Donnerstag, 6. Februar 2020

Der Synodale Weg als Ort der Entscheidung

Der Suizidale Weg von DBK und ZDK hat zumindest dieses Positive, dass dadurch endlich die Spreu vom Weizen getrennt wird.

Endlich erfahren wir, wo die große Mehrheit derer, die in der katholischen Kirche auf deutschem Boden das Sagen haben, stehen. Nicht, dass der Sachverhalt an sich neu wäre, aber nun bekommen wir und die ganze katholische Welt es in Bild und Ton und schwarz auf weiß, dass offenbar eine große Mehrheit selbst der deutschen Bischöfe kein Interesse daran hat, an der Lehre der Kirche festzuhalten. Sie ist zur Verfügungsmasse degradiert - oberstes Kriterium ist jetzt der aktuelle Zeitgeschmack.

Die Mitglieder des suizidalen Weges, die sich gegen die Lehre der Kirche aussprechen, zeigen damit - entgegen dem, was uns unablässig über die Medien eingeredet wird -  durchaus keinen besonderen Mut. Sie wissen sich im Einklang mit der Mehrheit ihrer Zuhörer und mit der sie umgebenden Welt und Gesellschaft. Ein Bischof der sagt, dass homosexuelle Handlungen gut und richtig sind, erntet Applaus, nicht Verfolgung - und zwar an erster Stelle von den Menschen außerhalb der Kirche. Das allein müsste ihm eigentlich schon zu denken geben... Ich gehe davon aus, dass auch ein Bischof der so etwas behauptet, glaubt, aus Liebe zu jenen Menschen zu sprechen. Faktisch leistet er ihnen aber keinen Liebesdienst, denn er liefert sie der Sünde aus. Auf Gottes Barmherzigkeit und Gerechtigkeit ist aber verlass: Das Gericht wird einen solchen Bischof schwerer treffen als die, die er als Hirte in die Irre geführt hat.
Verfolgung trifft vielmehr den, der die Wahrheit der auf der Offenbarung gründenden Lehre der Kirche bezeugt (vgl. bzgl. Homosexualität meine Gedanken HIER). Dafür einzustehen, das bedeutet Mut! Denn die Angriffe und der Hass der Welt sind ihm sicher. Es ist ein Akt der Liebe, einen Menschen auf die Sünde hinzuweisen und vor ihr zu warnen - in dem Wissen, morgen vielleicht schon der Gewarnte zu sein.

Wer auf der Suche nach Gott ist sucht Wahrheit, nicht Meinungen. Wer sich anschickt Christ zu werden, weiß instinktiv, dass der Geist Gottes nicht mit dem Geist der Welt verwechselt werden kann. Der Geist offenbart den Geist (vgl. Röm 8,16; 1 Kor 2,10-13). Anziehend ist die Kirche nur, wenn sie auch zugleich anstößig ist, das weiß jeder Bekehrte. Genau an diesen gibt es aber - das weiß ich aus reichlich unmittelbarer Erfahrung - in den kirchlichen Strukturen (je verantwortlicher, desto schlimmer) einen eklatanten Mangel.

Neben diesem eher oberflächlich-soziologischen Kriterium für die Anziehungskraft und Glaubwürdigkeit der Kirche gibt es aber noch ein tiefer gehendes theologisches Kriterium, nämlich die Treue der Kirche zu Gott, dem Menschen und sich selbst. Was ich meine: Die meisten Mitglieder des suizidalen Weges sind offenbar der Ansicht, dass die Kirche in Sachen Sexualität (und damit: Ehe) und in Sachen Priestertum (nämlich: Hierarchie, Zölibat, Männern vorbehalten) seit ihrer Grundlegung vor 2000 Jahren etwas dem Menschen und der Kirche unangemessenes (ließ: falsches) gelehrt hat. Das Wesen des Menschen (Geschöpf nach dem Willen Gottes) hat sich in den letzten 2000 Jahren nicht geändert, und das Wesen der Kirche (Leib Christi, vom Heiligen Geist beseelt) kann sich nicht ändern, so wenig sich das Wesen Jesu ändern kann. Demnach hätte sich die Kirche hinsichtlich eines Grundpfeilers des Menschseins ("als Mann und Frau schuf er sie") und hinsichtlich eines Grundpfeiler der Kirche ("wir sind Botschafter an Christi statt", sagt Paulus von sich selbst) seit 2000 Jahren geirrt. Folglich wäre die Kirche nicht Leib Christi und ganz sicher nicht vom Heiligen Geist beseelt, sondern sie wäre eine menschenfeindliche und dem Willen Gottes in eklatanter Weise zuwider handelnde Räuberbande, die 2000 Jahre lang die Hälfte der Menschen ungerecht diskriminiert (weil vom Priestertum ausgeschlossen) hat und die zugleich allen Menschen eine ungerechte, ja geradezu gotteslästerliche Last auferlegt hat ("Sex gehört in die Ehe"). Dieser Vorwurf träfe dann übrigens nicht nur die katholische Kirche, sondern auch die zahlreichen orthodoxen und altorientalischen Kirchen, also alle christlichen Strömungen, die ihre Lehre und Praxis auf die Entstehungszeit des Christentums zurückführen können.
Der suizidale Weg hat das gleiche Problem, das jede Häresie hat: Die Häretiker müssen nämlich irgendwie plausibel machen, warum sich die Kirche in den (nunmehr 2000) Jahren vor der jetzt endlich in ihnen verkörperten Erleuchtung geirrt haben kann, und warum ausgerechnet sie, nach so langer Zeit, die Wahrheit erkannt haben und nun endlich Gottes Wille in der Welt geschehen kann. Was nicht widerspruchsfrei geht. In jedem Fall ist es ein selbstmörderisches Unterfangen.

Ohne Zweifel wird der suizidale Weg die katholische Kirche in deutschen Landen schwer schädigen. Das verzweifelte Ringen um gesellschaftliche Relevanz (vgl. meine Gedanken dazu HIER), das Mühen der "Hirten" um die Anerkennung der Masse wird kurzfristig Erfolg haben, doch dieser Erfolg wird genauso schnell verpuffen, wie er entstanden ist, und sich ins Gegenteil kehren. Die Anglikaner haben es uns vorgemacht: Alle Forderungen der Zeit haben sie erfüllt, mit dem Resultat, dass sich 2018 nur noch 2% der jungen Generation mit ihrer Kirche identifizierten (siehe HIER). So sehr wünschte sich das Establishment der Kirche von England Relevanz in der sie umgebenden Gesellschaft, dass es inzwischen überhaupt keine mehr hat. Die katholische Kirche in den Niederlanden ist ein anderes Beispiel, die EKD ist auch bald auf dem Level angekommen.
Relevanz hat nur, was ein eigenes Profil, eine eigene Gestalt, Form und Inhalt hat, ansonsten verschwindet es im allgemeinen Hintergrundrauschen.


Wo immer Glieder der Kirche versuchen, dem Urteil zu entgehen, das ihren Herrn getroffen hat ("Kreuzige ihn!"), gehen sie in die Irre: "Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen." Nur wenn sie das Schicksal ihres Herrn teilt, kann sie der Welt die Liebe Gottes mitteilen, denn nur so wird die Gesinnung der Menschen offenbar und sie können sich für oder gegen Gott entscheiden: 
"Denn es heißt in der Schrift: Siehe, ich lege in Zion einen auserwählten Stein, einen Eckstein, den ich in Ehren halte; wer an ihn glaubt, der geht nicht zugrunde. Euch, die ihr glaubt, gilt diese Ehre. 
Für jene aber, die nicht glauben, ist dieser Stein, den die Bauleute verworfen haben, zum Eckstein geworden, zum Stein, an den man anstößt, und zum Felsen, an dem man zu Fall kommt. Sie stoßen sich an ihm, weil sie dem Wort nicht gehorchen; doch dazu sind sie bestimmt." (1 Petr 2,6-8)

Der suizidale Weg ist ein solcher Ort der Entscheidung (gr. krisis). Und genau hierin sehe ich auch einen Grund zur Hoffnung: Wie immer in Zeiten der Anfechtung und der Verirrung, gibt es auch das Licht. Es gibt das mutige Zeugnis für die Wahrheit. Ich denke etwa an das großartige Zeugnis von Marianne Schlosser (HIER), als sie sich mit einem offenen Brief zum Thema des Frauenpriestertums vom unüberwindlich voreingenommenen suizidalen Weg distanzierte. Ich habe noch selten einen Text gelesen, der auf so berührende Weise hohe Theologie und echte Frömmigkeit verbindet. Man denke auch an die bewegenden Worte der Bischöfe Oster (HIER), Voderholzer (HIER) und (leider weniger) anderer.

Bedrängnis, Irrtum und Verheißung gehören untrennbar zusammen: 
"Denn es wird eine Zeit kommen, in der man die gesunde Lehre nicht erträgt, sondern sich nach eigenen Begierden Lehrer sucht, um sich die Ohren zu kitzeln; und man wird von der Wahrheit das Ohr abwenden, sich dagegen Fabeleien zuwenden. 
Du aber sei in allem nüchtern, ertrage das Leiden, verrichte dein Werk als Verkünder des Evangeliums, erfülle treu deinen Dienst!
[...]
Schon jetzt liegt für mich der Kranz der Gerechtigkeit bereit, den mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tag geben wird, aber nicht nur mir, sondern allen, die sein Erscheinen ersehnen." (2 Tim 4,3-5.8)

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