Samstag, 16. März 2013

Ein "Lied von der heiligen Kirche"


Sie ist mir lieb die werde magd
und kann jr nicht vergessen,
Lob, ehr und zucht von jr man sagt,
sie hat mein hertz besessen.
Ich bin jr hold,
und wenn ich solt
gros unglück han,
da ligt nicht an.
Sie wil mich des ergetzen
mit jrer lieb und trew an mir,
die sie zu mir wil setzen
und thun all mein begir.

Sie tregt von gold so rein ein kron,
da leuchten jnn zwelff sterne,
Jr kleid ist wie die sonne schon,
das glentzet hell und ferne
Und auff dem Mon
jr füsse ston,
Sie ist die brawt
dem Herrn vertrawt,
jr ist weh und mus geberen
Ein schönes kind, den edlen Son
und aller welt ein Herren,
dem ist sie unterthon.

Das thut dem alten Trachen zorn
und wil das kind verschlingen,
Sein toben ist doch gantz verlorn,
es kan jm nicht gelingen.
Das Kind ist doch
gen himel hoch
genomen hin
und lesset in
auff erden fasst seer wüten.
Die Mutter mus gar sein allein,
doch wil sie Gott behüten
und der recht Vater sein.

(Martin Luther deutet hier das Bild in Offb 12, die Frau, "mit der Sonne bekleidet", auf die Kirche;
bei seinen Erben wurde das Lied, wenig überraschend, kaum rezipiert.)

1 Kommentar:

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