Dienstag, 19. März 2013

Gebote der Kirche

»Wer euch hört, der hört mich, und wer euch ablehnt, der lehnt mich ab; wer aber mich ablehnt, der lehnt den ab, der mich gesandt hat.« (Lk 10,16)

Die Apostel (und ihre Nachfolger) haben gewissermaßen die Autorität Jesu.
Eine Frage, die mich im innerkatholischen und ökumenischen Austausch immer wieder wurmt, ist die nach der Reichweite dieser Tatsache. Letztlich lautet die Frage: Haben die Apostel (und ihre Nachfolger) die Autorität, Dinge zu lehren, die Jesus nicht ausdrücklich lehrte? Darf die Kirche wachsen?

Die Frage führt weiter zu der nach der Verbindlichkeit und der Möglichkeit der Durchsetzung dieser Verbindlichkeit. Nach protestantischem Modell gibt es keine Möglichkeit, eine Verbindlichkeit herzustellen. Mir schent das aber unabdingbar, denn schließlich enthält das Neue Testament keine vollständige Moral- und Sittenlehre und zudem verändert sich ja auch die Lebenswelt und dem entsprechend die Anwendbarkeit dessen, was im NT zu finden ist.
Das ist wohl einer der wichtigsten Punkte, die mich auf meiner Suche zum Katholizismus führten. Ich bemerkte natürlich schnell, dass auch innerhalb der Catholica es viele gibt, die diese Autorität der Apostelnachfolger ablehnen (besonders die des Nachfolgers des einen bestimmten Apostels). Das mag mal begründet sein, mal aus Prinzip geschehen. An der Wurzel liegen aber nach meiner Erfahrung immer: Vorurteile.
Immer gilt: Auch ein schlechter Hirte, ein Heuchler, der Barmherzigkeit predigt aber ein ganz schrecklicher Mensch ist, behält seine Autorität, auch auf ihn sollen wir hören. Es ist Jesus selbst, der uns dies aufträgt: 
»Die Schriftgelehrten und die Pharisäer haben sich auf den Stuhl des Mose gesetzt. Tut und befolgt also alles, was sie euch sagen, aber richtet euch nicht nach dem, was sie tun; denn sie reden nur, tun selbst aber nicht, was sie sagen«. (Mt 23,2f)

Wie schön ist es da, zu beobachten, dass seit über hundert Jahren ein heiligmäßiger und bewundernswerter Papst auf den anderen folgt. Und ich vermute auch, dass dieser Trend nicht zufällig mit dem Ende des Kirchenstaates, also der weltlichen Macht der Päpste, in einem gewissen Zusammenhang steht. Insofern freue ich mich riesig über die krasse Steigerung die sich abzeichnet, v.a. in der sichtbar ausgedrückten Menschenliebe unserer römischen Hirten, die zugleich auch eine sichtbare Gottesliebe zeigt (was bei jenen absoluten Monarchen des Kirchenstaates unter all dem Prunk und Gepränge zumeist schwer auszumachen war).

Umsomehr Grund eigentlich, die Autorität der Kirche (und ihrer Gesetzgeber, der Bischöfe mit dem Papst) heute mehr denn je als gut, verlässlich und, auch wenns mal unbequem ist, dem Herrn treu aufzufassen. "Luther wäre heute der treueste Katholik" halte ich für absolut wahr. Diese Liebe, zu Gott und den Menschen, die diese letzten Päpste ausgestrahlt haben ist gigantisch. Da könnten sich unsere hiesigen eingeschlafenen, bequemen und in Papier verhedderten Bischöfe mal eine gewaltige Scheibe von abschneiden... beim freiburger Erzbischof (z.B.) merke ich davon nämlich nichts... er könnte ebensogut ein Bürokrat einer der großen Parteien sein, der ab und an mal am Altar steht aber wo man nich so recht weiß, was der da eigentlich tut. Auch sein jüngstes Hirtenschreiben zum Habemus Papam ließ dasWesentliche außer Acht (und umschiffte gekonnt diese Kleinigkeit mit der "armen Kirche").
Ich bete - viel! - dass die überströhmende Liebe, die nun schon seit Jahrzehnten in Rom immer mehr zu spühren ist, auf die ganze Weltkirche überschwappt. Als Bedingung dafür sollte man freilich nicht erwarten, dass sich die Bischöfe ändern. Das sind auch bloß Menschen und sie sind, wie sie sind. Bedingung ist vielmehr, dass wir alle diese Liebe und Begeisterung leben... dann erledigt sich das "Problem" mit den schläfrigen Bischöfen auf biologischem Wege, wenn nämlich die nächste Generation am Zug ist. Das, und nur das, ist für mich dann "Kirche von unten"... denn Bischöfe fallen nicht vom Himmel, die werden auch geboren und wachsen auf und erleben die Kirche.

Ein Anfang kann es sein, die Gebote der Kirhe zu erfüllen (wobei auf das Wort "wenigstens" in zweien der gebote himgewiesen sei, dass nahelegt, es öfter zu tun!). Und ein bisschen mehr Vertrauen in den Papst, wäre auch nicht schlecht. ;)


Die Gebote der Kirche

1) Du sollst am Sonntag und an den anderen gebotenen Feiertagen der heiligen Messe andächtig beiwohnen und dich knechtlicher Arbeiten enthalten.

2) Du sollst deine Sünden jährlich wenigstens einmal beichten.

3) Du sollst wenigstens zur österlichen Zeit sowie in Todesgefahr die heilige Kommunion empfangen.

4) Du sollst die von der Kirche gebotenen Fast- und Abstinenztage halten.

5) Du sollst der Kirche in ihren [materiellen] Erfordernissen beistehen.
(Es sei bemerkt, dass anno dazumal das 5. Gebot lautete, man solle "zu verbotenen Zeiten keine feierliche Hochzeit halten". Wobei hier "verbotene Zeiten" die Advents- und die vorösterliche Fastenzeit (inkl. Weihnachs- und Ostertag) sind, und eine "feierliche Hochzeit" eine Messe mit besonderem Brautsegen meint.)

1 Kommentar:

  1. "Luther wäre heute der treueste Katholik" halte ich für absolut wahr.

    !?das scheint mir doch sehr unwahrscheinlich, schließlich warf Luther dem Papst nicht mangelnde Menschenliebe vor,- der Moralismus kam ihm mit den Jahren ja auch abhanden- und die Einstellung gegenüber Untergebenen und Armen hat er ja zur Zeit der Bauernkriege sehr deutlich gemacht.....von den zahlreichen dogmatischen Fragen ganz abgesehen.

    Mir fällt es auch etwas schwer den Kirchenstaat-Päpsten die Menschenliebe abzusprechen. Der Eindruck entsteht natürlich schnell, wenn man bedenkt, dass wir von den Päpsten bis 1939 praktisch kaum Bilder haben und es als repräsentativer und für die Menschen ansprechender galt, einen Papst im Ornat zu sehen, als bei der Unterhaltung mit einfachen Gläubigen.

    Dass der Verlust des Kirchenstaates tatsächlich mit wunderbaren Päpsten ausgeglichen wurde (sowohl Anfang und Ende des 19. Jh.), wird jedoch niemand bezweifeln!

    AntwortenLöschen

Ich freue mich über Meinungen, (sinnvolles) Feedback und Hinweise aller Art. Fragen sind auch immer willkommen, eine Garantie ihrer Beantwortung kann ich freilich nicht geben. Nonsens (z.B. Verschwörungstheorien, atheistisches Geblubber und Esoterik) wird gelöscht. Trolle finden hier keine Nahrung.