Zum nachdenken:
Ist es Demut, wenn Papst Franziskus Amtsspezifika und dergleichen (sogar das PP bei der Unterschrift!) ablehnt und ablegt um, dem Beispiel des Poverello folgend, Jesus nachzueifern?
Oder
ist es nicht vielmehr Demut, alles das, was mit einem Amt einhergeht,
demütig anzunehmen, auch wenn es dem eigenen Empfinden nicht entspricht
(wie es Benedikt XVI. tat)?
Man hört dieser Tage in Theologenkreisen so manches. Da wird befürchtet, der Papst würde das Amt mit seiner Person verwechseln. Es wird befürchtet, der Papst könne dem hohen Anspruch des Namens Franziskus (dem vllt. größten und radikalsten Heiligen der Kirchengeschichte) nicht entsprechen.
Ein Bedenken, das ich ein Stück weit teilen kann ist dies, dass er sich bei der hl. Messe nicht immer an die Rubriken hält. Das steht einem jeden Priester
nicht gut an, einem Bischof schon garnicht und einem Papst *kawumm*. Man wird sehen. Allerdings muss man zweierlei bedenken: Er ist Argentinier und er ist Jesuit. Dass das mit den Rubriken in Lateinamerika so eine Sache ist und die Jesuiten nicht unbedingt für liturgische Brillianz bekannt sind, sind Binsenweisheiten. Der typisch jesuitische Stil in Sachen Liturgie ist nunmal nicht existent (im Unterschied etwa zu den Dominikanern, die Mancherorts ja auch noch ihren eigenen altehrwürdigen Ritus pflegen) und dass dieser Papst einen gewissen Kulturschock nach Rom bringt und bringen wird, ist inzwischen hoffentlich auch dem Letzten klar.
Die Liturgie einmal beiseite gelassen, sehe ich im Grunde kein Problem damit, wenn Papst Franziskus nun noch manch übrig gebliebenen monarchischen Zopf vom Papsttum abschneidet... ich trauer schließlich auch nicht den Pfauenfedern und der Sedia gestatoria nach (ok, der Sedia maaanchmal... ;) ). Zu sagen, die ersten Päpste hätten das ja auch nicht gehabt ist zwar kein Argument - schließlich hat die Kirche das Recht und es liegt m.E. in ihrer Natur, zu wachsen und sich zu entfalten -, aber es kann dennoch nicht schaden, sich bewusst zu machen, was wesentliche zum Papsttum gehört und was vielleicht sekundär und also wandelbar ist. Sodann ließe sich fragen, was von diesem Sekundären von Belang ist. Und zwar heute!
Immer gilt: Ein Papst hat das Recht, sich über viele Dinge hinwegzusetzen. Es steht ihm völlig frei, das PP in der Signatur wegzulassen und andere Schuhe anzuziehen als seine Vorgänger: Ein Papst verfügt "kraft seines Amtes in der Kirche über höchste, volle, unmittelbare und
universale ordentliche Gewalt, die er immer frei ausüben kann." (c. 331 CIC)
Da ich nicht den geringsten Zweifel an der Rechgläubigkeit und Ehrlichkeit dieses Mannes habe (denn Gott hat ihn als Papst eingesetzt!), bin ich zuversichtlich, dass er den Karren nicht vor die Wand fahren wird. ;)
Ich glaube, die Tatsache, dass er sich nicht, wie Benedikt, "demütig" in die bestehende "päpstliche Ordnung" einfügt, zeigt keinen Mangel an Demut. Es zeigt Bestimmtheit und den Willen zum Handeln. Das ist kein Widerspruch zur Demut, denn was resultiert denn aus der Demut? Der Auftrag! Und den führt er aus.
Zur anfänglichen Frage: Was davon ist nun eher Demut? Ich würde sagen: Beides.
Eine Demut diesem Kirchen( und Kultur)gut gegenüber (etwa dem Zeremoniell) ist gewiss Ausdruck der Christusnachfolge: Demut gegenüber kirchlichen Satzungen und Setzungen ist Demut gegenüber Christus. Benedikt hat dies gezeigt. Schließlich ist es die Kirche Christi! Ich halte es jedoch für möglich, und die Geschichte gibt mir Recht, dass diese Satzungen und Setzungen geändert werden können und folglich auch die Weise der Christusnachfolge in diesem spezifischen Amt. Diese äußerlichen Amtsspezifika sind ja nicht von Gott eingesetzt. Es sind kirchliche, geschichtlich gewordene Eigenheiten.
Benedikt war demütig gegenüber Christus, indem er sich zu einem gewissen Grade(!) in das Gewachsene Seiner Kirche eingefügt hat. Franziskus tut dies hi und da weniger, folgt aber nichts desto trotz voll und ganz Jesus. Und das ist das Entscheidende!
Übrigens hat sich auch Benedikt nie so ganz in das bestehende Gefüge hineingegeben... Er war ein Querdenker par excellence, sein Rücktritt ist dafür das beste Zeugnis (die sich jetzt über Franziskus aufregen sind nicht selten auch die, die mit dem Rücktritt Benedikts nicht einverstanden waren).
1. der Papst ist kein Brasilianer.
AntwortenLöschen2. haben sich die Jesuiten TRADITIONELL sehr wohl durch liturgische Opulenz hervorgetan,
3. wäre ben in unserer Zeit von Belang die Zeitlosigkeit des Christkönigtums (Enzyklika Quas primas) hervorzuheben,
4.teile ich die Zuversicht gegenüber der göttlichen Vorsehung,
5. hähvon welchem Auftrag ist hier denn die Rede?
6. Die Amtsspezifika sind sehr wohl von Gott eingesetzt!? Worauf beruft sich das V2 in seiner Beschreibung des Papstamtes und der kirchl. Hierarchie denn sonst?
7. welche konkrete (historische) Satzungsänderung scheint denn greifbar?
8. welche traditionsbrüche abgesehen vom rücktritt hat sich denn bendeikt noch zu schulden kommen lassen?!
Ups, kleiner Verpeiler, er ist natürlich Argentinier ;)
Löschen1. Korrigiert, thx für den Hinweis.
Löschen2. Das mag früher mal so gewesen sein, ist aber irgendwie nicht mehr wahrnehmbar.
3. Quas primas feiert bald ihren Hundertsten... ist das "heute"?
4. *g*
5. Ähm... bin ich Gott? Den Auftreg, den ein Papst nunmal hat...
6. Mit Amtsspezifika meine ich nicht seine Vollmacht, wie aus dem Kontext klar hervorgeht, sondern die äußeren Formen und "Statussymbole" (die ihn z.B. von anderen Bischöfen, darum: Spezifika des Papstamtes, unterscheiden).
7. Z.B. das komplette ehemalige Hofzeremoniell... Das Wörtchen "sekundär" mag hier (siehe auch 6.) auch hilfreich sein, um zu verstehen, wovon ich rede.
8. Wie wäre es mit der Zulassung einer Fernsehdokumentaion über seinen Alltag inkl. Kameras in Kapelle, Esszimmer und Wohnzimmer, dem schreiben von Büchern unter seinem bürgerlichen Namen, das Halten einer theologischen Vorlesung u.w.... Nicht gerade das, was man sonst so von Päpsten kennt...
Sehr guter, nachdenklicher Kommentar!
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