Ruster schlägt vor, das Priesteramt zu zerstückeln: Ausgehend von der vom Zweiten Vatikanischen Konzil stark gemachten (aber durchaus nicht erfundenen) Dreiheit des Amtes Christi als Prophet, Priester und König, an dem alle Getauften und ebenso die Priester in besonderer Weise Anteil erhalten, glaubt er, hier die Möglichkeit vorgezeichnet zu sehen, Priester zu weihen, die nur je eines dieser Ämter ausüben. Geschlecht egal. Auf einen Zeitraum von drei Jahren und auf das Gebiet eines Bistums beschränkt.
Mit anderen Worten: Thomas Ruster möchte ganz unverhohlen das Sakrament der Weihe durch drei verschiedene Beauftragungen von Laien ersetzen. Natürlich behauptet er, das Sakrament beizubehalten (der Bischof soll es tun!), so wie er auch einfach behauptet, seinem Vorschlag stünde nichts im Wege... Selten so einen Stuss gelesen.
Mich interessiert eher weniger, dass er faktisch etwas abschaffen will, was zum Kern des katholischen Glaubens gehört - das tun viele "Theologen" schon zum Frühstück -, mich interessiert hier nur seine Prämisse: Nämlich, dass man jene "drei Ämter" Christi von einander trennen kann. (Beim durchblättern des Buches hatte ich nicht den Eindruck, dass er, seine eigene Logik anwendend, in Zukunft auch drei verschiedene Taufen spenden möchte... dem Christen an sich gesteht er also zu, alle drei Ämter Christi mittels der Taufe zugleich anvertraut zu bekommen... Priester sollen/können/dürfen dies aber nicht.) Sein Vorschlag wird bestimmt begeistert aufgenommen, löst er doch, wie er selbst begeistert verkündet, scheinbar alle Probleme des Priestertums, die gegenwärtig etwa beim suizidalen Weg Thema sind...
Ums kurz zu machen: Natürlich ist das Mumpitz.
Das "Neue" am "Neuen Bund" ist ja gerade dies, dass einer gekommen ist, der, im Unterschied zum "Alten Bund" (s. Bild), alle drei "Ämter" in sich vereinigt, und der denen, die ihm nachfolgen, an diesen Anteil gibt. Prophet, Priester und König sind im neuen Bund nicht teilbar, so wenig wie Jesus Christus zerteilbar ist. Alles andere wäre ein Rückfall in eine Zeit vor der Inkarnation des Gottessohnes. Da mir gerade aber nicht nach großem Geschreibsel ist, lasse ich nun einfach noch Johannes Paul II. sprechen:
»Das II. Vatikanische Konzil hat die Auffassung vom Priestertum vertieft und es im Zusammenhang seiner Lehraussagen als Ausdruck der inneren Kräfte und "Dynamismen" dargestellt, durch die sich die Sendung des ganzen Volkes Gottes in der Kirche ausformt und entfaltet. Hier gilt es vor allem, die Konstitution Lumen gentium zu beachten und ihre entsprechenden Abschnitte aufmerksam nachzulesen. Die Sendung des Volkes Gottes vollzieht sich durch die Teilnahme an dem Amt und der Sendung Christi selber, die bekanntlich eine dreifache Dimension aufweisen: Sendung und Amt des Propheten, Priesters und Königs. Wer die Konzilstexte aufmerksam studiert, weiß, daß man eigentlich nur von einer dreifachen Dimension des Amtes und der Sendung Christi sprechen darf statt von drei verschiedenen Funktionen. Diese sind nämlich zuinnerst miteinander verbunden, sie erklären, bedingen und verdeutlichen sich gegenseitig. Folglich entspringt auch unsere Teilnahme an der Sendung und dem Amt Christi aus dieser dreifach gegliederten Einheit. Als Christen, als Glieder des Volkes Gottes und später dann als Priester, die in die hierarchische Ordnung der Kirche eingefügt sind, verdanken wir unseren Ursprung der Gesamtwirklichkeit der Sendung und des Amtes unseres Meisters, der zugleich Prophet, Priester und König ist. Für ihn sollen wir in der Kirche und vor der Welt besondere Zeugen sein.«
(aus: Papst Johannes Paul II., Schreiben zum Gründonnerstag 1979 "Novo incipiente", an alle Priester der Kirche über den priesterlichen Dienst; HIER nachzulesen)
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