John Henry Newman schätzte das aus dem 6. oder 7. Jahrhundert stammende sog. „Athanasianische Glaubensbekenntnis“ über alles, weil es die Essenz des christlichen Glaubens in unübertrefflicher Klarheit und Eindeutigkeit formuliert... früher wurde es am Sonntag Trinitatis im Stundengebet gebetet, heute ist es fast völlig in Vergessenheit geraten (auch der KKK erwähnt es nur einmal eher beiläufig).
Wer er immer selig werden will, der muss vor allem den katholischen Glauben fest halten.
Wer diesen nicht in seinem ganzen Umfange und unverletzt bewahrt, wird ohne Zweifel ewig zugrunde gehen.
Es ist aber katholischer Glaube, dass wir einen Gott in der Dreifaltigkeit und die Dreifaltigkeit in der Einheit anbeten.
Ohne Vermengung der Personen und ohne Trennung der Wesenheit.
Denn verschieden ist die Person des Vaters, die des Sohnes und die des Heiligen Geistes.
Aber nur eine Gottheit ist im Vater und im Sohne und im Heiligen Geiste, gleich ist Ihre Herrlichkeit, gleich ewig Ihre Majestät.
Wie der Vater, so der Sohn, so der Heilige Geist.
Unerschaffen ist der Vater, unerschaffen der Sohn, unerschaffen der Heilige Geist.
Unermesslich ist der Vater, unermesslich der Sohn, unermesslich der Heilige Geist.
Ewig ist der Vater, ewig der Sohn, ewig der Heilige Geist.
Und doch sind es nicht drei Ewige, sondern nur ein Ewiger.
Wie auch nicht drei Unerschaffene und nicht drei Unermessliche, sondern ein Unerschaffener und ein Unermesslicher.
In gleicher Weise ist allmächtig der Vater, allmächtig der Sohn, allmächtig der Heilige Geist.
Und doch sind es nicht drei Allmächtige, sondern ein Allmächtiger.
Ebenso ist der Vater Gott, der Sohn Gott, der Heilige Geist Gott.
Und doch sind es nicht drei Götter, sondern es ist nur ein Gott.
Ebenso ist der Vater Herr, der Sohn Herr, der Heilige Geist Herr.
Und doch sind es nicht drei Herren, sondern nur ein Herr.
Denn wie wir nach Vorschrift der christlichen Lehre jede Person einzeln für sich als Gott und Herrn bekennen, so verbietet uns anderseits der katholische Glaube, drei Götter oder Herren anzunehmen.
Der Vater ist von niemand gemacht, auch nicht geschaffen, auch nicht gezeugt.
Der Sohn ist vom Vater nicht gemacht, nicht geschaffen, sondern gezeugt.
Der Heilige Geist ist vom Vater und Sohn, nicht gemacht, nicht geschaffen, nicht gezeugt, sondern hervor gehend.
Es ist also ein Vater, nicht drei Väter; ein Sohn, nicht drei Söhne; ein Heiliger Geist, nicht drei Heilige Geister.
Und in dieser Dreieinigkeit ist nichts früher oder später, nichts größer oder kleiner, sondern alle drei Personen sind sich gleich ewig und voll kommen gleich.
So ist in allem, wie schon vorhin gesagt, die Einheit in der Dreifaltigkeit und die Dreifaltigkeit in der Einheit anzubeten.
Wer daher selig werden will, muss in dieser Weise an die heiligste Dreifaltigkeit glauben. Zum ewigen Heile ist es weiterhin notwendig, dass man auch an die Menschwerdung unseres Herrn Jesus Christus aufrichtig glaube.
Der wahre Glaube fordert also, dass wir glauben und bekennen: dass Jesus Christus, der Sohn Gottes, Gott und Mensch zugleich ist.
Gott ist Er, weil Er aus der Wesenheit des Vaters von Ewigkeit her gezeugt, und Mensch ist Er, weil Er aus dem Leibe der Mutter in der Zeit geboren ist.
Vollkommener Gott und vollkommener Mensch, der aus einer vernünftigen Seele und einem menschlichen Leibe besteht.
Er ist dem Vater gleich der Gottheit nach, Er ist geringer als der Vater der Menschheit nach.
Obgleich Er Gott und Mensch zugleich ist, so sind doch nicht zwei, sondern nur ein Christus.
Einer aber, nicht als ob die Gottheit in Fleisch verwandelt wäre, sondern weil Gott die Menschheit angenommen hat.
Einer ganz und gar, nicht durch Vermischung der Wesenheit, sondern durch Einheit der Person.
Denn wie die vernünftige Seele und das Fleisch nur einen Menschen ausmachen, so ist auch Gott und Mensch nur ein Christus.
Um unseres Heiles willen hat Er gelitten, ist zur Hölle abgestiegen und am dritten Tage wieder von den Toten auferstanden;
Er ist in den Himmel auf gefahren, sitzet zur rechten Hand Gottes, des allmächtigen Vaters, von dannen Er kommen wird, zu richten die Lebendigen und die Toten.
Bei Seiner Ankunft werden alle Menschen auferstehen mit ihren Leibern und Rechenschaft ablegen über ihre eigenen Handlungen.
Und die, welche Gutes getan, werden hingehen zum ewigen Leben; die aber Böses getan, werden eingehen ins ewige Feuer.
Das ist der katholische Glaube; wer diesen nicht getreulich und fest bekennt, kann nicht selig werden.
[entnommen aus der deutschen Ausgabe des Breviarium Romanum von P. Morant, 1965]
Hat nicht speziell mit dem Athanasianum zutun: Etwas skurril fand ich es heute in der Predigt (fremder Prediger) als gegen Ende wie aus dem Nichts gegen die seit dem Mittelalter oft anzutreffende Darstellung des „Gnadenstuhles“ (s. Bild) geschossen wurde (die Predigt war insgesamt eher flach und wenig erbaulich). Diese Darstellung sei kalt und starr und nicht einladend. Diese Bemerkung trug zum Thema der Predigt nichts bei und war im Grunde überflüssig.
Zunächst
muss man wissen, dass unter „Gnadenstuhl“ eine ganze Palette an Nuancen zu finden ist. Wesentlich ist, dass Gott Vater seinen Sohn
(mit oder ohne Kreuz) hält und (meist) der Heilige Geist in Gestalt der
Taube bei ihnen ist. Eng verwandt ist die Darstellung der Taufe Jesu mit der Hand Gottes im Himmel, die den Geist als Taube auf Jesus herabsendet. Es gibt sogar Varianten als „Pietà“,
wo Jesus im Schoß des sitzenden Vaters liegt, was, mittelalterlicher Mystik entsprechend, die Trauer des Vaters besonders stark ausdrückt (manchmal hat der Vater auch die gleichen Wundmale, das ist aber theologisch eher fragwürdig). Der Prediger hatte wohl
eine frontale Darstellung mit Kreuz im Sinn. Trotzdem
ist seine Äußerung fragwürdig: Mag ja sein, dass in seinem
Kunstempfinden eine
bestimmte Variante des Gnadenstuhls keine besonders einladende oder
schöne oder sinnvolle
Darstellung ist, aber
so eine persönliche, pauschale, hingeworfene, und zudem wenig
erleuchtete „Kunstkritik“ gehört nicht in eine Predigt. Aber sei's drum...
Dabei hätte so ein Verweis auf diese Darstellungsweise der Trinität an diesem Trinitatis-Sonntag eine Steilvorlage für eine nicht nur biblische, sondern auch liturgische Predigt geboten: Der „Gnadenstuhl“ ist nämlich untrennbar vom Römischen Kanon (1. Hochgebet), dem er bis heute (nur nicht im deutschen, völlig schmucklosen Messbuch) oft vorangestellt ist: "Dich, gütiger Vater, bitten wir durch deinen Sohn, unseren Herrn Jesus Christus…" Im Grunde ist diese Darstellungsweise eine Verbildlichung dieses Hochgebets, insbesondere der drei auf die Wandlung folgenden Gebete:
„Darum, gütiger Vater, feiern wir, deine Diener und dein heiliges Volk, das Gedächtnis deines Sohnes, unseres Herrn Jesus Christus. Wir verkünden sein heilbringendes Leiden, seine Auferstehung von den Toten und seine glorreiche Himmelfahrt. …“
„Blicke versöhnt und gütig darauf nieder und nimm sie an…“
„Wir bitten dich, allmächtiger Gott: Dein heiliger Engel trage diese Opfergabe auf deinen himmlischen Altar vor deine göttliche Herrlichkeit…“
Der Vater empfängt seinen Sohn, nachdem „alles vollbracht“ war (vgl. Joh 19,28-30), zurück, und er gibt ihn zugleich, reicht ihn uns dar zur Speise im Sakrament.
Die früheste Darstellung in Verbindung mit der Bezeichnung „Gnadenstuhl“ zeigt Gottvater, wie er den Gekreuzigten hält, und zwar über dem „Deckel“ der Bundeslade, denn der (neuzeitliche) Begriff „Gnadenstuhl“ stammt aus der Lutherübersetzung von Hebr 4,16; das gleiche griechische Wort meint in Hebr 9,5 den „Deckel“ der Bundeslade (vgl. Ex 37,6: Sühneplatte) und bezeichnet somit aus alttestamentlichem Blickwinkel nichts weniger als den Ort der Offenbarung Gottes. (Genau wie das Athanasianische Credo, das sich auch unter den lutherischen Bekenntnisschriften findet, ist also auch die Gnadenstuhl-Darstellung ausgesprochen ökumenisch.) Wiederum das gleiche Wort gebraucht Paulus in Röm 3,25 („Sühnopfer“) und er beschreibt damit wunderschön, was wir in einer solchen Darstellung sehen:
»Ihn hat Gott aufgerichtet als Sühnemal - wirksam durch Glauben - in seinem Blut, zum Erweis seiner Gerechtigkeit durch die Vergebung der Sünden, die früher, in der Zeit der Geduld Gottes, begangen wurden; ja zum Erweis seiner Gerechtigkeit in der gegenwärtigen Zeit, um zu zeigen: Er selbst ist gerecht und macht den gerecht, der aus Glauben an Jesus lebt.«
Nicht
starr und kalt ist diese Darstellung, die es immerhin seit über 700
Jahren gibt, sondern ausgesprochen warm, denn sie stellt das Heilsmysterium selbst dar, das Gott Vater, Sohn und
Heiliger Geist für uns vollbracht haben und vollbringen. Es ist hoch dynamisch: Der Sohn hat uns erlöst, der Vater empfängt ihn und gib ihn zugleich, der Geist wirkt und beschirmt das Heilsgeschehen mit seinen sprichwörtlichen Flügeln. Das Athanasianische Glaubensbekenntnis macht passend dazu überdeutlich, dass und wie wir diesen einen Gott in drei Personen anbeten...