das merkwürdige Gezeter um Papst Franziskus zumindest für dieses Blog mal zu schließen, hier ein paar letzte Gedanken dazu. Auf Verlinkungen verzichte ich.


1) Alle Liebhaber der Alten Messe die sich aufgeregt haben über die Unwichtigkeiten dieser Tage, haben dem Anliegen einer Reform der Reform nur geschadet. Das öffentliche Bild der Freunde der Alten Messe, dass sie nämlich borniert, arrogant und agressiv sind, wurden vollauf bestätigt. Schönen Dank auch! Muss ich mich jetzt wegen solcher Hansele in Zukunft dafür schämen, die überlieferte Messe zu besuchen?

2) Das ganze Gelaber, bis hin zu Fabeleien, die man nurnoch als sedisvakantistisch bezeichnen kann, bringt absolut nichts (außer: siehe 1). Wenn ihr was sinnvolles tun wollt, dann betet für den Papst, geht in die Anbetung und zur Beichte und tut Gutes!

3) Mag ja sein, dass dieser Papst seinen Schwerpunkt nicht auf die Liturgie legt. So what? Das tat JPII auch nicht. Hält das euch davon ab, Liturgie richtig zu feiern? Mancher meint genau das: Mit BXVI fehle nun ein Vorbild. Ich kann mir da nur an den Kopf fassen. Seid doch selbst ein Vorbild! In 1900 Jahren der Kirchengeschichte gab es keine Medien, die uns tagtäglich die Zelebrationsweise des Papstes vorführten (was in manchen Jahrhunderten wohl auch ganz gut so war...) und man überlebte dennoch und schuf die Schönheit, deren Erben wir sind!

4) Es wurde behauptet, die (notwendige) Reform der Liturgiereform sei der "einzige Weg zur Neuevangelisierung". Das ist 1. falsch und 2. wohl nur ein Ausdruck des eigenen Egosismus (ähnlich wie Lehrer immer ihr Fach für das wichtigste halten).
Mal ehrlich: Ist es denn eine Frage von Leben und Tod, ob die Messe nun in dieser oder in jener (approbierten) Form zelebriert wird? Die Antwort muss lauten: Nein. Denn die Eucharistie ist die selbe, der Herr Jesus ist der selbe! Er ist der Weg der Neuevamgelisierung und seine Arme und Beine sind: Wir alle!

5) Am Tag der Ankündigung des päpstlichen Rücktritts schrieb ich hier, dass die Kirche in eine neues Zeitalter eintreten würde: "Zum ersten Mal wird es wohl einen Papst geben, der die schrecklichsten Ereignisse der Menschheitsgeschichte nicht mehr selbst miterlebt und durchlebt hat und der am zweiten Vatikanischen Konzil nicht aktiv beteiligt war."
Ich ahnte ja nicht, wie Recht ich haben würde. Fakt ist, dass die Kirche nun keinen Oberhirten mehr haben wird, der noch die "alte Liturgie" im Blut hat... Papst Franziskus wurde bereits im Novus Ordo zum Priester geweiht. 
Das ist nun einmal so und früher oder später musste das auch so kommen. Aber das ist nichts Schlimmes, das ist zunächstmal einfach so. Wer aufgrund dieser bloßen Tatsache nun aber den Untergang der "alten" Messe prophezeiht, der scheint auf diese Liturgie, ihre Kraft und Schönheit, nicht viel zu geben. Kauert euch doch in die Ecke und weint, wenn ihr unbedingt müsst! Ich erfreue mich derweil weiter an der Vielfalt der Liturgie der Kirche und bete durch sie und mit ihr den Herrn an "una cum famulo tuo Papa nostro Francisco".

6) Ich freue mich sehr und bin gespannt auf die wohl ganz anderen Akzente, die der Papst setzen wird. Natürlich ist es viel viel einfacher, Fehler und Makel anzuprangern (oder gar die Rechtmäßigkeit seiner Wahl zu bestreiten...). Viel schwieriger ist es da, zu ihm zu stehen, auch wenn einem nicht alles in den Kram passt.
Vertrauen auf Gott und seine Kirche lassen dieser Tage genau jene oft gänzlich vermissen, die sich selbst nur zu gern als creme de la creme und Speerspitze im Glauben ("der einzige Weg zur Neuevangelisierung") betrachten. Vergognatevi! So ein Verhalten ist im Grunde nichts anderes, als das was die Soldaten taten, die Jesus seiner Kleider beraubten: Beanspruchen was euch nicht gehört und darüber den schlagen und erniedrigen, der über alle erhöht worden ist.


PS. Im Fürbittbuch, das bei uns in der Kirche ausliegt, hat eine arme Seele hineingeschrieben, man solle für die Priester und Bischöfe beten, dass sie bei dem kommenden "Schisma des Papstes Franziskus" den Weg zur "wahren Kirche" finden. Es ist wirklich erschütternd, was für kaputte Leute es gibt. Betet für diese Menschen, die, ohne es zu wissen, mal verschleiert, mal bockig, dem Durcheinanderbringer (gr. diabolos) zu Diensten sind. Ich schätze, sowas in der Art passiert bei jeder Papstwahl, mit der irgendwelche Leute nicht einverstanden sind. Und betet für den Papst, dass er seinen Job gut macht!

6 Kommentare:

  1. Bei meinem ganzen hin und her Gelese in den verschiedensten blogs tun mir deine Worte jetzt richtig gut. Danke dafür.

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  2. Freut mich, wenn mein mediokres Geschreibsel jemandem etwas bringt. ;)

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  3. Das ist deutlich!
    Manche Äußerungen möchte ich genauso beantworten.
    Andererseits bin ich dafür, erst einmal zu schauen, was hinter den Sorgen steckt. Und das ist durchaus ernst zu nehmen: wer Gott besonders in der Liturgie erfährt, reagiert auf Veränderungen dort wie ein Rosenkranzbeter auf Änderungen der Gesätze. Es geht oft um den eigenen Berührungspunkt mit Gott - nicht um tumbe Ablehnung eines anderen päpstlichen Schwerpunktes.

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  4. Wie schön es doch ist, wenn Brüder beieinander sitzen!

    Es mag ja sein, daß manch jüngerer Katholik als Angehöriger der "Generation Benedikt" in jugendlichem Eifer nun vielleicht etwas über die Stränge schlägt, aber man sollte doch sehr vorsichtig sein, wenn man über "die Tradis" herzieht.
    Wer so wie ich, als Katholik im vorgerückten Alter, das gesamte Pontifikat JP II noch sehr bewußt erlebt hat, der weiß, was "Tradis" durchgemacht haben und warum sie nach dem kurzen Frühling unter Benedikt XVI. nun alarmiert sind. So mancher "alter Hase" weiß aufgrund seiner Erfahrung besser die Zeichen zu deuten.
    Es ist nun einmal so, daß es unter Benedikt sicherlich leichter wahr, dem Heiligen Vater "geradezu blind" zu gehorchen. Doch es gilt nicht der Primat des Gehorsams (wie bei den Jesuiten) sondern der Primat des Glaubens.
    Vielleicht ist das jetzt neu zu lernen, gerade von den "alten Tradis" die schlimme Zeiten erlebt haben. Wer die Zerstörung von unwiederbringlichen Kunstwerken im Namen der Einfachheit erlebt hat, der weiß sehr wohl, warum alarmiert ist. Es ist wie im Handwerk: die wichtigen Kniffe lernt man bei den alten Meistern und Käuzen!
    Apropos alte Meister:
    Schon Vinzenz von Lérin wußte: „Einige Päpste schenkt Gott, andere duldet er, mit wieder anderen straft er.“

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